…. der Italiener, wie man anhand der wohlklingenden Namen der Neulinge ersehen kann: Ein Quartett bestehend aus Rose Milano, Gardénia Antigua und Jasmin Kusamono, offensichtlich drei Blütenschönheiten, sowie Thé Yulong. Zugegeben, der tanzt ein bisschen aus der Reihe, ist aber für Teeliebhaber wie mich – in Kanne, Tasse als auch im Flakon – nicht minder interessant.
Kennt Ihr (die) Düfte der Kollektion ARMANI/PRIVÉ und besitzt vielleicht auch welche? Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein bisschen den Anschluss verloren habe. Die ersten Düfte kenne ich alle noch, habe auch zwei in meinem Regal stehen (Rose Alexandrie und Bois d’Encens), allerdings habe ich die letzten Lancierungen nicht mehr so genau auf dem Schirm – ein Umstand, den ich demnächst einmal zu ändern gedenke. Dennoch haben wir diverse Düfte bereits im Blog rezensiert – bisher vertreten sind bei uns, falls Ihr stöbern wollt (alphabetisch sortiert): Ambre Eccentrico, Bois d’Encens, Cuir Améthyste, Cuir Noir, Eau de Jade, Encens Satin, Figuier Eden, Myrrhe Impériale, Oud Royal, Pierre de Lune, Pivoine Suzhou, Rose Alexandrie, Rose d’Arabie, Rouge Malachite, Vert Malachite und Vétiver d’Hiver.
… mehr als ich dachte 😉
Rufen wir uns nochmals ein paar Backgroundinformationen zu ARMANI/PRIVÉ ins Gedächtnis, bevor wir in die olfaktorischen Vollen gehen!
Von Haute Couture zu Haute Parfumerie – ARMANI/PRIVÉ
„Armani / Privé Haute Couture Fragrances bringen die natürliche Schönheit einer einzigen erlesenen Duftessenz zum Vorschein. Die Kollektionen bieten eine vielseitige Duftgarderobe für jede Stimmung – die von Männern und Frauen getragen werden kann.“
2004 war das Geburtsjahr der ARMANI/PRIVÉ-Kollektion, deren erklärtes Ziel es ist, die Haute Couture-Kollektionen des Hauses Giorgio Armani in Duft oder besser: Düfte zu übersetzen. Seitdem hat man die Parfumlinie kontinuierlich ausgebaut und in vier Unterkollektionen aufgeteilt.
- La Collection (hier finden sich unter anderem beziehungsweise anderen einige der ersten Duftkreationen), bestehend aus: Ambre Eccentrico, Bois d’Encens, Cuir Amethyste, Iris Celadon, Pierre de Lune
- La Collection Mille et Une Nuits, übersetzt 1001 Nacht, zu der folgende Düfte zählen: Cuir Noir, Myrrhe Impériale, Oud Noir PLUS Cuir Zerzura, Musc Shamal, Rose d’Arabie
- La Collection Les Terres Précieuses, übersetzt Kostbare Erden, die Bleu Lazuli, Bleu Turquoise und Vert Malachite umfasst PLUS Rouge Malachite
- Les Eaux, zu der neben den vier genannten Novitäten auch Rose Alexandrie und Vétiver d’Hiver gehören PLUS Figuier Eden, Orangerie Venise, Pivoine Suzhou
So sind die Düfte direkt auf der Homepage von Armani gelistet in den jeweiligen Übersichten der Unterkollektionen, was bei mir ungefähr drei Fragezeichen, imaginäre, hinterlässt – das sind doch bei weitem nicht alle, ist der Rest discontinued oder auf dem Weg dahin? … Weitere Recherche auf der Seite bringt zutage, dass es eben doch noch mehr Düfte zu geben scheint im Sinne von „erhältlich sein“ … was für ein Chaos, ehrlich. Ich habe die restlichen Düfte in der Aufzählung oben ergänzt und mit „plus“ gekennzeichnet … Verstehen muss man das nicht und kundenfreundlich ist es keinesfalls – ich komme nicht umhin, an dieser Stelle ein bisschen zu meckern.
