Drei Düfte stehen heute auf dem Programm, die die Kollektion von Voyages Imaginaires komplettieren: L’Échappée Sauvage, La Couleur de la Nuit und Azahar. Gestern bereits habe ich Euch voller Verzückung Tea & Rock’n Roll und Le Grand Jeu vorgestellt (nachzulesen hier), die mich ob ihrer wunderschönen Ausführung wirklich begeistert haben.
Ich habe mich schon ein wenig darüber ausgelassen, was den Gründerinnen Camille Goutal und Isabelle Doyen bei der Entwicklung ihrer Düfte für Voyages Imaginaires besonders am Herzen liegt – nämlich Nachhaltigkeit und die bewusste Entscheidung, ausschließlich natürliche Rohstoffe und Bio-Alkohol aus Weizen zu verwenden. Heute möchte ich Euch heute ein wenig über die beiden kreativen Damen berichten und welche olfaktorischen Geschichten sie uns mit ihren Duftkompositionen erzählen möchten.
Fantasievoll Reisen mit Voyages Imaginaires
Sowohl Camille Goutal als auch Isabelle Doyen können bereits auf eine erfolgreiche Karriere in der Nischenduftparfümerie zurückblicken. Madame Goutal ist von Kindesbeinen an von Düften umgeben. Auch, weil ihre Mutter Annick mit Annick Goutal bereits ein erfolgreiches Duftlabel betrieb. Nach dem viel zu frühen Tod der Mutter am 20. August 1999 – genau heute vor 22 Jahren – übernahm Camille deren Dufthaus. Sie kürzte den Firmennamen in Goutal und führt es auch heute noch mit großem Erfolg weiter.
Isabelle Doyen und das Unternehmen Goutal verbindet eine langjährige und innige Beziehung. Doyen war bereits bei Annick Goutal als Hausparfümeurin beschäftigt. Auch nach dem Tod von Camilles Mutter blieb sie der Marke treu. Man kann also durchaus annehmen und sagen, dass sich Camille und Isabelle ziemlich gut kennen und eine besondere Verbindung zueinander haben dürften. Dazu sind die beiden auch in ihrer kreativen Arbeit ein hervorragendes Team und erschafften und erschaffen stets Duftkunstwerke der besonderen Art.
Für Voyages Imaginaires widmen sich die beiden dem Reisen. Ob diese Reisen in der Realität oder der Fantasie stattfinden, ist für die beiden Damen erst einmal zweitrangig. Sie möchten mit ihren Duftkompositionen die Neugierde wecken, Unbekanntes zu entdecken, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und uns dazu animieren, „unsere inneren Welten zu bereisen, unser Unbewusstes, unsere Sehnsüchte, die verlorenen Paradiese der Kindheit freizulegen“.
L’Échappée Sauvage – die wilde Flucht
Abenteuerlich mutet L’Échappée Sauvage an, denn der Name bedeutet auf Deutsch „die wilde Flucht“. Dabei erscheint die Inspiration für die Kreation recht handzahm: Ein Aufenthalt auf einer nicht näher genannten Insel im Mittelmeer. Im Sommer scheint sich die Reise in mediterrane Gefilde zugetragen zu haben. Denn im Pressetext werden „die berauschende Hitze des Südens“ erwähnt sowie „Kiefernnadeln, die an nackten Füßen kleben“ . Das Duo Goutal und Doyen wählte für die Kreation die Ingredienzien Bergamotte, Feige, Zitrone, Rosa Pfeffer, Mandel, Narzisse, Zedernholz, Muskatellersalbei und Guajakholz.
Sommer am Mittelmeer
Die Feige eröffnet L’Échappée Sauvage mit knarzigem Grün, dass von einer subtilen Pfefferschärfe und einer zarten Hesperidenfrische untermalt wird. Herb und ebenfalls grünlich sind die Noten der Narzisse sowie die krautigen Nuancen des Muskatellersalbeis, die sich schon im Folgenden in den Auftakt der Kreation schleichen. Auch deutliche helle Holznoten nehme ich wahr.
Diese würde ich tendenziell der Feige bzw. deren Holz zuschreiben würde. Auch, wenn dieses nicht explizit in der Duftnotenliste erwähnt wird. Sanft rauchig wird die Duftkomposition von Voyages Imaginaires alsbald dank Guajakholz, das sich sehr fein und eher zurückhaltend in den Verlauf von L’Échappée Sauvage einfügt. Cremigen Mandelnoten auf einer feinen Basis aus hellem und warmem Zedernholz runden die wilde Flucht gekonnt ab.
Grün, holzig und rauchig. L’Échappée Sauvage von Voyages Imaginaires ist nicht per se wild und auch kein Duft, vor dem man flüchten möchte oder muss. Es ist ein pfeffrig-grüner Feigenduft mit holzig-rauchigen und zitrischen Aspekten, den ich persönlich als Immergeher bezeichnen würde. Unisex ist er sowieso, dazu noch alltags- und bürotauglich. Ein wirklich schöner, klarer und frischer Duft für alle, die einen vielseitig einsetzbaren Duftbegleiter für jede Gelegenheit suchen. 🙂
La Couleur de la Nuit – die Farbe der Nacht
Mit La Couleur de la Nuit bringt uns Voyages Imaginaires nach Asien. Der Titel lässt es erahnen, wir sind in der Dunkelheit unterwegs. „Ein mysteriöser Nachtspaziergang durch eine asiatische Stadt“ ist das Thema, beleuchtet von „roten Laternen und fluoreszierenden Neonlichtern“.
