Absinthe Gaïac und Patchouli Figue von Panouge Paris – von Feen und Feigen

Mit Absinthe Gaïac und Patchouli Figue von Panouge Paris ist die Farbe des Tages klar definiert: Grün. Wenn die grüne Fee auf eine grüne Feige trifft, kann es nur köstlich werden. Natürlich findet das Zusammentreffen nicht im gleichen Duft statt, sondern in zwei verschiedenen, aber zumindest die Duftrezension teilen sich die beiden Kreationen mit den Zutaten in der Farbe der Hoffnung. Selbstredend mag der Einwand gelten, dass der eine Duft – Patchouli Figue – in strahlendem Gelb gehalten ist, während der andere – Absinthe Gaïac – in sattem Grün leuchtet. Und doch kann der farbliche Zusammenhang zwischen grüner Feige und Absinth nicht von der Hand gewiesen werden. Oder was meint Ihr?

Patchouli Figue – Panouge Paris

Die beiden Kreationen bilden den vorläufigen Abschluss der Kollektion Matières libres aus dem Hause Panouge Paris, die sich der kreativen Freiheit der Parfümeure verschrieben hat. Eine Thematik, die wir bereits in meinem Artikel vom Dienstag (nachzulesen hier) erörtert haben. Parfümeure der vier Kreationen sind Marie Schnirer und Patrice Revillard, die uns bei jedem Duft an ihren persönlichen Inspirationen für im kreativen Prozess teilhaben lassen. Ihr erinnert Euch sicher an die metallisch-florale Rose Agathe, die Marie Schnirer mit einer urbanen Rose assoziierte. Der betörend-gourmandige Duft Datura Amaretti war dagegen eine Erinnerung an den Film „Die Bartholomäusnacht“ und Caterina de’ Medici. Was die beiden Parfümeure zu den Duftkompositionen Absinthe Gaïac und Patchouli Figue anregte, werden wir im Folgenden erfahren.

Absinthe Gaïac – Besuch der grünen Fee

Absinthe Gaïac stammt aus der Feder von Patrice Revillard und vereint die Ingredienzien Absinth, Veilchenblättern, Rose, Leder, Muskatnuss, Ambra, Guajakholz, Moschus, Patchouli und Vetiver. Die Kreation steht für das Gegensätzliche, die fruchtbare Kombination von Kontrasten, das Zusammenbringen heterogener Faktoren und die daraus resultierende spannende Mischung.

Legendär und schön mit seinem grau-grünen Laub fasziniert und fasziniert die Absinthpflanze Wermut. Sein leicht bitterer Duft vermischt sich mit dem holzigen, sinnlichen Aroma von Guajakholz, das dieses unerwartete Duo veredelt.

Absinthe Gaïac – Panouge Paris

„Ich wollte ein Parfum, das auf einem Spiel der Kontraste aufbaut. Die warmen und betörenden Noten von Amber und Leder stehen im Kontrast zur Frische von Absinth, Muskatnuss und Veilchenblatt.
Wenn es ein Film wäre, dann László Benedeks ‚Der Wilde‘ mit Marlon Brando als Anführer einer rebellischen Motorradgang.
Ein Ort? Die grüne Wüste von Sonora, Arizona, die von faszinierender Schönheit ist.
Und wenn es ein Material wäre, dann ein weiches Leder.“ – Parfümeur Patrice Revillard

Ohne Umwege in die Freiheit mit Absinthe Gaïac

Mit den intensiven grün-krautigen und kühlen Noten von Absinth und Veilchenblättern startet Absinthe Gaïac in den Duftverlauf. Schon früh zeigt sich die Rose mit ihren charakteristischen Blütennuancen, die von einer dezenten Seifigkeit durchzogen sind. Wunderschön harmoniert die grün-waldige Frische mit der Rose und verleiht ihr so trotz aller Intensität eine gewisse Leichtigkeit. Ein gemütlicher und verträumter Vormittag in einem Garten umgeben von duftenden Rosen. Die umstehenden hohen Bäume spenden Schatten und Kühle. Ein in sich stimmiges Bild, das Patrice Revillard mit Absinthe Gaïac hier zeichnet.

Nach und nach wird die Duftkomposition wärmer. Sanfte Ledernoten ziehen an mir vorbei. Ambra und Guajakholz sorgen für behagliche Momente mit floral-holzigen Akzenten. Sehr samtiger Moschuspuder überzieht den Duft wie ein zarter Film. Währenddessen sorgen Patchouli und Vetiver für wunderschöne helle und subtil erdige Holznoten, die Absinthe Gaïac Tiefe und Volumen verleihen. Ganz allmählich klingt die Kreation von Panouge Paris aus.

