Wie versprochen geht es heute weiter mit den neuen Werken aus der Parfumschmiede des Omans. Zuerst ist Opus 2 an der Reihe, welcher von Michele Saramito kreiert wurde. Saramito zeichnete sich wohl verantwortlich für Ferres Gieffeffe als auch für Carons Eau de Cologne Caron und einen Duft für Le Prince Jardinier, Citrus Allegro. Ansonsten hat man von ihm noch nichts gehört oder gelesen.
Opus 2 wird seitens des Pressematerials von Amouage als Blumig-Orientalisch beschrieben, was aber ein Fehler ist, wie sich nach einem Blick auf die Inhaltsstoffe schon vermuten läßt und im ersten Test auch zeigt – die Ingredienzen: Kopfnote: Lavendel, Absinth, rosa Pfeffer, Lorbeer; Herznote: Jasmin, Rose, Zimt, Kardamom; Basisnote: Zedernholz, Patchouli, Ambra, Moschus, Weihrauch.
Es ist, das ist fast auf den ersten Schnupperer klar: Ein Fougère, und was für einer… Ein Lavendelgewitter in dunkelstem grün und violett wird man gewahr samt maritimen Regennoten, unterstützt durch ebenfalls düster-glänzenden Lorbeer. Absinth oder besser: Wermut spendet die ihm genuine eigentümliche grüne Frische und Pfeffer besorgt die Würze, welche dem Ganzen einen besonderen Kick verleiht – eine wunderschöne Kopfnote, so harmonisch komponiert und so kraftvoll. Der Himmel klärt sich mit dem Herzen auf: Kardamom simuliert mal wieder ein wenig Nadelwald, der allerdings sofort den Blick freigibt auf balsamische Blüten, flankiert von fast aufsässigem Zimt, pfeffrig-würzig und warm. Dieser verbündet sich mit dem Kardamom und beide werden von der Basis aufgefangen, welche von balsamischer Wärme sowie einer überwiegenden, dezent rauchigen, aber dennoch kühlen und klaren Holzigkeit geprägt ist.
Opus 3 wird wie sein Vorgänger ebenfalls als Blumig-Orientalisch beschrieben, wird aber diesem „Etikett“ gerecht und hat folgende Ingredienzen: Kopfnote: Mimose, Ginster, Nelke, Muskatnuss, Thymian; Herznote: Veilchen, Jasmin, Ylang-Ylang, Orangenblüte; Basisnote: Ambrette, Moschus, Papyrus, Zedernholz, Sandelholz, Guajakholz, Benzoeharz, Vanille.
Verantwortlich für den Duft war Karine Vinchon-Spehner – wir erinnern uns, sie schuf bereits Jatamansi für L’Artisan Parfumeur und sitzt gerade an dem sehnlichst erwarteten Cœur de Vétiver Sacré.
Bei Opus 3 finde ich es ehrlicherweise im Gegensatz zu den beiden anderen ungleich viel schwieriger, die einzelnen Stadien herauszuriechen, da sie wesentlich weniger prägnant sind. Opus 3 legt schon im Auftakt mit sehr dominanten Veilchennoten los, die sich allerdings perfekt in diesen Orientalen einfügen. Nelke ist sogleich mit von der Partie sowie würzender Muskat und alsbald ein Weißblütler – Jasmin, betörend wie eh und je, umrankt von ein paar fruchtig-floralen Noten, welche sich als Orangenblüte und Ylang-Ylang verkaufen lassen. Die opulente Basis untermalt bereits frühzeitig das barocke Treiben – wie nicht anders zu vermuten holzig-harzig sowie mit Vanille und Moschus ausgestattet, handelt es sich hier um ein äußerst warmes und weiches, reich ausgestattetes Lager, auf dem sich die Blüten unter Vorherrschaft von Veilchen und Jasmin niederlassen dürfen.
Für mich persönlich ist Opus 2 der klare Favorit der Serie, dicht gefolgt von Opus 1. Ganz klar – ich habe ein Faible für eher kühle Düfte, das erfüllt Opus 2 vollkommen. An Opus 1 liebe ich die moderne und besondere Chypreinterpretation, die orientalisch anmutende. Opus 3 hat jedoch auch etwas Besonderes: Ein Veilchen inmitten dieses Orientalen, das ist mitnichten die Regel. Und es macht sich gut dieses Veilchen wirklich gut, spielt eine Verführerin an der Seite des Jasmins. Nur leider hat es bisher nur ein Veilchen geschafft, mich zu verführen – das bescheidene und herrlich authentische Parmaveilchen von Borsari, und das ist gänzlich anderer Natur.
Nichtsdestotrotz – ich finde alle drei Düfte äußerst gelungen. Und bin schon jetzt sehr gespannt auf Eure Meinungen, sobald Ihr zum Testen kommt!
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Eure Ulrike.
Liebe Uli,
vielen Dank, ich schmachte dahin – und bin ja sowas von gespannt auf die drei Schätze.
Lieben Gruß
Safran
Bitte, bitte, gern geschehen 😉
Ich liebäugele nach wie vor mit der zwei… Dir wird aber vermutlich die eins am besten gefallen glaube ich…
Liebe Grüße zurück,
Uli.
Hallo Uli,
habe die 3 OPUS Düfte inzwischen auch getestet. Hier das Ergebnis:
I: Pflaume? Ich hab eher an so was wie gebrannte Mandeln gedacht nach dem ersten Auftragen. Aber viellcht gibt es ja eine neue Züchtung MandelPflaume (so wie Zitronenfeige ) über Guajakholz handgeröstet. Das ist es eigentlich, was sich auf meiner Haut, später in abgeschwächter Form, entwickelte. Und ja, er kann als „trocken“, rauchig bezeichnet werden. Es kam immer wieder mal so eine Rauchwolke vorbei, wie von einem verglühenden Holzscheit. Sehr schön.
II: Lavendelgewitter? Na ja, bei mir hat der Lavendel nur getröpfelt, dafür hatte ich danach frische, nasse grüne Hölzer (Tanne, Zeder?). Finde ihn auch sehr schön; könnte man, meines Erachtens, wie Eau de Cologne benutzen ohne Schaden zu nehmen.
III: hab ich nicht an meine Haut gelassen 🙂
Mein Ausdruck dafür wäre barock-floral. Fangen spielende Kinder auf dem Weg in teenageralter im Garten von Versailles zur Cocktailstunde während die Gäste um King Louis ihren Champagner schlürfen, den neusten Tratsch austauschen und ihre Sonnenschirmchen bewundern.
Aber Du hast auf jeden Fall recht, keiner ist prollig, alle wahrlich sophisticated.
Somit wären Nr. 1 + 2 für mich tragbar.
LG, Margot
Hallo die Damen,
Ich schließe mich Margot an – I und II sind meine Favoriten.
Die II darf bestimmt nächstes Jahr mein Frühling-/Sommerbegleiter werden – und ich bis dahin sparen;-)
Die I hat es mir sehr angetan und der Duft entwickelt sich genau wie Uli es mal wieder so schön beschrieben hat, von daher hier keine Wiederholungen. Von der I durfte bei mir ein ALzD-Pröbchen einziehen, und wenn die alle ist… na, ja – ein orientalischer Chypre als „Morgengabe“ wäre doch mal ne originelle Idee…
Die III ist mir zu üppig, die erschlägt mich glatt- aber zum richtigen Frauentyp und richtigen Anlass sicher sehr schön – nur halt nix für mich.