… stehen noch aus, nachdem ich mich letzte Woche knietief in eine Rezensionsreihe der neu bei uns gelandeten Marke gestürzt hatte. Falls Ihr die Artikel verpasst habt, seht hier:
- Kajal Perfumes Paris – Vorstellung der Marke sowie Rezension zu Kajal, einem Kandidaten der Classic Collection
- Kajal Perfumes Paris – Rezension von Homme I und Homme II aus der Classic Collection
- Kajal Perfumes Paris – Rezension von Dahab und Lamar
Drei Kollektionen beziehungsweise Linien vereinen Kajal Perfumes Paris bis dato unter ihrem olfaktorischen Dach: außer der Classic Collection, die unter anderem, wie der Name schon vermuten lässt, die ersten Werke der Marke beinhaltet, gibt es noch die Wardé Collection sowie die Fiddah Collection mit ihren insgesamt neun Düften, die uns diese Woche beschäftigen werden.
The Wardé Collection
„Fragrances inspired by the world of flowers, Jihan, Joorie, Wardé and Yasmina represent a collection that is floral in nature. The stories, inspirations and scents all pay homage to this unique world and the beauty that plants hold in our everyday lives.“
Die Wardé Collection sieht sich, wie beschrieben und auch an deren hübschen Deckeln erkennbar, durch die Flora inspiriert, genauer: die Welt der Blumen – das Naturell der Linie, die (bisher?) vier Düfte umfasst: Jihan und Joorie sind heute an der Reihe, morgen geht es dann weiter mit Wardé und Yasmina.
Ich bin neugierig: ob wohl die gewählten Farben zu den Blüten passen? Ich rate mal, eine Rose wird dabei sein und ich vermute Jasmin. Tuberose vielleicht, oder ein anderer (weiterer) Weißblüher? Schauen wir uns die Schönheiten doch gleich mal näher an …
JIHAN von Kajal Perfumes Paris
„Jihan is… sacrifice. Jihan, the Arabic name given to the beautiful crocus flower, is symbolic of cheerfulness, joy, youthfulness, and glee. The flower appears at the first sign of spring. The Jihan flower can be found in white, purple, and yellow. The purple Jihan is the most prized, and it reflects pride, dignity, and success.
But it is the sacrificial aspect of Jihan that has captivated people for centuries: giving up something beautiful and valued for the sake of something else. The Jihan flower is sacrificed to give the famous threads that are used worldwide in cooking: saffron, one of the most expensive spices of the world.
„When we were creating our signature Jihan fragrance – working with Drom’s perfumer, Valerie Garnuch-Mentzel – I was taken back to my early days admiring the cooking skills of my mother in the kitchen. I especially remember the cabinet that used to house the little sacred jar of saffron… I always used to feel as if the jar contained a sprinkle of magic – a pretty little pot that housed the rich red threads. I would watch with awe as my mother would infuse the aromatic rose water with saffron, and I would sit amazed as the saffron steeped and the water became a dynamic reddish/yellow hue.“ Moe Khalaf (Founder & Kajal Creative Officer).
This is the scent of Jihan – it opens up with a unique saffron/apple-blossom combination that seduces the senses. But like the characteristic of the Jihan flower, the richness is sacrificed for something greater. The seductive excitement is infused with heart notes of cloves, magnolia, and rose that gently pacify the wearer. The generosity of the fragrance is deeply felt – rich and giving. In the base, beautiful vanilla, oud, musk, and sandalwood touched with patchouli give wholeness to the fragrance and round it off perfectly.“
Aaah, ok, damit hätte ich nicht gerechnet, darauf wäre ich nicht gekommen: der Krokus ist es, dem Jihan huldigt. Genauer gesagt, dem, was aus der Blüte gewonnen werden kann – dem Safran. Crocus sativus ist die im Herbst in strahlendem Violett blühende Krokusart, die der Familie der Schwertliliengewächse angehört und der wir das kostbare Gewürz zu verdanken haben, welches wiederum seinen Namen aufgrund seiner Farbe trägt: zaʿfarān, das Gelbe. Aus den Griffeln, auch Narben genannt, wird es gewonnen.