Die Limited Editions machen das Durcheinander perfekt, es gibt des Weiteren: Pivoine Suzhou Soie De Nacre (Weihnachtsedition von Pivoine Suzhou), der noch auf der Website zu finden ist.
Darüber hinaus existierten folgende Düfte, die sich nicht mehr auf der Website finden und somit wohl discontinued sein dürften oder auf dem Weg dahin: Ambre Orient (2010), Ambre Soie (2004), Cèdre Olympe (2009), Cuir Majeste (2016), Cuir Noir (2011), Eau de Jade (2004), Éclat de Jasmin (2007), Encens Satin (2014), New York (2017), Oranger Alhambra (2008), Oud Royal (2010), Sable Fume (2015), Sable Or (2015) sowie einige Limited Editions von Rose d’Arabie als auch eine von Rouge Malachite. Und dann gab es da noch die Düfte der Les Éditions Couture, die wohl allesamt limitiert waren und meines Wissens nach ebenfalls nicht mehr hergestellt werden: Charm‘ (2017), Fil Rouge (2016), La Femme Bleue (2011), Laque (2019), Ombre & Lumière (2014), La Femme Nacre (2012), Nuances (2013), Rose d’Artiste (2018).
Hat außer mir noch wer zumindest in Ansätzen den Durchblick verloren? Schade finde ich, dass Eau de Jade als auch Encens Satin nicht mehr zu haben sind, die mochte ich nämlich recht gerne, soweit ich mich entsinne.
Was mir nach wie vor richtig gut gefällt ist die Darreichung der Kollektion: Der Flakon, der zwar farblich variiert, aber in seiner Form immer der gleiche geblieben ist – ich mag die schöne, an einen Kiesel erinnernde Verschlusskappe, deren kurvige Rundungen in einem ästhetischen Kontrast zu der rechteckigen Flasche stehen, die aus wertigem, schwerem Glas ist. Für mich war und ist er in meiner Liste der Favoriten hinsichtlich Parfumflakons, und zwar mindestens in der Top 10, vermutlich sogar in der Top 5.
Die Kollektion Les Eaux sieht sich inspiriert von der Natur, dem Mittelmeer sowie von mythischen Gärten antiker Kulturen, so die Beschreibung. Als erstes habe ich mir das Röslein herausgepickt, das ich mir umgehend heute für Euch unter die Nase klemme!
Eine Königin in kontemporärem Chypregewand – ARMANI/PRIVÉ Rose Milano
„Entdecken Sie den Duft Rose Milano von Armani/Privé, der eine zarte Damaszenerrose mit passenden erdigen Chypre-Noten vereint.
Rose Milano ist ein Haute-Couture-Duft, der von Giorgio Armani als Hommage an Mailand gedacht ist, eine Stadt, die weit mehr als ein Mode-Emblem ist: Sie ist die Heimat der Mode von Giorgio Armani. Mit diesem charakteristischen Duft wollte er seiner Vision der Mailänder Eleganz, sowohl im rohen als auch veredelten Zustand, Form verleihen.
Giorgio Armani hat die Rose mit zitrusartigen und saftigen Noten der Primofiore-Zitrone neu interpretiert und eine majestätische Damaszenerrose zum Strahlen gebracht, während erdige Noten eines modernen Patschuli die Essenz in einen ikonischen und eleganten Chypre-Akkord tauchen.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Zitrone, Bergamotte, Birne
Herznote: Damaszener Rose, Jasmin
Basisnote: Patschuli, Ambra, Weißer Moschus
Parfumeur: Daphné Bugey
„Zwischen Modernität und Zeitlosigkeit“ steht bei Armani geschrieben hinsichtlich Rose Milano, „eine Interpretation von Chypre in neuer Frische, fast wie der von Rosenblättern durchzogene Tau, der dem Essenz eine dezente Rosenholzfarbe verleiht.“
Zeitgemäß interpretierte und/oder umgesetzte Chypredüfte sind, wie regelmäßige Leser*innen wissen, ziemlich genau mein Ding. Ich liebe Chypredüfte, auch und gerade die klassischen Vertreter. Allerdings sind diese Geschmackssache, zugegeben. Mir passiert es immer wieder, sei es im beruflichen oder auch privaten Kontext, dass Chypredüfte nicht unbedingt auf durchgängige Anerkennung stoßen, sie werden nicht von jedem goutiert. Das liegt sicherlich daran, dass es sich bei der Duftfamilie der Chypredüfte um eine sehr alte handelt, ähnlich wie die der Fougère-Düfte, was für manch Nase, oftmals auch jüngeren Jahrgangs, im besten Falle „Vintage“ oder „Retro“, im schlechtesten aber „ältlich“ wirken mag.
