Pferdefreunde aufgepasst! Naomi Goodsir schenkt uns mit Corpus Equus einen Duft, der an den Geruch ihres Lieblingspferdes – samt dessen Sattel – erinnern soll, jenem edlen Vollblüter, mit dem sie als Spingreiterin trainierte und an Wettkämpfen teilnahm. Die australische Designerin Goodsir kennt man von extravaganten Parfums und ebenso extravaganten Hutkreationen, allesamt Einzelstücke und in aufwändiger Handarbeit gefertigt, eine Grande Dame der Hüte und Düfte sozusagen. Eine, die auffällt und Auffallendes schafft. Ihre letzte Kreation Nuit de Bakélite durfte ich 2017 rezensieren (nachzulesen hier), eine Tuberose, die mich absolut verzückt hat. Was Tuberosen nicht per se machen …
Corpus Equus widmet sich nun also dem Pferde, was – Pferdefreunde mögen es mir bitte verzeihen – nun nicht unbedingt zu meinen Lieblingstieren gehört. Ich bin eher ganz klassisch Team Hund und würde mich auch zum Team Katze zählen. Ab einer gewissen Größe (wie auch Beinanzahl) sind mir Tiere gewissermaßen suspekt. Auch wenn ich sie gerne ansehen mag, näheren Kontakt zu Pferden versuche ich zu vermeiden. Trotzdem kenn ich natürlich den Duft von Pferden, denn so manchem Ross kam ich trotz Angst schon nahe, und der Geruch von Leder – derb wie fein – ist mir eine besondere Wonne.
Das Pferd, dem Naomi Goodsir ihren Duft Equus Corpus widmet, ist ein weißer Araber mit einem wilden Gemüt, das durchaus auch mal ein Sturkopf sein kann, aber auch unglaublich warmherzig ist. Ihre Hommage ließ die australische Hutmacherin von keinem Geringeren als Bertrand Duchaufour verduften, der zu meinen persönlichen Lieblingsparfümeuren gehört. 🙂
Das Glück der Erde – Corpus Equus
Corpus Equus, zu Deutsch Pferdekörper, frönt nicht nur dem Ross, sondern auch der Farbe Schwarz. Was mich zunächst verwunderte, da das inspirierende Pferd ja tatsächlich Weiß war. Doch im Duft ist Schwarz die Farbe der Wahl. Kein plattes, stumpfes 08/15-Schwarz, sondern ein kunstvoll gestaltetes. Die Outrenoir-Werke des Künstlers Pierre Soulages waren eine Inspirationsquelle, in denen die Farbe Schwarz ganz abstrakt und in unterschiedlichsten Ausführungen interpretiert wird. Er bearbeitet mit unterschiedlichen Materialien und modelliert die Oberfläche seiner Bilder so, dass das einfallende Licht erst das abstrakte Bild durch Reflexionen sichtbar macht.
Auch der indische Künstler Anish Kapoor und sein tiefschwarzes Vantablack, das so Schwarz sein soll wie kein anderes, nahm Bertrand Duchaufour in seine Liste an Inspirationen auf. Kunst trifft auf Schwarz trifft auf Pferd, dazu noch Naomi Goodsir und der Meisterparfümeur Duchaufour. Ein illustre und spannende Runde würde ich sagen.
Die Duftnoten bin ich Euch noch schuldig: Rose, Ambra, Rauchige Noten, Birke, Zedernholz, Leder, Weihrauch, Moschus und Patchouli.
Ausritt in tiefschwarzer Nacht
Mit einer wilden dunklen Rauchnote startet Corpus Equus in den Duftverlauf. Die Farbe Schwarz trifft Bertrand Duchaufour im Auftakt optimal. Die Rauchigkeit ist unglaublich trocken und erinnert mich an Asche, an bröseligen Puder – obwohl kein Puderduft wahrnehmbar ist –, an schwarzen Sand, erkaltete Lava. Ja, Corpus Equus hat für mich tatsächlich etwas Mineralisches an sich.
Auch Leder nehme ich wahr, welches mit den rauchigen Nuancen wunderschönste Räucherschinken-Assoziationen in mir weckt. Die cremig-zarten und dezent seifigen Noten der Rose halten die olfaktorische Melange zusammen, bilden die Basis, auf der sich der Duft entfalten kann. Nach und nach verliert Corpus Equus seine anfängliche Trockenheit, wird cremiger, ja fast schon samtig. Finde ich hier das Fell des Pferdes wieder, das zum Körper des Tieres ja auch gehört? Weihrauch und Patchouli lassen sich erahnen, geben der Kreation von Naomi Goodsir Tiefe, während die Ambra eine sanfte und animalische Wärme evoziert, die mich durchaus an den Duft eines Ledersattels erinnert, der auf dem Rücken eines Pferdes ruht.
Sehr komplex und dicht verwoben, offenbart Corpus Equus im weiteren Verlauf floralere Züge. Die Rose kommt aus ihrer Nische heraus und gewinnt an Kraft und Präsenz. Die rauchigen Akzente treten dafür ein wenig in den Hintergrund und geben den Weg frei für eine sinnliche und animalisch anmutende Lederrose, die überaus haltbar und kraftvoll ist. Im Ausklang präsentiert sich die Komposition ruhiger und leiser. Mit feinen Blütennoten und sanft-pudrigem Leder klingt Corpus Equus nach und nach aus.
Corpus Equus von Naomi Goodsir ist ein rauchiger Lederduft mit floraler Untermalung, der auf den ersten Schnupperer recht düster und temperamentvoll wirkt, der sich nach und nach aber besänftigt, jedoch erst im Ausklang heller wird. Der Duft ist wie ein edler und rassiger Rappe, der nach einem nächtlichen Ausritt zur Ruhe kommt. Es ist ein Duftkunstwerk, keine Frage. Eine Kreation, die Lederfans und Freunde unkonventioneller Düfte aufhorchen lassen sollte. Gefällig ist Corpus Equus beileibe nicht, ein stürmischer Duft, der durchaus auch störrisch und kantig sein kann, aber insgeheim ein richtig warmes Herz besitzt – ganz wie das Lieblingspferd von Naomi Goodsir.
Wer von Euch kennt Corpus Equus schon und wie gefällt er Euch? Oder habt Ihr einen anderen Favoriten aus dem Hause Naomi Goodsir?
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