Letzte Woche hatte ich mit den Morgane Le Fays begonnen – zu einer Zeit mistigen Wetters und zuviel Regen, oft leider gar ohne Regenbogen zwecks mangelnder Sonne. Den hatte ich Euch lediglich mit der Farbenpracht der Morgane Le Fayschen Duftkollektion beschert. Als letzten Duft der Kollektion möchte ich Euch Yellow vorstellen – quasi das Ende des Regenbogens. Der Regenbogen, jener vieldeutige, nach den Chinesen ein Riß im Himmel, von einer Göttin mit bunten Edelsteinen verschlossen, wird den allermeisten aber im Zusammenhang mit der irischen Sage in Erinnerung sein, oder? Jenewelche einen Topf Gold am Ende (oder Anfang?) desselben verspricht.
Morgane Le Fay Yellow ist für mich dieser Topf Gold in der Kollektion – nicht nur farblich, sondern für mich auch olfaktorisch mit Abstand der schönste Duft der Kollektion. Frau Cetto, die auch bereits für Fragranza Verde verantwortlich war, kreierte dieses Düftchen, welches mit seiner gelben Farbe all jene Assoziationen hervorruft, welche man mit derselben verbindet: Sonne, Gold, die Farbe der (Insignien der) Macht, Frische, Strahlkraft, Leuchten, Lebensfreude. Ein Duft für Königinnen soll es also sein oder vielmehr: die königlich weiblichen Seiten, die da wären Eleganz, Anmut und Stärke, Loyalität, Gelassenheit, Liebenswürdigkeit und… Understatement.
Es tut mir leid, mir fällt einfach kein anderes Wort dafür ein und auch dieses ist eigentlich nicht ganz passend und treffgenau in dem Zusammenhang: Ich meine jene Tugend der Selbstsicherheit in Verbindung mit Zurückhaltung, Selbstgewissheit und damit verbundenes Sich-Zurücknehmen, sich nicht beweisen müssen da man sich seines Wertes bewußt ist, dieses in sich ruhende Unprätentiöse, das einen ungeheuren Eindruck hinterläßt, eine unfassbare Präsenz besitzt, obgleich es sich nicht in den Mittelpunkt drängen muß.
Wißt Ihr, was ich meine? Vielleicht sollte ich es mal mit den dazugehörigen Duftnoten umschreiben: Yellow umgarnt einen mit zarten (!) zitrischen Noten, ein Duett aus Bergamotte und Zitrone, welche sich prickelnd-hesperidisch, aber doch auch ungewöhnlich weich und anmutig präsentieren und umgehend Blüten atmen, Vorboten des floralen Herzen: Hyazinthe und Lotosblüte, beide mit einer feinen Süße ausgestattet und der ihnen genuinen aquatischen Wässrigkeit. Jasmin und Pfingstrose bilden das Herz – letztere dominiert und unterstreicht das wässrig-florale Naturell ihrer Vorgänger, Jasmin zeigt sich nur sanft dahingehaucht und beschert eine subtile Blumensüße. Die Basis zeigt sich zurückhaltend irisholzig und präsentiert dezenten Moschus in sauberer Ausprägung, der gleich einem Federbette die Blüten zur Ruhe bittet.
Da Yellow seinem Vorgänger Classic, dem mittlerweile leider vergriffenen früheren Signatureduft der Linie frappierend ähnelt, habe ich beide parallel für Euch auf der Haut getestet. Ich muß schon sagen, sie weisen eine nicht von der Hand zu weisende, sehr starke Ähnlichkeit auf. MlF Classic hatte allerdings noch ein Maiglöckchen im Herzen, welches anbetungswürdig schön war – dieses fehlt Yellow, der im ganzen floraler wirkt als Classic. Classic zeigt sich etwas grüner und frischer, allerdings ist für beide Düfte eben jenes absolute Understatement kennzeichnend, das ein nicht weniger ausgeprägtes Statement ist: Formvollendet sind sie beide, sehr harmonisch und perfekt austariert. Classic ist grün-floral-frisch, Yellow floral-frisch mit grünen Anklängen und einem ebenfalls sauberen Anstrich sowie einer etwas süßeren Natur.
Ein bißchen erinnern mich die Düfte an die Kleidchen von Diane von Fürstenberg: Aus erlesenen Stoffen gefertigt – in diesem Falle sicher aus fließender Seide – entstehen Kleidchen von oft einfachen, aber raffinierten Schnitten, welche Frau perfekt zur Geltung bringen ohne jedoch effektheischend zu sein. Et voilà – das Kleidungspendant zu Yellow und Classic würde ich sagen.
Da ich Classic besitze mußte ich Yellow nicht unbedingt auch noch haben aufgrund der Ähnlichkeit – in jedem Falle sollte aber gesagt sein, daß Classic zu jenen wenigen Blüten gehört, die ich wirklich sehr gerne trage.
Liebe Grüße,
die heute etwas blümerante Uli.
