Odeur du Theatre du Chatelet – Bühnenluft und Lampenfieber

Hallo, hallo, da bin ich auch mal wieder. Da uns die Kindergartenkeime fest im Griff haben, darf ich heute mal wieder in die Tasten hauen und Julia einigermaßen würdig vertreten.

Odeur du Theatre du Chatelet

Julia hatte Euch die Besprechung des neuen Dufts von Comme des Garçons versprochen: Odeur du Theatre du Chatelet – Acte I. Schnuppern wir hier Bühnenluft?

Comme des Garçons - Odeur du Theatre du Chatelet - Acte I

Bei Odeur muss ich zwei weitere Kreationen des Hauses denken, die ich vor Jahren hier rezensiert habe, die Düfte Odeur 53 (Beitrag) und Odeur 71 (Beitrag). Bei den ersten beiden Odeur-Düften hatten wir es mit durchaus experimentellen Konzeptdüften zu tun. Bewusst synthetisch, schräg und ungerochen. Über Odeur 71 schrieb ich:

Nach dem Aufsprühen musste sofort noch einmal Odeur 53 zum Vergleich her. Hatte dieser noch frische ozonische Noten im Auftakt, die bald in eine lösungsmittelähnliche Richtung abdrehten, weist Odeur 71 fast schon ein florales Bouquet auf. Könnte ein riesiger Garten aus Plastikblumen überhaupt duften, dann so – florales Plastik.

Das Théâtre du Châtelet

Marcel Besnard [CC BY-SA]
Zurück ins Pariser Théâtre du Châtelet, ein Theater, das Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Dort wurden überwiegend Oper, Operette, Ballett bis hin zu Filmvorführungen gezeigt. Nach der Übernahme des Theaters durch die Stadt Paris 1979 wurde es renoviert und als Théâtre musical de Paris wiedereröffnet. Nun spielte man weiterhin Operetten sowie Wagner und Verdi. Der Pressetext zum Duft würdigt das Theater:

Inspiriert von der Geschichte des Theaters und vermischt mit der Modernität seiner neuen Kreativdirektorin Ruth Mackenzie. In anderen Worten: Vergangenheit und Zukunft führen einen olfaktorischen Dialog auf den samtenen Sesseln des Pariser Wahrzeichens, ganz in der Tradition der Anti-Parfums von Comme des Garçons.

Pascalgonzalez [CC BY-SA]

Es folgte 2017 eine erneute Renovierung und Modernisierung unter der neuen künstlerische Leiterin Ruth Mackenzie. Diese war bereits Kopf des Holland Festivals, dem größtem Kunst- und Musikfestival der Niederlande, sowie der Scottish Opera.

Wie duftet denn das Odeur du Theatre du Chatelet ?

Bei Comme des Garçons behauptet man so:

Parfümeurin Caroline Dumur erweckt diesen komplexen Duft durch eine Mischung aus Ambretteabsolue, schwarzem Pfefferöl, Rosenoxid, einem Kaffeeakkord, Orangenblüte, Iriswurzelconcrete, Cashmeran, Virginia-Zedernholz und Moschus.

Odeur du Theatre du Chatelet ist keineswegs ein Konzeptduft, wie ich es wegen des Namens oben vermutet hatte. Wenn man an ein historisches Theater denkt, mögen einem staubige, aber gemütliche Sessel in den Sinn kommen, knarzende Dielen und schwere Vorhänge. Aber das ist es nun ganz und gar nicht. Was auf dem Duftstreifen ganz hell, synthetisch und nach rosigem Pfeffer geduftet hat, zeigt sich auf der Haut erst einmal mit einem Hauch von Kaffee. Dieser verfliegt recht schnell. Es kommen spitze Gewürz- und Blütennoten auf. Das Ganze wirkt ein bisschen verschroben, um dann aber wieder mit weichen, moschusartigen Holznoten rund zu werden. Mein erster Eindruck war, dass es sich um einen federleichten Molekülduft handelt. Auf der Haut hatte er dann doch ordentlich Zug drauf, um im Nachklang wieder skinnig und molekülig zu werden.

Ein großer Knall ist dieser erste Akt der Aufführung nicht. Vielleicht ganz bewusst ein Vorspiel zu dem, was da noch kommen mag. Acte I lässt uns immerhin mit der Hoffnung zurück, dass hier noch nicht der letzte Vorhang gefallen ist. Meine persönliche Interpretation lautet: Comme des Garçons zeigt uns kein altehrwürdiges Theater, sondern den frischen Wind, den die neue Intendantin mitgebracht hat. Oder aber das lampenfiebrige Kribbeln in den Beinen der Schauspieler, die hinter der Bühne auf ihren Auftritt warten.

Ich bin gespannt, was uns Comme des Garçons noch präsentieren werden.

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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