Am Anfang kam er, der Anzug oder besser: die Anzüge. Nämlich bei Herrn von Eden, jenem Hamburger Label, für das Frau Weisswange neben Iris von Arnim und Uli Schneider gerade fleißig war, wie ich die letzten Tage schon erzählte.
Eigentlich ist die Geschichte des Labels ganz witzig und sie beginnt mit einem noch verhältnismäßig jungen Mittdreißiger, welcher auf den aparten Namen Bent Angelo Jensen hört. Jener Jensen arbeitete bereits als Teenager in Second-Hand-Laden und hatte schon damals die Liebe zu Anzügen entdeckt, war er doch im Gegensatz zu seinem Lacoste-tragenden Popper-Bruder ein waschechter Mod – gebügelte Hemden, Hochwasserhosen, Hosenträger, ein Dandy im Hosentaschenformat quasi. In seinen Zwanzigern eröffnete er dementsprechend ein Geschäft für – Anzüge, genau. Anzüge satt aus diversen Jahrzehnten, kostbare und rare Vintageexemplare, die er in aller Welt zusammengetragen hatte und für einen monatlichen Obulus verlieh. Genauer: Er verkaufte Abos, welche jede Woche einen neuen Leihanzug beinhalteten, frisch gereinigt und gebügelt versteht sich. Es kam, wie es kommen mußte – einige seiner Kunden konnten sich unmöglich von ihren Lieblingsstücken trennen und irgendwann verkaufte er seine Anzüge und entwirft später dann gleich selbst ganze Kollektionen, die er in Kleinserien in Tschechien fertigen läßt und unter dem Namen Herr von Eden präsentiert.
Soweit so gut, heutzutage besitzt Jensen mit seinem Label Herr von Eden, für das er selbst modelt, einige Filialen in verschiedenen Großstädten [logisch: den wichtigen in Deutschland], hat prominentes Klientel [natürlich – darunter Bela B.von den Ärzten und Jan Delay] und hat sein Portfolio, das mittlerweile auch Damenmode, Strickmode und Jeans beinhaltet, um, na klar – eigene Düfte erweitert.
Drei an der Zahl, aus den Phiolen Weisswanges geschlüpft oder besser: geduftet. Und alle drei sehr unterschiedlicher Natur. Alle Düfte sind für Träger beiderlei Geschlechts bestimmt, was sich jetzt unverhältnismäßig gestelzt anhört, jedoch lediglich Resultat meiner Vermeidungshaltung dem Wörtchen „unisex“ gegenüber geschuldet ist: Unisex hat für mich immer Weichspülcharakter, etwas Verwaschenes, ein bißchen nicht Fleisch nicht Fisch, metrosexuell, Ihr wißt schon… nein, soviel kann ich sagen, das sind die Herr von Eden-Düfte nicht, ganz im Gegenteil. Schon bei der Namensfindung hat man tiiief in die Kiste gegriffen – die griechische Mythologie wurde bemüht, warum wissen… nur die Götter (selbst).
Ein solcher ist nämlich gleich dabei, Éros, der Gott der Liebe, der begehrlichen natürlich, dann lockt die Muse Euterpe, die Ergötzende, Frohsinnige, zu Tanz und Poesie und Éclipse umarmt die Liebenden Tag und Nacht behutsam… Hach, mir wird ganz warm ums Herz.
Bei meinem Frohsinn heute habe ich natürlich zuerst zu jener Dame gegriffen, Euterpe, wenn mich schon heute keine andere Muse küßt… Deren Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Lavendel, Rosmarin, Zitronengras, Koriander, Orangenblüte, Grapefruit; Herznote: Rose, Zimt, Nelke, Ylang-Ylang, Alpenveilchen; Basisnote: Sandelholz, Benzoeharz, Patchouli, Vetiver, Zedernholz, Tonkabohne, Vanille, Adlerholz (Oud).