Herzlichen Dank für diesen überaus gelungenen Beitrag, der mich ganz besonders begeistert hat, handelt er doch von einem Duft, der auch in meinen Augen außergewöhnlich ist und schon seit längerem an Nr. 1 meiner persönlichen Dufthitliste steht.
Liebe Ulrike, Sie und auch Ihre beiden Kollegen schaffen es jeden Tag aufs Neue für äußerst unterhaltsame und vor allem informative Lektüre zu sorgen.
Mein Dank geht an dieser Stelle auch an Margot, Fredi und Co., deren Kommentare nicht weniger unterhaltsam und stets eine willkommene Ergänzung zum Thema sind.
So, dass wollte ich schon ganz lange mal loswerden.
Viele Grüße
Doreen
PS: Ich möchte hier bitte unbedingt irgendwann das (hoffentlich glückliche) Ende der Geschichte von Margot’s Rosenduftsuche erfahren.
Vielen Dank liebe Doreen für die virtuellen Blumen – das kann ich hier mal stellvertretend für uns Blogtanten aussprechen 🙂
Freut mich, daß Sie so viel Freude an unserem Blog haben, die wollen wir Ihnen natürlich auch weiterhin bescheren 🙂
Was die Freude über unsere fleißigen Kommentatoren angeht – die kann ich nur unterschreiben: Vielen Dank auch von meiner/unserer Seite! Es ist natürlich immer toll, Feedback auf unsere Beiträge, Eindrücke und Gedanken zu bekommen.
Margots Rosen(ver)suche interessier(t)/en mich natürlich auch brennend – bin gespannt, was uns da noch erwartet 😀
Liebe Grüße,
Ulrike Knöll.
Liebe Doreen,
danke, dass auch meine Beiträge gewürdigt werden *sichmalverbeugt* Aber, aufgrund der Masse allein an Rosendüften, wird wohl auch die Suche nach einem für mich passenden Rosenduft so etwas sein, wie die Suche nach dem heiligen Gral 🙂 Ob sie jemals ein glückliches Ende nimmt???
Auf jeden Fall werde ich LIPSTICK ROSE von F. Malle in nicht allzu ferner Zukunft noch eines intensiven Tests unterziehen. Werde Sie auf dem laufenden halten.
Was ist denn Ihr Favorit in Sachen Rosenduft?
Viele liebe Grüsse,
Margot
Liebe Margot,
danke für Ihre Nachfrage. Ich habe erst einen kleinen Weg auf meiner Reise in die Welt der erlesenen Düfte zurückgelegt. Meine Erfahrungen halten sich daher in noch sehr engen Grenzen. 😉
Ich kann aber sagen, dass mir unter den solifloralen Düften, auch speziell den Rosendüften, die Vertreter der „leisen Töne“ am liebsten sind. Besonders gefällt mir La Rose d’Été de Rosine, White Rose von Floris oder Rose opulente von Maitre Parfumeur et Gantier. In Letzterem fasziniert mich besonders das Aroma von frisch gemähtem Gras, was sehr schöne Kindheitserinnerungen in mir weckt.
Alles Gute für Sie und viel Glück!
Doreen
Liebe Doreen,
der Lipstick Rose ist wahrlich ein Bonbonduft der eine „Erdbeerrose“ beheimatet 😉 mit etwas Traubenzucker umhüllt (Kitzelt anfangs in der Nase) Kennen Sie noch die PEZ-Traubenzuckerbonbons die man als Kind in so Micky-Maus Halterungen steckte und dann immer den Kopf dieser Figur zurückschieben mußte, damit eins dieser Zuckerlen rauskommt? Davon die Erdbeersorte! Er ist nicht aufdringlich und trotzdem immer präsent, für mich auf jeden Fall einen weiteren Test wert. (Lt. Beschreibung wird die Rose von Veilchen begleitet und liegt auf einem Bett von Amber und Moschus) wird im Duftverlauf sehr weich und warm und überaus feminin.
Na ja, ich habe inzwischen weitere Kandidaten auf meine To-Try-Liste gesetzt. Schätze aber, dass das alle „schwerere“ Kandidaten sind und mit „solifloral“ nichts zu tun haben.
Bin aber weiterhin für Tipps dankbar!
Viele Grüsse,
Margot
Liebe Doreen,
haben Sie dann auch mal die (seltenere) bulgarische Teerose aus der Private Collection von Creed getestet oder diejenige von Mazzolari? Sind beide auch sehr authentisch und eher Vertreter der leiseren Sorte 🙂
Und liebe Margot, Dir muß ich natürlich rechtgeben – wenn ich auch keine Erdbeere bei Lipstick Rose rieche, sondern eher andere rote Beeren sowie Kirsche 😀 – die PEZ-Brause stimmt in der Tat 😉
Und schön ist er, das ist richtig.
Bin gespannt, wohin Dich Deine Rosenreise noch führt 🙂
Liebe Grüße,
Ulrike.