Die Vorbereitungen für dieses Interview mit Olivia Bransbourg von Sous Le Manteau laufen bereits seit letztem Sommer. Unser Kontakt begann kurz nach der Veröffentlichung meiner beiden Rezensionen zu den Düften der Marke im letzten Mai (nachzulesen hier und hier). Seither schreiben wir uns mal mehr, mal weniger regelmäßig und heute schließlich ist es so weit! Unser Interview ist fertig und kann veröffentlicht werden. Grund für diese lange Zeit der Vorbereitung– nun ich möchte es nicht Verzögerung nennen, es war eher ein Reifeprozess – war der, dass Olivia und ich die Lancierung des neuen Dufts von Sous Le Manteau abwarten wollten: Odisiaque No.6. Dieser ist inzwischen ganz offiziell erhältlich und natürlich bekommt Ihr ihn auch bei Aus Liebe zum Duft.
Olivia, die Gründerin der Marke, ist mir im Laufe des letzten halben Jahres mailfreundschaftlich richtig ans Herz gewachsen und ich werde unsere Korrespondenz tatsächlich vermissen. Vielleicht ergibt sich ja mal ein persönliches Treffen auf einer der vielen Duftmessen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Herzlich willkommen im Duft-Tagebuch: Olivia Bransbourg. 🙂
Liebe Olivia, Sous Le Manteau ist Dein zweites Duftlabel, nachdem Du Dir zuvor als Gründerin des Magazins ICONOfly einen Namen gemacht hast. Wie hast Du den Sprung von einer Zeitschrift über Modeaccessoires zur Gründung Deines eigenen und ersten Duftlabels ATTACHE MOI geschafft? Haben Düfte schon immer zu Deinem Leben gehört?
Vielen Dank Julia, für die Gelegenheit, meine Geschichte mit Deinen Lesern zu teilen. Es ist mir eine große Ehre. Und ja, Parfüms und Düfte im Allgemeinen waren für mich schon immer präsent, schon sehr früh, fast zwanghaft. Ich sammelte und prägte mir Proben ein, füllte meine Wände mit Parfümwerbung.
Als ich mit Anfang dreißig das Printmagazin ICONOfly ins Leben rief, war das ein neues Kapitel, das sich für mich ganz selbstverständlich anfühlte. Ich war begeistert, dass ich Parfümeure wie Jean-Claude Ellena oder Christine Nagel zur Mitarbeit einladen konnte. Die Gründung von ATTACHE MOI war dann der natürliche nächste Schritt und gab mir die Möglichkeit, auch mit Nicolas Bonneville und Shyamala Maisondieu zu arbeiten.
Was war für Dich ausschlaggebend für die Gründung von Sous Le Manteau? Hattest Du schon lange ein zweites Duftlabel im Sinn oder kam die Idee durch den Flohmarktfund des Buches aus dem 19. Jahrhundert?
Es hätte eine lange Geschichte sein können, aber tatsächlich war nichts wirklich geplant. Ich lernte einen neuen Freund in New York kennen. Wir unterhielten uns über Parfums und die Idee von Liebestränken, die ich faszinierend fand. Ich stellte monatelang Nachforschungen an … und diese führten mich 2016 zu einem Flohmarkt in Paris, wo ich auf einige alte Amtsbücher mit Rezepten für Liebestränke stieß. Der Rest ist Geschichte.
Die Düfte von SLM sind in Zusammenarbeit mit der Parfümeurin Nathalie Feisthauer entstanden. Kanntest Du sie schon vorher oder habt Ihr Euch erst während der Zusammenarbeit bei Sous Le Manteau kennengelernt?
Ich lernte Nathalie 2006 kennen. Damals war ich besessen von Putain des Palaces, das sie für État Libre d’Orange entworfen hatte. Ich wusste, dass wir eines Tages etwas zusammen machen würden. Sie hat ein immenses Talent. Es hat 10 Jahre gedauert. Ich habe auf den richtigen Zeitpunkt, auf das richtige Projekt gewartet.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit Nathalie Feisthauer? Inwieweit warst Du in den kreativen Prozess eingebunden?
Ich schickte Nathalie die Rezepte, die ich in den alten Büchern gefunden hatte, damit sie die Originalrezepte nachkochen konnte. Auch heute noch tauschen wir Originalrezepte im privaten Kreis aus. Ich bat sie dann, die Rezepte für die Liebenden des 21. Jahrhunderts zu modernisieren. Wir tauschten uns einige Male transatlantisch darüber aus bis ich ihr meine Zustimmung gab. Wir waren und sind immer noch dabei, neue Rezepte zu beschaffen und zu diskutieren.
Ihr habt also für die Düfte von Sous Le Manteau alte Liebestrank-Rezepte modernisiert. Wie schwierig war dieser Transformationsprozess?
Die Originalrezepte waren erstaunlich. Der Prozess selbst war kompliziert und erhaben. Das Ergebnis ist bezaubernd und belebend.
Kannst Du uns für jede Kreation von Sous Le Manteau zwei Schlüsselwörter nennen, die die Düfte in Deinen Augen beschreiben?
Poudre Impériale ist würzig und heilig. Für eine suchende Persönlichkeit.
Fontaine Royale ist ein Gourmand und verspielt. Für eine romantische Persönlichkeit.
Cuir d’Orient ist umhüllend und warm. Für eine ruhige Persönlichkeit.
Essence du Sérail ist aufreizend und üppig. Für eine herzzerreißende Persönlichkeit.
Vapeurs Diablotins ist sexy und furchtlos. Für eine dominante Persönlichkeit.
Odisiaque No.6 ist kontemplativ und eifrig. Für eine Persönlichkeit, die auf der Suche ist.
Hast Du einen Lieblingsduft in der Kollektion von Sous Le Manteau und/oder einen, auf den Du besonders stolz bist?
Eigentlich bin ich auf jeden von ihnen stolz. Obwohl ich persönlich am häufigsten Poudre Impériale trage – tagsüber jedenfalls. Und Vapeurs Diablotines in der Nacht. Und jetzt natürlich auch Odisiaque No.6!
Gibt es einen Duft, der Dich Dein ganzes Leben lang begleitet und inspiriert hat?
Nein, es ist wie mit der Kunst oder der Musik. Alles hat seine Zeit und die Geschmäcker entwickeln sich weiter, nicht wahr? Parfums, die ich vor Jahrzehnten geliebt habe – wie z. B. Loulou, Chanel No.5, Eternity, Mitsouko, Tabac Blond oder Eau d’Hermès -, lösen immer noch Nostalgie aus, wenn ich sie sehe oder rieche. Aber ich habe mich weiterentwickelt und würde sie heute nicht mehr tragen. Jedoch haben sie mich definitiv zu dem gemacht, was ich heute bin!
Gibt es ein bestimmtes Motto, nach dem Du lebst? Was macht Dich glücklich?
In zwei Worten: Carpe Diem. Wenn ich mehr ins Detail gehe: Reisen an entlegene Orte. Wandern mit meiner Familie. Das Betrachten von Gemälden – aus dem 17. Jahrhundert sowie zeitgenössische – und Fotografien aus den 1930er Jahren. Ich lerne derzeit, komplexere Rezepte zu kochen. Und Dinge mit meinen Händen machen …
Gibt es etwas, ohne das Du nicht sein kannst?
Roter Lippenstift, Parfüm auf meinen Handgelenken und meinem Hals und ein Buch in meiner Tasche.
Was können wir für die Zukunft erwarten?
Aufregende Dinge. Sollten wir das nicht alle tun?
Liebe Olivia, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
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