Das polnische Nischenduftlabel Bohoboco lancierte im letzte Jahr die beiden Extraits der Parfum Yellow Rose Incense und Dark Vinyl Musk, die schon eine Weile bei mir in meiner Zu-Testen-Box auf eine Bewertung harren. Heute ist nun also ihr großer Tag, in dem die beiden Düfte im Rampenlicht stehen dürfen.
Ursprünglich als Concept-Fashionlabel gegründet von dem Designer-Duo Kamil Owczarek und Michał Gilbert Lach, wandelte sich Bohoboco im Laufe der letzten Jahre vom einer Modemarke hin zu einem reinen Duftlabel. Mitbegründer Owczarek stieg außerdem aus dem Unternehmen aus und Lach machte alleine weiter. Parfümeur des polnischen Dufthauses ist Gérard Anthony, der die kraftvollen und ausdrucksstarken Kreationen für Bohoboco entwickelt.
Yellow Rose Incense – Rose & Weihrauch
Yellow Rose Incense vereint im Namen Rose und Weihrauch, die Duftnoten nennen auch Nelke, Zimt, Adlerholz (Oud), Ambra, Patchouli, Benzoeharz und Weißer Moschus. Ich habe die leise Hoffnung, dass sich der Weihrauch auch wirklich durchsetzen wird in dieser Kreation.
Dass ihm das gerne mal dominante Adlerholz nicht den Rang abläuft, sich die rosige Gespielin schnappt und mit ihr eine kesse Sohle auf das olfaktorische Parkett legt. Nein, liebes Oud. Halte Dich dezent zurück und lass Deinem harzigen Duftbegleiter den Vortritt. Ich bitte Dich!
Yellow Rose Incense ist eine süchtig machende Kombination aus kontrastreichen und überraschenden Noten.
Sah ein Oud ein Röslein stehen …
Süßliche und dezent zitrische Rose trifft auf Gewürznelke, Adlerholz und Weihrauch, wobei das Oud hier doch eher den Draufgänger spielt und dem Weihrauch den Rang abläuft. Benzoeharz und Ambra unterlegen dieses florale, harzige und würzige Quartett mit warmen und balsamisch anmutenden Milchschokoladennoten, die von einer gewissen Schärfe begleitet werden.
Die Rose sonnt sich im Licht der Kreation und präsentiert sich als üppige, helle und stolze Blüte, die sich ihrer Wirkung und Anmut durchaus bewusst zu sein scheint. Im Hintergrund zeigt sich hier und da der Patchouli mit cremig-erdigen Nuancen, die mit zart-pudrigem Moschus vergesellschaftet sind. Mit sanft-harzigen und lebhaften Rosennoten klingt der Duft ganz allmählich aus.
Kein komplett neuer und überraschender Ansatz, den Bohoboco mit Yellow Rose Incense verfolgen, dennoch eine absolut schöne Oudrose mit würziger Weihrauchbegleitung, die die Betonung auf eine eher helle und strahlende Königin der Blumen legt, als auf die Räucherharze. Präsent und durchaus intensiv ist das Extrait de Parfum, das auch mit einer soliden Haltbarkeit aufwartet. Ich würde den Duft für besondere Anlässe und zum Ausgehen auftragen, da ich ihn nur als bedingt büro- und alltagstauglich empfinde. Jahreszeitlich sehe ich Yellow Rose Incense mehr in Herbst, Winter und an kühleren Frühlingstagen. 🙂
Dark Vinyl Musk – Vinyl & Moschus
Auch in den Duftnoten von Dark Vinyl Musk findet sich eine Rose, die hier mit Sandelholz, Labdanum (Zistrose), Styraxharz, Weihrauch, Balsamische Noten, Moschus, Ambra und Leder kombiniert wird. Doch ist hier das Hauptaugenmerk auf die animalischen Facetten des Moschus gerichtet, als dessen duftender Gegenspieler dunkles Vinyl genannt wird.
Hier meint Bohoboco sicherlich nicht eben jenes Polyvinylchlorid, das gemeinhin auch unter dem Namen PVC bekannt ist. Der Pressetext gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um eine Schallplatte – übrigens ebenfalls aus Polyvinylchlorid – handeln dürfte, die umgangssprachlich ja auch gerne als Vinyl bezeichnet wird bzw. wurde. Schwarz sind die runden Tonträger auch, das passt also.
Der jazzige Duft von schwarzem Vinyl kombiniert mit einhüllendem Moschus, schafft eine Metapher für schöne und schwierige Momente, Höhen und Tiefen.
Smoother Duft zum Grooven
Pudrig und weich zeigt sich Dark Vinyl Musk als dunkler, dezent rauchiger und warmer Moschusduft, der mit samtigen Rosennoten und einer balsamischen Harzigkeit untermalt ist. Die Harze geben in dem Extrait de Parfum von Bohoboco alles und verleihen ihm sanft-süßliche, holzig-ambrierte und ledrige Facetten, die unglaublich fluffig und watteweich wirken. Zarte Weihrauchwölkchen ziehen durch das Duftgeschehen, sehr entspannt und überaus ruhig.
Überhaupt ist Dark Vinyl Musk ein unglaublich gelassener Geselle. Als jazzig würde ich ihn nicht bezeichnen, denn Jazz empfinde ich persönlich immer als etwas Wildes, Turbulentes und mitunter auch Anstrengendes. Vielleicht habe ich meinen persönlichen Zugang zum Jazz noch nicht gefunden. Wer dies anders sieht, möge mir verzeihen. 😉
Dark Vinyl Musk von Bohoboco ist aber ein absolut grooviger und geschmeidiger Duft, der meditativ, friedvoll und eher leise wirkt. Hautnaher und weniger präsent als unser erster Kandidat heute, der ja doch recht markant und üppig auftrat. Nein, Dark Vinyl Music ein zurückhaltender, kuscheliger Moschusduft mit sanften, ledrig-rauchigen Rosennoten, der universell einsetzbar und tragbar ist. 🙂
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