Eine neue Marke und alte Bekannte – Hermetica Paris …

… trudelte mir vor einiger Zeit ins Haus, nachdem die Kollektion bei uns im Shop gelandet ist. Vorher hatte ich noch nie von dem Label gehört, weswegen ich mich umgehend schlau gemacht habe, nicht ohne auf altbewährte Namen zu stoßen 🙂

Gegründet wurde die Marke nämlich von Clara Molloy und ihrem Ehemann John – bei eingefleischten Parfumistas klingelt es bereits, Molloy steckt ebenfalls hinter (My)Memo sowie FLORAÏKU. Mit Hermetica beschreiten die beiden nun neue olfaktorische Pfade:

„For Hermetica, they came across a completely new way to make fragrances – a new way to be green that they hadn’t been explore before. It took more than 2 years to create this formula, thanks to an intense collaboration between Clara and the senior perfumers Aliénor Massenet and Philippe Paparella.“

Clara Molloy äußert sich auch persönlich dazu:

„Hermetica represents a new approach in the making of fragrances that combines nature and chemistry. Powerful scents, gentle on the skin, respectful of the environment, mixing history and modernity.“

Clara & John Molloy – geklaut auf der Website von Hermetica Paris

Der Ausgangspunkt und die Inspiration zu den Düften der Marke war dieser:

„IT BEGAN WITH A SECRET: THE SECRET TO CREATE THE PERFECT SCENT – Hermetica is a collection of clean fragrances inspired by the ancient Florentine practice of alchemy. Applying its practices to modern-day perfumery, Hermetica is based on the belief that finding the perfect fragrance relies on the connection between the precious molecules within a fragrance and one’s skin. In their quest for the ultimate fragrance elixir, Clara and John decided to create a revolutionary collection by using a combination of the best form nature and molecules when chosen instead of a natural counterpart to preserve it: a conscious step towards making sustainable and green fragrance creation possible.“

Florenz, die Wiege der Renaissance und eine Art Zentrum der italienischen Parfumeurskunst. Santa Maria Novella finden sich dort genauso wie Farmacia SS. Annunziata, Lorenzo Villoresi und einige mehr. Und selbstredend der Hinweis auf die „alten“ Alchemisten, die den Ursprung legten.

Der ultimative Duft, der Heilige Gral der Parfums – das liest sich ein bisschen wie Patrick Süskind, sein Protagonist Jean-Baptiste Grenouille, der ziemlich genau danach suchte. Gut ausgegangen ist es für ihn nicht wirklich – okay, je nach Perspektive 😉

Hermetica beschreiben ihre Vorgehensweise, ihren Ansatz, der das Herz ihrer Schöpfungen darstellt, wie folgt:

CLEAN ALCHEMY – These hybrid formulas were developed using a unique patented technology, a worldwide first in the fragrance industry. The formulas immediately reveal the heart of the fragrance and mainly use green chemistry.“

Diesbezüglich kommt auch Clara Molloys Mann John zu Wort:

„Unlike traditional perfumes that use alcohol to bring the fragrance to your nose like a rocket, Hermetica uses a unique patented technology to release the full heart of the fragrance with a certain tempo; it’s like the difference between smelling a glass of whisky and a glass of champagne. It’s a refined version.“

Das Resultat: zeitgemäße Alchemie, vier Kollektionen von, so versprechen es Hermetica, langanhaltenden Düften, die eines eint, jene „Source1“, der Kniff, der synthetische, der sich wohl durch einen einzigartigen Duft auszeichnet und mit so gut wie allem kombiniert werden kann, Düften einen modernen Twist verleihend.

Wichtig daran: die Düfte sind alkoholfrei, feuchtigkeitsspendend, nachhaltig produziert und cruelty-free, man verzichtet ergo auf Tierversuche.

Die Kollektion von Hermetica ist riesig, deshalb – gehen wir es an, ich bin gespannt!

Bei so vielen Düften habe ich mich dazu entschlossen, die Linie der Einfachheit halber nach dem Alphabet „durchzuturnen“, insofern starten wir heute mit Amberbee und Cedarise.

