Nun ist das Jahr schon so weit vorangeschritten; Oktober, Zeit der Ernte und der Weinlese. Das Erntedankfest war zwar schon vor drei Wochen, nichtsdestotrotz möchte ich heute und in meinen nächsten Rezensionen, Düfte vorstellen, die meines Erachtens ganz hervorragend zum zehnten Monat unseres Kalenders passen.
Goldener Oktober – der Herbstmonat trug früher auch den Namen Gilbhard beziehungsweise Weinmonat. Ersteres wegen der Gelbfärbung des Laubes, zweiteres wegen der in diesem Monat stattfindenden Weinlese. Doch nicht nur Wein wird im Oktober geerntet, auch allerlei anderes Obst, Gemüse und Getreide.
Allgegenwärtig ist der Kürbis, dem am letzten Tag des Monats, zu Halloween, eine ganz besondere Ehre zuteilwird. Aufgeschnitten, ausgehöhlt und mit einer Fratze versehen, ziert er als natürlicher Dekokerzenständer so manches Heim. In dieser Hinsicht kann man ihn fast bemitleiden: Armer Kürbis! Andererseits ist er aber auch ein äußerst leckerer Geselle, die Schale kann man ja vom Halloween-Aushöhl-Modell ohnehin nicht essen, das Innere dafür aber zu allerlei köstlichen Süppchen, Aufläufen und Kuchen verarbeiten…. Mmmmh!! Mir läuft schon das Wasser im Munde zusammen. Bin ich doch selbst ein gieriger Kürbisvertilger und freue mich schon im Frühjahr auf die allherbstliche Kürbiszeit (im Gegensatz dazu kann ich schon im Herbst das nächste Frühjahr kaum erwarten, denn was ich an saisonalem Gemüse ebenso gerne verspeise, wie Kürbis ist Spargel, am liebsten grüner! Leeeecker!!).
Doch da die Duftnote Kürbis in Parfums bisher noch extremste Mangelware ist (spontan fällt mir nur État Libres Tilda Swinton-Hommage Like This ein), widmen wir uns heute nicht dem Verwandten von Melone, Gurke und Zucchini, sondern einem Früchtchen, dass ich erst vor kurzer Zeit in natürlich-roher Form für mich entdeckt habe, während ich Saft und Marmelade schon länger zu schätzen wusste: die Birne.
Wie auch Apfel, Kirsche, Erdbeere, Pflaume, Mandel und Brombeere gehört auch die Birne zu den Rosengewächsen, ist also mit den wunderschön anzuschauenden und oftmals lieblich duftenden Rosen verwandt. Zur Frucht selbst gibt es ansonsten wenig zu berichten: Die Bäume (selten auch Sträucher) sind zumeist sommergrün, die Blüten weiß oder rötlich, die Früchte sind rundlich bis charakteristisch birnenförmig. Die Birne fröstelt gerne, weshalb sie in allzu nördlichen Breiten nicht vorkommt (Skandinavien, zum Beispiel, ist schon zu kalt), zu heiß und schwül sollte es aber auch nicht sein. Sie ist ja schließlich keine Tropenfrucht. Dafür ist sie aber ziemlich alt, die Kulturbirne. Bereits im Altertum war sie bekannt. Die Babylonier kultivierten sie ebenso, wie die Griechen und Römer in der Antike. Auch in Mitteleuropa war die Rosenverwandte keine Unbekannte. Erste Funde stammen hier aus dem Neolithikum, also der Jungsteinzeit; entdeckt wurden sie am Bodensee, dessen Umland ja auch heute noch beliebtes Anbaugebiet für allerlei Obst und Gemüse ist. Man greift hier also auf Altbewährtes zurück! 🙂
Als Duftnote findet die Birne eher selten Verwendung, ist aber definitiv häufiger vertreten als die vorhin erwähnte Duftnote Kürbis. Einen sehr hübschen Weihrauch-Birne-Pflaumenduft hat uns Ulrike vor einigen Monaten bereits vorgestellt, nämlich Assenzio aus der Borsari Arte-Kollektion. Der ebenfalls schon rezensierte Fontana di Trevi-Duft Nummer 14 kombiniert Birne mit Ambra und Patchouli – ein Früchtchen für Kuschelmomente.
Für meine heutige, morgige und die montägliche Rezension habe ich mir drei recht unterschiedliche Birnendüfte ausgesucht, die ich jetzt aber noch nicht verraten werde. Ihr wisst schon: Spannungsbogen!! 🙂
Beginnen möchten wir heute mit Annick Goutals Petite Chérie. Die Duftnoten: Pfirsich, Birne, Moschus-Rose, Gras, Vanille. Frau Goutal kreierte diesen Duft in Zusammenarbeit mit Isabelle Doyen im Jahre 1998 und widmete ihn, wie auch schon Eau de Camille, ihrer Tochter Camille, die die Mutter liebkosend Petite Chérie zu nennen pflegte. Laut Hersteller ist Petite Chérie ein fruchtiger Florale mit Moschusnoten, der an die Wangen eines jungen Mädchens erinnern soll, die man am liebsten von Herzen küssen möchte. Ein Geschenk an die geliebte Tochter Camille, die das Unternehmen Goutal nach dem viel zu frühen Tod der Mutter im Jahre 1999 weiterführt.
Teststreifen und Haut zeigen einen ähnlichen Verlauf, aber nicht ganz identischen Verlauf. Auf dem Papier beginnt Petite Chérie intensiv-fruchtig und süß. Saftige Birnennoten sind sehr deutlich wahrnehmbar. Reif und tropfend-süß. Nach und nach zeigen sich florale Noten, die deutliche Birnennote bleibt aber weiter an der Spitze des olfaktorischen Rennens. Sehr zart, leicht, luftig und extrem feminin präsentiert sich der Duft auf dem Teststreifen. Auf der Haut wirkt er dagegen weitaus präsenter, zumindest zu Beginn, aber auch hier verliert sich Petite Chérie nach nicht allzu langer Zeit in einer grünlich-sauberen Note, die deutlich fruchtige (auf der Haut) beziehungsweise florale (auf dem Teststreifen) Anklänge besitzt und erstaunlich langanhaltend ist (zumindest auf meiner Haut).
Wie ein Bad in frisch gepresstem Birnensaft. Sehr authentisch, unschuldig und unglaublich romantisch. Diesen Duft könnte ich mir prima als Hochzeitsduft vorstellen; oh ja, ganz hervorragend passt er zu einem bezaubernden weißen Kleid. Außerdem erinnert er mich an frisch gebackene Birnentarte. Warm-duftende und vanillige Birnen, die samtig auf der Zunge zergehen, auf einem Bett aus pudrig-weichem Mürbteig – ein wahrer Birnenschmaus! 🙂
Einen schönen Tag wünscht Euch,
Eure Julia, die jetzt erstmal einen Kuchen, nee: eine Tarte backen wird. 🙂
Hallo liebe Stephanie,
schöner Beitrag, obwohl ich dem Petit Cherie nicht wirklich was abgewinnen konnte, werde nicht wirklich warm mit den Goutal-Düften.
Bei Deinem letzten Satz dachte ich aber eher Du schreibst gleich: „Jetzt geh ich mir ein Brautkleid aussuchen….“ und nicht dass Du eine Tarte backen gehst 🙂
Guten Start in die Woche und liebe Grüsse,
Margot
lecker …. jedenfalls die Beschreibung!
der Duft ist MIR zu …. kindlich?
liebe Grüße, Angelika