… schreibt sich die Marke als Motto auf die Fahnen: Gegründet 2017 erweitert die Marke seit Kurzem unser Sortiment – Grund genug, sie uns etwas genauer anzusehen …
Abenteuer ist ihre Religion, Freiheit ihre Extravaganz – Sonia Constants Duftlabel Ella K
„Ella Maillart, Karen Blixen and Alexandra David-Néel, three female explorers from another time, have inspired generations of women since their exploits nearly a century ago. ELLA K, our fantasy heroine, is to be counted among such women. Without ever being the incarnation of her creator, she is nonetheless born of her imagination. Freed from the constraints of time and space, she recognises no limits or boundaries to her explorations. She is in ceaseless search of the ultimate interior journey, to meet with strangers and attempt to discover that distant state that exists elsewhere. She is one of those precious souls who love the unknown, without fear or reticence, with no preconceived ideas, and with an unshakeable faith in their instinct. Comforted by the example of her distant precursors, she chooses to write her own history, leaving in her wake the constraints and conventions of others.
Adventure is her religion. Liberty is her extravagance.„
Ella K – eine fiktive Gestalt, angelehnt an einige der bekanntesten Weltenbummlerinnen des 19./20. Jahrhunderts. Frauen, die sich nicht um Konventionen scherten (auch nicht scheren mussten, weil sie allesamt aus mehr oder weniger wohlhabenden Familien kamen), denen die Welt zu Füßen lag, die sie bereisten, darüber als Reiseschriftstellerinnen und Romanautorinnen schrieben und fotografisch dokumentierten. Frauen, die für ihre Zeit einen erstaunlich progressiven Lebenswandel pflegten, der bis heute als solcher gelten kann …
Sonia Constant, Gründerin und Parfumeurin der Marke Ella K, hat sich damit sicherlich nicht die schlechtesten Vorbilder herausgepickt. In Zeiten der #metoo-Debatte und weltweit zunehmend populistischen politischen Entwicklungen (die nahezu allesamt Verschiedenes eint, unter anderem eben auch eine latente Misogynie) erscheint es begrüßenswert, einmal mehr und einmal wieder an unabhängige, selbstbewusste und durchsetzungsfähige Frauen zu erinnern, die ihren Weg gegangen sind, diese als Inspirationsquelle heranzuziehen.
Letzteres kann man auch von Sonia Constant behaupten: Wie viele uns bekannten Parfumeure hat auch sie die Kaderschmiede absolviert, die ISIPCA in Grasse. Darüber hinaus lernte sie bei Givaudan an deren Parfümerieschule und blieb danach im Hause. Sie kreierte bisher unter anderem Düfte wie Cuirs und Rima XI für Carner Barcelona, Fresh für Desigual, Absolutely Me für Escada, Eutopies No. 3 und No. 9, Guerlains Acqua Allegoria Tiaré Mimosa sowie L’Abeille, Diverses für Fragonard, Montblanc, Narciso Rodriguez, Rouge Bunny Rouge, Salvatore Ferragamo, Simone Cosac, Tom Ford, Valentino sowie Van Cleef & Arpels, um nur einige zu nennen. Nebenbei bemerkt ist auch Constant wohl eine passionierte Reisende, die bewaffnet mit ihrer Leica und ihrem Moleskine Eindrücke festhält – nicht selten nehmen diese später Einfluss auf ihre duftenden Kreationen, so auch im Falle ihrer ersten eigenen Linie Ella K.
Acht Düfte umfasst die Linie, zwei davon machen heute den Auftakt: Mélodie d’Altaï und Mémoire de Daisen In.
… falls Ihr bei dem derzeitigen Schmuddelwetter stöbern wollt – hier bei der Fragrance Society eine Vorstellung von Sonia Constant als Parfumeurin sowie bei Fragrantica. Zu ihrer Marke Ella K hat Constant ebenfalls ein paar Interviews gegeben – seht hier bei ÇaFleureBon und Fragrantica.
Der Ruf der rauen Wildnis – Mélodie d’Altaï
„Melodie aus dem Altai. Im Herzen der gewaltigen Bergkette zwischen Kasachstan, der Mongolei und China, auf den trockenen, wilden Gipfeln des Altai lebt ein stolzes Nomadenvolk, das Jagd auf den Königsadler macht: die Kasachen.
