Wardé und Yasmina aus der Wardé Collection von Kajal Perfumes Paris …

…. sind heute Thema meines Artikels. Die Classic Collection der Marke haben wir uns hier im Blog schon letzte Woche angeschaut, diese Woche folgen nun sowohl die Wardé als auch die Fiddah Collection.

The Wardé Collection

„Fragrances inspired by the world of flowers, Jihan, Joorie, Wardé and Yasmina represent a collection that is floral in nature. The stories, inspirations and scents all pay homage to this unique world and the beauty that plants hold in our everyday lives.“

Blümelein also sind das Motiv der Wardé Collection von Kajal Perfumes Paris, obschon, nicht nur: Jihan gestern hatte einen Bestandteil einer Blume im olfaktorischen Blick, und zwar Safran, der aus den Narben des Crocus sativus gewonnen wird. Und ein Röslein war mit von der Partie, Joorie, das weniger solifloraler Rosenduft als vielmehr Gartenimpression mit blühendem Rosenstrauch im Mittelpunkt war, getaucht in goldene Sonnenstrahlen und von Bienenwachs geküsst.

Vier duftende Blumen beinhaltet die Wardé Collection bisher – die letzten beiden, Wardé und Yasmina, sind demnach wie versprochen heute an der Reihe.

WARDÉ von Kajal Perfumes Paris

„Wardé is…generosity. Wardé is a flower that gives; generous as all flowers are.

Flowers can be beautiful; Wardé is beauty.
Flowers give us food; Wardé is existence.
Flowers are used for emotions; Wardé is symbolic.
Flowers give us so much; Wardé is generosity in a fragrance.

Wardé is a reflection of the beauty of abundance, prosperity, and richness. Because flowers play an important part of our everyday life, we wanted the fragrance that holds the name of the collection “Wardé” to embody this role. If you take a look around you, you will find flowers available in one form or another, whether it’s an art piece, a design on a print, carpet, cutlery, clothes, linen, buildings… The list is endless. After working alongside renowned French perfumer Alix Miral, Wardé was created.“

Eine Beschreibung des Duftverlaufs gibt es wie gewohnt seitens Kajal Perfumes Paris ebenfalls:

„TOP NOTES – Experiencing the fragrance, you are immediately taken in with the richness of the notes. A dark and hypnotic absinthe in the top is lifted in freshness by the use of armoise, pine and a deep black currant note.

HEART NOTES – The heart of Wardé inspires a combination of white flowers, jasmine, orange blossom, violet and rose amongst the notes, working in unison to deliver the flowery concoction.

BASE NOTES – Oud in the base – combined with the green-ness of fir balsam, moss, and patchouli – pairs with the sweetness of balsamic notes to give Wardé its long-lasting appeal.“

Wardé wurde, genauso wie Joorie, von Drom-Parfumeurin Alix Miral geschaffen. Großzügigkeit ist das Leitmotiv und zielt auf Opulenz, auf das verschwenderische Blühen der Blumen ab, die sich, ihre Schönheit quasi auf eine Art „verschenken“. Sie schenken uns Schönheit und ernähren uns, haben Symbolcharakter und drücken Gefühle aus. Und sind überall um uns herum, wenn man genauer hinsieht, auf die eine oder andere Art. Ob nun tatsächlich in unserer Nahrung oder in der Kunst, als Motiv auf Oberflächen, Stoffen und ähnlichem oder als Muster, als solche selbst zu finden bei Möbeln oder in der Architektur – sie umgeben uns und umfangen uns, bereichern unser Leben.

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Wardé hat man offensichtlich großzügig ausgestattet mit Blümelein – Weißblüher machen dessen Herz aus, wirft man einen Blick auf die Ingredienzen, nebst Rosen und Veilchen. Interessant sind die Begleiter: Oud in der Basis und im Kopf Absinth als auch Cassis. Ich bin neugierig, sehr, denn mir mag spontan kein Duft einfallen, der eine ähnliche Aufstellung hat hinsichtlich der Zutaten …

