Vanille Santal nebst Anhang – Zwei Neuheiten von Reminiscence …

… landeten dieser Tage bei mir auf dem Schreibtisch – neu in unserem Shop und mir bis dato unbekannt, klemme ich sie mir deshalb heute und morgen für Euch unter die Nase – Vanille Santal und Oud Glacial werden uns demnach zu Beginn der Woche beschäftigen, viel Spaß damit! Vorab allerding noch ein paar Worte zu den Franzosen von Reminiscence, falls sie der eine oder die andere noch nicht kennt.

Dufte(nde)s von der Côte d’Azur – Reminiscence Paris

Ist Euch Reminiscence Paris ein Begriff? Ich denke, viele von Euch werden einige der Gourmandklassiker oder deren Patschuliduft bereits kennen, da diese olfaktorische Evergreens sind. Die Marke an und für sich gibt es schon recht lange: Zoé Coste und Nino Amaddeo eröffneten ihr erstes Geschäft 1970, also vor fünfzig Jahren – und zwar in Juan-Les-Pins. Falls Euch dieses Örtchen nichts sagt – es scheint sich zu lohnen, aber auch ein teures Vergnügen zu sein. Seit den Zwanzigerjahren ist Juan-Les-Pins einer jener Ferienorte für Gutbetuchte. An der Côte d’Azur gelegen und mit herrlichem Strand gesegnet, ist es nur wenige Kilometer von Cannes und Nizza entfernt, war seit jeher Urlaubsort für viele Prominente, Wohlhabende und Künstler, vor allem amerikanischer Abstammung. Josephine Baker, Coco Chanel und Marlene Dietrich, Charlie Chaplin, Gary Cooper und Man Ray fläzten sich dort in der Sonne und huldigten dem Müßiggang, pflegten dort eine „Zeit von Nichtstun und tausend Partys“, wie es der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald (u. a. Der große Gatsby, Der seltsame Fall des Benjamin Button) beschrieb. Und, nicht zu vergessen – hörten Jazz, sahen sich Jazz-Konzerte an, denn Juan-Les-Pins galt und gilt seit Kriegsende als Jazzhochburg.

Ein sicherlich recht lukratives Geschäft, an einem solchen Ort Düfte zu verkaufen – Conte und Amaddeo taten dies zuerst unter dem Namen Ylang-Ylang, was sicherlich nicht so günstig gewählt war, bezeichnet der Begriff eben auch eine Duftzutat, wie Parfumistas wissen. Zu dieser Zeit verkaufte das Duo bereits ihre Düfte Patchouli, Musc und Ambre, die die ersten Kreationen der Marke darstellten.

1980 gründete man das Unternehmen Reminiscence Diffusion Internationale, im Zuge dessen entstand auch der neue Markenname und es erfolgte die Umbenennung beziehungsweise das Neobranding. Ein zweites Ladengeschäft in Cannes folgte sowie ein dirttes in der Rue du Four in Paris, in denen die Marke sowohl ihre Duftkreationen als auch ihren Schmuck verkauft – der war nämlich, so wie ich meine, bereits seit Anfang „dabei“. Will sagen: Reminiscence sind keine reine Parfummarke, sondern stellten ebenfalls Schmuck her – passt für mich ganz gut zusammen, wenn ich mir die Anfänge der Marke mit ihrem Sitz in dem pittoresken Urlaubsörtchen und die Stimmung dort vorstelle …

Hier ein Interview mit Nino Amaddeo aus dem Jahr 2013. Mittlerweile ist die Marke zu einem „echten“ Familienunternehmen geworden: nicht nur die Duftfamilie ist seit 1970 gewachsen, sondern auch die Familie hinter der Marke, Lilla Amaddeo und Sébastien Coste sind mittlerweile ebenfalls im Betrieb tätig.

Zwei Videoclips zu Reminiscence selbst habe ich ebenfalls noch ausgegraben, seht hier:

Der Clip zum 40jährigen Jubiläum:

Soviel zum Hintergrund der Marke, jetzt aber ab ins Duftvergnügen!

