Mariela
Die Umstände sind passend: es ist sehr früher Morgen und der Rest meiner Familie liegt noch in den Federn. Also nutze ich diese Gelegenheit und teste a quiet morning der exzellenten Duft-Manufaktur Miller et Bertaux. Mitgebracht haben die beiden Designer die Inspiration dazu aus Indien. Der Name allein weckt bei mir hohe Erwartungen. Nicht dass ich ein passionierter Frühaufsteher wäre, aber wenn ich dann doch mal sehr früh wach bin genieße ich diesen Augenblick sehr. Vor allem jetzt, im doch sehr warmen Frühling, ist das Licht ganz besonders und die Stadt noch ruhig. Ob a quiet morning die passende Begleitung für diese besonderen Morgenstunden ist?
Die Ingredienzen lesen sich gut. Kopfnote: Kurkuma, Safran. Herznote: Basmati-Reis, Palmblüte, Neroli. Basisnote: Sandelholz, Zedernholz.
Ein wunderschöner süß-aromatischer Safran macht den Anfang, sanft eingehüllt in eine warme Kurkuma-Wolke. Der Duft dieses Duos schafft in meinem Kopf eine waschechte Indien-Impression, bei der natürlich auch Basmati-Reis nicht fehlen darf. Reis ist in vielen Kulturen ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, man denke nur an den westlichen Hochzeitsbrauch, ein frischgebackenes Ehepaar mit Reis zu bewerfen. In Indien wird Reis als Verkörperung von Lakshmi, der Göttin von Glück und Wohlstand verehrt.
Zusammen mit dem blumig-süß erstrahlenden Neroli erinnert mich a quiet morning eher an Reiskuchen, ohne jedoch all zu gourmand zu wirken. Da ich keinerlei Vorstellung habe, wie Palmblüte riechen soll kann ich gar nicht genau sagen, ob man die Zutat herausriecht.
Sandel- und Zedernholz in der Basis wirken unheimlich beruhigend und harmonisierend. Der warm-holzige Duft tröstet und spendet Kraft. Ein sehr kontemplatives Parfum! Ähnlich wie Spiritus / land #2 ist er von äußerster Komplexität und meiner Meinung nach rundum gelungen. In meiner Vorstellung riecht Indien genau so! Ich kann nur sagen: perfekt umgesetzt, volle Punktzahl und ein guter Begleiter nicht nur für Morgenstunden!
Harmen
Einen ruhigen Morgen habe ich heute auch erlebt, bis einmal wieder Baumfällarbeiten vor dem Haus begannen. Bei dem Namen unseres heutigen Kandidaten „a quiet morning“ muss ich unwillkürlich an einen Sommermorgen denken: es ist noch kühl, aber der blaue Himmel verspricht einen warmen Tag. Es riecht angenehm nach frisch gesprengtem Rasen, die Stadt wird langsam betriebsam und man ahnt schon die Menschenmengen, Gerüche, den Lärm – aber das alles ist noch fern. Eine erwartungsvolle Ruhe, die innere Einkehr vor den Aufgaben des Tages… ich gebe zu, dass ich nun einigermaßen hohe Ansprüche an den Duft habe. Die Schriftzeichen auf dem Fläschchen deuten nach Indien, so dass ich zumindest einen würzigen oder orientalischen Einschlag erwarte.
Also wird der ruhige Morgen auf den Streifen gesprüht und siehe da es geht gleich würzig-frisch los. Kurkuma ist hierfür verantwortlich und auch die Hölzer in der Basis lassen sich ausmachen. Gespannt war ich auch, ob ich den Basmati-Reis in der Herznote herausriechen könnte, und sofern man die Ingredienz kennt, kann man sich auf diese getreidige Assoziation einlassen. Wie schon bei „Spiritus/land“ haben wir es hier mit keinem Dufthammer zu tun – der Duft ist, wie der Name schon verrät, still, zurückhaltend, dezent. Auf der Haut nehme ich weiche, ledrige Anklänge wahr und komischerweise ein Hauch Gewürznelke, vielleicht auch Lakritze. Schlägt mir hier vielleicht Neroli ein Schnippchen?
Der Duft gefällt mir ausnehmend gut, er ist ein stilles Understatement und wirkt gerade auf der Haut durch seine weiche Ledrigkeit sehr kultiviert. Ein Duft für beide Geschlechter, eine Meditation ohne Räucherwerk, eine leichte Nachdenklichkeit und innere Ruhe für Dauergestresste und diejenigen, die es nicht mehr sein wollen.
Begeisterte Grüße von
Harmen
Danke für Eure schönen Beschreibungen, sie sind heute zum Wochenanfang einfach perfekt.
A Quiet Morning ist ausserdem mein liebster Duft von Miller et Bertaux.
Herzliche Grüsse
Jutta L.