Der dritte Teil meiner Rezensionsreihe zu Pierre Guillaumes insgesamt acht Düfte umfassender Kollektion Huitième Art beinhaltet auch, Nomen est Omen, noch drei Düfte.
Naïviris, Duft Nummer 6, erinnert in der Tat nur dem Namen nach an Guillaumes kleinen Ausflug zu Laboratorio Olfattivo, für die er Daimiris schuf. „Ein Passionsbaum, unvermeidlich in Rot… Ein galantes Stelldichein von afrikanischer roter Iris (Kigelia Africana) mit würzigem Aroma und warmem, animalischem Zebranoholz.“ Eine fatale Leidenschaft: Iris, selbst schon erdig-ledrig in inniger Umarmung mit Hölzern. Der Duft oszilliert zwischen Wärme und einer Kühle und entwickelt in der Basis Momente, die mich an jene hypnotisierende saubere Weiche von Tann Rokkas Kisu erinnern sowie an Montales Ouddüfte, allen voran den sowohl eigen- wie einzigartigen Steam Oud. [Edit: Der Name kam, wie ich aus sicherer Quelle weiß, von einer Wortspielerei mit der Iris, natürlich, aber auch der aussagekräftigen Kombination von NOT und NAIVE ;)]
Duft Nummer 7, Fareb, wird als „frisch, aromatisch, harzig, würzig und holzig“ beschrieben sowie: „Ein einfacher Balsam, eine unruhige Duftnote, die ihre Ausgangsstoffe in einer rohen, reinen Form zusammenführt. Ein „Bois d’Immortelle“- Doppelakkord mit einem Hauch von Leder und warmem Sand sowie Ginsengauszügen für einen nie da gewesenen, glühenden und kräftigen Grundton. “
Immortelle, jene italienische Strohblume, ist natürlich immer sehr sehr charakteristisch. Man liebt sie oder man hasst sie, dazwischen gibt es nichts: Staubtrocken und extrem würzig präsentiert sie sich, gewürzig anmutend, und zaubert fast immer im Vorbeigehen ordentliche Lederakzente. Das gestaltet sich hier nicht anders, der Wüstensand darunter sei ihr ebenfalls gegönnt während der Ginseng sich vermutlich hinter dem nächsten Gestrüpp verkrochen hat – mir zumindest mag er sich nicht offenbaren. Dafür offenbart sich mir etwas anderes: Der Name Fareb hat wohl im Englischen die Entsprechung delusion – falls ich mit meiner Recherche hier falsch liegen sollte, mag man mich als Sprachkundiger gerne eines Besseren belehren bitte! Delusion wiederum kann für alles Mögliche stehen, für Wahn(vorstellungen) sowie für Täuschung, Trugbild als auch für ein Phantom. Und für Verlockung. Verlockend ist der Duft in jedem Fall. Aber jene nie da gewesene Einzigartigkeit, die mag ich ihm nicht attestieren – zu sehr erinnert er mich an jemand, der auch Zeit seines Lebens Wahnvorstellungen verschiedenster Art hatte: An den Marquis de Sade, jenen mit der Zahl 1740 ergänzten Duft aus dem Hause Histoires de Parfums. [Edit: Hier habe ich mich verstiegen mit den Namensassoziationen – tja, so ist das halt liebe Herren Parfumeure, wenn vorab keine Infos darüber vorliegen 😉 Der Name FAREB steht schlicht für: „Frais, Aromatique, Resineux, Epicé, Boisé in french.“]
Sucre d’Ébène, Duft Nummer 8, ist der letzte Streich und wiederum ein Schmankerl für unsere Naschkatzen: Dem „zärtlichen Hauch des Passat-Windes“ ist er gewidmet und wartet mit braunem Zucker, Hamamelis (oder auch Zaubernuss) und Benzoeharz auf. Das Zuckertütchen zückt Guillaume bereits am Anfang und lässt diesen ein wenig karamellisieren, auf dass er mitsamt dem Benzoeharz eine süße und für meine Nase immer leicht an Knetmasse erinnernde Note erhält (die ich zum Beispiel auch in Hypnotic Poison von Dior immer entdeckt habe – weiß jemand, von was ich spreche?). Die Zaubernuss nusst ein wenig herum, erinnert aber ansonsten eher an würzige Muskat(nuss), während das ganze Düftlein von Ferne Parfumerie Générales Louanges Profanes zuwinkt.
Samtig-harzig und dunkel-zuckrig sowie von karamellisiert-süßer Puder-Staubigkeit. [Edit: Guillaumes Namensassoziation: „SUCRE D’EBENE: because it’s a non shiny, „mat“ sugar built with some woods and balm expressing something brown or dark like ebony…“]
Habt Ihr schon getestet? Und wie sieht es aus, sind Must-Haves dabei, welche Düfte gefallen Euch besonders gut, welche weniger?
Gespannte Grüße,
Eure Ulrike.
Nun durfte ich (endlich!) einige der Düfte probieren.
Spontan verliebt habe ich mich in Sucre d’ebene (die Haken und Ösen lasse ich jetzt mal weg), ein sehr leckerer Duft und dabei nicht langweilig – rauchiges Karamell – schmacht, Creme brulee ganz kalorienarm;-), Vohina (Lavendelhonig an Heu – Deine Beschreibung ist natürlich schöner) und Ambre ceruleen. Letzter hat aber das Pröbchenstadium – vielleicht zum Glück fürs Konto;-) – leider nicht überlebt, da ich heftigst allergisch reagierte. Tja, Pech halt, ändert aber nichts an der Begeisterung für diesen schönen dunklen und doch sanften Duft.
Fareb, der letzte der „Probanden“ ging leider gar nicht bei mir – da ich nur indische Garküche roch (ist schon manchmal komisch mit der Hautchemie, Nase und/oder Einbildung).
Auf die anderen Düfte bin ich auch noch sehr gespannt – eine potentiell gefährliche, weil suchterzeugende Linie!
Nachtrag:
Einen haben wir noch – Ciel d’airan, den Birnenbaumduft. Der hat mir auch sehr gefallen, da authentische Birne, soweit ich das beurteilen kann, und dennoch nicht süß. Flüchtig, elegant… leider bei mir zu flüchtig. Wie schade! Aber vielleicht ändert sich das ja beim nächsten Testlauf. Wäre nicht der erste Duft, der beim ersten Schnüff von der Haut verschlungen wird und plötzlich / nach einigen Monaten zum absoluten Volltreffer wird – *hoff!*