ÆTHER ist mittlerweile fester Bestandteil der populären Moleküldüfte und hat sich ganz der wunderbaren Welt der synthetischen Duftstoffe verschrieben. So zelebriert die Marke nach eigenen Angaben den „Rausch der Chemie“ und lässt in einem „olfaktorischen Kamikaze“ die elementaren Moleküle „zu bizarrer Abstraktion explodieren, zu einem schönen Fremden.“ Das klingt aufregend, revolutionär und schraubt meine Erwartungen entsprechend nach oben.
Hinter der Marke ÆTHER stecken übrigens die beiden bekannten Parfümeurinnen Amélie Bourgeois und Anne-Sophie Behaghel. Die künstlerische Leitung ist wiederum die Aufgabe von Nicolas Chabot, den man unter anderem vom Relaunch der historischen Marke Le Galion kennt. Weitere Hintergründe zu ÆTHER findet Ihr in diesem Artikel, denn die Marke ist im Duft-Tagebuch keine unbekannte.
IT’S Æ SIN
Das neue Duo wurde offenbar von der Musik inspiriert. IT’S Æ SIN bezieht sich natürlich auf den weltbekannten Hit der Pet Shop Boys aus dem Jahr 1987. Verändert wurde nur ein Buchstabe, „a“ wurde zu „Æ“, der ÆTHER-typischen Ligatur von A und E, wie man die Verschmelzung zweier Buchstaben nennt.
„ IT’S Æ SIN
PET SHOP BOYS
EVERYTHING I’VE EVER DONE
EVERYTHING I EVER DO
EVERY PLACE, I’VE EVER BEEN
EVERYWHERE I’M GOING TO
IT’S Æ SIN…“
Ist es eine Sünde, besonders viel Ambroxan in einem Duft zu verwenden? Ganze 40 % sollen es sein. Bei Ambroxan denke ich zum Beispiel an Not a Perfume von Juliette Has a Gun, das meines Wissens ausschließlich aus diesem Duftstoff besteht. Genauso wie Molecule 02 von Escentric Molecules, das ich hier einmal vorgestellt habe: „Escentric Molecules 02 – voll auf Ambroxan“. Jedenfalls ist Ambrox oder Ambroxan genau der Bestandteil, der die legendäre graue Ambra so unnachahmlich duften lässt.
Ambroxan zeigt sich mir wieder einmal nicht so richtig – oder eben in all seiner Flüchtigkeit. Weich, samtig, sauber und einfach unwiderstehlich. Auf der Haut geht es mit würzig-fruchtigem rosa Pfeffer los und dann nehme ich vor allem aromatischen, lakritzigen Mastix wahr, dessen Noten von krautiger Immortelle unterstrichen werden. Passend hierzu stimmt Weihrauch in den harzigen Chor ein, abgerundet von einem vanillig-herben Hauch Tonka. All dies schwebend und umhertreibend in einer Überdosis Ambroxan. Natürlich riecht man, dass der Duft nicht gerade aus Mutter Naturs Busen getropft ist. Es handelt sich hier klar um einen synthetischen Duft, der aber zu seiner Identität steht. Ich finde ihn sehr anziehend. Ein schöner Schwall Masticha auf warmer Haut.
THE SHOW MUSK GO ON
Nein, es geht hier glücklicherweise nicht um den allgegenwärtigen Elon. The Show Must Go On war die letzte Queen-Single vor Freddie Mercurys Tod im November 1991 und inspirierte den Namen, bei dem „Must“ schlichtweg durch „Musk“ ersetzt wurde. Ha! Wird das wohl eine Moschuskreation sein, wie ich scharfsinnig kombiniere?
„ (…) THE SHOW MUST GO ON
FREDDY MERCURY – QUEEN
I’LL FACE IT WITH A GRIN
I’M NEVER GIVING IN
ON WITH THE SHOW (…) „
THE SHOW MUSK GO ON und was für eine Show! Mann, riecht der gut. Moschus, Moschus über allem. Erst auf der Haut entfaltet er seine volle Pracht: Wie schon beim Vorgänger, bei dem alles im Ambroxan-Aquarium schwamm, wurden die Duftnoten auch hier in ein ganzes Fass Moschus getaucht. Neben der Moschusweichheit trägt trocken-cremig-herbes Sandelholz die Komposition, begleitet von realitätsferner Rose, irrealer Iris und nonchalantem Neroli. Wie gesagt, alles synthetisch, weswegen auch diese Noten etwas entrückt wirken. In Summe ein Moschusduft mit cremigen und floralen Anklängen.
Ich bin begeistert von beiden Kreationen und nehme mir hiermit vor, noch ein paar weitere Düfte aus dem ÆTHER zu fischen und hier zu besprechen.
Kennt Ihr die Kollektion und habt Ihr Favoriten? Wie steht Ihr zum Thema synthetische Düfte?
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