Im Auftakt blitzt mir etwas von meiner Haut entgegen, das mich zuerst etwas verwirrt hinterläßt, bis ich darauf komme: Es sind Gourmandnoten, die mich an jenen fluffigen Innenteil des Schokoriegels Mars erinnern, jene luftig-geschlagene Schokoladen-Fudge-Creme, welche sich auf dem Teststreifen mal wieder nicht zu erkennen gibt. Bin gespannt, ob der eine oder andere ähnliches auf und mit seiner Haut erlebt… Die Hesperiden stieben auseinander und bereiten den Weg für einen samtigen Fougère mit ausgereifter Lavendelnote, die von den Kräutern noch unterstrichen wird, darüber hinaus eine ganz und gar appetitliche süß-scharfe Zimtwärme an den Tag legt. Untermalt von einer adretten holzig-harzigen Basis mit Vanilletupfen wird aus Euterpe so etwas wie eine Art Gourmandfougère und wirklich kein schlechter – der Frohsinn stimmt, mir zaubert der Duft sogleich ein anerkennendes Lächeln ins Gesicht.
[EDIT: Welches nachhaltig erhalten bleibt, da sich die zimtige Wärme in der Basis in eine karamellisiert-rauchige warme Holzigkeit wandelt auf meiner Haut, die ich ähnlich schön aus Micallefs Gaïac sowie aus Lutens‘ Chergui kenne… Klingeln die Ohren?]
Aber – in der Tat wird er auf meiner Haut wärmer und somit schöner, weil außergewöhnlicher als auf dem Streifen. Das scheint wohl zur Regel zu werden bei den Düftchen der Madame Weisswange… Selbst testen ist also angesagt. Der geneigte Parfumliebhaber wird es aber eh wissen – je mehr natürliche Essenzen in einem Duft vorhanden sind, umso wichtiger ist er, der Test auf der Haut. Denn jede Haut reagiert anders, ein Duft kann sich ergo vollkommen unterschiedlich entwickeln.
Was ich davon nicht alles für Geschichten erzählen könnte – von einer, die loszog und mit ihren Freundinnen schnuppern ging… ein Duft fand Platz auf fünf Armen – und roch komplett anders auf einigen der Beteiligten. Faszinierend, wie manche Haut Blumen zum Blühen bringt oder Hölzer zum Rauchen, Gras zum sprießen oder leider gerne auch mal Grapefruit zum Müffeln 😉
Kennt Ihr das auch? Was mögen Eure Häutchen und was nicht, was schlucken sie und was forcieren sie?
Einen schönen Tag und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike, die Euch natürlich morgen noch die restlichen Düfte des Herrn von Eden rezensieren wird.
P.S.: Hier im übrigen in, nun ja, der Gala ein Interview mit Herrn Jensen. Und hier in einem Blog die Fotokampagne zu den Düften – gefällt sie Euch?
Hallo Uli,
uuups, hab mir grad die Fotokampagne angeschaut. Sind ja leuter Nackige!!! *empörtdieaugenbrauenhochzieht* Aber was soll’s. Frage: Welcher davon ist der Herr Jensen? Hast doch geschrieben, er modelt selbst 😉 Da ich mich mit den Hunger-Model-Massen nicht identifizieren kann, würde ich allein aufgrund der Bilder keinen Grund sehen, mir den Duft zuzulegen. Deine Beschreibung ist da schon ganz anders und ich bin einem To-Try nicht abgeneigt.
LG, Margot
Huhuu liebe Margot,
ja, Nackedeis wird es in nächster Zeit einige geben, soviel kann ich ja schon verraten 😉
Der Herr Jensen ist jenerwelcher, der bisweilen den Dandyschnurrbart trägt. Und er ist seehr oft in seinen eigenen Kampagnen 😉
Ich bin auch kein Hungermodel und erst recht nicht „hangry“, aber versuchen muß ich ja trotzdem immer, sonst versucht es mich zu sehr 😉
Liebe Grüße,
die Uli.