Weiter geht es mit Les Liquides Imaginaires und zwar mit Buveur de Vent, dem dritten und letzten Duft der Kollektion Les Eaux de l’Est, und dem ersten Spross der Kollektion Les Eaux de L’Âme, der den dunkeldüsteren Namen Beauté du Diable trägt. Doch der Reihe nach! Bevor es diabolisch wird reisen wir noch einmal in den Nahen Osten. Buveur de Vent bedeutet auf Deutsch „der Windtrinker“ und handelt meiner Recherche nach von der Legende der Entstehung der stolzen und edlen Pferde von der arabischen Halbinsel.
Diese sind bei uns schlicht unter dem Namen Araber geläufig, wobei eigentlich zwischen reinrassigen, sprich Vollblutarabern, und gemischtrassigen Arabern unterschieden wird, von denen es auch noch einige gibt wie etwa die Anglo-Araber, die Shagya-Araber oder die Arabischen Halbblütler. Damit aber genug der Rassekunde aus der Welt der Pferde und hin zu der Legende über deren Entstehung, die Judith Forbis in ihrem im Paul Parey Verlag erschienenen Buch „Das klassische arabische Pferd“ aus dem Jahre 1980 hervorragend erläuterte:
Als Gott das Pferd schaffen wollte, sagte er zum Südwinde: Ich will aus dir ein Geschöpf schaffen zur Ehre meiner Heiligen, zur Erniedrigung meiner Feinde, aus Huld für die, so mir gehorsam. Der Südwind sprach: Erschaffe es, o Herr! Da nahm Gott vom Südwinde eine Handvoll und schuf daraus das Pferd; Er sprach; Dein Name sei arabisch, das Gute sei gebunden an Deine Stirnhaare, die Beute an deinen Rücken; dir sei gegeben, den Unterhalt des Lebens zu erweitern; ich habe deinen Besitzer zu deinem Freunde gemacht; ich habe dich begünstigt vor anderen Lasttieren; ich habe dir die Kraft zum Fliegen verliehen ohne Flügel, sei es im Angriff, sei es im Rückzuge; ich will auf deinen Rücken Männer setzen, die mich preisen und loben, und mir Halleluja singen.
Das macht ganz schön Eindruck, was? Ihrer legendären Enstehungsgeschichte nach werden die göttlichen Araberpferde auch als „Trinker des Windes“ bezeichnet, denen in diversen Lobgesängen gehuldigt wird.
Buveur de Vent – Les Liquides Imaginaires
Einem solchen majestätischen und stolzen Araberhengst ist nun also Buveur de Vent gewidmet. Les Liquides Imaginaires’ duftgewordener Trinker des Windes setzt sich aus den Ingredienzien Bergamotte, Petitgrain, Wacholder, Zypresse, Lavendel, Estragon, Labdanum (Zistrose), Muskatellersalbei, Galbanum, Atlas-Zedernholz, Sandelholz, Eichenmoos, Mate und Leder zusammen.
Die Legende vom Windtrinker. Geboren aus dem Sattelleder einer wilden Kreatur, entfaltet sich dieser kraftvolle Duft, während er an einem vorbeizieht. Erschaffen von einem Gott längst vergangener Zeiten, einem Hengst des Lichts mit fabelhafter Kraft.
Für ihren dritten Duft der Kollektion Les Eaux de l’Est kooperierten Les Liquides Imaginaires übrigens mit dem Parfumeur Jordi Fernández, der z. B. auch für Eutopie No. 10 verantwortlich ist.
Das olfaktorische Rassepferd von Les Liquides Imaginaires
Buveur de Vent zeigt sich von Beginn an dunkel, trocken und würzig: Feine Ledernoten, knarzig wie ein Ledersattel, fernab jeglicher Wildledergeschmeidigkeit, treffen auf trockene Lavendelherbe, auf holzig-rauchigen Wacholder und die zitrisch-koniferigen Noten von Bergamotte, Zypresse und Galbanum. Estragon sorgt für eine Prise Kräuterwürze, untermalt von der der trocken-waldigen Erdigkeit des Eichenmooses.
Langsam wird Buveur de Vent wärmer und balsamischer. Eine ambriert-holzige Süße betritt den Duftverlauf, gepaart mit den charakertistisch herb-grünen Teenoten von Mate, und läutet den Ausklang des Duftes aus dem Hause Les Liquides Imaginaires ein.
