Rook Perfumes: Suede, Thurible und Amber – From London with love

Das Duftlabel Rook Perfumes wurde im Jahre 2018 von einem Mann gegründet, dessen berufliche Vita man durchaus als beachtlich beschreiben kann: Nadeem Crowe ist Notarzt, Schauspieler und Parfümeur. Während er hauptberuflich im Norden Londons in einem Krankenhaus arbeitet, ist er nebenbei noch als Darsteller am Londoner West End tätig. Als wären diese Tätigkeiten nicht genug, entschied er sich vor wenigen Jahren ein eigenes Duftlabel auf die Beine zu stellen: Rook Perfumes.

Nadeem Crowe, Gründer von Rook Perfumes
Nadeem Crowe

Rook Perfumes hatte einen bescheidenen Beginn. Alle Düfte wurden im Rumpf eines alten IKEA-Schranks hergestellt, der zu einem Hauslabor umfunktioniert wurde. Die Geschichte von Rook begann mit einem gebrochenen Herzen. Eine gescheiterte Urlaubsliebe im schweizerischen Lausanne führte zu einem einsamen Regenspaziergang in der Stadt. Nadeem fand sich bei Philippe K. wieder, einer Parfümerie für Raumdüfte und Duftkerzen mit feinstem somalischem Weihrauch. Nach ein paar Stunden des Kaffeetrinkens und des Riechens an Rohstoffen entstand die Inspiration, eigene Düfte herzustellen. Nach seiner Rückkehr nach England begann Nadeem, die unglaubliche Palette an ätherischen Ölen und Aromastoffen zu erkunden. Seine Kreationen erhielten schließlich die Aufmerksamkeit von Freunden, Familie wie auch von Fremden, was zur Gründung von Rook Perfumes Anfang 2018 führte.

Insgesamt sechs Düfte von Rook Perfumes stehen heute und am Dienstag auf dem Programm. Den Anfang machen die drei Düfte Suede, Thurible und Amber, die nach Rook Perfumes der Dark Collection angehören. Am Dienstag werden wir uns dann abschließend die Duftkompositionen Undergrowth, Rook und Forest zu Gemüte führen.

Suede – Rook Perfumes

Wildleder, Tabakblätter und Leder sind die Komponenten, die Suede von Rook Perfumes ausmachen. Nadeem Crowe selbst schreibt zu dieser Kreation:

Rook Perfumes – Suede

Notiz von Nadeem: Vielleicht der umstrittenste Duft meiner Ursprungskollektion. Die Leute beschrieben ihn als einen der authentischsten Lederdüfte, die sie jemals wahrgenommen hatten, dazu gehörte aber auch eine animalische Spur, die andere abstoßend fanden. Stellen Sie sich einen Gerber an seiner Werkbank vor. Rauch von einer selbstgedrehten Zigarette erfüllt die Luft, Tierhäute hängen herab und warten auf ihre Verwandlung. Suede ist ein mutiger Duft. Nischenparfümerie sollte mutig sein.

Leder, so weit das Auge reicht

Manchmal braucht es nicht viel, um glücklich zu sein. Manchmal reichen auch die Ingredienzien Wildleder, Tabakblätter und Leder. Suede ist ein Lederduft, der mich glücklich macht. Warum? Weil er ohne viel Schnickschnack auskommt und auf das Wesentliche reduziert ist. Frei nach dem Motto „What you see is what you get“ offenbart Suede von Rook Perfumes zuerst geschmeidige Wildledernoten, die bald schon rauer, wilder und knarziger werden.

Dunkles, wirklich tiefdunkles Leder folgt dem weichen Wildleder, durchzogen von intensivem Tabakrauch, der sich in den Falten des Leders festgesetzt zu haben scheint. Von der sonst in Tabaknoten gerne enthaltenen Honigsüße ist in Suede nichts zu erschnuppern. Die Duftkomposition aus dem Hause Rook Perfumes bewahrt den natürlichen Charakter aller Komponenten und das auf überaus gekonnte Art und Weise.

Suede

Lederfans dürfte Rook Perfumes mit dieser Kreation eine wahre Freude bereitet haben. Suede ist ein intensiver und sehr prägnanter Lederduft, der sich diesem besonderen Rohstoff auf wundervolle und sehr authentische Weise widmet. Suede kommt ohne florale Untermalung aus, ohne sonstige olfaktorische Leckerbissen, die sich in anderen Duftkompositionen so gerne an Leder schmiegen. Hier steht das Leder für sich, einzig untermalt von herben und rauchigen Tabaknoten. Markant, imposiv und sicherlich nicht gefällig – mit Suede schenkt uns Rook Perfumes einen wunderschöne Lederkreation, die sich im Nischenbereich absolut wohlfühlt.

