… ist Novität Nummer zwei aus dem Hause der Franzosen. Letzte Woche hatte ich mir für Euch bereits Vaadhoo angesehen – wer den olfaktorischen Kurzurlaub auf den Malediven verpasst hat, kann ihn hier nachlesen. In dem Artikel habe ich ebenfalls erneut ein paar Hintergrundinformationen zur Marke vorgestellt, darüber hinaus einen kleinen Überblick zu deren bisherigen Kreationen gepostet. Nach dreizehn Jahren auf dem Markt der Düfte und zweiundvierzig Parfums wurde es nämlich zumindest für mich ein bisschen unübersichtlich 😉 Ocean Leather stammt, wie der Name schon verrät, aus der Leder-Linie der Marke, zu der ich vorab noch ein paar Anmerkungen habe für Euch.
Les Cuirs Nomades – das Leder der Nomaden
Dem Leder verpflichtet sieht sich die Kollektion Cuir Nomades von MEMO Paris oder besser: den Lederdüften, der langjährigen Tradition derselben. Eine klassische Duftfamilie, der Clara und John Malloy Tribut zollen. Und da sich die Marke MEMO von Reiseerinnungen inspiriert sieht, liegt es nahe, dass ihre Lederkollektion uns an Orte führt, wo Lederverarbeitung Tradition hat, das sieht man schon an den Namen der bisherigen Vertreter:
Darüber hinaus zielt der Name sicherlich auch auf das Kosmopolitentum der beiden ab: die Malloys als Weltbürger, die es immer wieder in die Ferne zieht, moderne Nomaden. Und was braucht man dazu? Ganz genau, Reisegepäck. Das muss nicht, aber kann aus Leder sein 🙂
„Der unerlässliche Begleiter für jede Reise, der treue Gefährte eines jeden Globetrotters, Neugierigen und Abenteurers, der aufbricht, die Welt zu entdecken, ist sein Gepäck aus Leder. Vor diesem bildlichen Hintergrund hat Memo seinen eigenen Koffer entwickelt, der symbolisch alle Düfte einschließt, die für und von Reisenden kreiert wurden. Eine wahre Schatztruhe für „Geruchs-Rundreisen“.
Verbindet man Leder mit einem bestimmten Gegenstand, dann ist es wohl zuerst die Tasche. Um nichts zu überstürzen, muss man allerdings wissen, dass Leder selbst Teil einer ganzen Geruchswelt ist. Ein Stoff, der oft mit Animalischem einhergeht und manchmal lediglich auf seine starke Seite begrenzt wird. Aber Leder kann genauso eine helle, leuchtende, zarte Seite haben und es sind eben diese Verschiedenheiten des Leders, die Memo faszinieren. Vom Rohmaterial zum olfaktorischen Ausdruck – die Herangehensweise ist ähnlich: Leder erinnert manchen an eine zweite, schützende Haut, ein harte Schale, einen dominanten Duft, eine Teer-Blume. Für andere ist es die zarteste Haut, der empfindlichste Pelz, ein Zeichen für Eleganz, Zartheit und Raffinesse. Die Palette von Leder ist groß und seine Interpretation in der Parfümerie ebenso.“
Hier spielt man logischerweise auf die Bande an, die Leder und Parfum verknüpfen – ich hatte sie in meiner letzten Kolumne für unsere Shop-Website ebenfalls angesprochen, lest hier, falls Ihr neugierig seid. Ansonsten weiter im Text der Ledernomaden:
„Man muss ein bisschen in der Geschichte zurückgehen, um die Bande zu verstehen, die das Leder und das Parfum verknüpfen. Im 17. Jahrhundert blüht der Handel mit Handschuhen, und um den tierischen Geruch zu überdecken, parfümiert man das Leder, dem Kundenwunsch entsprechend, mit dem Duft süßer Mandeln, Orangenblüten, grauer Ambra, Rosmarin und vielem mehr. Der Titel „Meister-Handschuhmacher und Parfümeur“ wurde geboren und das Können dieser Zunft wurde am Hofe des Königs sehr geschätzt. Die Stadt Grasse in Frankreich war berühmt für ihre Gerbereien und entwickelte ihr Fachwissen über Parfum, indem sie ihre eigenen Blumenfelder kultivierte, um mit deren Duft die Ledergerbereien zu parfümieren. Doch im 18. Jahrhundert, mit dem Auftreten von Konkurrenz und dem Rückgang der Preise für Leder, verschwindet dieses Handwerk und Grasse wird zur Hauptstadt für Parfum.
