Wir verlängern den Sommer heute mit den Düften Matsu Sunshïne von Masakï Matsushïma und ERL Sunscreen von Comme des Garçons. Welchen Sommer möchten da sicher einige von Euch fragen – und hier schließe ich mich explizit mit ein. Ja, die warme Jahreszeit hat zumindest in meinen respektive unseren Breitengraden ihrem Namen nicht wirklich alle Ehre gemacht.
Hier an der Ostsee war es zuerst zu trocken, dann zu regnerisch und zu kalt war es ohnehin … Ach, ich hoffe, dass uns der September noch ein wenig wohltemperierte Sommerfreude schenkt. Und falls das nicht der Fall sein sollte, dann sprühe ich mich eben großzügig mit unseren beiden heutigen Duftsternchen Matsu Sunshïne und ERL Sunscreen ein, die an genau eben jene warme Jahreszeit erinnern sollen.
Beide Düfte widmen sich nicht nur dem Sommer, hinter beiden stehen auch bekannte japanische Designer, nämlich Masakï Matsushïma und Rei Kawakubo. Beide waren hier im Duft-Tagebuch bereits viele Male vertreten. Erst im letzten Februar habe ich den tiefroten Duft Rouge von Comme des Garçons vorgestellt (nachzulesen hier). Währenddessen liegt die letzte Rezension über eine Kreation von Masakï Matsushïma schon etwas länger zurück. Hier findet Ihr alle Artikel über seine Duftkompositionen aufgelistet.
Matsu Sunshïne – Masakï Matsushïma
Ehrlicherweise machen mich all diese vielen i-Pünktchen ein wenig verrückt. Ich habe beim Schreiben dieses Artikels schon mehrmals über die Anschaffung einer neuen Brille nachgedacht, da ich immer wieder das Gefühl hatte, unscharf zu sehen. Meine Seh-Irritation soll aber diese Rezension nicht beeinträchtigen, schließlich brauche ich meine Augen zum Riechen nicht. Es zeigt sich wieder einmal, dass es rein evolutionär durchaus von Vorteil war, unterschiedliche Sinnesorgane mit verschiedenen Aufgaben zu belegen, anstatt alle Sinne auf einem Organ zu koppeln. 😉
Für seinen Sonnenschein-Duft Matsu Sunshïne verpflichtete Masakï Matsushïma den Parfümeur Jérôme Di Marino, der für die Kreation die Ingredienzien Zitrone, Davana, Feige, Ylang-Ylang, Freesie, Frangipani, Jasmin, Ambroxan, Moschus sowie Sandelholz auswählte.
Interessanterweise ist im Pressetext von einer „neuen Linie“ namens Matsu-Kollektion die Rede, was mich ein wenig irritiert, da es doch einen Duft mit dem Vornamen Matsu gibt, nämlich Matsu Sakura. Der Flakon ist passenderweise in leuchtendem Gelb mit Ombré-Effekt gehalten und soll die Sonne sowie deren Auf- und Untergang symbolisieren.
Let the Matsu Sunshïne in
Überaus fruchtig und in strahlendem Gelb startet Matsu Sunshïne von Masakï Matsushïma in den Duftverlauf. Cremige und luzide Blüten heller Farbe vereinen sich mit fruchtig-spritzigen Nuancen, die ich der Zitrone, aber nicht unbedingt der Feige zuordnen würde. Zumindest zu Beginn, denn langsam schleicht sich die grüne Sommerfrucht mit dem hasenherzigen Namen in holzig-leuchtender Manier ins Duftgeschehen.
Sie verschmilzt mit den wohlig-warmen und schwer zu greifenden Akzenten des Ambroxans, das sich mit cremigem Jasmin, dezent aquatisch anmutender Freesie und den lieblich-betörenden Noten von Ylang-Ylang und Frangipani zu einer üppigen, von einer gewissen synthetischen Transparenz getragenen Melange vereint.