Von Ambra, Bienen & Honigrausch – Amberbee

„Amberbee Eau de Parfum is a rich and luxurious fragrance, delicately enveloped with MYRRH ESSENCE. This multi-faceted fragrance is brightened by BERGAMOT ESSENCE and warmed by a SWEET AMBER MOLECULE.“

Amberbee ist, unschwer zu erkennen, ein Vertreter der Ambradüfte, in dessen Zentrum ein spezielles Ambramolekül steht.

Ambra, Ihr wisst es alle, wird ohnehin selten, sehr selten in Düften verwendet – zu teuer ist die natürliche Essenz, die aus dem … nicht appetitlich, aber wahr: Verdauungstrakt von Pottwalen stammt. Wenige Strandspaziergänger hatten immer wieder einmal Glück, wenn sie nach einem meist unansehnlich-unaufälligen solchen „Bröckelchen“ bückten und es tatsächlich mit nach Hause nahmen – der Preis dafür schwankt, für ein Kilogramm kann man dennoch um die 80.000 Euro ansetzen, plusminus.

https://pixabay.com/de/photos/pottwal-norwegen-nordland-wal-2742574/

Amberbee, unser Ambra-Geselle von Hermetica, präsentiert sich laut der Duftbeschreibung in Gesellschaft von Bergamotte und Myrrhe. Darüber hinaus hat die Marke jedem Duft ein paar Wörtchen verpasst, die auf der Rückseite der hauseigenen Proben aufgedruckt sind. Im Falle von Amberbee, der den Untertitel „Honey Rush“, Honigrausch, besitzt, sind das folgende:

„Amesmerizingbeam – Beamrises – Risingsun – Sunshine – Shiningflower –  Flowerbee – Beamingamber – Amberbee“

Honig, lese ich da Honig? Das macht mich neugierig – dann wollen wir doch einmal sehen … Yep, Honig, und was für eine schöne Honignote! Dicht gewebt zeigt sich Amberbee, der auf eine Art so wirkt, als ob er dickflüssig ist, aber nicht im mindesten klebrig. Sich langam fließend über die Haut bewegt, mit der Wärme derselben verschmelzend zu einem köstlichen, lockenden Ganzen. Einerseits wirkt Amberbee sehr wohl wie ein Parfum, er hat eine beeindruckende Sillage und Strahlkraft, andererseits verbindet er sich allerdings auf eine Weise so eng mit meiner Haut, dass er ebenfalls zumindest ein wenig in die Richtung derjenigen Düfte weist, die wie Haut duften, reine, nur „besser“. Jene Düfte, die anmuten, als gehören sie zu ihrem Träger, als Bestandteil von dessen Aura.

https://pixabay.com/de/photos/honigbiene-biene-bienen-insekt-3930374/

Warm-würzig und deliziös schimmert Amberbee, lässt mich immer wieder mit meiner Nase ans Handgelenk zurückkehren. Ich würde ihn nicht als Orientale bezeichnen, dafür ist er nicht gewürzig genug, es ist ein Harzling, ein überaus moderner – nicht wahnsinnig komplex, dafür außerordentlich schön. Ein heller Ambra, der Sonnenwärme suggeriert, in seiner Wärme, fein-würzig und von einer sanften Süße, einer überaus anziehenden. Im übrigen ist er meines Erachtens nach absolut unisex, er kann von jedem Geschlecht getragen werden zu jedem Anlass und ganzjährig, einzig die ganz warmen Tage sollte man vielleicht eher für ausgewiesene Sommerdüfte, Colognes und ähnliches reservieren.

https://www.pexels.com/photo/person-about-to-pour-yellow-liquid-on-palm-2214337/

Was Ambra angeht, dürften hier vor allem diejenigen zugreifen, die hellere Ambravarianten mögen, so zum Beispiel L’Artisan Parfumeur L’Eau d’Ambre. Sicherlich dürfte er auch Fans der likörig-gourmandigen Ikone von Parfum d’Empire gefallen, von Ambre Russe. Und, nicht zu vergessen – Honigliebhabern. Diejenigen, die Botrytis von Ginestet schätzen, die Honignote in Tea for Two von L’Artisan Parfumeur, Back to Black von by Kilian oder Honey Oud von Floris, Bengale Rouge von Papillon, Miel de Bois von Serge Lutens und Konsorten.