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Ooh, ja, da ist Absinth, und zwar einer, der mich an zwei untereinander verwandte Düfte erinnert, an Serge Lutens‘ Douce Amère sowie an Keiko Mecheris Paname. Wer die beiden kennt, weiß, dass es sich hierbei um Schwergewichte handelt, keine grün-aromatischen, herb-krautigen Gesellen. Der Absinth-Odem präsentiert sich auch in Wardé auf eine Weise matt, dicht und von Süße getränkt, was von dem unbestreitbar reichlich weißblühenden Herzen untermalt und verstärkt wird, das überdies Nektarsüße stiftet, cremig-narkotisierende Anklänge spendend. Und dennoch – Wardé unterscheidet sich, und zwar dadurch, dass er seine florale Süße, die zweifelsohne dicht gewebt wirkt, kontrastiert. Man mag es vielleicht schon erahnen, es ist die Pinie im Duett mit den schwarzen Johannisbeeren, die holzig-ernst mit einer gewissen herb-fruchtigen Frische Balance stiften. Oud vermag ich weder auf dem Teststreifen noch auf meiner Haut wirklich wahrzunehmen, dafür Moos, dunkelgrünes, herrliches Moos, wie es auch die wundervolle, fast schon dramatisch inszenierte Lilie in Leo Crabtrees Duft Fathom V von Beaufort London einrahmt.

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Trotzdem würde ich Wardé eher als femininen Duft einstufen. Es mag Ausnahmen geben, aber ganz allgemein dürfte er den meisten Frauen besser zu Gesicht stehen. Hier sehe ich ihn, eben aufgrund seiner herb-dunkel-aromatischen Tendenzen, nicht unbedingt an ganz jungen Damen 😉

YASMINA von Kajal Perfumes Paris

„Yasmina is…power. A jasmine flower, when held in the hand, can be perceived as delicate, soft, and fragile. But the inner hidden secret of this flower is its scent, which is symbolic of strength, projection, and power.

„My childhood memories of jasmine are strongly linked to my grandmother – calling out to me to run into the gardens at the break of dawn to pick figs from the tree in our farmhouse.

I remember running to the tree through weeds of chamomile, thistles, and dandelions. I would climb the first branches to get to the softer, juicier figs at the top, and I would take care not to get some of the white sap on the stem of the fruit onto my skin. But the most important part came next –after filling the bowl with enough fruit, it was imperative that I run to the jasmine tree and carefully pick the delicate flowers. I’d fill the bowl with jasmine so that the figs barely showed. The scent would fill my nose, and I remember even sucking on the base of the cut flowers to get a very mild sweetness from the nectar.“ – Moe Khalaf (Founder & Kajal Creative Officer)

This memory has been captured by perfumer Valérie Garnuch-Mentzel from Drom. Yasmina… delicate yet powerful, bold and strong. On the first whiff of this majestic scent, you discover the strength of Yasmina: confident and animalistic, demanding attention and position.

The fragrance notes of Yasmina are surprising, revealing rough cardamom, saffron and rose. The animalistic properties of jasmine and orris give this scent a captivating power. In the middle, you get a rugged leather aroma mixed with a unique whiskey scent. Some tameness is felt at the base with vanilla and tonka beans combined with patchouli – an overall powerful scent.“

Hatte ich also recht – ok, zugestanden, es war jetzt nicht soo schwer, dass bei vier Parfums, die sich um das Thema Blüten ranken, einer davon ein Jasmin-Duft sein müsste. Vor allem auch, weil es zu Kajal Perfumes passt, zur Optik und Ausrichtung – wir haben es hier ja nicht mit einer minimalistischen Hipster-Marke aus, was weiß ich, Skandinavien zu tun.

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Yasmina ist nun also die (vorerst?) letzte Blüte der Wardé Collection und entstammt, wie gestern schon Jihan, den Phiolen der Drom-Parfumeurin Valerie Garnuch-Mentzel. Wegweisend sind einmal mehr Kindheitserinnerungen von Moe Khalaf, der sich bezogen auf Jasmin an seine Großmutter erinnert. Nach eigenem Bekunden rief sie ihn wohl häufig, um Feigen vom Baum aus dem Farmgarten zu pflücken. Sein Weg dorthin führte ihn durch eine blühende Wiese von allerhand wilden Kräuter- und Heilpflanzen, Kamille, Disteln und Löwenzahn. Nachdem er die Feigen, die saftigsten, reifen Exemplare ganz oben vom Baum gepflückt hatte, die Haut benetzt vom Saft derselben, lief er wohl immer weiter zum Jasminstrauch. Dort pflückte er dessen Blüten, bedeckte die gepflückten Feigen in der Schale komplett mit den herrlichen kleinen weißen Blümchen … um dann deren Duft zu genießen. Den Duft der Jasminblüten, vereint mit dem Saft der Feigen.

