Auf Vanille folgt Kakao! Maison Tahité zaubert mit der vor kurzem lancierten zweiten Kollektion weitere Gourmandgenüsse. Beginnen möchten wir heute mit Carnal Cacao und Cacao², bevor morgen Cacao Libertine und Vicious Cacao an der Reihe sind. Wie auch schon die von mir hier im Duft-Tagebuch rezensierte Vanille-Serie (nachzulesen hier und hier) sich um einen Rohstoff drehte – nämlich die edle Vanille, welche sich nicht nur durch ihren einzigartigen Duft und Geschmack, sondern auch durch einen aufwändigen und langwierigen Anbau mit viel Handarbeit auszeichnet und daher nicht umsonst fast so kostbar und teuer wie Safran ist –, verschreibt sich die Kakao-Serie ganz dem Rohstoff Kakaobohne.
Kakao ist zwar bei Weitem nicht so teuer, dafür aber nicht weniger köstlich als die Vanille. Der Rohstoff kam mit den spanischen Eroberern, den Konquistadoren, im 16. Jahrhundert nach Europa. In Mittelamerika wurde die Kakaobohne von den Azteken nicht nur als Geld verwendet, es wurde auch ein herb-würziges Heißgetränk daraus hergestellt und als Opfergabe diente sie auch. Welchen Wert und Potenzial die Kakaobohne in sich trug, war den Conquistadores schnell bewusst.
In Europa trat Kakao und die daraus gewonnenen Erzeugnisse einen Siegeszug an, der bis heute anhält. Schokolade ist aber auch einfach zu lecker. In Düften ist Kakao als Ingredienz durchaus des Öfteren anzutreffen. Eine eigene Kollektion wurde der Kakaobohne – meines Wissens – aber zumindest im Nischenduftbereich noch nicht gewidmet. Oder habt Ihr da andere Informationen?
Carnal Cacao – die leidenschaftliche Kakaobohne
Carnal Cacao stammt aus der Feder von einem jungen Parfümeur mit großem Namen: Paul Guerlain ist der Enkel von Jean-Paul Guerlain, der das gleichnamige 1828 gegründete Traditionsdufthaus bis Anfang der 2000er führte. Die Welt der Düfte hat Paul Guerlain sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Das weckt natürlich große Erwartungen. Ein Schicksal, dass er mit vielen Nachfahren berühmter und bekannter Persönlichkeiten teilt. Für Carnal Cacao verwendete er die Ingredienzien Mandarine, Roter Pfeffer, Tuberose, Neroli, Ambroxan, Kakao und Moos.
Sexy Kakao
Spritzig-fruchtige Mandarine trifft im Auftakt von Carnal Cacao auf eine pudrig-grüne und betörende Tuberose. Tatkräftige Unterstützung erhält der imposante Weißblüher von üppigem Neroli mit seinem an Orangen erinnernden würzigen Duft. Die beiden Blüten fühlen sich im Duftverlauf sichtlich wohl und genießen den gemeinsamen Auftritt ausgiebigst. Ambroxan und Kakao sorgen für eine sanfte und warme Pudersüße, die mit subtilen zart-herben Schokoladennuancen aufwartet.
Nach und nach wandelt sich der Duft in einem samtigen Wohlfühlduft, der in mir akute Pfirsichassoziationen weckt. Neroli ist nach wie vor deutlich zu erschnuppern, wirkt aber gegen Ende des Duftverlaufs etwas weniger präsent als noch in Kopf und Herz.
Carnal Cacao von Maison Tahité ist ein üppig-fruchtiger Weißblüherduft, in dem insbesondere der Neroli eine gewisse Dominanz und Intensität aufweist. Der namensgebende Kakao dagegen zeigt sich in der ersten Schoko-Kreation des italienischen Dufthauses als eher schüchtern und offenbart sich höchstens untermalend im Hintergrund. In der Basis verzaubert die Komposition hell-fruchtigen und dezent seifigen Nuancen. Ein Duft für alle, die Neroli lieben und einen floralen Begleiter mit mittlerer Präsenz und Haltbarkeit suchen. Wer keine Scheu vor Kompositionen mit üppigem Auftakt besitzt, kann diese Kreation durchaus auch in Büro und Alltag integrieren. Spätestens im Ausklang ist die Alltagstauglichkeit absolut gegeben.
Cacao² – die doppelte Schokodosis
In Cacao² setze ich große Hoffnung, dass er meinen Schokogelüsten olfaktorische Nahrung bietet. Am liebsten zartschmelzend und edelherb, das wäre was für mich. Ein Schokoladenduft, der sich voll und ganz auf das Thema Kakao einlässt und der köstlichen Bohne eine ebenbürtige Bühne schenkt.
David Maruitte war für die Kreation der zweiten Komposition aus der Cacao-Kollektion von Maison Tahité verantwortlich. Ein Parfümeur, der u. a. schon einige tolle Düfte für Laboratorio Olfattivo geschaffen hat. Für die Kakaobombe Cacao² nutzte er die Ingredienzien Zimt, Labdanum (Zistrose), Rauchige Noten, Kakao, Vanille, Zedernholz, Vetiver, Benzoeharz und Ambra.
Unnachahmlich schokoladig
Herber Kakaopuder eröffnet Cacao² und setzt damit bereits im Auftakt deutlich schokoladigere Akzente als unser erster Kandidat heute. Eine dezente Rauchnote vereint sich mit der opulent-süßlichen Wärme des Labdanums, das der Komposition Tiefe und eine balsamische Weichheit einhaucht. Hinzu kommt eine säuerlich-fruchtig anmutende, fast likörige Nuance, die mich an eingelegte Trockenfrüchte erinnert.
Vanille und Ambra gesellen sich hinzu, unterstreichen die Süße der Kreation und verleihen ihr würzige und warm-pudrige Aspekte, denen auch eine sanfte Milchigkeit innewohnt. Und dennoch wirkt Cacao² unglaublich trocken … ein olfaktorisches Paradoxon. Doch schließlich gewinnt eine Note die Oberhand, die mich spontan an Kakaobutter erinnert, so reichhaltig und unglaublich cremig.
Cacao² von Maison Tahité ist eine gourmandig-würzige Kreation, die Kakao in unterschiedlichen Variationen widerspiegelt. Zunächst mit den Noten von trockenem Kakaopulver startend, später in eine süßlich-warme Kakaomilch mit Schuss übergehend und abschließend mit den Nuancen von üppiger Kakaobutter ausklingend. Dabei sind die Noten des namensgebenden Kakaos niemals zu schrill oder künstlich anmutend, sie verhalten sich stets absolut manierlich. Da wir es hier mit sozusagen mit einem Dreierlei an Kakao zu tun haben, hätte ich die Kreation vermutlich eher Cacao3 genannt. Aber wer fragt schon mich. 😉
Wer von Euch konnte die Kakao-Serie von Maison Tahité bereits testen? Habt Ihr einen Favoriten?
…eigene Kollektion wurde der Kakaobohne – meines Wissens nach…, die Korrektur sei mir gestattet: Meinem Wissen nach oder meines Wissens! Ja, Dativ, Genitiv, wer kennt sich da schon aus?
Hallo Peter,
vielen Dank für Deine Nachricht. Du hast selbstverständlich recht! Wird gleich korrigiert.:)
Viele Grüße
Julia