Olfactive Pharmacy – Wohlgerüche aus Köln …

… ist die Selbstbeschreibung der soeben brandneu bei uns ins Sortiment gekommenen Marke aus der rheinischen Metropole, in der ich in der Tat auch einmal für einige Monate zu Hause war als Schwabenkind.

Geklauft auf der Instagram bei Olfactive Pharmacy

2020 wurde die Olfactive Pharmacy gegründet, und zwar von Oliver und Holger Dubben, die, der Name lässt es bereits erahnen, von Haus aus Apotheker sind. Ihre Herangehensweise an Parfums ist demnach eine die, wie sie selbst über sich verlauten lassen, „traditionelles Wissen aus der Pharmakognosie (Pflanzenheilkunde) mit moderner Alchemie und zeitgeistigem Luxus“ verbindet, dem „Luxus des Wohlbefindens, des Selbst-Bewusstseins und der Wertschätzung von Umwelt und Natur.“ Als „Parfums de Santé“ bezeichnen die beiden ihre Duftkollektion, Düfte, welche „den Lifestyle von Premiumgenuss und Gesundheit (Healthylux/Healthyglam) widerspiegeln“, wie man auf der Markenwebsite lesen kann.

Selbstredend muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die beiden Dubbens sich damit in allerbester Gesellschaft befinden, historisch betrachtet: wenn es eine Stadt in Deutschland gibt, die mit der Herstellung von Düften sowie Parfumeurskunst verknüpft ist, dann ist es Köln. Köln, die Heimat von Farina sowie dem Kölnisch Wasser, das zur damaligen Zeit von Prominenten wie Napoleon und Goethe geschätzt wurde. Leider, leider hat man es hier in Deutschland nicht geschafft, jene Traditionen aufrecht zu erhalten und adäquat zu pflegen – sonst wären derlei Marken nicht zur Dutzendware „verkommen“, die vornehmlich in den unteren Regalreihen von Drogerien zu finden ist. An dieser Stelle muss betont werden, dass beispielsweise 4711 seit einigen Jahren, wie ich meine, exzellente Arbeit leistet mit ihrem aufpolierten Image, der Acqua Colonia-Kollektion und so weiter. Dennoch – vergleicht man die Situation der deutschen Colognes mit denen beispielsweise der Italiener, dann haben letztere es deutlich besser hinbekommen und ihre Klassiker-Brands als Luxusmarken etabliert, siehe Acqua di Parma und Konsorten.

Vielleicht machen Olfactive Pharmacy hier den Unterschied? Mit ihrem Apotheker-Hintergrund jedenfalls sind sie nicht alleine, wie eingefleischte Parfumistas wissen dürften: In Italien gibt es einige Labels, die damit sehr gut fahren, siehe beispielsweise Farmacia SS. Annunziata oder auch (Officina Profumo-Farmaceutica) Santa Maria Novella, beide im wunderschönen Florenz beheimatet. Darüber hinaus hat auch Korres einen Apothekenhintergrund sowie „unser“ Indie-Parfumeur Sven Pritzkoleit, der von Haus aus Apotheker ist, um nur einige Beispiele zu nennen.

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Wirft man eine Suchmaschine an, finden sich schnell ein paar mehr Infos zu den Dubbens: Holger Dubben war früher Besitzer der Helle-Apotheke am Quadra-Park in Köln sowie der Linden-Apotheke in Bergheim, die jetzt Oliver Dubben gehört. Holger Dubben betreibt heute die Duftkunsthandlung im Belgischen Viertel, ein, so wie es aussieht, kleines, aber feines Nischenduftgeschäft.

Kommen wir zurück zu Olfactive Pharmacy und deren Leitmotiv hinsichtlich ihrer Parfums: Die einzelnen Düfte der Marke sehen sich jeweils einer Ingredienz verpflichtet, vielmehr einer Pflanze, deren Rinde, Blüten, Früchte oder Wurzeln nachweislich eine Heilwirkung zugesprochen wird, ergo einer Heilpflanze. Der gewählte Flakon zitiert selbstredend, das sieht man auf den ersten Blick, den Apothekerhintergrund: Das Design erinnert an eine zeitgemäß-minimalistische Variante der typischen Apothekerflaschen und sieht sich vollendet durch Lithographien der jeweilig namensgebenden und duftstiftenden Heilpflanzen. Ein schöner Spagat zwischen Tradition, Klassik und Moderne, wie ich finde – aber gut, ich „stehe“ eh auf alte Apothekerflaschen sowie überhaupt auf (bitte originale) Accessoires und Möbel, die einen Hintergrund im Handwerks- oder Industriekonzept haben …

Nun aber wenden wir uns den inneren Werten zu – Vorhang auf für das Trio von Olfactive Pharmacy, für Betula, Salvia und Tilia, von denen wir uns heute zuallererst Betula ansehen 🙂