Safran ist teuer, was seiner aufwendigen Gewinnung geschuldet ist – Wiki hilft, wie so oft, mit konkreten Zahlen:
„Um ein Kilogramm von ihnen zu gewinnen, benötigt man etwa 150.000 bis 200.000 Blüten aus einer Anbaufläche von ca. 10.000 Quadratmetern (1 ha); die Ernte ist reine Handarbeit, ein Pflücker schafft 60 bis 80 Gramm am Tag. Hinzu kommt, dass Safran nur einmal pro Jahr im Herbst (und das nur für einige Wochen) blüht. Deshalb zählt Safran zu den teuersten Gewürzen und wird auch als „rotes Gold“ bezeichnet. Im Einzelhandel zahlt man zwischen 4 und 30 Euro pro Gramm.“
Wieviel Safran könnte ich wohl, so ich es schaffen würde, den Krokus zu hegen und zu pflegen, aus meinem hauseigenen Acker herausholen? … Zu wenig, als dass es sich lohnen würde, das ist sicher 😉 Das ist echte Handarbeit, wie man sie von der Ernte einiger (weniger) anderer Pflanzen oder vielmehr deren Bestandteile, Früchte oder ähnliches kennt. Im Bereich der Ingredienzen fällt mir spontan selbstredend Tuberose ein, die ebenfalls von Hand geerntet und deren Absolue nicht auf dem Wege der (konventionellen) Wasserdampfdestillation gewonnen werden kann, was sie ebenfalls zu einer der hochpreisigeren Zutaten macht.
Angebaut wird Safran, grob umrissen, überwiegend im Mittelmeerraum, in Spanien, Südfrankreich, Italien, Griechenland und der Türkei sowie in Marokko, Afghanistan, Kaschmir und dem Iran, auf den ein Großteil der weltweiten jährlichen Safranproduktion (circa 200 Tonnen – überlegt mal, wie viele Hände da wie lange sammeln müssen …) entfällt, etwas über 90 Prozent. Zwei Nachbarn von uns mischen auch mit: Österreich und ein kleines Dorf in der Schweiz namens Mund. Und, Überraschung, auch in hiesigen Breiten gibt es seit einigen Jahren ein paar Anbaugebiete, und zwar in Bittenfeld und Sonnenbühl (auf der Schwäbischen Alb) in Baden-Württemberg, im pfälzischen Venningen und im bayerischen Feuchtwangen, in der Nähe von Dresden sowie am Schloss Altenburg in Thüringen. Wusstet Ihr das? Ich nicht. Trüffeln in Deutschland, ja, das war mir bekannt, genauso wie der Anbau asiatischer Edelpilze in städtischen Katakomben, Bunkern und in ländlichen Gewölbekellern – vor allem weil ich mir letzteres auch einmal überlegt hatte beziehungsweise als Spaßprojekt vornotiert 😉
JIHAN heißt wohl soviel wie Opfer – die Krokusblüte wird geopfert, opfert sich für die erlesene Rarität, den Safran. Moe Khalaf, der kreative Kopf hinter Kajal Perfumes Paris, erzählt zu dem Entstehungsprozess des Duftes, dass er, währenddessen er mit der Parfumeurin Valerie Garnuch-Mentzel am Duft arbeitete, von Erinnerungen übermannt wurde, die ihn zurück in seine Kindheit entführten. Die Kochkünste seiner Mutter fielen ihm ein, die heimische Küche und der besondere Ort, jenes Küchenbuffet, wo das kleine Gefäss mit Safran aufbewahrt wurde. Für ihn verströmte dieses Döslein immer eine Art Magie, kam ihm vor wie ein wahr gewordener Zauber: die dunkelroten Safranfäden, die zarten, die von seiner Mutter sorgsam in Rosenwasser getaucht, dieses in leuchtendes Rot und Gelb verwandelte.
Und wie duftet Jihan nun? Und für viele die spannende Frage – wieviel Oud ist drin? 😉 Ouddüfte mit Safran gibt es dann doch schon einige viele, das wird langsam doch etwas fad, mitunter, da gebe ich denjenigen, welchen dieser Gddanke gerade durch den Kopf gehuscht ist, recht, auch als erklärter Oudfan. Jihan ist kein typischer Safran-Oud und erst recht kein monothematischer.Er ist trotz der Blume, die er sich auf die Fahnen geschrieben hat, zumindest im Geiste, kein Damenduft, sondern unisex. Für mich ziemlich glasklar in der Mitte, eventuell einen Tacken mehr maskulin, was einfach schlicht an dem Charakter, jenem seltenen und seltsamen, einzigartigen liegt, denn Safran duftenderweise ausstrahlt und der hier zu Beginn einigermaßen deutlich von Oud untermalt wird. Ledrig, matt mit einem Hauch Tier irgendwo subtil im Hintergrund lauernd, dann jene Note, die mich persönlich häufig an … Motoröl erinnert oder Lederpflege oder vielleicht auch beides, die allerdings auf geniale Weise von balsamischer, sacht-rauchig-kokeliger Harzwärme aufgefangen und getragen wird.