Leder hat die Parfumherstellung hervorgebracht. Auch wenn diese Beziehung einst ein Schattendasein führte, so ist sie heute vollendet. Was man einst versuchte zu überdecken, wird nun entwickelt und aufgewertet.
Leder inspiriert, behauptet sich und ermöglicht flammende Akkorde. Der Duft von Leder wird mehr und mehr geschätzt und nun aus der Verbindung mit Grundstoffen wie Styraxharz, Labdanum, Blütenessenzen, Oud, Cassisblüte oder synthetischen Materialien wie Suderal, IBQ (Isobutyl Quinoléine) gewonnen.“
Ich erinnere mich noch gut an das erste Leder von MEMO. Ich war mit meiner besten Freundin in London, wir flanierten gerade durch’s Luxuskaufhaus Harrods, als mich ein Duft erreichte, mir in die Nase stieg, den ich auf Anhieb absolut unwiderstehlich fand. Da wir nicht in der Parfumabteilung unterwegs waren, sondern irgendwo zwischen Haute Couture-Kleiderstangen umherturnten, musste ich mich ein wenig anstrengen, um den Träger oder die Trägerin des Duftes auszumachen. Es war eine Verkäuferin, eine zierliche, feminine Brünette, der der eher herbe Duft allerdings ganz hervorragend stand. Ich musste sie fragen, was sie da trägt – es war Irish Leather, der Auftaktduft von MEMOS Cuirs Nomades. Ich finde ihn bis heute himmlisch, allerdings zählt er zu den seltenen Düften, die sich auf meiner Haut vollkommen anders und das auf eine nicht besonders feine Weise entwickeln … vielleicht wird es ja mit Ocean Leather anders? Ich würde mich, ganz im Gegensatz zu meinem Geldbeutel, darüber freuen 😉
Wild & Schön – Ocean Leather
„In the middle of the ocean, feeling an animal’s electric presence. The water comes alive, the air is filled with a unique scent. A jet of water vapor appears, bringing a splash of Mandarin Oil, Violet, Basil essence. At first, an apparition. Then, it reveals itself, with its skin colored like Elemi fruits, smooth and shiny, thanks to the millions of water drops. A whale, carrying with him the murmur of depths, the stories shared from boat to boat, with decks smelling like Cedar Essence, the strength of sailors, their look, the power of their hands. In its track, the citrus freshness welcomes deeper nuances of Sage Absolute, Nutmeg, Vetiver essence. Imposing as an ironclad, its cuirass, its leather skin, protects it. It is its force, its secret. And the Captain knows it.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Mandarine, Basilikum, Salbei
Herznote: Muskatnuss, Veilchen, Vetiver
Basisnote: Zedernholz, Leder, Elemiharz
Ein Parfum wie ein Epos, das stand irgendwo zu lesen. Nicht wenige werden sich in Anbetracht der Beschreibung an Melvilles Moby Dick erinnert fühlen, diesen weltberühmten Roman, der die Jagd des Kapitän Ahab auf einen weißen Pottwal zum offensichtlichen Thema hat, in seiner Symbolik allerdings darüber hinaus reicht, Religion, Kulturhistorie, Weltbilder und Weltverständnis, Naturverhältnis, Psychologie und etliche Bereiche mehr tangierend. Sicherlich denken manche auch ganz grundlegend an das Meer, das nicht nur an und für sich über Tiefe und Untiefen verfügt, sondern gleichwohl im übertragenen Sinn und somit ein beliebtes Motiv in der Kunst ist.