„Ich wollte einen Duft kreieren, der an Fell erinnert, der den tierischen Instinkt und die wilden Impulse, die wir alle in uns verborgen haben, wiedergibt. Safran, Styrax und Leder: ein simpler Ruf nach einer Rückkehr zur Erde; Patchouli und Vetiver, ein Vergnügen, das von allen Zwängen befreit ist …“ – Sonia Constant
Animalischer Instinkt, befreit von allen Zwängen. Ein Duft von Leder und Fell wird vom Wind getragen, der aus dem Herzen der Wildnis weht. Ein Impuls, ein animalischer Instinkt. Ein ungehemmtes sinnliches Vergnügen. Ein bernsteinfarbener, tierischer Impuls weckt eine wilde Mischung aus Safran und Styrax, Leder und Fell, Patchouli und Vetiver. Und löst einen Ruf aus, zur Natur zurückzukehren …“
Die Ingredienzen: Leder, Animalische Noten, Safran, Styraxharz, Patchouli, Vetiver
Mélodie d’Altaï – ein Nomadenduft ist es also, der sich auf das Volk der Kasachen bezieht. Beim Googeln habe ich einen Welt-Artikel gefunden, der sich um das Adlerfestival dreht, welches dort einmal im Jahr als Wettkampf ausgetragen wird – schaut ihn Euch ruhig mal an, es gibt eine fantastische Bilderserie darin. Leder ist als primäre Note genannt, ein Leder-Tribut soll es sein – und wow, das erkennt man auf den ersten duftenden Metern … Kennt Ihr Andy Tauers Lonesome Cowboy, seinen Lonestar Memories? Dieser krachlederne Prächtige hat eine sehr ähnliche, birkenteerige Ledernote, die in Mélodie d’Altaï allerdings gezähmter und zivilisierter ankommt. Eine ausgewachsene FSK-18-Glattledernote, die duftet wie ein luxuriöses Kleidungsstück, vielleicht eine Motorradlederjacke von Balenciaga oder Burberry, eine Tasche von Hermès … Ihr wisst schon, was ich meine. Kein dreckiges Leder, sondern eines, das gut, erlesen und teuer ist. Safrangeküsst zeigt es sich, was seinen markanten Charakter vortrefflich untermalt, darüber hinaus in wärmende, überaus balsamische Harze gehüllt. Deren tiefe, würzige Süße klingt mitunter wie einige Tropfen dunklen, sämigen Honigs, was im Zusammenspiel mit dem Leder eine exzellente und überaus deliziöse Kombination darstellt. Animalische Anklänge sehe ich wenige, wobei ich die Idee verstehe – und deshalb das Tier eher im Harzgetümmel verorte, abstrakt gezeichnet.
Mélodie d’Altaï ist ein wundervolles Ausnahmeleder, das Männlein wie Weiblein für sich einnehmen wird. Leder mit ordentlich Wärme sollte man mögen, Liebhaber von Tom Fords Tuscan Leather und Tobacco Vanille, von Parfums de Marlys Godolphin, von Cuoio Fiorentino von Farmacia SS. Annunziata oder auch Parfums MDCI Paris‘ Cuir Garamante und ähnlichen Kandidaten sollten unbedingt einen Blick wagen …
Meditieren im Zen-Garten – Mémoire de Daisen In
„Erinnerung an Daisen In – Daisen In liegt nördlich von Kyoto und ist sicherlich das berühmteste Beispiel für die Kare-san-sui, die traditionellen japanischen Steingärten. Ihre vier Abschnitte bestehen vollständig aus Felsen, Kies, Holz und Pflanzen und stellen den langen Fluss des Lebens mit seiner ewigen Suche nach Unsterblichkeit dar.
Diese neue Komposition ist vor allem eine Einladung zu einer inneren Reise, die durch das außergewöhnliche Erlebnis der japanischen Steingärten ausgelöst wird. Der mineralische Charakter des Kieses wird durch einen Akkord aus Ambrox, Benzoe und Muskatnuss unterstrichen. Der aus dem Ahornholz stammende Duft wird durch die Verwendung von Kephalis, einem Molekül mit warmen holzigen Noten, hervorgerufen. Die Vegetation wird durch üppige, grüne Noten übersetzt. Aber all das ist nur das äußere Gewand für den Hauptbestandteil, eine Mischung aus Rosa alba und japanischer Pfingstrose.
