Eine (vorerst) letzte Reise mit den Duftweltenbummlern von Une Nuit Nomade …

… steht uns heute und morgen bevor. Die neue alte Marke aus Frankreich, die früher auf den Namen Une Nuit à Bali hörte, hat diesen für eine ihrer (Unter)Kollektionen übernommen und sich für Une Nuit Nomade als Markennamen entschieden.

Une Nuit à Bali, jene erste (oder „älteste“) Kollektion der Franzosen umfasst deren erste fünf Düfte oder vielmehr vier: La Fleur des Fleurs aka Fleur des Fleurs (2015), Mr. Vetiver (2014), Murmure des Dieux (2016) und Suma Oriental (2015). Früher zählte dazu noch Une Nuit à Bali (2013), der Erstling der Marke dazu, der allerdings mittlerweile discontinued zu sein scheint. Zur zweiten Kollektion mit dem Namen Une Nuit à Montauk zählen Bohemian Soul, Memory Motel und Rose America, wobei wir die letztgenannte Rose (noch?) nicht im Sortiment haben. Zu Une Nuit à Oman, der jüngsten Kollektion, gehören bisher Ambre Khandjar und Jardins de Misfah.

Was Une Nuit Nomade angeht, habe ich bereits einen kleinen Rezensionsmarathon hingelegt und bis auf die Oman-Kollektion alle Düfte vorgestellt – für diejenigen, die die letzten Artikel verpasst haben, seht hier:

Nun also die (hoffentlich nur vorerst) letzte Etappe der Reise – ab in den Oman mit Jardins de Misfah und, darauf folgend morgen, Ambre Khandjar!

Verwunschene Gärten aus 1001er Nacht – Jardins de Misfah

„Im Dorf Misfah Al Abreyeen erleben Sie das Gefühl von „Tausendundeiner Nacht“. Stellen Sie sich blumige Gassen, Vogelstimmen, die Schönheit bunter Türen und das fröhliche Lachen des Wassers vor, das von Terrasse zu Terrasse durch ein ausgeklügeltes Bewässerungsnetz fließt. Der Weg des Wassers ist das Werk des Menschen, der über seine Verteilung entscheidet. Es wird gesagt, dass viele Krieger zu Gärtnern werden. Und so wurde Misfah Al Abreyeen zu einer Oase des Überflusses.

 Und was für Obstgärten! Granatäpfel, Pfirsiche, Feigen und Aprikosen wachsen reichlich inmitten der Trockenheit der Bergregion, mit herrlichen Palmen, so weit das Auge reicht, ihre Zweige sind schwer mit dem Gewicht von Datteln.

 Man kann die Worte von Amin Maalouf nicht vergessen:

 „Ein Bissen von einer Dattel enthält nicht nur das Fruchtfleisch, welches deinen Hunger stillt, sondern auch die Süße, den Duft und die Farbe, die deinen Geist nährt.“ (Auszug aus „Les Jardins de Lumière“)

„Jardins de Misfah“ ist eine olfaktorische Pause, ein Moment, der in der Zeit schwebt, eine Harmonie der Düfte, in der sich das frische Flüstern der Blütenblätter mit einem Akkord von cremigen Datteln, Honig und Süßwasser verbindet.

„Jardins de Misfah“ verkörpert die Essenz der weiblichen Sinnlichkeit und ist wie ein weicher Hauch auf der Haut, ein süßer Kuss auf den Hals.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Kardamom, Muskatnuss
Herznote: Dattel, Rose
Basisnote: Safran, Mandel

Bevor wir uns den duftenden Gärten Jardins de Misfah widmen, möchte ich noch ein paar Takte zum Oman vorwegschicken.

War wer schon einmal dort oder kennt Ihr das Königreich nur von seinem „Hobby“, der herrlichen Duftmanufaktur Amouage, die, soweit ich mich erinnere, ein „Projekt“ eines der Verwandten des Königshauses ist (war es ein Onkel oder Großonkel?)? Ich für meinen Teil bin immerhin schon einmal in den Genuss einer der (Duft)Ingredienzen gekommen, für die der Oman bekannt ist – den berüchtigten Silberweihrauch. Mitgebracht vom Mann einer Freundin, der dort geschäftlich zu tun hatte, habe ich heute noch eine knisternde Plastiktüte von gar nicht mal so kleinen Maßen mit einer ordentlichen Portion des Harzes hier liegen, das ich hin und wieder zum Räuchern verwende.

