Mit der Beschränkung auf diese Worte würde man dem heute rezensierten Duft aus dem Hause Calé Fragranze d’Autore sicherlich Unrecht tun. Und doch steckt in der Aussage, wie so oft, ein Körnchen Wahrheit, ist die Duftkomposition nach einem Ort respektive einer Räumlichkeit benannt, die aus wenig anderem als heißer Luft besteht.
Nein, ich spreche hier nicht von einer Sauna, obgleich ich einen solchen Parfumnamen zugegebenermaßen schon ganz ulkig fände. Der Name des heute besprochenen Heißluftduftes ist Tepidarium. Klingt für meine Ohren ein bisschen nach einer Mischung aus altertümlich-medizinischem Instrument, Klosterzeremonie und Sanatorium ist aber nichts anderes als ein Wärmeraum mit beheizten Bänken, Liegen, Wänden und Fußboden, in dem eine konstante Temperatur von 38-40°C herrscht. Der Unterschied zu Saune und Dampfgrotte ist nicht nur die weitaus geringere Temperatur, sondern auch die Wasserdampfsättigungsrate der Luft, sprich: die Luftfeuchtigkeit. Während diese in Sauna und Dampfgrotte sehr hoch ist, sind sie in einem Tepidarium sehr niedrig: die Luft ist trocken. Wie der Name schon vermuten lässt, war der Wärmeraum bereits ein fester Bestandteil der Badekultur im Römischen reich. Und da der Römer an sich die Dinge ja gerne mal ganz unverblümt beim Namen nannte bedeutet das lateinische Wort „tepidus“ auch nichts anderes als „lauwarm“.
Traditionell wird ein Tepidarium leicht bekleidet betreten, beispielsweise in einem Bademantel oder einer Kutte. Die trockene Wärme in diesen Räumen, die nur ein paar Grad Celsius über der normalen Körpertemperatur des Menschen liegt, wirkt nicht nur entspannend und durchblutungsfördernd, auch diverse andere positive Effekte werden diskutiert, wie etwa die Linderung von Rheuma oder die begünstigend-heilende Wirkung bei Gefäßkrankheiten und leichten Infektionen und Erkältungen.
In Anbetracht der Großwetterlage und der fortgeschrittenen Jahreszeit hätte ich persönlich nichts gegen eine zum Tepidarium umgebaute Wohnung. Oh ja, das würde mir Frostbeule, glaube ich, ganz gut gefallen. Wenn nur der damit verbundene immense Anstieg der Heizkosten nicht wäre… 😉
Das Tepidarium des Mailänder Nischenduftlabels Calé Fragranze d’Autore wurde im Jahr 2008 lanciert und wird vom Unternehmen selbst in die Kategorie „zitrischer Moschusduft“ gesteckt. Hinzu kommen noch ein paar poetische Worte vom Meister selbst:
A moment’s relaxation in the middle of your holiday, before you decide how best to while away the rest of the time you have set aside for a temporary break from your work and your commitments. Moments like these deserve to be savoured to the full, in the utmost peace and quiet.
Ein Moment der Entspannung in der Mitte der Ferien, kurz bevor man sich überlegt, wie man den Rest der Zeit vertrödelt, die man sich von Arbeit und anderen Verpflichtungen frei genommen hat. Momente wie diese müssen bis zum letzten ausgekostet werden, in äußerstem Frieden und Ruhe. Grundsätzlich stimme ich Herrn Levis Ausführungen mehr als zu und freue mich schon auf einen Duft, der mir einen kleinen Urlaub im Alltag ermöglicht. Wie es scheint, ein weiterer Faulenzduft aus dem Hause Calé!
Die Duftnoten: Grapefruit, Zitrone, Rum, Akazienblüte, Magnolie, Pina Colada, Vetiver, Weißer Moschus, Grüntee.
Wieder einmal divergieren Teststreifen und Haut. Wir beginnen, wie üblich, mit dem Papier, auf dem der angeblich entspannte Wärmeraumduft einen Schnellstart hinlegt, ganz im Stil der Düfte in den Vorgängerrezensionen. Frisch aufgesprüht zeigen sich sehr süße, floral-zitrische Noten, die beinahe überfallartig von sahniger Piña Colada eingenommen werden. Die cremige Kokos-Ananas-Kombi verleiht dem Duft ein fruchtig-tropisches Aroma. Immer mal wieder blitzen Nuancen von Zitronen, Orangen und Mango auf, fruchtig-süß und saftig, die das olfaktorische Obsalat-Flair des Duftes noch unterstreichen. Zur Abrundung mischen sich schließlich noch Vetiver und Grüntee unter das fruchtige Spektakel, akzentuieren den Duft durch beinahe minzig anmutende, kühlende Frische und die charakteristischen Noten von aromatisierten getrockneten Grünteeblättern.
Meine Haut beginnt vielversprechend mit lecker-likörigen Rumnoten, die sehr schnell in eine weich-sahnige Cremigkeit übergehen und damit leider an Intensität und Aroma verlieren. In dieser dumpfen Sahnenote dümpelt Tepidarium eine Zeit lang vor sich hin, bevor sich eine subtile Fruchtnote den Weg zur Oberfläche bahnt. Eine fluffige Mango-Papaya-Note, zwar fruchtig, aber eher wie in einen Wattebausch gepackt, die mich in Kombination mit der Sahne an eine der vielen Fruchtcremes aus der Drogerie erinnert.
Ein eher leichter Tropifruttiduft für die wärmere Jahreszeit oder wärmere Gefilde, der das Sommer-Sonne-Strand-Feeling sehr schön einfängt. Mich persönlich erinnert er allerdings doch ein wenig zu sehr an die bereits genannten aromatisierten Sommereditionstees respektive an ähnlich duftende Körpercremes mit Waikiki Beach-Aroma.
Einen schönen Tag wünscht Euch,
Eure Stephanie.
Schreibe den ersten Kommentar