Stärke symbolisiert Jasmin für Khalaf: fragil und zerbrechlich sind sie für ihn einerseits, die Blüten, zart, sanft. Und zugleich liegt ihr Geheimnis, ihre Stärke, in ihrem unvergleichlichen Duft, der Kraft ausstrahlt, beschützend wirkt in seiner Prägnanz und Präsenz. Da hat Khalaf sicherlich nicht ganz unrecht – ein Grund, weshalb Weißblüher zumindest in Deutschland bei Parfumliebhabern eher als Spalter gelten: man mag sie oder nicht. Im Falle der eher dominanten Vertreter, zu denen man – neben Tuberose, die hier als Königin gelten kann – Jasmin durchaus zählen kann: man liebt sie oder man hasst sie.

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Ich gebe zu, ich war ein bisschen auf dem falschen Dampfer gedanklich. Nachdem Joorie gestern vorgelegt hat als Rosenduft, der sich dann vielmehr in Folge als herrliches Duftgemälde einer üppigen Gartenlandschaft entpuppte, von dem ich in der Realität, wenn ich so auf meinen Acker schaue, nur träumen kann, war ich dank Khalafs eindrücklicher Beschreibung auf anderes gefasst. Sicherlich, ein Jasminduft, klar, aber vielleicht, obschon nicht gelistet, so doch zumindest in Ansätzen von Feigen, Feigensaft, -milch oder -blättern begleitet. Und mit mehr Landschaft drumherum, anderer Flora. Ich hätte weiterlesen sollen, müssen 😉

https://www.pexels.com/photo/light-man-people-woman-6909768/

Yasmina ist ein Vollblutweib, und zwar ein animalisches. FSK 18, ganz bestimmt, das ist nichts für zaghafte Gemüter, weder bezogen auf Träger*in noch auf das Gegenüber. So knackig animalisch kenne ich das nur von Sven Pritzkoleit sowie von einigen Oud-Düften, allen voran den von mir sehr geschätzten Oud Stars von Xerjoff. Dort gibt es auch einen Jasmin-Duft, Al Khatt, der bei mir irgendwann noch als ganze Flasche einziehen muss. Hier besteht eine leise Ähnlichkeit, zumindest in dem „dreckigen“ Charakter, der alles andere als unschuldig wirkt. Al Khatt allerdings ist schon ziemlich provokant-offensiv sexy. Yasmina hält sich hier etwas zurück, tendiert aber meines Erachtens in eine ähnliche Richtung. Schüchtern ist anders, ganz anders 😉

https://www.pexels.com/photo/light-man-people-woman-6909765/

Kardamom spendet sachte, grün-aromatisch-herbe Anklänge, das Naturell des Duftes wird allerdings vornehmlich von Jasmin geprägt. Einem latent indolischen Vertreter, der dank Safran aufreizend in Leder gewandet ist. Eingehüllt in Rauch, umweht von einer leisen Süße, die einem aromatisierten Zigarillo zu verdanken sein könnte. Eine Schöne mit Porzellanhaut, hauchfein gepudert (die Iris), mit einem Glas Single Malt in der Hand (torfig, aber länger in einem Sherry-Fass gelagert), vielleicht gar auf einem Chesterfield-Sofa, das eigentlich eher nach Herrenzimmer aussieht? Vielleicht hat sie das okkupiert, mit ihrer Katze, ganz selbstbewusst (beide natürlich)?

Irgendwie so stelle ich mir Yasmina vor. Und habe Gott oder wem auch immer sei Dank auch annähernd passende Bildchen dazu gefunden. Ich finde Yasmina toll. Dass sie „special interest“ ist, muss ich wohl nicht mehr separat erwähnen, oder? 😉

In diesem Sinne, meine Lieben, Katzen war ein gutes Thema, zu eben jenen geselle ich mich jetzt noch ein wenig. Wie immer beim Testen eines animalischen Duftes umringt mich eh schon die Hälfte meiner Bande … 😉

Einen schönen Resttag und viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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