Was ein Chypreduft ist, wissen die meisten eingefleischten Parfumistas: Der Begriff bezieht sich auf eine Gattung Parfums, die charakteristischerweise aus einer Kopfnote zumeist unterschiedlichen Hesperidenfrüchtchen, einem floralen Herz (gerne Rosen oder Jasmin) sowie einer holzig-moosigen Basis (häufig Patschuli und Eichenmoos beziehungsweise dank IFRA mittlerweile Ersatzstoffe, darüber hinaus Moschus, Vetiver, Sandelholz und weiteres wie beispielsweise Harze) bestehen. Der Kontrast zwischen der Strahlkraft der Zitrusfrische sowie der Wärme der Basis, die öfters auch mit animalischen Anklänge brilliert, machen einen Chypreduft aus. Darüber hinaus entwickeln diese oft im Zusammenspiel von Zitrusfrüchten und Moos ledrig-bittere Akzente.
Der Name der Duftfamilie geht wie so oft auf einen bahnbrechenden Duft zurück, und zwar auf den (leider schon lange nicht mehr erhältlichen) Klassiker Chypre (1917) von François Coty. Dieser benannte seine Kreation aufgrund der darin enthaltenen mediterranen Ingredienzen nach der Insel Zypern. Chypre war ein großer Erfolg und wurde die nächsten Jahre oftmals kopiert in seiner Duftstruktur – der Grund dafür, warum er zum Ahnen und Begründer einer ganzen Duftfamilie wurde. Diese lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Fokussierungen der Interpretationen in diverse Unterfamilien aufsplitten, es existieren animalische oder auch ledrige Chypres, grüne Chypres, fruchtige Chypres und so weiter und so fort. Die meisten werden mindestens einen Chypre zu Hause stehen oder mal benutzt haben, vielleicht auch aus dem Duftregal von einer Verwandten kennen, denn zu dieser Duftfamilie gehören etliche weitere Meisterwerke und Ikonen der Parfumeurskunst. Beispiele gefällig? Aber gerne doch: Mitsouko von Guerlain (1919), Cuir de Russie von Chanel (1924), Bandit von Robert Piguet (1944), Femme von Rochas (1944), Cabochard von Grès, Aromatics Elixir von Clinique (1972), Aliage (1972) und Knowing (1988) von Estée Lauder sowie CK One von Calvin Klein (1994), um nur einige zu nennen.
Einer meiner absoluten Lieblingschypres der alten Schule – neben einigen der oben genannten – ist ein meiner Meinung nach unterschätztes Juwel – Eau Suave von Parfum d’Empire. Darüber hinaus liebe ich unzählige weitere Chypredüfte, die einen nicht unbeträchtlichen Anteil meiner Privatkollektion ausmachen – hier fällt mir ein, vollkommen unsortiert und nicht vollständig: Juliette has a Gun Lady Vengeance sowie Citizen Queen, Frédéric Malle Portrait of a Lady, Balmain Ivoire (ok, ein Klassiker, gehört eigentlich weiter nach oben) sowie Vent Vert (dito; wie Bandit von Germaine Cellier kreiert und ebenfalls ein Meisterwerk der „Dame“), Perles von Lalique, dann schon wieder alte Klassiker von Caron – Tabac Blond und Nuit de Noël, Balenciaga Le Dix sowie Jean Couturier Coriandre (beides Schnäppchen!), Hors Là Monde Shiloh und Lady Shiloh (wunderschön, aber leider vergriffen), vero.profumo Onda, , … ich höre schon auf.