Im weiteren Verlauf wird Jihan zunehmend weicher: zimtige Anklänge vermag ich auf meiner Haut zu entdecken, auf dem Teststreifen sind sie weniger präsent. Dafür zeigt sich das Röslein gleichbleibend markant, samten und honiggeküsst, von zart-wässrigen Magnolien Frische eingehaucht bekommend. Und … er erinnert mich dann doch in einigen seiner Facetten, nicht allen, an einen Duft … ich habe lange gebraucht, aber ich meine an Midnight Oud von Juliette has a Gun. Leider habe ich ihn gerade am falschen Ort, ich teste aber gerne dieser Tage nochmals nach 🙂
Mir gefällt er ziemlich gut und ich weiß ihn zu genießen auf meiner Haut. Allerdings hoffe ich dieser Tage so sehr auf Frühling und Sonne und … dass ich ihn wahrscheinlich eher auf den Herbst verschieben werde, es sei denn, der Winter holt uns hier nochmals richtig ein 😉
JOORIE von Kajal Perfume Paris
„Joorie is… love. A red rose is an icon of perfection, of strength.A red rose is a reflection of magnificence, of truth. A red rose is the essence of love.A red rose is… Joorie
Never mistreated, never mishandled, never abandoned. Joorie is our red rose in all its aspects of love – caring and confident. Joorie is our red rose reflecting strength – supportive and dependable. Joorie is our red rose in all its splendour – marvellous and beautiful.“
Die Parfumeurin Alix Miral schuf die Kreation, zu deren Entstehung und Inspiration Moe Khalaf Folgendes verlauten lässt:
„In working on the creation of Joorie, I kept having flashbacks to the farmhouse where my family would go during our summer holidays. There were two acres of land surrounding the little house, fenced with pine trees along the borders. Berries, figs, jasmines, petunias, chamomiles, and lavender were just a few of the many plants that we had growing in the gardens. Most majestic of all was the one rose bush that yielded the most beautiful red flowers, and it was this plant that I would visit on a daily basis – not only to see the sublime velvety red petals and superior elegance of the roses, but also to capture a whiff of the sensual perfume that this rose would so elegantly emit.“ – Moe Khalaf (Founder & Kajal Creative Officer).“
Eine markeneigene Beschreibung des Duftverlaufs existiert ebenfalls:
„An inviting and warm nutmeg/clove note creates the opening scent of Joorie. Lemon and bergamot add a zest of freshness to the scent – traces of ginger and pepper linger not far behind. The heart of the fragrance is rose infused with the fruity, almost banana-like notes of ylang-ylang and orange blossom. The base notes and dry down of the fragrance is a beautiful honey scent masked with musk, tonka beans, and a woody sandalwood/cedar mix that creates a long-lasting impression for the wearer that keepsn you wanting more.“
Rosenrot wie die Liebe – Joorie ist ein Rosenduft und „eine Ikone der Perfektion“, der Stärke. Von Erhabenheit ist da die Rede und von Wahrheit, von der Essenz der Liebe. Niemals enttäuscht oder verletzt worden, niemals verlassen oder verstoßen, das steht dort zu lesen als das, was die Reinheit von Joorie ausmacht, selbstbewusst, zugewandt und liebevoll, unterstützend und verlässlich. Eine, die rote Rose in all ihrem Glanz und ihrer Pracht, herrlich und wunderschön.
Aber – Joorie ist nicht nur ein Rosenduft, kein Solifloraler. Er zollt den Erinnerungen Khalafs Tribut an den Garten des Sommerhauses, wo er mit seiner Familie offenbar unbeschwerte Ferien genoß. Ein Garten in üppiger Blüte, angefüllt mit Blumen unterschiedlichster Arten und Farben, reife Beeren, die den Wegesrand sänumen, und irgendwo in der Mitte – ein majestätischer Rosenbusch in strahlendem Rot.
Joorie lockt, verlockt, entzückt – mit unzähligen Blüten, vereint zu einem Blumenmeer, Orangenblüten satt nebst samtig-fruchtiger Rosen, einen exotisch-tropischen Hauch Banane verströmend dank Ylang und geküsst von … Bienenwachs. Nicht matt, sondern nektarsüß-floral schillernd, auf eine Weise dynamisch und prickelnd und mit Anklängen von Eukalyptus. Deliziöse Süße von würziger Tonka sowie edle Hölzer runden das wundervolle Duftvergnügen ab.
Eigentlich dürfte Joorie gar nicht meins sein, ich bin aber seltsam verzückt und, ich kann es nicht anders sagen – verliebt. Was für eine rare Schönheit, eine heitere, beschwingte! Ein perfekter Duft für die hoffentlich bald anstehenden wärmeren Tage, ein sinnlich-femininer Seelenschmeichler, der seinesgleichen sucht.
Ich schwelge nun erst einmal weiter in sommerlichen Träumen, Ihr Lieben – bis morgen und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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