Exotisch, strahlend und prächtig – Matsu Sunshïne von Masakï Matsushïma ist ein sonniger Frucht- und Blütencocktail mit nicht zu verachtender Synthie-Note. Eine feminine und jugendliche, lebenslustige und mitreißende Kreation, die ein Lächeln auf das Gesicht zaubert und sofort die Stimmung hebt. Ideal für Frühling und Sommer, wer aber in Herbst und Winter Lust auf eine Portion Sommer-und-Sonne-Flair und Urlaubs-Feeling hat, der darf natürlich auch in der kalten Jahreszeit jederzeit zum leuchtend gelben Flakon greifen. 🙂
ERL Sunscreen – Comme des Garçons
Comme des Garçons sind für ihre oftmals etwas sperrigen Düfte bekannt, die immer auch eine besondere Hintergrundstory mitbringen. ERL Sunscreen ist aus der Zusammenarbeit mit dem jungen und schrillen kalifornischen Modelabel ERL entstanden, das der aus Venice Beach stammende Eli Russell Linnetz ins Leben rief. Die Mode der Marke ist bunt, unkonventionell und von Retro-Elementen bestimmt. Wer Interesse hat, kann hier gerne einmal durch die Kollektion scrollen und wird erkennen, dass diese durchaus nicht alltäglich ist. Es ist aber eine Mode, die einer Rei Kawakubo absolut gefallen dürfte. Und nicht nur ihr. Auch Hollywoodstars haben das Fashionlabel ERL zwischenzeitlich für sich entdeckt und das, obwohl Linnetz seine Mode ursprünglich eigentlich für Menschen jenseits des Hollywood-Glamours kreierte.
Die Entwicklung von ERL Sunscreen dauerte laut Pressetext ganze zwei Jahre. Dann aber war der Duft genau nach Wunsch: „Die flüchtige Erinnerung an einen nostalgischen Sommer (…). Das Gefühl der warmen Sonne der Westküste auf salziger Haut verwandelt sich in kühle Spritzer von Meerwasser und Chlor, die in der Luft schweben. Der Duft von Venice Beach, Kalifornien.“
Auf dem Bild zu sehen ist die eigenwillige Verpackung des Flakons. Es handelt sich dabei um eine von Eli Russell Linnetz entworfene aufblasbare Hülle, die schwimmt. Ich bin ob dieser Kreativität schon jetzt komplett begeistert. Das Duftlabel Comme des Garçons macht – mit all seinen Ecken und Kanten, all seinen Schrulligkeiten und Absurditäten – einfach Spaß und ist nicht ohne Grund Kult. Was fehlt noch zum großen Glück? Klar, die Duftnoten: Bergamotte, Maiglöckchen, Heliotrop, Pfirsich, Moschus, Zedernholz sowie Kokosnuss.
Welcome to Venice Beach – ERL Sunscreen
Lichtdurchflutet, ozonisch anmutend und in hellstem Weiß zeigt sich der Auftakt von ERL Sunscreen aus dem Hause Comme des Garçons. Cremig-milchige Kokosnuss und luzides, subtil aquatisches Maiglöckchen vereinen sich mit der üppigen Vanillenote des Heliotrop und einer samtigen Pfirsichfruchtigkeit. Süß und salzig zugleich ist ERL Sunscreen, als trüge der Wind eine zarte und frische Meeresbrise herbei.
Dazu diese unglaublich geschmeidige und fast schon butterweiche Cremigkeit, die der Kreation innewohnt, in die sich die feinen und transparenten Nuancen der Kokosnuss ergießen. Eine gleißende und strahlende Stimmung, als würde die Sonne auf das einen Spiegel oder eine Fensterscheibe scheinen und blenden hell reflektiert werden. Abgerundet wird die Melange durch pudrige Moschuswölkchen und helles, nein hellstes Zedernholz. Schön!
ERL Sunscreen von Comme des Garçons ist ebenso hell und luzide wie die Optik des Flakons. Ein tropisch anmutender und sommerlicher Kokosnussduft, der überaus cremig und holzig-vanillig anmutet. Eine Kreation, die einer Raffaelo-Werbung entsprungen sein könnte und die in mir spontan die Lust zum Verreisen weckt. Ein durch und durch weißer Duft, der – typisch für CdG – durchaus synthetisch anmutet. Kokosfreunde sollten sich ERL Sunscreen auf jeden Fall auf ihre To-try-Liste setzen. Fans von Comme des Garçons sowieso. 🙂
Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:
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