La Collection Vanille von Sylvaine Delacourte …

… steht noch aus in unserem Rezensions-Marathon zu der Marke der vormals lange Jahre bei Guerlain für die Düfte verantwortlichen Psychologin. Für diejenigen, die die ersten beiden Teile verpasst haben, klickt hier: Markenvorstellung und erster Teil der La Collection Muscs, zweiter Teil der La Collection Muscs. Heute und morgen schauen wir uns nun die schönen Schoten an, die Düfte, die Sylvaine Delacourte in ihrer La Collection Vanille versammelt.

La Collection Vanille

„The Magician of Desire – Most expensive spice in the world after saffron, it takes more than 18 months of work to harvest vanilla which has the flavor of happiness. I wanted to work with natural vanilla beans and not with synthetics, I chose Madagascar’s vanilla for its depth and its distinguished, faceted aspect. The challenge was to approach it in a new way and give it original facets (aromatic, spicy or even sunny) in order to surprise you.“

https://pixabay.com/de/photos/vanillebl%C3%BCte-vanille-wei%C3%9F-gelb-542019/

Vanille, eine der populärsten Ingredienzen der Parfumherstellung. Kindheitserinnerungen löst sie oft aus, darüber hinaus gilt sie als besonders sinnlich – ich meine mich an eine Studie zu erinnern, die besagte, dass sich Mätressen schon seit Jahrhunderten am liebsten mit Vanilledüften schmückten, weil sie von Männern als besonders feminin und verführerisch wahrgenommen werden. Unabhängig davon, ob das nun das Ziel der persönlichen Beduftung ist oder nicht – die Vanille erfreut sich schon immer großer Beliebtheit in Düften, das kann man wohl als Kernaussage so stehen lassen. In der Geschichte der Parfumherstellung findet sie sich in vielen Klassikern, einer der ältesten und bis heute beliebtesten dürfte wohl Guerlains Jicky sein, die Vanille-Lavendel-Ikone. Vanilledüfte gibt es unzählige auf dem Markt, sowohl im Mainstream- als auch im Nischenduftbereich, ihr Potential scheint nicht ausreizbar zu sein, bietet sie doch so viele unterschiedliche Kombinations-, Einsatzmöglichkeiten, nicht nur in Gourmanddüften. Vanille ist eben nicht gleich Vanille, das ist sicherlich jedem schon aufgefallen – das Facettenreichtum ist riesig, reicht von milchig über cremig über pudrig bis hin zu floral (die Vanille als das, was sie ist darstellend, eine Orchidee), ihre Süße lässt sich auf vielerlei Weisen olfaktorisch zur Schau stellen. Wie Sylvaine Delacourte das anstellt, schauen wir uns heute an. In jedem Fall hat sie sich mit der Madagaskar-Vanille selbstredend die Königin herausgesucht – die sogenannte Bourbon-Vanille gilt als weltbeste Qualität, das dürfte Gourmets und Parfumistas klar sein.

Fünf Düfte sind es, die uns erwarten – Virgile, Vanori, Valkyrie, Vangelis und Vahina.

Die Vanille zu Ehren des Dichters – Virgile

„This bold and unprecedented combination of vanilla and aromatic notes enlivens and calms the mind. Geranium leaf contrasts with the assertive character of cedar, softened and mixed with gentle leather notes. This balanced, fresh and rich perfume is named in honor of the poet Virgil, often depicted with a band of aromatic leaves woven into his hair.“

Die Ingredienzen: Bourbon-Vanille, Muskatellersalbei, Geranium, Rosmarin, Zedernholz, Rose, Leder, Bergamotte, Mandarine

Virgil oder Vergil ist einer der berühmtesten lateinischen Dichter und Epiker der klassischen römischen Antike. Lateinkundigen dürfte er aus der Schule bekannt sein, gehört die Lektüre seiner Werke dort doch zum Pflichtkanon. Vergil lebte von 70 bis 19 vor Christus und pflegte einen eher zurückgezogenen Lebensstil, weswegen kaum gesicherte Kenntnisse über sein Leben vorhanden sind. Jegliches Wissen, das uns über ihn erhalten geblieben ist, entspringt seinen eigenen Anmerkungen als auch denen einiger Zeitgenossen – das tut seiner Bedeutung jedoch keinen Abbruch, siehe Wiki:

„Vergil führte die lateinische Sprache zu einer neuen Blüte. Er schrieb wie sein Vorgänger Quintus Ennius ein Epos mit über 12.000 Versen, wobei er in den Gestaltungsprinzipien der Tradition der alexandrinischen und neoterischen Dichtung folgte. Er war ein poeta doctus, d. h., er arbeitete an seinen Werken cum lima („mit der Feile“) und übersäte sie mit Anspielungen auf seine Vorgänger. Quintilian berichtet nach Aussagen des Varius, Vergil habe nur wenige Verse am Tag geschrieben, die er meist morgens verfasste, um sie am Nachmittag durchzusehen und am Abend wieder zusammenzustreichen.[4] Er war in den unterschiedlichen philosophischen Lehren ebenso versiert wie in der Mythologie und den literarischen Gattungen, in denen seine Vorgänger geschrieben hatten.