Thurible – Dark Collection

Thurible von Rook Perfumes ist von Thuribula inspiriert, jenen Gefäßen, die in der Lithurgie der katholischen Kirche zum Verteilen des Weihrauchs genutzt werden. Die Duftkomposition vereint die Ingredienzien Gewürznelke, Kohle, Salbei, Schwarzer Pfeffer, Labdanum (Zistrose), Weihrauch, Rose, Patchouli, Leder, Ambra und Moos.

Notiz von Nadeem: Stellen Sie sich das Schwingen des Thuribulums vor. Weihrauch durchdringt die Luft und hüllt die dunklen hölzernen Kirchenbänke ein. Ein Choral ertönt in der Ferne, hallt in den Bögen wider. Eine Freude, dass Thurible wieder in der Kollektion ist.

Rook Perfumes – Thurible

Das Schwingen des Thuribulums

Thurible von Rook Perfumes eröffnet mit einem Knall: Intensive harzige und koniferige Noten duften mit entgegen. Grün, krautig und würzig und von einer feucht-moosigen Erdnote durchzogen offenbart die Duftkomposition deutliche Klosterassoziationen. Unter der Prämisse, dass das Kloster in einem tiefen Wald liegt und feuchte Wände besitzt.

Das Waldkloster ist überraschend hell, die steinernen Mauern sind von Flechten und Moosen behangen, in denen sich die Feuchtigkeit in kleinen Wassertröpfchen sammelt. Im Hintergrund hört man das leise Summen der Mönche, der Duft des Weihrauchs hängt in der Luft. Irgendwo zwischen den Mauern des Klostern blüht eine Rose, ein duftender Farbtupfer im zwischen all dem Grau und Grün.

Es gibt sicherlich lauschigere und trockenere Orte als mein Waldkloster in Thurible, doch für einen olfaktorischen Ausflug lohnt es sich allemal. Eine überaus komplexe Duftkomposition, die zwischen Weihrauch, waldigen Noten, Moosen und Rose hin- und herschwingt wie das namensgebende Thuribulum.

Rook Perfumes – Thurible

Thurible ist ein grün-würziger Weihrauchduft mit deutlicher Rosennote. Wie auch sein Vorgänger Suede überzeugt die Duftkomposition von Rook Perfumes durch eine ausgezeichnete Haltbarkeit und Intensität. Auch Thurible ist kein gefälliger Duft, ist aber überaus harmonisch und in sich stimmig kreiert.

Amber – Ambra neu definiert

Mit Amber beschert uns Rook Perfumes eine Duftkomposition, in der Ambra – nach Aussage von Nadeem Crowe – anders als bisher interpretiert wurde. Für die Kreation verwendete Rook Perfumes die Ingredienzien Safran, Rauchige Noten, Weihrauch, Ambra, Ahornsirup, Moschus, Tonkabohne und Harze.

Notiz von Nadeem: Als ich Amber kreierte, war meine Inspiration, dass er nie als traditioneller Amber erkennbar sein sollte. Wie bei vielen meiner Kreationen kam meine Inspiration aus der Natur und dem Bild von versteinertem Baumharz. Ich stellte mir vor, wie das Harz von der Rinde tropft – fast wie süßer und rauchiger Ahornsirup. Dieses Harz hat einen dunkelorangen Farbton und es sollte zum Parfumöl passen, das ich kreierte. Ein Duft für Liebhaber süßer orientalischer Düfte.

Rook Perfumes – Amber

Rook Perfumes’ goldene Ambra

Amber wird von rauchigen und trockenen Safrannoten eröffnet, die von sanften Ledernoten untermalt werden. Langsam schleicht sich eine dezente Süße ins Duftgeschehen, die der bislang eher kühlen Kreation aus dem Hause Rook Perfumes eine gewisse Wärme einhaucht.

Die Tonkabohne ist mit ihren heuartigen Cumarinnoten deutlich wahrnehmbar. Luftige Weihrauchwölkchen ziehen am Dufthimmel vorbei. Amber ist intensiv und transparent zugleich, luftig und prägnant. Auch wenn der Pressetext von einem süßen Duft spricht, die bereits erwähnte Süße ist sehr subtil und untermalt den Duft eher, als ihn zu bestimmen.

Was jedoch im Duftverlauf für sehr lange Zeit deutlich wahrnehmbar ist, ist die Tonkabohne. Ihre würzigen Noten ziehen sich wie ein roter Faden durch den Duft von Rook Perfumes, abgepuffert durch die sanfte Pudernuancen von Moschus und transparente Harze.

Amber

Amber ist eine überaus würzige und weiche Kreation, die von Harzen, Ambra und Moschus umrahmt ist. Freunde der Tonkabohne dürfte diese Kreation begeistern, aber auch allen anderen möchte ich diese intensive und doch leise Duftkomposition ans Herz legen. Mit Amber hat Rook Perfumes einen schwer greifbaren, einen fast schon geheimnisvollen Duft erschaffen, der im Dreierlei der heutigen Kandidaten wohl der gefälligste, aber auch einer der interessantesten ist.

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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