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Wiki liefert kurz und knackig ein paar Informationen: das Sultanat erstreckt sich über eine Fläche von 309.500 km² mit einer Bevölkerungsdichte von an die 16 Menschen auf einen Quadratkilometer bei einer Einwohnerzahl von knapp unter 5 Millionen, von denen ein Großteil in Städten lebt. Der Oman ist im Südosten der arabischen Halbinsel gelegen, angrenzend im Nordwesten an die Vereinigten Arabischen Emirate, im Westen an Saudi-Arabien und im Südwesten an den Jemen. Der Rest ist Küste, eine ziemlich lange, sowohl am Indischen Ozean, am Golf von Oman als auch am Persischen Golf. Das Klima ist, wie zu erwarten war, warm oder besser: heiß, wofür Passatwinde und Ausläufer des indischen Monsuns verantwortlich sind, die ein sogenanntes randtropisches Klima verursachen. Im inneren des Landes ist es heiß und trocken, in den Küstenebenen heiß und feucht.

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Die Temperaturen schwanken insofern, darüber hinaus gibt es auch noch das Hadschar-Gebirge, den einzigen nennenswerten Gebirgszug mit circa 3000 Metern, der ebenfalls eine andere Klimazone bildet. Alles in allem kurz quergelesen liest sich das Wetter so, als ob ich dort permanent dösend im Schatten liegen würde: mitunter gibt es wohl Tage, an denen es am frühen Morgen bereits über 40 Grad Celsius hat, Höchsttemperaturen gehen selbstredend hoch bis an die 50 Grad. Dass das Meer sich ganzjährig perfekt zum Baden eignet mit zwischen 24 und 31 Grad tröstet zumindest mich nur bedingt 😉

Nun ja, vermutlich ist es im Landesinneren besser auszuhalten, weil trockene Hitze eben doch angenehmer ist. Und in Anbetracht einer solchen kann ich es verstehen, wenn Menschen knackige Orientalen auch tagsüber tragen – probiert es mal in einem solchen Land, es funktioniert! Wo es nicht klappt oder besser vermieden werden sollte – bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit, auch und gerade aus Rücksichtnahme den Mitmenschen gegenüber 😉 Ich erinnere mich noch bestens an diesen extrem heißen Tag hier bei uns mit über 40 Grad, an dem eine Bekannte meinte, sie müsse zum Mittagessen beim Italiener Andy Tauers eigentlich wundervolles Meisterwerk L’Air du Désert tragen … Obschon ich den Duft liebe, ich hätte sie dafür erschlagen können, mit Verlauf … und war damit auch nicht alleine 😉

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Maskat bei Nacht
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Große Sultan-Qabus-Moschee in Maskat

Und wie sieht es aus mit der Flora, der Vegetation? Im Landesinneren gibt es wohl überwiegend Halb- und (annähernd pflanzenfreie) Vollwüstenlandschaften mit Trockengräsern, Dattelpalmen und Dornsträuchern. An den Hängen des Hadschargebirges sieht es schon freundlicher aus – Jasmin, Maulbeerfeigen und Akazien und darüber hinaus der Weihrauchbaum, Produzent unseres allseits geschätzten Weihrauchs. In Höhen über 1000 Meter finden sich weitere Pflanzen, Wacholder, Ölbäume, zedern und ähnliches.

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Beide Bilder zeigen die Region Ad Dachiliyya

Auf dieser Höhe gelandet findet man auch das kleine Örtchen Misfat al Abriyyin oder auch Abriyeen, das in der Nähe von Al-Hamra in der Region Al Dakhiliyah gelegen ist. Es scheint wohl eine Oase zu sein, eine, die noch bewohnt ist (wenn auch vielleicht nicht mehr komplett?) und sich in den letzten Jahren zu einem Touristentipp gemausert hat aufgrund seiner Architektur, den charakteristischen Lehmhäusern als auch seiner Vegetation, den vielen Blumen, Palmen und sonstigen Pflanzen, die allesamt von den Bewohnern gepflanzt wurden. Im Netz habe ich einige Berichte von Reisenden gefunden, größtenteils mit sehr schönen Bildern, so unter anderem hier: Omantripper.com, Reisebloggerin.at, Reisememo.ch. Darüber hinaus bin ich noch auf die Tourismusseite des Sultanats gestoßen beziehungsweise einen Artikel darauf über Misfat al Abriyeen, seht hier.

