Boudicca ist eine der wenigen halbwegs populären und immer wieder gerne in Kunst und Kultur Erwähnung findenden Kriegerinnen. Ihres Zeichens eine britannische Königin führte sie den schlußendlich erfolglosen, nach ihr benannten Aufstand gegen die römische Besetzung an (60 – 61 nach Christus).
Mittlerweile hat es die legendäre Dame nun auch in den Parfummarkt geschafft: Gleich zwei Linien zitieren sie, natürlich stammen beide aus England.
Der erste Tummelplatz der Kriegerprinzessin ist das Londoner Designhaus von Zowie Broach und Brian Kirkby, die sich eigens nach Madame benannt haben: Boudicca. Und deren Duft, der von Feingeist Geza Schön entwickelte, heißt Wode, benannt nach der Pflanze Färberwaid oder auch Deutscher Indigo. Wie der Name bereits ahnen läßt, rührt er von der Farbe des Duftes her – blau. So soll nämlich auch die Kriegsbemalung der Boudicca-Armee gewesen sein. Eine Art-Fragrance oder Fragrance Art also. Mittlerweile gibt es den Duft aber auch in der Parfumvariante ungefärbt und ohne Färbeeffekt. Hier die Seite zur Firma samt beeindruckender Videopräsentation des Duftes – die Ingredienzen: Wacholder, Muskatnuss, Kardamom, Muskatellersalbei, Koriander, Angelika / Engelwurz, Safran, Tonkabohne, Styraxharz, Ambra, Eichenmoos, Moschus und Leder.
Huldigung Nummer zwei für Boudicca stellen die Düfte von Michael Boadi dar. Dieser machte sich bereits als Hairstylist weltweit einen Namen, kreierte er doch der Damen Schöpfe landein, landaus – für Dolce & Gabbana, Gucci, Chanel, Prada und Co. war er bereits tätig und suchte sich für seine Kreativität nun das Ventil der Parfumerskunst. Von den güldenen Locken zum olfaktorischen Gold sozusagen… ein gar blondes Aushängeschild ward auch alsbald gefunden: Amber Rose, extravagantes Model und Freundin von Rapper Kanye West, die, wie ich finde, gar nicht so schlecht zum keltischen Warrior-Outfit von Boadicea The Victorious, Boadis Label, paßt. Ganz abgesehen davon, daß der Kontrast auf den gemeinsamen Fotos mit und zu Boadi auch nicht zu verachten ist 😉
Hier ein Filmchen der beiden zur Präsentation der Boadiccea-The-Victorious-Kollektion.
In jedem Falle feierte Boadi mit seiner Kollektion bereits beachtliche Erfolge: Der Gewinn des New Design Awards des Wallstreet Magazines zum Beispiel oder, marketingtechnisch naturaliter der Hit: First Lady Michelle Obama, die sich wohl in drei der Düfte spontan verliebte, was für in die Höhe schnellende Verkaufszahlen sorgte…
Eine bemerkenswerte Anzahl an Düften ist es auch, die Herr Boadi da bereits anfänglich präsentierte: Soweit ich das überblicken kann waren es zu Beginn 19 Düfte in der normalen Kollektion und 9 weitere in der Oud-Linie, der separaten (jaja, darf ja gerade nicht fehlen…). Die Düfte der normalen Linie wurden in drei thematische Hauptrichtungen oder -familien aufgeteilt: Musk, Floral und Citrus, jeweils noch als Herren-, Damen- oder Unisex-Duft gekennzeichnet.
Angesichts der ungeheuren Fülle möchte ich Euch einen kurzen Einblick in die Kollektion geben, die es jetzt auch nach Deutschland geschafft hat. Vorerst werde ich es bei der normalen Kollektion belassen, die Ouds klammere ich erstmal aus und stelle sie Euch dann zu einem späteren Zeitpunkt noch vor.
Divine – Musk Unisex: Divine dürfte etwas für die Frische-Wäsche-Fraktion sein, ganz bestimmt. Und das ohne über die Maßen künstlich zu riechen, nein. In der Kopfnote dominieren fruchtige Aldehydennoten, die sogleich von dem Herzen aus Jasmin und eher zahm-zurückhaltendem Veilchen eingeholt und überlappt werden. Die Basis aus Sandelholz und Styraxharz zeigt sich luftig und sauberholzig (ich hätte vermutlich eher auf Zeder getippt) und verbirgt in jedem Falle noch Moschus, den man meines Erachtens nach in der Angabe der Ingredienzen unterschlagen hat [ermußdaseinesgehtgarnichtanders]. Unaufdringlich sauber-floral und fluffig.
Intense – Floral Women: Was hier als „a modern fragrance with a fruity twist“ bezeichnet wird, „ a white floral heart of lily and jasmine against a rich woody background“ vermittelt einen falschen Eindruck, genauso wie der erste Blick auf die Ingredienzen: Kopfnote: Zitrusfrüchte; Herznote: Rose, Ylang-Ylang; Basisnote: Patchouli, Vanille. Schon beim Auftragen schillert einem Honigpatchouli entgegen, ein lüsterner mondäner Honigpatchouli, der von floralen Sirenen begleitet wird, die den Hesperidenwaisenknaben sofort hinter sich lassen, um frohlockend zu verführen. Ein eigenständiger, sehr femininer Duft – jedoch nicht ohne gewisse Angel-Anklänge in sich zu tragen.
Am Montag geht es weiter mit Boadicea – bis dahin wünsche ich Euch jetzt erstmal ein schönes Wochenende!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike
Ich hatte neulich die Gelegenheit, eine grössere Auswahl aus der Linie zu testen. Sehr speziell, teilweise sehr originell (kaum ein Duft hat mich an einen mir bis dato bekannten Duft erinnert, was selten vorkommt). Es sind sehr interessante Sachen dabei, obwohl ich für mich kaum etwas tragbares gefunden habe. Die Düfte sind sehr prägnant, intensiv, wirken aber teilweise etwas unausgegoren. Vielfach finden sich in der Basis sehr tiefe, harzige Noten. Die Düfte sind von der Grundstimmung her so dunkel und düster wie das packaging vermuten lässt und daher imho durchweg nichts für Warmduscher 😉
Gut gefallen hat mir „Vibrant“, ein erstaunlich gefälliger Lederduft mit einer Basis aus Hölzern und Moschus, sowie „Warrior“, ein wie ich finde zu Unrecht als maskulin beschriebener Duft mit einer schönen Zitrus-Rose-Johannisbeer-Kopfnote. Beide sind leider (noch?) nicht in Deutschland erhältlich 🙁
LG, fredi
Wichtig zu Vibrant ist auch, daß er eine gar außergewöhnliche und sehr überzeugende Melonennote hat, die ausnahmsweise NICHT, wie bei einigen anderen Düften mit Melone, den Drall ins Vergorene aufweist.
Ich mag es auch recht gerne, das Melonenlederchen 🙂
Liebe Grüße, die Uli.