Eine Einladung zur Besinnung. Kyoto, Japan. Die exquisiten Rosensträucher in voller Blüte tränken die Luft mit ihren kräftigen Düften. Dezent versteckt am Ende liegt der Eingang zum japanischen Garten, eine visuelle und sinnliche Überraschung. Die Mineralien aus Gestein, Kies und Holz erscheinen wie eine Spur des inneren Aufbaus des Lebens. Der Geist scheint woanders zu sein, aufgehängt zwischen zwei Welten, die auf der Suche nach dem Himmlischen sind.“
Die Ingredienzen: Pfingstrose, Ambra, Muskatnuss, Ahorn, Grüne Noten, Rose, Bergamotte
Meine Güte, schon wieder so eine Schönheit – das muss ich mir an der Stelle erlauben. Gute Düfte gibt es mittlerweile viele, aber die ersten beiden Testkandidaten von Ella K stechen definitiv heraus. Die Qualität ist überragend, die Düfte sind komplex, extrem gut gemacht und aussagekräftig.
Mémoire de Daisen In bezieht sich, wie oben schon erwähnt, einen traditionell japanischen Steingarten, der sich in vielen Tempel- und Parkanlagen finden lässt. Leider habe ich kein Foto von der oben angesprochenen Anlage gefunden, das ich posten könnte – deshalb exemplarisch „nur“ ein Bild eines (anderen) japanischen Steingartens. [Wer es noch nicht weiß: Ich lege bei der Selektion der Bilder immer sehr viel Wert darauf, dass sie genau den besagten Ort, Gegenstand, was auch immer abbilden. Siehe der Adler oben – es gibt schönere Adlerfotos – der aber wurde in der Tat bei den Kasachen aufgenommen.]
Mémoire de Daisen sprüht – und zwar vor lauter Pfingstrosen und Rosen, fruchtig, frisch, jung oder vielmehr jung geblieben. Es ist ein Flirren, ein florales Flirren, gleichermaßen blütensüß wie frisch und auf leise Weise wässrig, wie es häufiger mal bei Pfingstrosen der Fall ist. Ein Klecks Cremigkeit kommt dazu und ein winziger Hauch Pudrigkeit, darüber hinaus grün-aromatisches Blattwerk, das auf herbe Weise einrahmt. Die Blätter kühlen, genauso wie die sacht-subtilen metallischen Akzente, die zwischen dem Grün zu vernehmen sind. Das Unterholz spendet (sehr) verhaltene Wärme, die sonnenbeschienen wirkt und das grundlegende, floral-frisch-kühle Naturell des Duftes nicht verändert, sondern harmonisch ergänzt.
Meine Damen – die Pfingstrosenliebhaberinnen sollten in jedem Fall testen, das ist klar. Rosen- oder Blumenliebhaberinnen aber auch. In welche Richtung geht es? Modern interpretierter und umgesetzter Damenduft, erlesen und gekonnt komponiert und von eindrucksvoller Ausstrahlung. Jul et Mad, Guerlain L’Art et la Matière, Juliette has a Gun Luxury Collection oder dergleichen wäre vermutlich die Tendenz, an der man sich orientieren kann.
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht morgen – bis dahin alles Liebe und viele Grüße
Eure Ulrike
Wow, Mélodie d’Altai klingt ja richtig vielversprechend. Und ja, ich nenne sowohl Andy Tauers Cowboy als auch Lonestar Memories mein eigen – und liebe beide. Wenn ich Animalische Noten lese, kommt mir noch Civette Intense von Sven Prizkoleit in den Sinn, auch so ein Kracher.
Da es in der Ingredienzenliste von Mélodie d’Altai nur so wimmelt vor Zutaten, auf die ich anspringe, werde ich wohl nicht umhin kommen, auch den Gebirgszug mal zu schnuppern.
Liebe Grüße + ein schönes WE, Christel
Huhuu liebe Christel,
mach mal! 😉 Ich finde die Altai-Melodie sehr sehr schön, obgleich er viel „zivilisierter“ ist als Pritzkoleits „Zibet-Brett“ (den ich aber dennoch oder gerade deswegen richtig klasse finde). Für mich sind auch ziemlich viele Triggerworte in der Ingredienzen-Liste und meine Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht – bin gespannt, ob er Dir genauso gut gefällt, berichte mal!
Viele liebe Grüße
Ulrike