Les Liquides Imaginaires nehmen uns mit ihrem neusten Dreigespann Fleur de Sable, Tapis Volant und Buveur de Vent mit in den Orient. Die drei Düfte gehören zu der Kollektion Les Eaux de l’Est, was wörtlich übersetzt so viel wie „Die Wasser des Ostens“ bedeutet. Nachdem es in den letzten Wochen mit den Rezensionen von Simone Andreolis neuer Italo-Kollektion Italian Heritage, Atelier des Ors’ Riviera Collection und Lucien Ferreros Drillingen Par Amour pour Elle, Par Amour pour Lui und Seringa Blanc doch eher sommerlich-mediterran und eher leichter zuging, betreten wir nun, da der Herbst vor der Tür steht, orientalische Gefilde. Ich erwarte warme, gewürzlastige Düfte mit deutlichen Basarakzenten. Golden leuchtende Wüstennuancen, intensiv, schillernd, geheimnisvoll wie eine olfaktorische Geschichte aus Tausendundeiner Nacht.
Les Liquides Imaginaires, das sind die zwei gutaussehenden Kreativköpfe Philippe di Meo und David Frossard, die für die Umsetzung ihrer Duftvisionen Parfumeure wie z. B. Quentin Bisch, Carine Bouin und Shyamala Maisondieu mit ins Boot holen. Nach den diversen Kollektionen wie Les Eaux Arborantes, Les Eaux Sanguines und Les Eaux Delàs, nun also die neuste Duftkollektion Les Eaux de l’Est, die uns in Nahen Osten entführt.
Die neue Trilogie von Liquides Imaginaires Les Eaux de l’Est ist eine eine Hommage an den Nahen Osten und seine Legenden. Von der Antike bis zur Gegenwart haben die Geschichten über die orientalischen Gärten schon immer eine Verbindung zwischen dem irdischen Garten und dem himmlischen Garten hergestellt, um die Sinne zu erfreuen. Es wird gesagt, dass der Garten die Seele unserer Gesellschaft widerspiegelt. Hier sind drei Legenden, die aus duftenden imaginären Gärten stammen.
Les Liquides Imaginaires – Fleur de Sable
Unser erster heutiger Kandidat Fleur de Sable ist der Sandblume gewidmet. Dieses abstrakt anmutende Kristallgebilde aus Sandkörnern und Gips oder Baryt ist auch unter den Namen Sandrose, Gipsrose, Wüstenrose oder Barytrose bekannt. Die sandigen Kristallblüten entstehen ausschließlich Wüstengebieten mit heißem, ariden Klima. Also keine Sorge, im Sandkasten des Sprösslings wird hierzulande auf natürliche Weise keine Sandblume entstehen. Zumindest momentan noch nicht. Wenn der Klimawandel so voranschreitet, wer weiß, was in einigen Jahrzehnten so alles möglich ist.
Die Legende der Sandblume. Geboren aus der Laune eines peitschenden Wüstenwindes heraus, ist dieser Duft ein vergrabener Schatz, der von der heißen Wüstenbrise freigelegt wird. Salzige, kristalline Blütenblätter vereint mit frischem Tau und zart würzigen Noten.
Für Fleur de Sable konsultierten Les Liquides Imginaires die Parfumeurin Amélie Bourgeois, die bereits für diverse Dufthäuser wie Evody, Parfumerie Particulière, Frapin, Jovoy Paris und Mendittorosa tätig war. Auch die eben erst von Uli rezensierten Kreationen des Schwedenlabels 19-69 stammen aus ihrer Duftfeder.
Fleur de Sable enthält die Ingredienzien Bergamotte, Rosa Pfeffer, Salzige Noten, Vetiver, Elemiharz, Aquatische Noten, Aldehyde, Mandarine, Florale Noten, Kampher, Hagebutte, Paprika, Sand, Schwarzer Pfeffer, Myrrhe, Iris und Ambroxan. Wilde Mischung würde ich sagen. 😉
Der Duft der Wüstenrose
Fleur de Sable startet überraschend erfrischend mit zarten Hesperidennoten, die sanfte Blütennoten umtänzeln. Bald wird der Duft süßer, beinahe gourmandig mit zuckerigen Röstnoten von Karamell und Zuckerwatte. Kühl-mineralische Nuancen schieben sich ins Duftgeschehen, sehr trocken, ja sandig.
Insgesamt zeigt sich Fleur de Sable von Les Liquides Imaginaires als sehr leichtes Kaliber, sehr transparent und gar nicht so üppig-orientalisch wie ich vermutet hatte. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn für die sandige Kristallnote der fragilen Wüstenrose wäre ein Zuviel an Wuchtbrummigkeit auch definitiv „too much“.