Absinthe Gaïac – Panouge Paris

Das von Patrice Revillard angekündigte „Spiel der Kontraste“ verläuft überraschend harmonisch. Während der Auftakt des Dufts eher kühl temperiert ist, wird Absinthe Gaïac mit der Zeit wärmer und behaglicher. Ein fließender Übergang, der langsam vonstattengeht. Dabei steigt das olfaktorische Thermometer in der Kreation von Panouge Paris nicht übertrieben stark an, sondern bleibt stets in einem in sich stimmigen Rahmen. Wer auf der Suche nach einem grün-krautigen Duft ist, wer Rosennuancen und einen wohlig-warmen Ausklang liebt, dem lege ich Absinthe Gaïac unbedingt ans Herz.

Patchouli Figue – zum Ende des Sommers

Frühlingshaft wirken die Ingredienzien unserer zweiten Kreation heute, die von Marie Schnirer entwickelt wurde. Patchouli Figue enthält die klangvollen Duftnoten Feigenblätter, Rhabarber, Birne, Feige, Jasmin, Patchouli, Kakao, Ambra und Zedernholz. Was wie ein köstlicher olfaktorischer Obstsalat anmutet, ist tatsächlich eine Reminiszenz an den Erntemonat September. Die Luft ist nicht mehr so heiß wie im Sommer, aber auch noch nicht so kühl wie im Herbst. Die Sonne scheint noch häufig und die Bäume tragen das reife Obst als gäbe es kein Morgen mehr.

Der Duft Patchouli Figue entführt uns in einen sommerlichen Garten, in dem die Sonne am höchsten steht und der Himmel azurblau ist. In dieser perfekten Harmonie, geschützt und in der Frische der Gartenlaube malt sie einen Korb mit Feigen und Birnen. Der Duft ist cremig und saftig, als ob er von der Leinwand ausginge.

Patchouli Figue – Panouge Paris

„Der Duft erinnert mich an den Monat September, eine besondere Zeit des Jahres, ein Moment des Übergangs, eine Zeit, die durch das Ende des Sommers und den Beginn der Herbstsaison gekennzeichnet ist, wenn die Luft kühler und feuchter wird.
Wenn Patchouli Figue ein Stoff wäre? Dieser Duft scheint eine Kaschmirstola auf der Haut zu weben.
Wenn Patchouli Figue Musik wäre? ‚No milk today‘ von Herman’s Hermits.
Und wenn er eine Szene wäre? Diese Kreation ist auch eine Ode an ein kleines griechisches Dorf, Vasiliki, auf der Insel Lefkada.“ – Parfümeurin Marie Schnirer

Patchouli Figue – der Duft des Spätsommers

Mit Patchouli Figue geht die Sonne auf. Direkt nach dem Aufsprühen lachen mir fröhlich und lebhaft Rhabarber, Birne und Feige entgegen. Unglaublich fruchtig und in ein strahlendes Sonnengelb getaucht. Eine hell-holzige Cremigkeit untermalt die intensiven Fruchtnuancen. Die Melange ist unglaublich köstlich, lebendig und sommerlich und begeistert mich vom ersten Schnuppern an. Dunkler Kakao streut ein wenig schokoladige Herbe ins fruchtige Duftgeschehen und verleiht der Kreation Patchouli Figue so spannende Akzente.

Nach und nach zeigt sich auch der Patchouli. Mit ihm wird die Duftkomposition von Panouge Paris etwas dunkler, tiefgründiger. Die intensiven und lebhaften Fruchtnoten beruhigen sich und gewinnen an Stabilität und Bodenhaftung. Dezent erdige und holzige Nuancen übernehmen im weiteren Verlauf das Duftruder, weiterhin untermalt von der süßen Fruchtigkeit des Auftakts. Ambra sorgt mit ihren typischen Noten im Ausklang für wohlige Momente. Wie ein olfaktorischer Sonnenuntergang, der auf einer hölzernen Terrasse aus Zedernholz genossen wird.

Patchouli Figue – Panouge Paris

Mit Patchouli Figue hat Marie Schnirer für Panouge Paris eine wunderschöne fein-fruchtige und intensive Kreation erschaffen, die die Sonne, die Wärme und die fröhliche Stimmung eines Spätsommertags in einem Garten voller reifen Obsts einfängt. Feigenfreunde sollten diese Duftkomposition auf ihre Must-try-Liste setzen. Ach, eigentlich alle, die noch ein passendes Eau de Parfum für den Sommer suchen und die Fruchtnoten von Rhabarber, Feige und Birne lieben. Auch dem Patchouli sollte man nicht abgeneigt sein. Allerdings hält sich der sonst gerne mal im Modermilieu herumtreibende Duftgeselle hier durchwegs im Hellen auf und sorgt mit seinen Holznoten in Patchouli Figue namensgebend für Tiefgründigkeit und Volumen.

Damit verbleibe ich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Donnerstag.

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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