Seine Unzähmbarkeit und Unberechenbarkeit ist es, die den Menschen seit jeher sowohl faszinieren als auch das Fürchten lehren. Und zugleich stellt das Mer eine Art Ebenbild von uns dar, wie es Charles Baudelaire in seinem von mir sehr geschätzten Gedicht Der Mensch und das Meer treffend skizziert – ein Auszug:
Du freier Mensch, du liebst das Meer voll Kraft,
Dein Spiegel ist’s. In seiner Wellen Mauer,
Die hoch sich türmt, wogt deiner Seele Schauer,
In dir und ihm der gleiche Abgrund klafft.
Du liebst es, zu versinken in dein Bild,
Mit Aug‘ und Armen willst du es umfassen,
Der eignen Seele Sturm verrinnen lassen
In seinem Klageschrei, unzähmbar wild.
Ihr beide seid von heimlich finstrer Art.
Wer taucht, o Mensch, in deine letzten Tiefen,
Wer kennt die Perlen, die verborgen schliefen,
Die Schätze, die das neidische Meer bewahrt?
Die Perlen, die selten an der Oberfläche zu finden sind, sondern auf dem Grund – hat was, oder nicht?
Kommen wir zurück zu unserem Lederchen, zu Ocean Leather, den MEMO als „wavy leather“ bezeichnen – ich bin gespannt …
Stimmt. Ich muss gestehen, dass ich mir vorab nicht wirklich etwas darunter vorstellen konnte, aber – Versprechen eingelöst. „Wavy“ im Sinne von Meer und Wellen und noch mehr Meer, gepaart mit Leder. Mandarine stiftet Helligkeit, ein Strahlen, ein zitrisches, das weder herb-säuerlich noch saftig süß ist, sondern mit einem vornehmlich frischen, leise fruchtigen Naturell den Duftauftakt bestreitet. Die Kräuter bescheren grüne Sprenkler, die Frische untermalend und auf sachte Weise minzige Anklänge erzeugend. Vetiver zeigt sich von seinen zwei besten Seiten: krautig-grün-grasig-frisch, von Elemi tatkräftig unterstützt und von Zedernholz kühl-seifig-sauber bestärkt, sowie salzig, eine Facette, die von dem schönen Salbei noch unterstrichen wird. Einen Tacken Rauch beinhaltet Ocean Leather, viel Gischt, allerdings in sattem Blau dahingehaucht und eher transparent – durch diese hindurch erblickt man dann auch das Leder, ein sandig-pelzig-samtiges Wildleder, anschmiegsam und zart, aber dennoch prägnant.
Ocean Leather ist ein Unikat und, überflüssig zu erwähnen, „unisex“. Will sagen: er steht jedem Geschlecht, dürfte auch ganzjährig tragbar sein. Spannend finde ich, dass er gerade zu oder vielmehr in die warmen Jahreszeiten besser passen dürfte – und somit als eines der seltenen Sommerleder gelten kann. Ein Charakterduft, der sowohl Lederliebhaber als auch Lederzögerer für sich einnehmen wird, da bin ich mir sicher.
Einen schönen Tag Ihr Lieben und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
Interessanter Artikel! Ich wusste nicht, dass es eine solche Geschichte gibt. Danke, dass Sie darüber geschrieben haben. Ich hoffe, in Zukunft mehr aus Ihrem Blog zu lesen.
Hallo liebe Sandy,
vielen herzlichen Dank für das Kompliment 🙂 Ich schreibe das Blog schon seit etwa zwölf Jahren, insofern finden Sie jede Menge Artikel von mir als auch meinen anderen Mitschreibern, wenn Sie Lust haben, stöbern Sie ruhig mal! Ansonsten gibt es wöchentlich vier neue Artikel von uns – viel Spaß beim weiteren Lesen!
Herzliche Grüße
Ulrike
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Dear Johny,
thanks a lot for the compliment, makes me/us very happy!
Kind regards
Ulrike
Hey Ulrike,
vielen lieben Dank für diese tolle Geschichte, sie hat mich wirklich begeistert.
LG aus Hannover,
Winni