Brigitte Witschis Duft edelweiss aus ihrer Bergduft-Kollektion ist dem wohl bekanntesten Pflänzchen der Alpen gewidmet, jenem vieldeutigen, das als das Symbol der Alpinisten gilt.
Hoch auf Felsen, nah beim Eis, nahe bei dem Licht der Sterne blühst du, holdes Edelweiß, allen andern Blumen ferne, fern von aller Frühlingslust einsam an der Felsen Brust. Hermann LinggJene kleine Pflanze hört auf diverse, zum Teil klangvolle Namen wie Stella Alpina, der Alpenstern, Löwenfuß oder Katzenpfötli, Wullblume, Irlweiß und Edelweiß. Das mittlerweile stark gefährdete und streng geschützte Edelweiß ist ein echter Sonderling: Klein und wollweiß-filziger Anmutung bevorzugt es felsige Kalksteinumgebung in Höhenlagen von zwischen 1800 und 3000 Metern und wächst auf steinigen Wiesen und Kalksteinfelsen – dabei ist es vermutlich kein ursprünglicher Alpenbewohner, sondern sehr wahrscheinlich ein zentralasiatischer Einwanderer.
Um das Pflänzchen ranken sich viele Sagen: So ist es wohl aus heißen Tränen entstanden, welche die Eisjungfrau weinte ob ihres geliebten und leider untreuen Jägermannes. Aus lauter Verzweiflung darüber stürzte sie sich in eine Gletscherspalte. Ihre Tränen glitzerten bis heute in Form des Alpensterns an schroffen Felsen und sollen, wie gemein, jene Begehrenden, die ihm habhaft werden wollen, aus Rache wanken lassen und in den Abgrund reißen. Im Italienischen erzählt man sich, das Edelweiß käme vom Mond oder wäre wahlweise eine Seele eines kleinen verstorbenen Leuchtkäferchens – weitere nette Details lassen sich vorzüglich hier nachlesen.
Jene Pflanze aus der Familie der Korbblütler fand darüber hinaus nicht nur in Asterix Verwendung als Bestandteil eines heilenden Trunks, es werden ihr schon seit je her heilende Eigenschaften unterstellt: So wurde Edelweiß früher mit Milch und Honig verkocht gegen Bauchschmerzen eingesetzt, was ihm den bayrischen Kosenamen „Bauchwehbleaml“ einbrachte. Seine Popularität in den Sagen dehnte sich auch auf das Alltagsleben der Menschen aus: Es wurde zum Beispiel dazu verwendet, Kühen geschwollene Euter einzureiben, um die bösen Geister zu vertreiben, die jene „gebissen“ hatten. Des weiteren wird ihm nachgesagt, eine Art Liebesamulett zu sein und Liebe stiften zu können – natürlich auch dort, wo sie vielleicht eigentlich nicht von selbst entstehen mochte. Dieser vermeintliche Liebeszauber scheint ursächlich dafür verantwortlich gewesen zu sein, das Edelweiß fast ausgerottet zu haben.
Witschi orientiert sich mit ihrem Duft edelweiss natürlich nicht an dessen fragwürdiger Heilwirkung auf kranke Kuheuter, sondern bezieht sich auf das Edelweiß und seinen mysteriösen Liebeszauber, seine Symbolkraft als Liebesbeweis. So lag ihr daran, mit edelweiss einen Duft zu schaffen, der „seine Trägerin mit einer reinen Frische umstrahlt, die sich im Laufe der Zeit in einen magischen pudrigen Hauch verwandelt.“
edelweiss beginnt im Auftakt in der Tat luzide strahlend, ein unidentifiziertes fruchtiges Etwas (Mandarine? Pfirsich?), das von einem Hauch zitrischem Traubenzucker sowie Zitronenbaisernoten weich umhüllt wird. Die Verknüpfung zum Duft ist gelungen – ich assoziiere Weiches, Wollenes, Filzig-Samtiges sowie alle möglichen Spielarten der Farbe Weiß. Im Laufe der Zeit zeigt sich das Herz vorsichtig mit zurückhaltenden Blüten – Jasmin, überaus zivilisiert und für mich hier lediglich als Weißblüher zu erkennen, sowie Iris in einer pudrig-samtenen Interpretation. Die Basis rundet den Duft mit Tonkabohne, jener Vanilleschwester, ab und senkt einen Schleier von Mandelpuder über das ganze olfaktorische Geschehen.
Alles in allem ein schönes Pendant zur Blüte: Sanft und weich, aber eigenwillig und nicht ohne Reize, leuchtend in den hellsten Tönen.
Wenn hier überhaupt ein Vergleich gestattet sein mag, erinnert mich der Duft in seiner Richtung ein wenig an Andreas Reichenbergs Signatureduft, falls diesen jemand kennt.
Morgen geht es weiter mit dem letzten Duft der Bergduft-Kollektion – bis dahin alles Gute und liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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