… dem momentan sehr wechselhaften, stürmisch-kühl und unwirtlichen, sehen wir uns dieser Tage eine Kollektion an, die aus Good Old England kommt. Klischee tut weh, aber England ist gemeinhin für schlechtes Wetter bekannt, für Regen – aber nicht nur: es kommen auch eine ganze Reihe sehr netter Düfte und Dufthäuser aus dem Königreich. Vor nicht allzu langer Zeit ist mit den Düften der Luxury Collection von Welton London eine weitere englische Ergänzung bei uns im Sortiment gelandet – sieben Parfums an der Zahl, die wir uns dieser Tage gemeinsam ansehen werden.
Der Mann hinter der Marke – John-Paul Welton
Über John-Paul Welton ist einiges im Netz zu lesen. Er scheint ursprünglich Interiordesigner zu sein, so gibt es auch bis heute Welton Design, wo sich Diverses dazu findet, unter anderem auch Outdoormöbel (vermutlich eher für Gutbetuchte) als auch Raumdüfte. John-Paul Welton designt wohl Möbel, Outdoormöbel, darüber hinaus klingen Erfahrungen hinsichtlich diplomatischer Kreise an, die ihn in den asiatischen Raum, den mittleren Osten als auch die USA führten. Ein Kosmopolit also, beheimatet irgendwo zwischen London und Paris, zu Hause in der ganzen Welt. In dem Blog Insiderei findet sich ein Interview mit ihm, lest hier, in Eat Love Savor, einem mir bis dato unbekannten Magazin „For the Love of Luxury“ kann man ebenfalls ein paar Zeilen zu seiner Person lesen.
Seine Reisen inspirierten John-Paul Welton nach eigenem Bekunden, da ist der Bezug zu Düften ja fast schon unumgänglich, möchte man meinen. Das Haus Welton London aka House of Welton als solches gibt es wohl auch schon seit vielen Jahren, genauer gesagt seit 2001, Partnerschaften und Kooperationen mit Christian Lacroix, Karl Lagerfeld und anderen kamen nach eigenem Bekunden bereits zustande, wie es scheint bisher vor allem im Hinblick auf Raumdüfte, besser: Signature-Raumdüfte. Das ist ein Thema, das meines Erachtens nach ohnehin noch unterrepräsentiert ist – ich kann es nie nachvollziehen, warum nicht viel mehr „Global Player“, egal in welchem Bereich, mit Signature-Raumdüften arbeiten, die ihre Flagshipstores „markieren“. Und zwar unabhängig davon, ob wir nun von Modedesignern sprechen oder von Autoherstellern, eigentlich fast egal von was für Unternehmen. Sicherlich – einen Signatureduft herzustellen, der interkulturell funktioniert, ist nicht einfach – aber der Mehrwert liegt auf der Hand. Egal, ich schweife ab 😉
Welton ist bereits in Paris, Genf und China vertreten, sämtliche Düfte werden in Frankreich hergestellt und in Grasse kreiert unter der Federführung von John-Paul himself.
Eine eigene Duftkollektion im Sinne von Körperparfums war da offensichtlich nur das Tüpfelchen auf dem „i“ – ich bin gespannt, was uns Monsieur hier zu bieten hat!