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Misfat Al Abriyeen
https://pixabay.com/de/photos/dorf-oase-oman-palmen-haus-stein-1975418/
Misfat Al Abriyeen

In den sicherlich überaus idyllischen Gärten des pittoresken Fleckens sind wir also nun gelandet – bildet Jardins de Misfah diese auch ab, wie wir sie gesehen haben? Zumindest findet sich wohl auch Dattel im Duft, die wächst laut meiner Recherchen dort. Und sonst, was offeriert die duftende Impression des Bergdorfes noch?

Jede Menge Deliziöses, meine Lieben! Wie alle anderen Düfte der Marke auch zeigt sich Jardins de Misfah von einer grazilen Handschrift, obschon die Parfumeure unterschiedliche waren. Es ist kein einziger „Wummser“ unter den Düften, der einem im negativen Sinn den Atem raubt. Jardins de Misfah fällt für mich in die Kategorie der modernen Orientalen mit Gourmandanklängen. Yep, er zeigt ein paar Blümelein, seine floralen Facetten beschränken sich allerdings meiner Nase nach fast vollumfänglich auf Rosen, weshalb ich ihn nicht als Florientalen betiteln würde, es mangelt ihm,  wertneutral gemeint, an einem Bouquet, einem Blumenstrauß unterschiedlichster Blüten. Insofern stiften die Rosen fruchtige Töne von einer leisen, taubenetzten Frische, die dem Duft überaus gut stehen – und mich darüber hinaus eben vor allem an Rosenwasser denken lassen, wo wir eigentlich schon wieder fast im Gourmandbereich wären. Ihr wisst schon, Lokum und so.

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Von dieser typisch arabischen Süßigkeit hat Jardins de Misfah nicht allzu viel – oder besser: von dem, was wir bisher so an duftenden Interpretationen derselben kennen, siehe Keiko Mecheri als auch Serge Lutens. Jardins de Misfah ist, zumindest für mich persönlich glücklicherweise, weit weniger süß als diese beiden Kandidaten und versprüht eben jede (Feder)Leichtigkeit, die auch seinen anderen Kollektionsfreunden innewohnt. Wer opulente florale Düfte weniger gut (er)tragen kann und/oder Weißblüher, darf dennoch oder gerade deswegen die Blüten von Une Nuit Nomade testen, weil sie weniger ausladend sind und niemals überladen wirken. Genauso verhält es sich auch mit unserem Gärtchen hier, und zwar sowohl im Hinblick auf seine orientalische Seite als auch bezogen auf seine Gourmandanleihen.

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Fein bestäubt mit Puderzucker verlockt er mit überaus schmeichelnden mandelig-marzipanigen Noten und der sinnlichen Süße von Datteln, kokett gewürzt von Muskat und Safran, die die trockene Wärme nachzeichnen (ohne jedoch beispielsweise in die hitzigen Gefilde der alten Lutens-Klassiker vorzudringen), eingerahmt von dunkelgrün-verschwommenem Blattwerk, aromatisch und auf eine fein-herbe Weise würzig wie sich beispielsweise Lorbeer häufig zeigt.

Für mich ein klarer Volltreffer, unser Jardins de Misfah – ich bin gespannt, ob mich der Ambraduft morgen auch so sehr für mich einzunehmen vermag!

In diesem Sinne – einen schönen Abend meine Lieben und viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

 

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. 24. April 2020
    Antworten

    Danke für den Hinweis auf unseren Reisebericht aus dem schönen Oman 😉

  2. Ulrike Knöll
    27. Mai 2020
    Antworten

    Hallo lieber Walter,

    aber sehr gerne doch – der ist auch wirklich toll, der Reisebericht!
    Vielleicht komme ich ja auch noch irgendwann in den Genuss einer Reise dorthin!

    Herzliche Grüße

    Ulrike

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