Weiter geht es mit ArteOlfatto und den Düften Primero Marocaine und Sublime Molécule, nachdem ich Euch gestern bereits die prächtige Blüten-Gewürz-Kombination Yakamoz und den pudrig-cremigen Hesperiden-Orangenblütler Calar del Sole vorstellen durfte (nachzulesen hier). Die Nischenduftmarke mit Sitz in Mailand überrascht und überzeugt mich immer wieder mit ihren Kompositionen und so bin ich gespannt, welche Schätze ich heute vor mir liegen habe.
Primero Marocaine – Olfaktorisches Haschisch
Für besagtes Rauschmittel scheint ArteOlfatto duftmäßig eine Schwäche zu haben, denn neben dem neu lancierten Primero Marocaine gibt es bereits eine Kreation namens Black Hashish, die 2014 auf den Markt kam und die ich ebenfalls schon rezensiert habe (nachzulesen hier).
Wie meine Recherche ergeben hat, versteht man unter Primero eine marokkanische Haschischvariante, die sich durch einen hohen Gehalt an THC auszeichnet und beim Erhitzen das Volumen vergrößert. Primero scheint eine höherwertige Haschischsorte zu sein, wobei die Qualitäten hier wohl auch schwanken.
In Primero Marocaine aus dem Hause ArteOlfatto finden sich selbstverständlich nicht tatsächlich berauschende Inhaltsstoffe, der Duft soll hier für Verzückung und vielleicht auch für Entrückung sorgen. Inwiefern das zutrifft, werdet ihr gleich erfahren. Die Duftnoten sprechen jedenfalls schon eine üppige Sprache: Zimt, Muskatnuss, Safran, Tabak, Cannabis, Patchouli, Zedernholz, Vetiver, Sandelholz, Guajakholz, Tonkabohne, Leder, Ambra, Moschus und Vanille weisen den Weg hin zu einem Duft, der ein richtiger Kracher sein könnte.
Marokkanische Duftträume
Tiefgold und üppig zeigt sich Primero Marocaine im Duftauftakt. Satte Gewürze wie Muskatnuss und Safran treffen auf die strahlende Honigsüße des Tabaks, der so reichhaltig und zart fließend anmutet. Bald schon erscheinen die herb-krautigen, von einer subtilen Bitterkeit durchzogenen Noten des Cannabis, die dem Duft eine neue olfaktorische Richtung weisen.
Guajakholz, Vetiver und Patchouli sorgen in der Kreation von ArteOlfatto für rauchig-erdige und trockene Holzfacetten, die den vormaligen Goldton abdunkeln, ihm zusätzliche Tiefe und eine Spur von Düsterkeit verleihen. Schwarz ist das Leder, das sich im Folgenden ins Duftgeschehen hineinschiebt. Schließlich klingt Primero Marocaine dank Vanille und Ambra mit einer zarten, lieblichen und warmen Untermalung aus.
Primero Marocaine ist ein üppiger und warmer Duft, der mit den Noten von Gewürzen, von Tabak und Cannabis spielt, die von holzig-erdigen und rauchigen Nuancen begleitet werden. Eine kraftvolle Kreation, die uns da das Haus ArteOlfatto beschert. Vermutlich kein Duft für jeden, denn als gefällig würde ich das Extrait de Parfum nicht bezeichnen. Man muss die Üppigkeit, die Präsenz und auch die mitunter deutliche Herbe der Kreation schon mögen. Wenn diese Voraussetzungen aber stimmen, könnte es durchaus die große Liebe werden. 🙂
Sublime Molécule – Rauch und Leder
Was sich unter dem Begriff Sublime Molécule verbirgt, war nicht so offensichtlich herauszubekommen wie bei den anderen drei vorhergehenden Düften, bei denen mich eine kurze Recherche bereits zum Ziel führte. Doch auch bei unserem vorerst letzten Kandidaten aus dem Hause ArtOlfatto bin ich schließlich – nach nicht allzu langer Zeit – zu einem Schluss gekommen, darüber, was uns der Name denn eigentlich eventuell sagen möchte.
Unter dem chemischen Begriff der Sublimation versteht man – ich zitiere Wikipedia, weil die das so schön erklärt haben – „den Prozess des unmittelbaren Übergangs eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand, ohne sich vorher zu verflüssigen“. Man könnte nun also annehmen, dass ein solches Molekül, welches eben jenen Prozess durchlaufen hat, zu der Kreation inspirierte. Es kann aber auch ohne Weiteres sein, dass Sublime Molécule nichts anderes als „vortreffliches Molekül“ im Sinne von großartig, fantastisch und außergewöhnlich bedeuten soll. Als Naturwissenschaftlerin finde ich natürlich, dass meine erste Folgerung durchaus Sinn ergeben könnte. Aber Zweiteres kann ich eben auch nicht ausschließen. 😉
Was ich nun aber nicht glaube, ist, dass ArteOlfatto uns hier einen Molekülduft im Stile von Escentric Molecules, Zarkoparfumes etc. kredenzt. Oder etwa doch? Die Duftnoten Mandarine, Grapefruit, Rosa Pfeffer, Koriander, Veilchenblätter, Rose, Iris, Jasmin, Tiaré, Zedernholz, Moschus, Vanille, Benzoeharz, Myrrhe, Leder, Ambra und Moschus lassen eher auf eine üppig-orientalisch anmutende Komposition schließen.
Vortreffliches Molekül
Rauchiges Leder bestimmt den Auftakt von Sublime Molécule aus dem Hause ArteOlfatto, untermalt von einer sanften Hesperidenkühle und der dunkel-pfeffrigen Schärfe von Gewürzen. Durchaus intensiv und präsent ist die Kreation, in der nach und nach eine Facette auftaucht, die mich an chinesischen Gunpowder-Tee erinnert.
Grünlich-krautig und herb, von einer nicht zu verachtenden Rauchigkeit durchzogen, die genau wie eben jene Grünteekügelchen bzw. deren Aufguss riechen. Wärme suche ich in dem Extrait de Parfum bisher vergeblich. Der Duft ist nach wie vor kühl und dunkel. Trockene Hölzer sorgen für zusätzliche Bodenhaftung. Dicht gepackt und äußerst komplex schreitet Sublime Molécule durch den Duftverlauf, aber auch voller Stolz und Anmut.
Sublime Molécule ist ein präsenter und intensiver würzig-rauchiger Holzduft, der dunkel, rau und überaus markant ist. Eine weitere Kreation, die mit Ecken und Kanten kreiert wurde. Kein gefälliger Duftgefährte, sondern einer, der auffällt, der ein Zeichen setzt und nicht umsonst in der Nische anzutreffen ist. Entwickelt sich auf Eurer Haut auch diese tolle Gunpowder-Teenote? Das würde mich wirklich interessieren. Das Extrait de Parfum von ArteOlfatto ist in meinen Augen eher ein Duft für den Abend oder besondere Anlässe, den ich mir aber durchaus ganzjährig tragbar. 🙂
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