Buveur de Vent ist definitiv der kraftvollste Duft aus der Kollektion Les Eaux de l’Est von Les Liquides Imaginaires. Sehr dunkel, sehr ledrig-würzig und krautig-herb ist die Kreation und damit sicherlich kein Duft für Jedermann. M. E. ist Buveur de Vent eher für die Herren der Schöpfung geeignet, denn die maskuline Aura dieses Duftes ist deutlich wahrnehmbar. Wobei ich mir den Duft durchaus auch an der ein oder anderen Dame vorstellen kann. 🙂
Beauté du Diable – Schönheit des Teufels
Ganz neu lanciert wurde Beauté du Diable, der erste Duft der Trilogie Les Eaux de L’Âme, was übersetzt „Die Wasser der Seele“ bedeutet. Tiefgründig, dunkel, düster zeigen sich die Namensgebung von Kollektion und Kreation sowie der Flakon an sich. Schwarz mit silberfarbenem Deckel wirkt Beauté du Diable schön und diabolisch zugleich.
„Diese Eaux de Parfum, Zaubertränke oder Gegengifte symbolisieren Schatten und Licht, Nacht und Tag, Weisheit und Rausch. Gegensätzlich und doch untrennbar, zeigt diese Trilogie ihren Geist …“ – Philippe Di Méo. Die Trilogie Eaux de L’Âme lädt einen Künstler dazu ein, seinen Geist, seinen kreativen Atem (der seine Passionen anregt), mit dem Universum von Liquides Imaginaires zu verbinden, das ihn dann verkörpert. In seinem ersten Werk Beauté du Diable huldigt Philippe Di Méo Cate Underwood, Model, Muse, Fotografin und DJ.
Über Beauté du Diable berichtet uns der Pressetext:
Die verstörende Außergewöhnlichkeit macht diese Essenz zu einem bezaubernden Duft, den die Menschen gerne teilen und dessen Geheimnis sie am liebsten stehlen würden.
Der Duft Beauté du Diable entstand übrigens in Zusammenarbeit mit der Parfumeurin Louise Turner, die wir bereits von den Maison-Martin-Margiela-Kreationen Lazy Sunday Morning und At the Barber’s kennen. In Beauté du Diable vereinen sich die Ingredienzien Zitrone, Koriander, Bitterorange, Gin, Absinth, Wacholderbeeren, Gewürznelke, Zypresse, Geranium, Ylang-Ylang, Nelke, Vetiver, Guajakholz und Labdanum (Zistrose).
Grant favours to the one who possesses you
So ist die zentrale Botschaft des Duftes. Les Liquides Imaginaires scheinen besonderen Gefallen an Model-Fotografin-DJane Cate Underwood (Natürlich weder verwandt noch verschwägert mit den gleichnachnamigen Skrupellos-Politikern aus House of Cards) gefunden zu haben, ihre Muse, für die sie eben jenen Duft Beauté du Diable kreierten. Ob Besessenheit im Spiel ist, nun, das können nur Les Liquides Imaginaires und Cate Underwood selbst beantworten. 😉
Der Duft diabolischer Schönheit
Beauté du Diable startet von Beginn an überraschend hell mit der zitrischen Frische von Hesperiden, grüner Korianderkräuterigkeit und charakteristischen Ginnoten. Im Hintergrund schillert eine cremige, ja dezent florale Note, die ich aufgrund ihrer dezent-seifigen Rosennuancen spontan dem Geranium zuschreiben würde. Mit grünlich-krautigen Wermutnoten zeigt sich der Absinth, der Beauté du Diable nebenbei auch eine leichte Kühle verleiht.
Ylang-Ylang schenkt dem Duft aus dem Hause Les Liquides Imaginaires im weiteren Duftverlauf eine subtile Süße, sehr lieblich und samtig, die sich wunderschön in den bisher eher würzig-aromatischen Duft eingliedert. Nach und nach offenbart Beauté du Diable zusätzlich holzig-ambrierte Noten: Vetiver und Labdanum akzentuieren die zarten Veilchennoten des Guajakholzes bis der Duft nach einer gefühlten Ewigkeit ganz allmählich ausklingt.
Beauté du Diable ist entgegen meiner Erwartungen kein dunkeldüsterer Morbidschocker, sondern ein heller, transparenter, sehr hautnaher und überaus weicher Duft, watteweich sogar. Die Kreation von Les Liquides Imaginaires verströmt tatsächlich etwas Geheimnisvolles, etwas Ungewöhnliches, was ich nun aber nicht unbedingt mit dem Teufel in Verbindung bringen würde. Die Rosennote in dieser Kreation ist übrigens deutlich wahrnehmbar, daher sollte man schon ein Freund des Blütengewächses sein, wenn man dem Duft testen möchte. Ansonsten ist Beauté du Diable aber ein durchaus alltags- und bürotauglicher Duft für jedwedes Geschlecht.
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!
Liebe Grüße,
Julia
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