Vergils Werke boten zahlreichen späteren Strömungen aus Kunst und Literatur Vorlagen und einen reichen Ideenfundus. Ein berühmtes Beispiel ist der 69. Vers der zehnten Ekloge Omnia vincit amor, et nos cedamus amori, den Vergil zum Andenken an das Werk seines Freundes Cornelius Gallus schrieb und den sich Minnesänger des 13. und 14. Jahrhunderts zum Wahlspruch nahmen.“

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Vergil-Detail aus dem Monnus-Mosaik, einem Mosaik aus dem 3. Jahrhundert nach Christus. Aufgefunden unter dem heutigen Landesmuseum Trier und dort ausgestellt. Foto von QuartierLatin1968 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Soviel zum Thema Vergil – der Kranz im Haar lässt sich hier erahnen und taucht auch in etlichen anderen Darstellungen des Dichters auf, wobei dessen äußeres Erscheinungsbild dank der spärlichen und zum Teil widersprühlichen diesbezüglichen Informationen zum Teil doch sehr unterschiedlich daherkommt. Vielleicht gereicht ihm das auch zum Vorteil, wenn es keine Details gibt, wird man sicherlich im Laufe der Jahrhunderte geschönt(er) dargestellt, so zumindest meine Vermutung 😉

Virgile ist unverkennbar eine Vanille, meines Erachtens nach aber eine, die in der Tat auch für Männer tragbar sein könnte, obschon nicht für jedes Exemplar der Gattung 😉 Es gibt einige wenige Exemplare dieser Gattung, vor allem fällt mir dazu die rauchige Variante von Diptyque ein, Eau Duelle, oder L’Artisan Parfumeurs Havana Vanille. Im Auftakt zeigt sich viel milchig-cremige Vanille, die allerdings schon bald Gesellschaft bekommt von jenen Noten, die den Duft herrentauglich machen. In die pudrige Süße der Vanille mischen sich kräuterige Herbheit als auch (zedern)holzig-ernsthafte Töne, die mich bisweilen entfernt Parfums d’Empires Eau de Gloire erinnern. Sachte Ledernoten untermalen, was Virgile eine elegante, edle Anmutung verleiht. Das wiederum ist, zumal Virgile eben auch „unisex“ ist, ein eher seltenes Phänomen bei einem solchen Gourmand.

Virgile ist ein vanillegeküsster Schöngeist und annähernd allzeit bereit, sowohl was Tages- als auch Jahreszeit angeht, obschon er bei derzeitigen Temperaturen vielleicht eher einem Cologne weichen sollte. Aber das ist ein anderes Thema, auf das wir noch zurückkommen dieser Tage – Düfte, die ab 30 Grad gehen, das sind erwartungsgemäß nicht wahnsinnig viele …

Von fernen Inseln – Vanori

„Vanori is a mirage calling you to an imaginary island. It takes you on a boat to discover the immensity of magical beaches and whispers sweet words to you like escape, the unknown and exoticism. Vanori is generous and sunny. Its shining face is surrounded by magnificent flowers that embrace you as they mingle with the sensuality of vanilla. A brilliant grapefruit hook, with flowers blooming in the sun that promptly embrace. The backdrop is warm with balsamic notes such as benzoin, a luminous resin, bound with a hint of honey that pairs perfectly with vanilla.“

Die Ingredienzen: Jasmin, Honig, Rosa Pfeffer, Bourbon-Vanille, Frangipani, Styraxharz, Sandelholz, Grapefruit, Benzoeharz

Vanori ruft Urlaub – der Text, also die Duftbeschreibung, das Bild in seinen leuchtenden Farben mit den tropischen Blumen … Eigentlich hatte ich in einer Vanille-Kollektion keinen Duft erwartet, der bei warmen oder gar heißen Temperaturen tragbar ist … und habe mich offensichtlich getäuscht. Vanori ist, das kann ich mit Fug und Recht behaupten, bisher mein erklärter Liebling der Düfte Delacourtes. Er ist ein gar köstlicher Vertreter seiner Gattung, die gar nicht so einfach zu greifen ist.

Im Auftakt erwarten mich spritzig-frische und erfrischend saftige als auch zitrisch-herbe Noten von Früchten – welche das sind außer Grapefruit? Eigentlich keine, ich vermeine dennoch gelbes Obst zu entdecken, ein klitzekleines Quentchen Mango, vielleicht auch Sternfrucht? Nektarsüß-exotische Frangipani locken, erinnern mich an Blumengirlanden, die man in fernen Landen gerne mal zur Begrüßung um den Hals gehängt bekommt und an Büsche und Sträucher, die wild überall blühen. Köstlicher Honig untermalt die florale Pracht des Frangipani, während Jasmin cremt und verhalten pudert, dass es eine wahre Freude ist, von einer Prise rosa Pfeffer kontrastiert. Sonnenwärme und Dolce Vita vermitteln sinnlich-süße Vanille und balsamisch-warme Harze, die Vanori gelungen vervollständigen.

https://pixabay.com/de/photos/blume-frangipani-pflanze-tropisch-3340817/

Vanori macht Spaß – ein sinnliches Vanillevergnügen, das vollkommen gekonnt die Balance zwischen warmer Süße und fruchtiger Erfrischung hält. Ein tropisch-exotisch anmutendes Vergnügen, das Lust auf mehr macht. Auf Urlaub. Auf laue (Hoch)Sommerabende, auf Kleidchen ausführen. Ein echtes (Vanille)Träumchen – meine Lieben, die Damen unter Euch: Testen!

Morgen geht es weiter mit dem verbleibenden Trio – bis dahin alles Liebe und frohes Schwitzen

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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