bringt uns heute in den hohen Norden – naja, mich zumindest, da ich ja hier ganz, ganz im Süden Deutschlands hause – , genauer gesagt nach Hamburg. Dort ist nämlich der Sitz eines Unternehmens, das hier im Blog bisher erst ein Mal zum Zuge kam (ich sehe schon, ich mutiere hier zu einer Art Mutter Theresa; kümmere ich mich doch in letzter Zeit hauptsächlich um rezensionsmäßig benachteiligte Duftschmieden). Völlig zu Unrecht, wie Uli und ich uns einmal wieder einig sind! Doch jetzt will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen, wer denn unsere heutige
Bei Uli bin ich das erste Mal über die Raumdüfte des Hamburger Unternehmens von Rainer Diersche gestolpert, was an und für sich nicht schwer ist, steht doch in ihrer Wohnung in jedem Raum und Räumchen einer der Diffusoren und ich würde mich nicht wundern, wenn sie auch die Küchenschränke… 😉 Wie Ihr seht, Uli ist auf jeden Fall ein großer Fan der Linari-Raumbeduftung. Die sind aber auch zu schick, die Diffusoren. Und erst der Duft… habe mir in der Zwischenzeit das Probenset zukommen lassen und werde da wohl in nächster Zeit zuschlagen müssen – der böse Bestellfinger. 😉
Da Uli im Herbst letzten Jahres bereits in der Rezension des Raumduftes Natale das Unternehmen samt Konzept vorgestellt hat, werde ich darauf der Einfachheit halber zurückgreifen, statt großer Reden zu schwingen:
Bereits in der Vergangenheit bewies Linari eindrücklich, dass Diersche sowohl ein glückliches Händchen als auch Auge und Nase für seine Produkte hat: Die gesamte Linie überzeugt optisch in schöner Less-is-more-Manier, wie Bauhaus-Pionier Mies van der Rohe wohl attestiert hätte, durch Minimalismus und eine klare Formensprache. Die Verpackungen sind puristisch und pur, visuell als auch haptisch – die verwendeten Materialien wie beispielsweise Holz, Stahl, Glas und Samt zollen diesem Credo Tribut und gewinnen durch ihre gewollte Schlichtheit erst recht an Präsenz – simply perfect, könnte man sagen. Mir persönlich als Fan von reduziertem Design jedenfalls gefallen sie ausnehmend gut.
Der schönen Hülle wohnt darüber hinaus auch ein schöner Geist inne: Diersche konnte für seine Duftkollektion, die größtenteils aus Diffusoren und einigen Raumsprays besteht, jedoch auch um bisher vier bemerkenswerte Parfums ergänzt wurde, seit je her anerkannte Parfumeure gewinnen: Altmeister Egon Oelkers ist da vertreten, genauso wie Bernard Ellena (der Bruder von Star- und Hermès-Hausparfumeur Jean Claude Ellena), Marc vom Ende, Mark Buxton (bekannt u.a. durch seine Comme des Garçons Düfte) und seine reizende Schwester Karoline, ebenfalls Parfumeurin.
Doch wollen wir uns heute nicht mit den Raumdüften des Hauses Linari beschäftigen, sondern den Eau de Parfums. In Zusammenarbeit mit den oben genannten Herren Buxton und Oelkers entstanden im Jahre 2008 vier Düfte, die sich rein optisch an die Less-is-More-Vorgaben der Raumdüfte halten. Die beiden heute rezensierten Düfte stammen beide aus der Feder, äh Nase von Top-Parfumeur Mark Buxton, der (wie oben erwähnt) für eine Vielzahl der Comme des Garçons-Kreationen verantwortlich ist, aber auch für Givenchy, Versace, Paco Rabanne und Burberry tätig war. Im Jahre 2008 lancierte er außerdem seine eigene Parfumlinie, die auch im ALzD-Sortiment zu finden ist.
Doch nun zu den Düften. Unsere heutige Nummer eins trägt den malerischen Namen Angelo di Fiume, dessen Übersetzung „Engel des Flusses“ mich ein wenig an „Die Nebel von Avalon“ (oder so etwas in die Richtung) erinnert. Belassen wir es also lieber beim klangvollen Italienisch. Die Duftnoten: Kirsche, Bergamotte, Himbeere, Orange, Ylang-Ylang, Rose, Jasmin, Karamell, Bourbon-Vanille, Sandelholz, Benzoeharz, Weißer Moschus, Patchouli.
Frisch aufgesprüht zeigen sich sofort süßes Karamell und dunkle Früchte. Kirsche und Himbeere sorgen für eine dezente säuerliche Frische, über die eine weich-warme Karamellsoße fließt. Pudrige Moschusaspekte kommen hinzu. Benzoeharz unterstreicht die cremige Gourmandnote mit vanillinen Schokoladennoten. Der Duft zeigt sich auf dem Teststreifen intensiver und fruchtiger als auf der Haut, wo er eher zurückhaltend bleibt. Ein wunderschöner Gourmandduft, der mich an ein nicht zu süßes Kirschkaramell-Bonbon erinnert. Transparent und vollkommen entspannt. Einfach deluxe!
Unser zweiter Testkandidat trägt den Namen Notte Bianca – zu deutsch: Schlaflose Nacht. Die Ingredienzien: Pink Grapefruit, Bergamotte, Orange, Sternanis, Wermut, Gewürznelke, Salbei, Kaschmirholz, Vetiver, Tonkabohne, Weißer Moschus, Ambra.
Vorweg sei gesagt, dass der Teststreifen mich etwas enttäuscht hat. Zu herb, zu scharf, zu bitter-holzig, beinahe übermännlich und dazu noch mit keinem wirklich erkennbaren Duftverlauf. Schade! Dafür wurde ich aber auf der Haut mehr als entschädigt: Kräuterlikörnoten, gespickt mit Sternanis und Gewürznelke, verbinden sich mit herb-frischen Hesperiden. Der Duft ist sehr komplex, die Duftnoten nur schwer voneinander trennbar. Die krautigen Gewürznoten werden nach und nach weicher; Ambra und Tonkabohne wärmen den Duft auf cremig-balsamische Art und Weise. Holzig-warm klingt der Duft aus, akzentuiert von dezent erdigem und rauchigem Vetiver. Ein toller Duft für die kühlere Jahreszeit, absolut alltagstauglich. Auf der Haut erscheint er mir für beiderlei Geschlecht tragbar, der Teststreifen erzeugte dagegen deutlich maskuline Duftzüge. Daher ist ein Vorabtest auf der Haut ratsam, aber das wisst Ihr ja alles. 🙂
Kennt Ihr die Düfte von Linari schon? Habt Ihr einen Favoriten? Oder zwei? Oder drei? 😉
Einen schönen Tag wünscht Euch,
Eure Stephanie.
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