 Die Schimmernde – Betula

„Birkenrinde ist die druidische Zutat des Nordens und auf Platz eins des heiligen Baumkalenders. Sie wirkt gerbend, reinigend und antiseptisch, und reicht bis heute als lebensspendender Maibaum oder Osterrute in einige Kulturen hinein. Diese unvergleichliche Wirkung von Heilung und Belebung, Reinigung und Energie strahlt der Duft Betula von Olfactive Pharmacy in uns hinein, und wir strahlen diese aus. Die Tiefe und Frische, die Strahlkraft der Birkenwälder des Nordens, wo das Holz weiß ist und die zartgrünen Blätter im kühlen Wind flirren, umarmt seinen Träger und seine Trägerin in einem authentischen Akt der Behütung. Saftig und gesund, elegant und innig-herb wird die Reinheit dieses ungewöhnlichen Wohlgeruchs nachhaltig entfaltet.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Cedrat , Bergamotte, Birkenblätter, grüne Noten
Herznote: Rose, Wasserjasmin, Eichenholz abs., Zedernnadeln
Basisnote: Birkenteer, Vetiver, Amber, Moschus, Arnika abs., Zedernholz

Parfumeur: Mark Buxton

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Wenn von Birke in Düften die Rede ist, denken die meisten von uns an Birkenteer, und dann im zweiten Schritt vermutlich vor allem an Andy Tauer, der diesen recht gerne einsetzt. Birkenteer ist allerdings nicht das Motto von Betula, man ahnt es gleich in Anbetracht der Duftbeschreibung. Und, soviel kann ich vorwegnehmen, ein Test bestätigt dies.

Auf mich persönlich wirken Birken immer wie „dahingetupft“ in der Landschaft, einzig übertroffen in ihrer optischen Leichtigkeit vielleicht von einigen Weiden. Es liegt an ihrer Farbe, an ihrem strahlenden Weiß, der zart anmutenden, gescheckten Borke. Diese lässt ihren Baumbesitzer, den sie kleidet, selbst wenn dieser altehrwürdig ist und staatliche Ausmaße besitzt, sich vielleicht gar in einer Familiengruppe präsentiert, weniger drückend, dicht, ja, bisweilen auch „finster“ aussehenals andere Bäume, vor allem aber Nadelholzgewächse. Wie die meisten von Euch wissen, lebe ich im Süden Deutschlands, da ist der Schwarzwald nicht weit: Fährt man einmal durch dessen Täler, weiß man, wie anders doch der optische Eindruck der dortigen Waldlandschaft ist im Vergleich zu einem Birkenhain.

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Deswegen bin ich auch gar nicht überrascht, dass Mark Buxton mit Betula eine eher „leichten“ und keinen gestrengen Holzduft geschaffen hat, eine, nun, nicht ganz federleichte, aber dennoch leichtfüßige Hommage an die Birke und keinen olfaktorischen Wummser.

Betula präsentiert sich von sanftem Charakter: Luftig-seidig-hölzern sowie auf eine ziemlich unnachahmliche Weise süß. Eine sachte Süße von einem gewissen borkig-erdig-minzig-rauchigen Naturell, die, zumindest für mein Näschen, die Persönlichkeit der Birke und, wie ich meine mich erinnern zu können, deren Geruch recht plastisch einfängt. Daneben rieche ich – Eiche. Eiche, wie ich sie in ähnlicher Form, allerdings wesentlich süßer, dichter, opulenter nur aus einem Duft kenne, und zwar von Serge Lutens‘ Chêne, dem Auenwald-Duft, wie ich ihn gerne nenne.

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Alles in allem gefällt mir Betula ausgesprochen gut. Ein Holzduft im weiteren, vielmehr erweiterten Sinne, weil er weniger eine duftende Makroaufnahme des Werkstoffes ist, kein Lagerfeuer oder ähnliches, sondern eine olfaktorische Landschaftsimpression. Ein Birkenhain, durch den eine sachte Brise weht, die die Blätter zum Windspiel werden lässt – irgendwann im Jahr zu einer Zeit, die weder besonders warm noch besonders kalt ist, vielleicht im aufkommenden Frühjahr. Das würde ganz gut passen zu den aromatisch-grünen, „crisp“ wirkenden Anklängen, jenem latent und subtil vorhandenen knackfrischen Grün, das im Hintergrund wabert und besagte süß-rauchig-transparent-erdig-seidige Holzigkeit untermalt, die Betula ausmacht.

Für mich ein Ganzjahres-Unisex-Duft, der unabhängig vom spezifischen Anlass Freude macht – und zwar all jenen, die beispielsweise Düfte von Miller et Bertaux, einige weniger kantige Varianten von CdG, „herbere“ Düfte von Jo Malone oder auch Miller Harris mögen.

Am Mittwoch geht es weiter mit den anderen beiden Kandidaten – bis dahin einen guten Start in die Woche und alles Liebe

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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