Einen schwergewichtigen Titel haben sich Amouage da für ihre neuen Düfte einfallen lassen: Ein jeder Duft trägt den Namen Opus und seine ureigene Nummer dazu.
„Jeder Duft ist ein großes Werk, ein Opus, der als Beiname eine römische Ziffer trägt. Ähnlich wie ein großartiges Buch in einer Bibliothek sind auch die Düfte der Library-Collection zeitlose Stücke, die keiner Mode unterliegen. Alle drei Opus-Düfte sind einzigartige Werke und bestechen durch ihre zeitlose Schönheit.“
Opus, laut Wikipedia „die lateinische Bezeichnung für ein Werk, insbesondere eines Komponisten oder eines anderen schöpferischen Künstlers“ – insofern ja eigentlich vollkommen richtig, ist das Parfumeurshandwerk ja doch in den Augen vieler, mich eingeschlossen, eine Kunst. Und somit rückt natürlich das Augenmerk auch auf die Parfumeure, die Nasen dahinter, Handwerker und Künstler in einem. Amouage aus dem Oman hatten schon in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, daß sie ein gutes Händchen für Parfumeure haben: Guy Robert schuf einige der Klassiker des Hauses, Bertrand Duchaufour zeichnete sich verantwortlich für die Düfte zum 25jährigen Firmenjubiläum, zu denen auch einer meiner unangefochtenen Holy-Grails gehört, XXV for Men, mein heiliger Brombeerweihrauch.
Das Haus aus dem Oman gehört definitiv zu den Hochkarätern im Duftbereich – deshalb bin ich doppelt gespannt auf die neuen Kreationen, die wir uns die nächsten Tage anschauen werden, auch und gerade mit einem Blick auf die Parfumeure…
Opus 1 wird als Chypre bezeichnet und beinhaltet folgende Ingredienzen: Kopfnote: Bitterorange, Pflaume, Kardamom; Herznote: Ylang-Ylang, Rose, Jasmin, Tuberose, Maiglöckchen; Basisnote: Papyrus, Zedernholz, Guajakholz, Weihrauch, Tonkabohne, Sandelholz, Vetiver.
Im Auftakt weht einem gleich die Bitterorange entgegen – distinguiert, ein edles Exemplar, das alsbald von einer fruchtigen, leicht herben Pflaume eingeholt wird. Abgerundet werden die beiden von tief dunkelgrünem Kardamom, der sämtliche seiner Geruchsregister zieht und sowohl Kamphernoten als auch jene von Nadelhölzern zeigt, welche er mit leichten Rauchschwaden versieht. Aus jenem scheint alsbald das Herz hervor, ein unübersehbar florales, das dicht verwoben nur schwer einzelne Blüten preisgibt, wenngleich es in jedem Falle auch Weißblütler beherbergt. Leicht ledrige Noten, wie sie ein Chypre gerne besitzt, zeigt auch Opus 1, jedoch auf sehr subtile Art und Weise. Die Basis unterstreicht das florale Herz und die ausgeprägt chyprierten Anklänge sanft mit zivilisiertem Weihrauch, Hölzern und einer wunderbar weichen Wärme von Tonka und Sandelholz, während der Vetiver die Rauchigkeit des Kardamom aufgreift und vertieft.
Opus 1 ist von Daniel Maurel, über den es wenig zu sagen gibt – Lyric Woman scheint seiner Nase entsprungen zu sein, ansonsten ist er ein mehr oder weniger unbeschriebenes Blatt, zumindest für mich… und Google sowie sämtliches Pressematerial, das auf die Schnelle nicht wirklich etwas über ihn hergab – weiß wer mehr?
Meines Erachtens nach würde Opus eine neue Kategorie benötigen – nämlich diejenige Unterkategorie des orientalischen Chypres. Ich habe lange überlegt, aber mir ist nichts ähnliches eingefallen, obgleich ich Chypredüfte eigentlich sehr gerne mag. Umso mehr erfüllt es mich mit Freude, daß sich Amouage dieser alten Duftfamilie angenommen hat und solch eine zeitlose und besondere Interpretation geschaffen hat.
Opus 1 ist ein Vollblutchypre, keine Frage. Die fruchtig-herbe und fleischige Pflaume aber, die er rudimentär den ganzen Duftverlauf über beibehält, kreiert in Kombination mit der Basis, vermutlich einem Teil der Hölzer, dem Weihrauch und der Tonkabohne, eine würzig-zimtig anmutende Atmosphäre, die einen erhaben orientalischen Eindruck vermittelt. Erhabenheit ist hier (und, das kann ich schon verraten, auch bei allen anderen Düften) ein Thema – alle haben sie etwas davon an sich, von dieser über allem stehenden (oder besser: ruhenden) Schönheit, die sich nicht beweisen muß und niemals laut daherkommt.
Ihr seht schon, ich bin ziemlich angetan. Und werde Euch morgen natürlich auch noch die restlichen zwei Düfte ausführlich vorstellen. Bis dahin
liebe Grüße,
Eure Ulrike.
DANKE. ich bin kurz vor der Order. Chypre zu lesen war ausreichend.-)
oh ne – Chypre ….. das wird ein verdammt teurer Herbst!
Oh ne! Ich war die ganze Zeit so genügsam und zurückhaltend 🙂 Wenn jemand einen guten Chypre kreieren kann, dass Amouage. Die letzten Düfte aus dem Haus waren traumhaft und etwas ganz besonderes … da heißt es Kreditkarte zusammenhalten 😉
Thea, ich glaub da heisst es eher „Kreditkarten an die Männer zur Aufbewahrung rausgeben“. Quasi streng unter Verschluß. Oder jetzt mal anfangen etwas vom Haushaltsgeld abzuzwacken:)
… und was, liebe Bettina, macht man, wenn man keinen Mann hat? Soll ich die Karte meiner Katze unter die Krallen stopfen? 😀
Ja genau so, oder einer vertrauenswürdigen Person aus einem gewissen Kreis zur treuhänderischen Verwaltung übergeben:-)
Oh, liebe Ulrike, kein Wort von deinem Review war übertrieben – der Duft ist göttlich! Seit langem mal wieder ein WOW Erlebnis … bin einfach mal sprachlos: ein floraler, orientalischer Chypre!
Das freut mich sehr, daß sich meine Eindrücke mit den Deinen decken 🙂 Ist ja immer schön zu lesen, daß jemand es ähnlich sieht oder besser riecht… Und yep, ich finde ihn auch ziemlich toll, den Einser… eigentlich finde ich ja alle ziemlich schön… Mmmmpff…