… harrt noch der Rezension, und zwar 001 Woman das Eau de Toilette sowie die beiden Männer, 001 Man Eau de Parfum und 001 Man Eau de Toilette. Nachdem gestern mit 001 Woman Eau de Parfum bereits der erste Skin-Duft der Madrilenen von LOEWE den Auftakt machte, der einhergeht mit einem Relaunch des Packagings, das sich fortan mit Karl Blossfeldts fotografischen Werken ziert, fehlt uns noch der Rest des Quartetts, den ich mir heute für Euch unter die Nase klemme.
Ein Hauch Haut – 001 Woman EdT
„A fresh and fruity fragrance which is very feminine thanks to the sensuality of pink peony and the well-being provided by the linen chord, exclusively developed by our perfumer.The more relaxed and refreshing version of LOEWE 001 WOMAN is complemented by a hesperide explosion in its top notes of mandarin and bergamot. The heart notes of Egyptian jasmine sustain its fixation thanks to musky base. The masculine and feminine versions share 50% of their formula in which three main ingredients stand out: Sicilian lemon, Indian sandalwood and tonka bean.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Zitrone, Mandarine, Bergamotte
Herznote: Pfingstrose, Jasmin, Leinen
Basisnote: Sandelholz, Tonkabohne, Moschus
Eine leichtfüßige, junge und lebensfrohe Frau – das ist 001 Eau de Toilette. Und ebensolchen steht der Duft sicherlich ganz ausgezeichnet.
Das olfaktorische Bildnis eines Baumes – 001 Man Eau de Parfum
„This perfume is the allegory of a mysterious and fascinating tree, from its roots to its branches. The top notes include the bright, sparkling and fresh citrus, the Italian Bergamot and the Tangerine of Calabria, and a touch of Cardamom. The Majestic Indian Sandalwood is the center of this noble and beautiful composition. Its dry side is highlighted by an original Mediterranean wood chord made of Cedar and Cypress making us travel to a dense forest. The Vetiver accompanied by Carrot Seeds brings freshness, originality and masculinity to the heart. The base notes of the composition, as the base of this imposing tree, smell of damp earth from which come out the spring notes of Patchouli. The creamy and sensual texture is driven by the velvety White Musk, the luxurious Ambrette and the iridescent facet of the Violet. A simple and elegant design, without artifices, where the naturalness lies in every element: an organic woody cap and sunrise colors.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Kardamom, Vetiver
Herznote: Sandelholz, Zedernholz, Zypresse, Ambrettesamen
Basisnote: Moschus, Veilchen, Patschuli
Acantus mollis, der Wahre oder auch Weiche Bärenklau, ist zwar nicht wirklich ein Baum, auf dem Blossfeldt-Foto könnte man angesichts seiner beeindruckenden und herrlichen Formen allerdings schon annehmen, dass er ähnlich groß wirkt. Und genauso majestätisch, da bin ich mir sicher. Darüber hinaus ist freies Assoziieren und Phantasieren ja bekanntermaßen erlaubt, lassen wir uns also auf LOEWEs Gedankenspiel ein: ein mysteriöser und faszinierender Baum stand Pate, war die Inspiration zu 001 Man, den wir uns hier zuerst einmal als Eau de Parfum zu Gemüte führen. Von der Wurzel bis zur Krone, bis in die Blattspitzen hinein soll der Duft ihn nachzeichnen, wofür man eine nette Riege an Hölzern bemüht. Bevor ich weiter sinniere, wie das wohl duften mag, darf er gerne ab auf die Haut.
Warm und holzig, eher borkig als (grün)waldig duftet er mir entgegen, herb-hölzern-balsamisch von einer angenehmen, durchaus maskulinen Süße, die angenehm facettiert wirkt und weniger dumpf, als es bisweilen bei Holzdüften mit (Eichen)Moos in der Basis der Fall ist. Ein klitzekleines Quentchen dampfende, warme Erde nehme ich wahr, darüber hinaus einen Hauch Pudrigkeit und salziges Grün, von Gräsern stammend oder einfach nur von einer sachten Brise durch den Wald getragen. Vielmehr passiert in 001 Man Eau de Parfum auch nicht, das reicht allerdings vollkommen aus. Ein Holzduft, markant, männlich und ohne viel Schnickschnack. Kein Brimborium drumherum, keine Landschaft, keine nahe Stadt und keine Spuren von Benzin, Leder oder Schießpulver des Försters beispielsweise. Dafür aber viel Charakter, wenn man genauer hinsieht – wie eine Makroaufnahme eines gealterten, kostbaren Stück Holzes oder besser noch eines Stammes. Und da wären wir dann wieder beim Thema Fotografie, Pflanzenfotografie und bei Blossfeldt.