Und doch, ein bisschen noch und ein bisschen mehr – nochmal zurück zu den modernen Vertretern: Miller Harris Citron Citron, Heeley Chypre 21, Parle-Moi de Parfum Chypre Mojo / 45 (Mangochypre!!!), Ann Gerard Perle de Mousse (discontinued – es gibt aber noch Restbestände) und so weiter und so fort. Ihr seht schon, ich und die Chypres, eine laaange Liebesgeschichte, die noch genauso lodert und brennt wie eh und je 😉
Wie sieht es aus, meine Lieben, Gretchenfrage: Wie haltet Ihr es mit den Chypredüften? Liebhaber unter Euch? Welche standen oder stehen bei Euch im Regal, welche kennt Ihr von (Groß)Muttern?
Die große Preisfrage, die ich mir stelle – wandert ARMANI/PRIVÉ auch ins heimische Duftregal? Chypres gehen für mich, das wisst Ihr spätestens jetzt, nämlich immer … 😉 Und außerdem zählen zu meinen Lieblingen einige Rosenchypres.
Das lässt sich nur herausfinden, indem Rose Milano endlich auf die Haut kommt …
[Kleiner Einschub: Daphné Bugey, die Parfumeurin, ist keine Unbekannte, auf ihr Konto gehen unter anderem ein paar Düfte für Le Labo – Bergamote 22, Mousse de Chêne 30, Lys 41, Neroli 36 und Rose 31 -, diverse Gaultier-Flanker, Altaia By Any Other Name sowie Don’t Cry For Me, etliche neuere Kreationen für L’Artisan Parfumeur, Dsquared He Wood sowie She Wood samt etlicher Flanker, Kenzo Jeu d’Amour plus einige Flanker, Max Mara (Signature), Peau de Pierre und Peau de Lumière Magique für Starck, drei Penhaligon’s Portraits – Much Ado About The Duke, Roaring Radcliff und The Revenge of Lady Blanche, Jean Paul Gaultier Scandal und viele mehr.]
… angekommen auf meinem Handgelenk verhält sich Rose Milano ganz wundervoll um nicht zu sagen – er bezirzt mich ab der ersten Sekunde. Eine moderne, samtig-pudrige Rose in leuchtender Farbe, irgendwo zwischen zartem Rosé, Pink und Magenta, cremig-fruchtig, zitrisch angestrahlt und von einer satten Birnennote begleitet. Untermalt sieht sich Rose Milano von einer subtilen Süße sowie einer wohligen Wärme. Anmutig, sinnlich und feminin, darüber hinaus von einer solch selbstverständlichen Eleganz wie man sie von den meisten Mailänderinnen kennt. Ein prachtvoller Rosenchypre, der mich umgehend an meinen All-Time-Favoriten Lady Vengeance denken lässt. Im Vergleich mit derselben haben wir es hier mit ihrer Schwester zu tun, die ein wenig zahmer ist, „heller“, ausbalancierter. Weniger wild, ein Quentchen mehr Lebensfreude und Leichtigkeit und dafür ein Quentchen weniger sehnsuchtsvolle Melancholie.
Die beiden verbindet eine gewisse Ähnlichkeit, was mich allerdings aus eben genannten Unterschieden nicht daran hindern, sondern ganz im Gegensatz dazu erst recht dazu bewegen wird, mir Rose Milano näher anzusehen beziehungsweise sie einige Tage zu tragen. Ich kann mir sehr sehr gut vorstellen, dass sie bei mir einziehen könnte!
Ein gelungener Auftakt hinsichtlich des Les Eaux-Quartetts, meine Lieben – morgen geht es weiter, Ihr dürft gespannt sein!
Herzliche Grüße und alles Liebe
Eure Ulrike
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