Die gourmandige Süße zieht sich weiter durch den Duftverlauf. Eine gewisse Schärfe gesellt sich zu Zuckerwatte und mineralischem Sand. Hier haben vermutlich die diversen Pfeffersorten und eventuell auch die Paprika ihre olfaktorischen Finger im Spiel. Unterschwellig ist eine zarte aldehydige Fruchtigkeit wahrzunehmen.
Nach und nach wird Fleur de Sable gewürziger. Die balsamischen Noten von Myrrhe, cremige Iris und warme Ambra schenken dem Ausklang von Fleur de Sable eine sanfte und kuschelige Atmosphäre.
Süß, mineralisch und gourmandig – Fleur de Sable von Les Liquides Imaginaires ist nicht der Orientalenkracher, den ich erwartet hatte, was der Kreation aber natürlich keinen Abbruch tut. Wer transparent-orientalische Düfte mit mineralisch-gourmandigem Einschlag mag, der sollte diese neue Kreation aus der Kollektion Les Eaux de l’Est unbedingt testen.
Tapis Volant – Der fliegende Teppich
Die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht mitsamt dem fliegendem Teppich sind zwei Dinge, die uns sofort gedanklich in den Orient versetzen. Und sei es nur, weil Disney Aladdin auf dem Teppich reiten ließ, was in der ursprünglichen Version von „Aladdin und die Wunderlampe“ meinen Recherchen nach gar nicht vorkam. Für mich ist der fliegende Teppich ein dicker, bunter Perserteppich, der während des Fluges stetig la-ola-artig vor sich hinonduliert. Wie stellt Ihr Euch das orientalische Flugtaxi vor?
Die Legende vom fliegenden Teppich. Geboren aus einem schwerelosen Traum vom imaginären Flug, verleiht dieser Duft pure Magie. Ein goldener, orientalischer Teppich, der vom Himmel gestreichelt wird, fliegt in endlosen Wellen seidig und sinnlich am Horizont entlang.
Tapis Volant wurde vom Parfumeursduo Quentin Bisch und Nisrine Bouazzaoui Grillié kreiert, die für ihre Version des fliegenden Teppichs die Ingredienzien Bergamotte, Aldehyde, Karottensamen, Gewürze, Iris, Florale Noten, Jasmin, Weißer Moschus, Ambra, Vetiver, Sandelholz und Tonkabohne auswählten.
Quentin Bisch kennt man als Nischenduftfan beispielweise von Kreationen wie Delina, Delina Exclusif und Carlisle von Parfums de Marly (Rezension nachzulesen hier), von L’Artisan Parfumeurs’ Mandarina Corsica (nachzulesen hier), von diversen Düften für État Libre d’Orange, Van Cleef & Arpels und Marc-Antoine Barrois. Mit Nisrine Bouazzaoui Grillié schuf er 2018 bereits den Duft Desert Suave.
Fly so high – Les Liquides Imaginaires
Tapis Volant startet sanft und samtig mit deutlichen Irisnoten, die leichte Puder- und Lippenstiftnuancen in sich tragen und wunderschöne Teppichflauschassoziationen in mir hervorrufen. Dieser fliegende Teppich scheint ein wirklich kuschelig-weiches Kaliber zu sein. Dicht gewebt und ja, flauschig. Aber keine zottelige Flokatiflauschigkeit, sondern die eines hochwertigen Hochflorteppichs, in mühevoller Handarbeit geknüpft und in warmen Farben gemustert.
Eine zarte Fruchtigkeit und eine intensive florale Note schweben durch den Duftverlauf, untermalt von einer pikanten Gewürznote, die sacht und völlig unprätentiös im Hintergrund schillert. Die lieblich-vanilligen Nuancen der Tonkabohne sind deutlich wahrnehmbar. Eine balsamische Holzigkeit zeigt sich im weiteren Verlauf von Les Liquides Imaginaires und verleiht dem Duft so eine solide Basis. Ganz allmählich landet der fliegende Teppich Tapis Volant von Les Liquides Imaginaires, ganz geschmeidig und sanft ausklingend.
Auch Tapis Volant ist für einen Duft, der sich um den Nahem Osten dreht, ein leichtes Kaliber. Transparent, trocken und sehr hautnah zeigt sich dieser Irisduft, der die Facetten des Schwertliliengewächses ganz wundervoll zur Geltung bringt. Man sollte schon ein Irisfreund sein, wenn man diesen Duft testen möchte. Ich bin das definitiv, deshalb gibt es von mir nur eines zu sagen: I like it! 🙂
Nächste Woche geht es übrigens weiter mit zwei Düften von Les Liquides Imaginaires: Buveur de Vent, die dritte Kreation der Les-Eaux-de-l’Est-Kollektion, und Beauté du Diable aus der Kollektion Les Eaux de L’Âme.
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine schöne Restwoche!
Liebe Grüße,
Julia
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