Talco und Musk Complexity von New Notes – Pudrige Duftgrüße

Im zweiten Teil unserer kleinen Serie zu der jungen italienischen Nischenduftmarke New Notes möchte ich Euch die beiden Kreationen Talco und Musk Complexity vorstellen. Gestern standen Rosa Limone und Osmanto Shock auf dem Programm im Duft-Tagebuch. Wer neu hier ist oder dies verpasst hat, kann gerne hier nachlesen. Am kommenden Dienstag werde ich dann die beiden Extraits de Parfum Queen of the Sea und New Leather rezensieren. Von Caramelo Vanilla fehlt mir bislang leider die Probe, daher kommt mein Beitrag zu diesem Duft erst später.

Contemporary Blend vs. Hologram

Während die fünf Düfte Rosa Limone, Osmanto Shock, Talco, Queen of the Sea und New Leather zu der Contemporary Blend Collection der Marke New Notes gehören, ist Musk Complexity der bislang erste und einzige Duft der Hologram Collection. Doch was unterscheidet diese?

Die Contemporary Blend Collection nutzt die „symbolträchtigsten Essenzen der Parfümerie“ und kombiniert diese mit einzigartigen und gegensätzlichen Noten, um so ein völlig neues Dufterlebnis zu erschaffen. Die Hologram Collection erzeugt dagegen einen besonders tiefschichten und facettenreichen Duft, indem mehrere unterschiedliche Duftnoten verwendet werden, die den gleichen olfaktorischen Grundton besitzen.

„Die Überlappung verschiedener Töne der gleichen Note, als Brücke für alle anderen, erzeugt kaleidoskopische und unkonventionelle Extrakte.“ Klingt kompliziert, aber ich glaube, beim Test von Musk Complexity werden wir verstehen, was genau damit gemeint ist.

Talco – sanft wie ein Babypopo

Dem offiziellen Pröbchen des Dufts Talco hat New Notes das Bild eines Babys beigefügt, welches bäuchlings und mit den Beinen strampelnd auf einem cremefarbenen Fell liegt, der nackte Popo mit weißem Puder bedeckt. Es dürfte sich also um eine Kreation handeln, die dem Duft von Babypuder respektive dem einzigartigen Duft von Babys huldigt.

Christian Calabrò, seines Zeichens Parfümeur aller New-Notes-Kompositionen, entwickelte Talco aus den Ingredienzien Bergamotte, Jasmin, Damaszener Rose, Pudrige Noten, Rose, Ylang-Ylang, Iris, Rosenholz, Vanille, Tonkabohne, Ambra, Hölzer und Moschus.

Weich, weicher, Talco

Lieblich, warm und pudrig ist Talco vom ersten Schnupperer an. Sehr floral empfinde ich den Duft, insbesondere Ylang-Ylang nehme ich deutlich wahr, mit seinen cremigen und tropisch anmutenden Nuancen. Jasmin und Iris unterstreichen dessen Blütenfacetten, verleihen dem Duft eine unglaubliche Weichheit, kuschelig und sanft.

Talco evoziert eine überaus behagliche Wohlfühlatmosphäre, auch wenn mich der Duft nicht per se an Babypuder erinnert. Zumindest nicht an den, den man hier kaufen kann. Eventuell riecht der italienische Babypuder anders? Hat hier jemand Erfahrungen? Aber Pudernoten trägt Talco definitiv in sich, trocken und cremig zugleich, intensiv und doch dezent, außergewöhnliche schneeweiße Facetten.

Nach und nach zeigen sich auch sanft würzige Nuancen. Zarte Vanille, warme Hölzer und dezente Tonkabohne verschmelzen mit samtiger Ambra und Moschus und runden das Puderspektakel Talco überaus stimmig und gekonnt ab.

Puderfreunde aufgepasst! Talco könnte genau das Richtige für Euch sein. Ein floral-lieblicher Duft mit ausgeprägter Pudernote und einem zart-würzigen und warmen Ausklang. Watteweich und in strahlendem Weiß gehalten ist die Kreation ein zurückhaltendes, aber doch präsentes Extrait de Parfum, das überaus betörend und sinnlich anmutet. In meinen Augen eher feminin, dafür zu jeder Gelegenheit und zu jeder Jahreszeit tragbar. Nur an besonders warmen Tagen wäre mir die Kreation zu pudrig, da greife ich persönlich eher zu einem frischen Duft wie etwa Rosa Limone. 🙂

Musk Complexity – Hologram Collection

Musk Complexity dreht sich – der Name lässt es bereits erahnen – um Moschus, um die verschiedenen Facetten des animalischen Duftstoffs, der wie kaum ein anderer verführerisch, behaglich und intim wirkt. Moschus besitzt einen Hauch von Unschuld und ist dennoch auch erotisch, sinnlich und betörend. Pudrig, cremig, holzig, animalisch, Moschus trägt so viele verschiedene Nuancen in sich und ich bin gespannt, wie Christian Calabrò diese olfaktorische Tiefe, diese mannigfaltigen Ausprägungen in Musk Complexity umsetzt und unterstreicht.

Er vereint für die erste Kreation der Hologram Collection die Duftnoten Zitrone, Bergamotte, Ingwer, Petitgrain, Rote Früchte, Rum, Florale Noten, Jasmin, Labdanum (Zistrose), Kardamom, Zuckerrohr, Zimt, Patchouli, Guajakholz, Sandelholz und Moschus.

Willkommen im Dufthimmel

Hesperiden und Rote Früchte, in kristallinen Zucker getaucht, eröffnen Musk Complexity. Die zitrische Schärfe von Ingwer gesellt sich hinzu. Von Anfang an wird das Extrait de Parfum von warmen und würzigen Nuancen untermalt, die cremig, sanft und überaus samtig sind. Diese werden im Folgenden etwas intensiver, bleiben aber stets im stilvollen Rahmen. Auch die Süße nimmt zu und eine zarte Rauchigkeit durchzieht den Duft leise und meditativ.

Die Blüten nehme ich maximal als cremige Untermalung wahr, dafür ist die Zistrose deutlich erschnupperbar, nuanciert von feinstem Kardamom und einer Messerspitze Zimt. Karamellige Akzente vereinen sich mit samtig-warmem Sandelholz und Moschuspuder, um schließlich nach einer langen und überaus köstlichen Zeit schließlich auszuklingen. Umwerfend!

Musk Complexity ist ein warmer, dezent animalischer und würziger Moschusduft, der den besonderen Rohstoff in all seinen Facetten widerspiegelt. Cremig, pudrig, holzig, balsamisch, lieblich, ein Wohlfühlduft par excellence, mit dem man sich geborgen fühlt, der Behaglichkeit und Vertrautheit ausstrahlt wie die Umarmung eines geliebten Menschen. Eine Kreation, ganz im Stile der bisher getesteten drei Vorgängerdüfte und merklich die gleiche Handschrift tragend. Sehr elegant, sehr sinnlich und überaus modern ist Musk Complexity ein toller erster Duft der Hologram Collection, der richtig Lust auf weitere Kompositionen aus dieser Linie macht. Mein persönlicher Favorit im direkten Duftvergleich des heutigen Tages und damit eine dicke Testempfehlung meinerseits an Euch! 🙂