Ambre Superfluide von Les Eaux Primordiales und Scusami von Unum – Frühling im Winter

Die beiden Düfte Ambre Superfluide von Les Eaux Primordiales und Scusami von Unum bringen mir heute hoffentlich eine ordentliche Portion Wärme ins Büro, denn der Blick nach draußen offenbart eine schneeweiße Landschaft. Ja, hier in Norddeutschland ist nun auch der Winter eingekehrt. Der Schneefall soll uns auch die nächsten Tage weiter begleiten und so bin ich gespannt, ob die angekündigten „bis zu 50 cm Neuschnee“ tatsächlich von Frau Holle geliefert werden. Meine zwei Jungs sind von der winterlichen Pracht auf jeden Fall hell begeistert. Meinetwegen hätte es ehrlicherweise ruhig schon Richtung Frühling gehen dürfen, aber wer fragt schon mich?

Roter Vogel in verschneiter Landschaft

Unsere beiden Duftkandidaten heute haben jedenfalls das beste Potenzial, mir Wärme einzuhauchen. Sowohl in Ambre Superfluide von Les Eaux Primordiales als auch Scusami von Unum tummeln sich auf den ersten Blick behagliche Duftnoten wie Ambra, warme Hölzer und Harze, köstliche Gewürze und cremige Blüten, Duftnoten wie geschaffen für einen kalten Wintertag.

Ambre Superfluide – Les Eaux Primordiales

Wie gewohnt im Hause Les Eaux Primordiales ist die Duftkreation Ambre Superfluide eine Zusammenarbeit der Parfümeurin Amélie Bourgeois und des Labelgründers Arnaud Poulain. Die beiden waren in der Vergangenheit bereits sehr kreativ und erfolgreich. Vor ein paar Monaten habe ich mir die Kollektion des Dufthauses Les Eaux Primordiales rezensionstechnisch vorgenommen. Die gesammelten Blogartikel dazu findet Ihr hier.

Beschwört einen langen Wintertag vor dem Kaminfeuer herauf. Stell Dir vor, der Duft von Apfel-Zimt-Kuchen und Lebkuchen weht vom Ofen herüber. Die Noten von orientalischen Gewürzen und Honig verleihen diesem beruhigenden Moment Charakter und Weichheit. Die Harmonie von Rum und Tabak schenkt dem bezaubernden Elixier einen Hauch von Süße und Intensität. Wenn wir uns mit diesem Parfum umhüllen, ganz so, als ob wir uns in einen samtenen Sessel kuschelten, wünschen wir uns, die Zeit bliebe stehen.

Les Eaux Primordiales – Ambre Superfluide

Ambre Superfluide von Les Eaux Primordiales verzaubert uns mit den Ingredienzien Orange, Honig, Apfel, Zimt, Sesam, Bergamotte, Rose, Kardamom, Tannenbalsam, Vanille, Tabak, Rum, Benzoeharz, Tolubalsam und Moschus.

Der Duft eines langen Wintertags

Mit warmen Gewürzen startet die Kreation aus dem Hause Les Eaux Primordiales in den Duftverlauf. Sehr präsent und wunderschön ist der Zimt, der sich im Auftakt von Ambre Superfluide an fruchtigen Apfel, strahlende Orange und süßlichen Honig schmiegt. Fast schon dessertartig ist die Duftkomposition, doch eher gewürzig als gourmandig. Zimt nimmt in Ambre Superfluide eine dominante Rolle ein, was mich persönlich begeistert, denn so richtig schöne und intensive Zimtnoten riecht man m. E. viel zu selten in Duftkreationen.

Nach und nach tauchen die würzig-grünlichen Nuancen des Kardamoms auf. Ambre Superfluide wird etwas dunkler. Die Früchte treten in den Hintergrund und überlassen dezent koniferigem Tannenbalsam, dunkler Vanille und harzig-balsamischen Noten das Feld. Die Grundnote Zimt bleibt der Duftkomposition zwar erhalten, wechselt jedoch ihre olfaktorischen Gefährten. Der Duft entwächst dem zimtig-fruchtigen Auftakt, wird erwachsener, reifer. Im Ausklang schenken Tabak und Rum likörig-aromatische Akzente, die Hand in Hand mit weichen Moschusnoten gehen und so dem Duft von Les Eaux Primordiales eine überaus harmonische und stimmige Basis bieten.