Welton Londons Repertoire umfasst die Luxury Collection, sieben Düfte, allesamt Eaux de Parfum. Darüber hinaus existiert noch eine Eau de Toilette-Kollektion, die wir nicht mit aufgenommen haben. Sie umfasst fünf Düfte, zwei davon gibt es sowohl als Eau de Toilette als auch als Eau de Parfum – Secret Amber und Oud Inspiration. Ob die Ingredienzen genau identisch sind und sich nur die Konzentrationen unterscheiden? Ich weiß es ehrlicherweise nicht, hinsichtlich der Ingredienzen sehe ich keine Unterschiede anhand der wenigen Informationen. Vielleicht bekomme ich einmal noch die Gelegenheit zum Testen – wenn ja, lasse ich es Euch selbstredend wissen 🙂 Jetzt aber auf ins duftende Getümmel mit den Eaux de Parfum – ich habe einfach reingegriffen in die sieben und mir als erstes ein adrettes Blümelein herausgegriffen …
Ein Königreich für einen Rosengarten – Rose Empire
„Dieser Rosengarten ist durchtränkt von Kindheitserinnerungen – ich komme hierher, um zu meditieren. Rosen haben eine beeindruckende Kraft: raffiniert, überraschend, verführerisch, süß, samtig, prickelnd, pudrig … so viele außergewöhnliche Merkmale, die eine wunderbare Inspirationsquelle sind.“ Rosen wurden bereits tausendfach beschrieben. Sie sind überwältigend in diesem Duft! Rose Empire ist ein königliches Parfum und eine aufrichtige Ode an Rosen …
Kopfnote: Arabische Taif-Rose, Schwarzer Pfeffer, Schwarze Johannisbeere
Herznote: Rose, Marokkanische Rose, Orangenblüte
Basisnote: Opoponax, Labdanum (Zistrose), Heliotrop, Vetiver, Zedernholz, Guajakholz, Papyrus
Ein Rosenfan mehr – so zumindest liest sich der Text, die Beschreibung von Welton London. Geneigte Leserinnen und Leser werden es wissen – ich und die Blumen, es war keine einfache Kiste. Während ich es früher immer mit Coco Chanel hielt, die irgendwann einmal sinngemäß verlauten ließ, dass man als Frau nicht nach einer Blume duften muss. Genau bekomme ich den Spruch nicht mehr zusammen, in jedem Fall geht aber auch folgendes Zitat auf sie zurück: „Eine Frau die kein Parfum trägt, hat keine Zukunft.“ Dem sind wir geneigt, zuzustimmen, oder nicht? 😉
Zurück zur Rose – bei mir fing die Liebe zu Blüten in Flakons mit der Tuberose an, danach kamen aber ziemlich bald die Rosen. Und mittlerweile geht die Liebe ja noch viel weiter … aber bleiben wir bei der Rose. Rose Empire liest sich nach Damaszenerrose, nach einem opulenten Rosenbouquet. Und weckt in mir vorab die Erwartungen, eventuell vielleicht in eine ähnliche Richtung zu tendieren wie die Kurkdjian-Rosen aus der Juliette has a Gun-Kollektion – das wäre ja ein exzellentes Zeichen, möchte ich sagen …
Nicht ganz, aber fast. Rose Empire würde für mich, wenn ich den Duft einsortieren muss, eher bei Armani in der Privé Collection stehen, und zwar neben Rose Alexandrie. Nicht, weil sich die beiden Hübschen so überaus ähnlich sind – Rose Alexandrie betört mit Mimose und zarten Hesperidensternchen, während unsere Rose Empire auf herb-säuerliches Cassis setzt. Aber dennoch, der Rhythmus ist sehr ähnlich: eine kühle, cremige, feminine und überaus elegante Rose moderner Natur. Eine Business-Woman, in Jil Sander gekleidet oder von mir aus auch in COS, in jedem Fall minimalistisch, klare Schnitte, klare Formen, klare Farben. Und dennoch definitiv weiblich. Es sind die Hölzer, die für Kühle und Klarheit sorgen, bisweilen auch entfernt an Eau d’Italies luzide Grufti-Rose (Widerspruch? Oxymoron? Eigentlich schon, hier definitiv nicht ;)) Paestum Rose erinnern (die aber würziger, gewürziger ist – das findet sich in Rose Empire nicht).
Rose Empire wirkt gleichermaßen natürlich, authentisch, will sagen – nicht künstlich. Und dennoch ist er, verglichen mit einem Gemälde, kein naturalistisches Werk. Der Duft ist auf eine Art und Weise abstrakt, er zeichnet die Idee einer Rose, einer Frau, von Weiblichkeit, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Er deutet an, haucht dahin, seidig – das ist im übrigen auch die Textur, der Stoff, mit dem ich den Duft assoziiere, genauer gesagt pastellpinkfarbene oder auch lachsfarbene Seide.
Für mich ein gelungener Auftakt, ich bin gespannt, wie es weitergeht!
… hat im übrigen außer mir noch wer Rose Alexandrie zu Hause stehen? 😉
Bis morgen und viele liebe Grüße –
Eure Ulrike
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