Eine gar köstliche Melange – Vanille Santal

„Vanille Santal von Reminiscence zeigt die Wärme der madagassischen Vanille. Die Sinnlichkeit indischen Sandelholzes. Eine Balance, die aus diesen beiden mythischen Rohstoffen inspiriert wurde. Gekonnt akzentuiert mit einigen köstlichen Gewürzen.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Karamell, Gewürze
Herznote: Sandelholz, Kaschmirholz
Basisnote: Moschus, Bourbon-Vanille

Wie so oft sind Reminiscence und/oder deren Vertrieb keine Meister der großen Worte, deshalb fallen die firmeneigenen Duftbeschreibungen eher spartanisch aus, werden meist noch von uns, oft von Harmen ergänzt.

Vanille und Sandelholz ist, wie unschwer zu erahnen, das Leitmotiv und Thema von Vanille Santal – ein Rezept, das aufgehen dürfte, wie ich meine. Beide Ingredienzen harmonieren im Normalfall extrem gut und gehören zu jenen gelungenen Kombinationen von Zutaten, auf die man immer wieder in der Welt der Düfte stößt. Parfumistas werden an dieser Stelle viele weitere einfallen, beispielsweise Vanille und Lavendel, die Guerlains Jicky zu einer Ikone werden ließen, oder auch Vetiver und Zitrusfrüchte, die den Vetiver aus dem Hause Guerlain zu einem Verkaufsschlager werden ließen. Das sind lediglich zwei Beispiele, die mir spontan in den Sinn kamen, man findet selbstredend nicht nur bei den Franzosen innovative Paarungen oder Akkorde 😉

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Santalum Album aus: Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen (1897) / Public Domain

Vanille Santal ist kein kantiger Avantgarde-Kollege und nicht edgy, dennoch ein wohltuender Sandel, der sicherlich „easy to like“ ist: warm-würziges Sandelholz, balsamisch-würzig und auf jene Weise „dumpf“ oder besser ausgedrückt matt, wie sie typisch ist für das Edelholz. Deliziöse Tupfer von Karamell mit zarter Zuckerkruste süßen sacht, das Naturell des Holzes perfekt untermalend. Dazu gesellt sich die Vanille, die sich in Vanille Santal von ihrer milchig-cremigen, sanften Seite zeigt.

Ein Hölzlein mit Gourmandcharakter, definitiv – und dennoch unisex, würde ich sagen: ich nehme eine verhaltene Rauchigkeit wahr auf meiner Haut, eine dezente, unterschwellige „Schärfe“, vielleicht von Piment oder ähnlichem herrührend, was den Duft meines Erachtens nach auch für Männer tragbar macht.

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Zumal die letzten Jahre bei maskulinen Düften ohnehin ein Trend zu Wärme und vor allem auch Süße auszumachen ist, man denke nur beispielsweise an Paco Rabannes One Million, der meines Erachtens nach im Mainstreamsegment einer der (hauptsächlichen) Steine des Anstoßes war. Im Nischenduftbereich fällt mir dazu umgehend mein Lieblingsduft von Micallef ein, der Schönling Gaïac. Wer diesen mag, dürfte mit Vanille Santal auch nicht komplett fehlgehen. Und sollte sich, nebenbei bemerkt, ein Fläschchen des erstgenannten bunkern – er geht nämlich aus dem Sortiment, leider leider.

Vanille Santal gefällt. Ein unverstellter, nicht allzu komplexer, aber dennoch oder gerade deswegen sehr tragbarerund zeitgemäßer Duft, der eigentlich fast immer und von fast jedem tragbar ist. Bei über 35 Grad würde ich eventuell zu anderem greifen, das dürfte aber annähernd die einzige Einschränkung sein 🙂 Darüber hinaus dürfte er mit seinen traditionellen Sandelholz-„Vibes“ dem gegenwärtigen Barber-Trend entgegenkommen, zeigt er sich doch als gleichermaßen klassisch-traditioneller wie innovativ-moderner Vertreter seiner Gattung.

Gretchenfrage: Sandelfans unter Euch? Ganz bestimmt, will ich wohl meinen – welche Düfte haben es Euch denn angetan?

Morgen schauen wir uns zusammen Oud Glacial an – bis dahin alles Gute und einen schönen Start in die Woche, meine Lieben!

Herzlichst

Eure Ulrike

 

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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