Umgesetzt wurde die fernöstliche Szenerie mit Ingredienzien, die für mich auf den ersten Blick so gar nicht nach Asien klingen: Lavendel, Bergamotte, Geranium, Tannenbalsam, Patchouli und Vanille.
Wie viel Asien steckt in La Couleur de la Nuit?
Und tatsächlich sehe ich mich auf den ersten Schnupperer eher in die Provence versetzt. Herb, frisch und krautig duftet mir der Lavendel entgegen, dunkel und von einer subtilen Bitterkeit durchzogen. Doch bald ergießt sich das Lavendelfeld in die weiche und cremige Süße des Tannenbalsams, der von fruchtig-minzigem Geranium untermalt wird.
Die Vanille verleiht der Kreation zusätzlich eine samtige und liebliche Würze, die sich mit den balsamischen Nuancen vereint und eine köstliche und gourmandig angehauchte Melange erzeugt. Fast schon pudrig muten die hellen Holznoten des Patchouli an. Dieser offenbart in La Couleur de la Nuit zunächst ganz ungewöhnliche Seiten. Erst spät im Duftverlauf wird auch das Patchouli dunkler und offenbart uns seine tiefgründigen, an Leder erinnernden Facetten.
Die Duftkomposition ist trotz ihres von Gewürzen und balsamischen Nuancen getragenen Verlaufs überraschend transparent und leicht. Sie verströmt eine sanfte Ruhe und kontemplative Stimmung.
La Couleur de la Nuit ist ein warmer, ein gewürzig-gourmandiger Holzduft mit Fougère-Akzenten, der für mich sehr rund, sehr ruhig, entspannt und in sich stimmig wirkt. Asien und eine Stadt mit Neonreklamen kann ich für mich in dieser Kreation nicht wiederfinden, doch passt der Titel La Couleur de la Nuit dennoch hervorragend. Ich für mich sehe eher eine laue Sommernacht vor mir, draußen in der Natur. Umgeben von den besonderen Düften üppig blühender Blumen und dem lauten Zirpen der Grillen. Ein Moment der Entspannung und des Durchatmens bei einem Gläschen Wein im Kreise des oder der Liebsten.
Azahar – marokkanische Orangen
Azahar entführt uns nach Marokko, genauer zu den Orangenbäumen des Landes. Denn genau das bedeutet das Wort Azahar – gemäß dem Pressetext – auch auf Deutsch „Orangenbaum“. Und tatsächlich werden in dem nordafrikanischen Land Orangen angebaut. Dank der hervorragenden klimatischen Bedingungen besitzen die Früchte ein besonders süßes und feines Aroma.
Camille Goutal und Isabelle Doyen wählten für Azahar die Ingredienzien Bergamotte, Mandarine, Petitgrain, Tuberose, Orangenblätter und Vanille. Im Pressetext ist außerdem von Marshmallows die Rede, die dem Duft eine „herzhafte Gourmetseite“ verleihen. Sicherlich verstehen die Damen von Voyages Imaginaires unter „herzhaft“ in diesem Zusammenhang etwas anderes als ich, den sonst hätten wir es mit einem pikant-würzigen und deftigen Duftverlauf zu tun. 😉
Smiling under the orange tree
Die Mandarine bestimmt den Auftakt von Azahar mit süßen und zugleich auch herb anmutenden Nuancen. Gesellschaft bekommt die Hesperide von ihrer grünlichen Kollegin Bergamotte, doch soll die traute Zweisamkeit nicht von langer Dauer sein. Wie ein dichter grünlich-krautiger Orangennebel schiebt sich Petitgrain in den Duftverlauf, untermalt von den betörend-floralen und cremigen Noten der Tuberose, denen ebenfalls ein zartes Grün innewohnt.
Wie eine würzig-aromatische Orangenmilch wirkt Azahar auf mich. Bis zu diesem Zeitpunkt noch wenig gourmandig, sondern eher von herben Fruchtschalennuancen und grünlichen Orangenblättern durchzogen. Ich warte auf die Marshmallows, die mir versprochen wurden, doch ist bislang nichts davon zu erschnuppern.
Dafür nehme ich plötzlich sanft-seifige Anklänge wahr. Doch verschwinden diese nach einer Weile wieder und geben den Weg frei für eine lieblich-milchige Vanillecreme, die die Hesperiden im Ausklang der Duftkomposition weich und tatsächlich gourmandig abrundet.
Azahar ist ein Orangenduft, der sich weniger der Frucht an sich, sondern eher dem krautig-würzigen Grün der (Bitter-)Orangenblätter verschrieben hat. Wunderschön unterlegt und unterstrichen von berauschenden Blütennoten der Tuberose und sanften Vanilleakzenten ist die Duftkomposition eine femininer und sommerlicher Duft von mittlerer Präsenz, der sich wunderschön in die Kollektion von Voyages Imaginaires einfügt und vervollkommnet. 🙂
Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den heute vorgestellten Duftkompositionen:
Hallo, schreibt die Ulrike gar nicht mehr im Blog?
Das fände ich sehr schade. 🙁
Gruß Katharina
Hallo Katharina,
Ulrike ist nicht mehr für uns tätig.
Viele Grüße und trotzdem eine frohe Lektüre
Julia
Achso, ich hab gar nicht mitbekommen, daß sie aufgehört. Schade.