Mit Yakamoz und Calar del Sole geht die Duftgeschichte der italienischen Marke ArteOlfatto weiter. Was mich sehr erfreut, denn das Label rund um den Gründer Luigi Nappo begleite ich hier im Duft-Tagebuch nun schon seit mehreren Jahren. Und so fühlt es sich für mich immer fast so an, als träfe ich einen alten Bekannten wieder, wenn eine mir so vertraute Marke einen neuen Duft lanciert und ein Pröbchen davon auf meinem Schreibtisch landet.
Ich empfinde es immer als besonders spannend, wenn hinter einem Duft eine gewisse Geschichte, ein bestimmter Bezug zu etwas steckt, was sich eventuell bereits im Namen der Kreation verbirgt. Man taucht in die Tiefen des Internets ab, recherchiert mal mehr, mal weniger erfolgreich und wird schließlich fündig oder auch nicht. Die Duftkompositionen von ArteOlfatto sind hier in der Regel dankbare Rechercheobjekte, die zu deren Namen man normalerweise stets etwas Verwertbares findet. So auch zu unseren heutigen beiden Kandidaten Yakamoz und Calar del Sol.
Yakamoz – im Schein des Mondes
Was gleich zu Beginn ins Auge sticht, sind die offensichtlich neu belabelten Flakons, die nun nicht mehr mit einem dunkelbraunen, sondern einem glänzend goldenen Etikett versehen sind. Dieses Facelift gefällt mir sehr gut, verleiht es den Düften doch eine noch edlere Optik, die ihren inneren Werten absolut gerecht wird.
Yakamoz, das ergab die Recherche schnell, bezieht sich auf ein türkisches Wort, das mitunter als eines der bekanntesten in der türkischen Sprache ausgelobt wird. Es bedeutet übersetzt so viel wie „Meeresleuchten“ und ist ebenso der Begriff für die Reflexion des Mondes auf einer Wasseroberfläche. Wie umständlich die deutsche Sprache da doch wieder einmal ist. Mehr als eine Handvoll Wörter braucht es hierzulande, um jenes nächtliche und romantisch angehauchte Lichtspektakel zu umschreiben. Yakamoz überzeugte auch die Jury des Contests „Das schönste ABC der Welt“ aus dem Jahre 2007, der von dem Magazin Kulturaustausch und dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart durchgeführt wurde, und landete deshalb auf Platz 1.
Die Duftnoten von Yakamoz aus dem Hause ArteOlfatto verzücken mich durchaus: Bergamotte, Feige, Muskatnuss, Zimt, Ylang-Ylang, Jasmin, Rose, Patchouli, Ambra und Vanille sind die Zutaten dieser Hommage an die Schönheit des Mondes und seines Widerscheins auf Wasser.
Reflexion des Vollmonds
Yakamoz betritt die Bühne direkt nach dem Aufsprühen in vollster Pracht. Üppig, intensiv und verführerisch betört das Extrait de Parfum mit einem imposanten Blütenbouquet aus Ylang-Ylang, Rose und hell-cremigem Jasmin. Gewürze akzentuieren die floralen Noten, insbesondere die aromatische Frische der Muskatnuss nehme ich hier wahr. Bergamotte und Feige sorgen für unterschwellige herb-grünliche Nuancen, die mal mehr, mal weniger deutlich zu erschnuppern sind.
Dicht gepackt und überaus komplex erscheint Yakamoz aus dem Hause ArteOlfatto, in den nach und nach dunklere und wärmere Facetten einfließen. Ambra und Patchouli sorgen für Tiefe und Volumen. Ihre Noten erinnern an feinstes Wildleder, an prächtige Hölzer, die edel und voller Stolz auftreten. Dunkle und verführerische Vanille rundet die Kreation schließlich überaus harmonisch ab.
Yakamoz von ArteOlfatto ist eine prächtige Mischung aus Blüten und Gewürzen, abgerundet durch ambriert-holzige Noten. Ein Duft, dem Kraft, Präsenz und auch eine gewisse Süße innewohnt, der verführt, betört und umgarnt. Ein Extrait de Parfum, das in meinen Augen eher zum Abend passt, zu besonderen Anlässen oder dem romantischen Date mit dem Liebsten. Eine wunderschöne Kreation, die Freunde von würzigen Blütendüften unbedingt auf ihre To-try-Liste setzen sollten. 🙂
Calar del Sole – der Untergang der Sonne
Vom Mond zur Sonne. Was passt besser, als eben jene zwei für uns so wichtigen und auch alltäglichen Himmelskörper in dieser Rezension zu kombinieren? Der Sonne als unsere Wärme- und Lichtquelle bzw. deren Untergang huldigt Calar del Sole aus dem Hause ArteOlfatto, denn „Sonnenuntergang“ ist die deutsche Übersetzung des italienischen Begriffs. Ein faszinierendes Naturschauspiel, das allabendlich viele verzückt, das auf Fotos und Gemälden festgehalten wird, das romantisch und stimmungsvoll zugleich ist. Ob am Meer, in den Bergen, vom Garten, Balkon oder dem heimischen Fenster aus beobachtet, der langsam am Horizont verschwindenden Sonne wohnt ein ganz besonderer Zauber inne.
Die italienische Amalfiküste mit ihrer pittoresken Landschaft, den bunten Häusern, den Stränden, dem azurblauen Meer. Das klingt definitiv nach einem Hesperidenduft, denn die Zitrusfrüchte sind eine Delikatesse der Region und so typisch italienisch. Bergamotte, Zitrone, Orangenblüten, Ambra, Jasmin, Vanille, Moschus und Kaschmirholz sind die olfaktorischen Zutaten von Calar del Sole, die für mich hervorragend zu einem Sonnenuntergang an der Amalfiküste passen.
Sonnenuntergang vor Amalfi
Wunderschöne und pudrig-cremige Zitrusnoten eröffnen Calar del Sole, watteweich und sonnig. Die Hesperiden und Orangenblüten strahlen um die Wette. Jasmin unterstreicht die cremig-floralen Nuancen, die von lieblich-würziger Vanille akzentuiert werden.
Sehr leicht, hautnah, aber doch präsent zeigt sich das Extrait de Parfum von ArteOlfatto als Inbegriff eines sommerlichen, sonnigen und mediterran anmutenden Dufts, dem gleichzeitig Wärme wie auch ein Hauch von Kühle innewohnt. Sanft und samtig mit zartem Moschuspuder und ambriert-holzigen Kuschelnoten klingt die Komposition langsam aus.
Freunde von pudrigen und sommerlich-sonnigen, mediterranen Zitrusdüften mit deutlicher Orangenblütennote dürften an Calar del Sole ihre wahre Freude haben. Der Duft ist cremig und hell, von sanft-floralen Hesperidennuancen durchzogen und wirkt so leicht, so unbeschwert und so entspannt. Ein Extrait de Parfum, das hervorragend in die wärmere Jahreszeit passt und hier eigentlich zu nahezu jeder Gelegenheit getragen werden kann. Bravissimo!
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