Les Eaux Primordiales – Ambre Superfluide

Ambre Superfluide ist genau das, was ich an einem verschneiten Wintermorgen wie heute benötige. Warm, behaglich und mit köstlichen Zimtnuancen gespickt verströmt die Kreation von Les Eaux Primordiales den Duft eines orientalisch angehauchten und überaus köstlichen Naschwerks. Dabei kommt Ambre Superfluide ohne übermäßige Süße oder gewaltige Gourmandnuancen, sondern überzeugt durch authentische und wunderschöne Gewürznoten, die mich absolut begeistern. Eine sehr stimmige, ruhige und elegante Duftkomposition, die ich spontan auf meine Must-have-Liste setzen muss.

Scusami – Unum

Scusami von Unum ist eine olfaktorische Bitte um Verzeihung, denn der Name bedeutet übersetzt nichts anderes als „Es tut mir leid“. Ich hoffe nicht, dass sich der italienische Kreative, Musiker und Duftlabelgründer Filippo Sorcinelli schon vorab für die Kreation entschuldigen möchte, denn die Duftnoten lassen durchaus eine richtig spannende Komposition erahnen.

Doch ein Blick auf das folgende Gedicht lässt erahnen, dass es Sorcinelli tatsächlich um etwas Größeres geht, bei seiner Bitte um Entschuldigung.

Unum – Scusami

Vergiss nicht, um Verzeihung zu bitten …
Von Reue verfolgt,
vom Zorn des Schicksals.
Und die Wut wächst.
Unerwartete Wunden markieren die Stille,
Gewalt und Dampf.
Niemand will sprechen.
Ignoranz.

Die Unmenschlichkeit des Lebens führt uns dazu, kühl zu sein,
Demut nicht mehr zu kennen,
Fehler nicht zu erkennen,
zu verdorren,
den Schmerz zu betäuben.

Aber nur, wenn man den Schmerz erfährt,
heilt und bildet sich die Erinnerung,
nur die Kratzer der Angst vor dem Bitten um Vergebung
geben uns eine Wahl.
Und weine mit dem Mut, der die Farben des Wandels bewegt,
der schmerzvolle Blumen schenkt,
und atme auf die Blütenblätter.

Unum – Scusami

Dunkel und düster zeigt sich der Flakon von Scusami auf den ersten Blick. Doch tatsächlich besitzt der von tiefen und narbenähnlichen Furchen überzogene Flakon einen irisierenden Effekt. Die auf den ersten Blick grau-schwarze Oberfläche schillert im Licht mal bläulich, mal eher violett.

Auch die Duftnoten der Kreation von Unum zeigen sich farbenprächtig und bunt: Ambra, Ambrette, Sandelholz, Patchouli, Zedernholz, Moschus, Schwarze Johannisbeere, Ylang-Ylang, Freesie, Zucker, Maiglöckchen, Rose, Mirabelle, Zitrone, Bergamotte, Heliotrop und Grapefruit.

Es tut mir leid …

Wild, blumig und süß – Scusami startet mit einem bunten Strauß an Blüten. Allen voran das Maiglöckchen, dicht gefolgt von Freesie und Ylang-Ylang offenbart die Kreation aus dem Hause Unum eine unerwartete und überraschend fröhliche Frühlingsnote. Eine Prise Zucker sorgt für Süße, während Heliotrop vanillige Nuancen mit ins Spiel. Auch die warmen Noten der Ambra lassen sich im Auftakt von Scusami schon wahrnehmen.

Fruchtige Noten gesellen sich zum süß-ambrierten Blütenensemble. Goldgelbe Mirabelle buhlt um die Gunst tiefschwarzer Johannisbeernoten. Ein Spritzer Hesperidenfrische akzentuiert die Duftkomposition aus dem Hause Unum. Intensiv und floral geht es weiter im olfaktorischen Vergebungsreigen von Scusami, der sich als gourmandig angehauchte Blütenbombe entpuppt. Im Ausklang schenken Sandelholz, Patchouli und Zedernholz dem Duft balsamisch-warme Nuancen, die die Blüten-Ambra-Mischung unterstreichen und üppig ausklingen lassen.

Unum – Scusami

Scusami von Unum ist ein absoluter Kracher, der keiner Entschuldigung bedarf. Blüten und Früchte satt und auch eine gehörige Portion Süße fehlt in dieser Duftkomposition nicht. Das muss man schon mögen, doch wenn die Grundvoraussetzungen stimmen, könnte Scusami zu einem echten Lieblingsduft werden. Mit seiner fröhlichen und mitreißenden Art sorgt die Kreation von Unum bei mir auf jeden Fall für akute Frühlingsstimmung. Mein Fazit: absolut empfehlenswert!

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Donnerstag!

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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