I had a Dream – 001 Man Eau de Toilette
„A woody, spicy fragrance characterised by the elegance of lavender and the strength of musk. The lightest and most citric version of LOEWE 001 MAN is also notable for its freshness and energy due to the lime which is complemented by the softness of orange flower, the sparkling character of red pepper, and the exoticism of Ceylon cinnamon. The masculine and feminine versions share 50% of their formula in which three main ingredients stand out: Sicilian lemon, Indian sandalwood and tonka bean.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Zitrone, Limette, Orangenblüte
Herznote: Roter Pfeffer, Zimt, Lavendel
Basisnote: Sandelholz, Tonkabohne, Moschus
Ehrlicherweise hätte ich die 50% „Gleichheit“ der Kreationen nicht erkannt, wenn man es mir vorher nicht gesagt hätte. Ist der Anteil an Duftölen ebenfalls so hoch oder bezieht sich die Angabe nur auf drei gleiche Komponenten? Ersteres könnte ich kaum glauben, dafür empfinde ich die Düfte als zu unterschiedlich (oder andere Duftanteile als prägnanter). Mit meinem Titel zu 001 Man dem Eau de Toilette habe ich mich schwer getan – der Lumbersexual? Der Hipster unter den Hölzern? Passt nicht, denn obschon 001 Man das Eau de Parfum unverkennbar ein Holzduft ist, passt das nicht auf unseren Gesellen hier. Der Luftikus? Zu negativ assoziiert, der Begriff. Traumtänzer? Leichtfüßig ja, Kopf in die Luft auch, jung ebenfalls, aber der Begriff ist schon wieder negativ. Indifferent? Passt. Aber nicht als Überschrift. Also – I had a Dream. Der Mann hier ist ein Träumer. Ein vielseitiger Schöngeist, der sich ungern festlegen möchte auf, Obacht, eine Sache. Er legt sich nämlich durchaus fest, entscheidet sich. Aber er weist in viele Richtungen. 001 Man EdT zu kategorisieren würde ich als unfassbar schwer einstufen. Ist es ein zitrischer Duft? Ja, auf eine Weise. Der Auftakt ist herb-prickelnd-zitrisch, diese Hesperidenfrische behält der Duft im ganzen Verlauf, gekonnt kontrastiert von einer Prise Pfeffer. Lavendel würzt mit hinein, ernst-krautig sich von seiner besten Seite zeigend. Bis dahin könnte es ein Cologne-Vertreter sein – ist es aber nicht, denn dafür wird es im weiteren Verlauf zu „warm“. Zimt zeigt sich, kokett und augenzwinkernd die Schärfe des Pfeffers untermalend und gleichzeitig Süße stiftend, eine mitunter pudrig anmutende, eher „dumpfe“, die von balsamischen Barbershop-Sandelholz-Noten getragen wird. Tonkabohne spielt hier ebenfalls mit, vanillecremig und gleichermaßen gewürzig, während Moschus das tut, was er am besten kann – soft abrunden wie ein Weichzeichner und den Körper des Duftes konturieren. Zwischenzeitlich dachte ich kurz an Guerlains Jicky (viel orientalischer und femininer) sowie an Patricia de Nicolaïs schmerzlich vermissten, weil vergriffenen Maharadjah, den es nur noch als Raumduft gibt (keine Ahnung, ob die Noten alle identisch sind mit denen des Parfums; aber auch hier: er war deutlich orientalischer, trocken-krautiger, als es 001 Man EdT ist).
Irgendwo zwischen Hesperidengeselle, Cologne, Orientale und Holzduft balanciert der Traumtänzer, einem Seiltänzer gleich. Und macht das außerordentlich virtuos. „Ein Kessel voll Buntes“ – das kann danebengehen, bei 001 Man EdT tut es das nicht. Ein unkomplizierter, aber dennoch ausdrucksvoller Immergeher, der sicherlich auch der einen oder anderen Frau stehen dürfte, aber an Männern vermutlich im Schnitt besser zur Geltung kommt.
… und, neugierig geworden? Und wie findet Ihr überhaupt das Packaging?
Einen schönen Sonntag und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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