Für mich ein gelungener Einstieg in die Kollektion von Hermetica Paris, da stürze ich mich doch sehr gerne in das restliche duftende Getümmel 🙂

Träumen unter Zedern – Cedarise

„Cedarise Eau de Parfum is an ode to its emblematic namesake tree in all of its facets. The complexity and richness of nature is expressed through pure CEDAR ESSENCE and MUSK MOLECULE. The scents of roots and earth of the VETIVER OIL elevate the vegetal aspect of its character. This fragrance is like a dream under a cedar tree.“

Cedarise wird bezeichnet als „pale jazzy wood“ und stellt eine Ode an den namensgebenden Baum dar, die Zeder. All ihre Facetten wollte man einfangen in einem Duft, der im Herzen reine Zedern(holz)essenz trägt, darüber hinaus von Vetiver und Moschus begleitet wird. Gleich „einem Traum unter einer Zeder“ soll er sein, der von Haus aus folgende Worte mit auf den Weg bekommt:

„Risingsun Sunlight Lightsky – Skyhigh Highspirit Spiritwood – Woodwhisper – Whisperingvoice Voicesecret – Secretdoor Doordream – Dreamycedar – I am Cedarise“

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… ein bisschen komme ich mir vor wie ein Hobbit in Tolkiens Herr der Ringe – im ausschließlich positiven Sinne! Erinnert Ihr Euch an die großen, dicken, ehrwürdigen Bäume im Auenland in den Filmen, vielleicht auch in Eurer Phantasie, falls Ihr „nur“ das Buch gelesen habt? Alte Bäume, groß, mächtig, die noch ein bisschen größer wirken in Anbetracht der doch recht bescheidenen Größe der niedlichen Hobbits. Bäume, zu deren Füßen ihr Wurzelwerk mit dichtem, langflorigem Moos bewachsen ist. Moospolster überall, wohlig sonnengewärmt einladend zu einem Nickerchen. Diese Moose, das grüne Moosbett findet sich auch in Cedarise.

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Eine ähnliche Assoziation habe ich immer bei/zu Serge Lutens Chêne. Im direkten Vergleich haben die Düfte, die mir beide sehr gut gefallen, etwas gemeinsam – den Baum im Fokus. Ein Porträt eines einzelnen Vertreters, eines prächtigen, eingefangen in einem Duft. Allerdings gibt es doch einige entscheidende Unterschiede – Chênes Protagonist ist, der Name sagt es schon, eine Eiche, während wir es bei Cedarise, ebenfalls unschwer zu erkennen, mit einer Zeder zu tun haben. Das ist auch ein Grund dafür, dass Lutens‘ Eiche sehr viel wärmer ist als Cedarise. Diesem wohnt zwar eine gewisse Wärme inne, eine unterschwellige, sie ist aber weit weniger stark ausgeprägt.

https://pixabay.com/de/photos/nadeln-baum-zeder-green-natur-4234980/

Das liegt vor allem daran, dass Zeder an und für sich kühler ist, sich in Düften von kühlerem Naturell zeigt – so wie in Cedarise, dessen, nochmals: kühler Charakter, von herber Bergamottefrische verstärkt. Vetiver stiftet und untermalt das nadelholzige Grün in Cedarise, subtil-grasige und vor allem auch leise salzige Anklänge spendend. Darüber hinaus offenbart der Duft eine weitere Facette, die häufig in Zederndüften auftritt: eine gewisse, mitunter seifig anmutende Sauberkeit, die auf sachte Weise von (unpudrigem und unsüßem) Moschus vertieft wird.

https://www.pexels.com/photo/green-plants-3363319/

Kontemplativ, fast schon meditativ und authentisch in seiner Ausstrahlung ist Cedarise ein Immergeher für jede Jahreszeit, jeden Anlass und jedes Geschlecht. Für Freunde lichter Holzdüfte ein Genuss, dürfte Cedarise des Weiteren auch für Liebhaber beispielsweise der Hölzer von CdG, um nur ein Beispiel zu nennen.

Nächste Woche geht es weiter mit Hermetica Paris – bis dahin eine gute Zeit und ein schönes Wochende,

herzlichst

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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