Zwei Düfte sind noch übrig in meiner Rezensionsreihe, die sich mit Mark Buxtons Duftkollektion beschäftigt, die vor nicht allzu langer Zeit endlich wieder komplett bei uns im Shop gelandet ist. Für diejenigen, die die letzten Teile verpasst haben, hier Teil 1 inklusive Vorstellung von Mark Buxton und den Düften Wood & Absinth und Black Angel, Teil 2 mit Devil in Disguise und Dreaming with Ghosts, Teil 3 mit Spiritual Healing und Emotional Drop (vormals Sexual Healing und Emotional Rescue). Heute schließen wir das Thema Mark Buxton zumindest vorübergehend ab – und zwar mit Message in a Perfume und A Day in my Life.
Tropenträume – Message in a Perfume
„The impression of Paradise – On an atoll, on the edge of the world, a timeless scene, enveloped by the extraordinary beauty of nature…the essence of Paradise,
I tossed a message in a bottle into the sea; no paper, no writing – just a fragrant testimony of the Island. A proof of Paradise …my message for you.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Ylang-Ylang, Magnolie, Neroli
Herznote: Jasmin, Rose, Orangenblüte
Basisnote: Ambra, Sandelholz, Labdanum, Zibet
Message in a Perfume ist der dritte Duft im Bunde, der früher einen anderen Namen trug – Message in a Bottle. Letztendlich sehe ich hier keinen großen Unterschied, grübele aber nun schon eine ganze Zeit verzweifelt, welchem Parfumeur das Zitat zuzuschreiben ist, das ich nur noch sinngemäß hinbekomme und das mir in diesem Zusammenhang einfällt … War es Roudnitska? Roucel? Ich weiß es einfach nicht mehr. Die Rede war davon, dass er (es war definitiv ein „er“) sich beim Kreieren jedes Duftes einen Moment absoluten Glücks vorstellt. Dieses Glück beschrieb er nicht als große „Feierei“, als symbolträchtigen Anlass, sondern als alltägliche Situation – vielleicht ein Sommerfest mit Freunden, ein Zusammensein mit der Familie, ein Spaziergang mit dem Hund irgendwo, es waren diese kleinen Alltagssituationen oder -anlässe, die gemeint waren. Jene, denen man mitunter zu wenig Bedeutung beimisst im allgegenwärtigen Trubel, und die dennoch das Leben ausmachen, oft auch erst in der Erinnerung an Gewicht und Bedeutung gewinnen. In jedem Fall stelle sich besagter Parfumeur einen solchen Moment des Glücklichseins vor, der Glückseligkeit oder glücklichen Zufriedenheit – und kreiere darauf basierend seinen Duft mit dem Ziel, Glück zu konservieren. Wie war das bei Goethe? „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“. Oder bei Nietzsche – die Lust, die Ewigkeit will, hinlänglich bekannt.
Was für ein schöner Gedanke – Glück zu konservieren, es für den Träger, der hier fast als Beschenkter oder gar Auserwählter angesehen werden kann, jederzeit abrufbar zu machen. Und wenn nur ein klitzekleiner Bruchteil dessen stimmt oder besser: für den Träger wahr wird … was könnte es Schöneres geben? Monsieur Buxton beehrt uns mit Message in a Perfume mit einem Stückchen Paradies, wie er selbst sagt – ein Atoll irgendwo da draußen, das durch seine zeitlose Schönheit entzückt, das möchte er uns in den Flakon gebannt haben.
Nach einem gefühlt erneut ewigen Winter mit Aschenbecherwetter, der wenigstens dieser Tage einmal innehält und auf baldigen Frühling hoffen lässt, bin ich dafür überaus empfänglich. Und vermutlich werde ich da nicht die einzige sein, oder nicht?
Die Noten ließen mich zuerst ein bisschen stutzig werden, sind sie nicht notwendigerweise tropisch oder exotisch. Darüber hinaus vermisste ich die Stargazer-Lilie, die streng genommen zwar sehr hübsch aussieht und auch duftet, aber ebenfalls keine Tropenschönheit ist, insofern im Duft auch nicht wirklich etwas verloren hat. Ich sehe sie hier wegen ihrer Schönheit und eher im übertragenen Sinne „fremdländisch“. Im übertragenen Sinne passt als Redewendung perfekt, Message in a Perfume ist nämlich keine naturalistische Duftskizze, sondern eher eine impressionistische Malerei: Feine Blüten von einer exotischen Nektarsüße, die gleichermaßen wässrige Akzente an den Tag legen. Diese wirken türkisfarben, erzählen vom nahen Meer und lassen mich schwelgen … Sachte Anklänge von Sonnenmilch auf der Haut lassen mich gedanklich in der Ferne am Strand dösen, … an dem es warm ist, definitiv. Denn die Harze der Basis stiften würzige Wärme, während Zibet subtil animalisch tönt und für mich wie eine leise und erotische Transpirationsnote wirkt 😉
Ein hübscher Frühlingsbote, der sich sicherlich vor allem im Sommer ziemlich gut machen wird, meine Damen! Message in a Perfume ist eher weiblich und ich sehe ihn vor allem an denjenigen Frauen, denen tropische Blütenbouquets häufig zu üppig sind.
Rosenrot – A Day in My Life
„The perfect moment to create my rose! The one and only flower, the queen of flowers… the Rose. Not a normal Rose, a Rose out of Space, futuristic, unique, twisted, surprising, modern, vibrating, sensual and deep! The ultimate flower, shown in a new context, My everlasting Rose…. For you!“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Pfeffer, Mandarine, Rose
Herznote: Elemiharz, Veilchen, Rose
Basisnote: Labdanum, Patschuli, Sandelholz, Rose
A Day in My Life erzählt demnach von … einem perfekten Moment für den perfekten Rosenduft. Ich wusste gar nicht, dass Mark Buxton so ein großer Rosenfan ist? Aber andererseits, wie kann man sie nicht mögen, die Rose … Zugegeben, ich musste es auch erst lernen, das mit den Blumen und dass sie mir gar nicht so schlecht stehen – die Rose hat hier im übrigen den Anfang gemacht, wie regelmäßige Leser wissen werden 🙂
Rosendüfte gibt es viele, viele, viele auf dem Markt, dennoch schafft es A Day in My Life, seinen Platz zwischen all den Blumen zu finden. Rose satt, so rot wie nur erdenklich, und zwar in Kombination mit samtigem Patschuli, gleichermaßen wärmend wie kühlend. Und – Pfeffer. Das Ganze logischerweise minimalistisch umgesetzt, wie Buxton ankündigte. Diese Rose würde gut in die Kollektion von Comme des Garçons passen, für die Buxton ja bereits häufig gearbeitet hat. Für mich zitiert A Day in My Life einige Rosendüfte, die ich sehr gerne mag: pfeffrig zeigt er sich wie Paestum Rose von Eau d’Italie, allerdings auf jegliche andere Gewürze verzichtend. Er tönt auf eine Art ähnlich wie die Le Labo Rose 31, ist aber mehr Rosen- als heller Gewürzduft (wie jene). Und gesellt sich zum erlauchten Kreis der feinen Patschuliröslein, keine Frage.
Ich verstehe Mark Buxton eigentlich eher so, dass er A Day in My Life als Damenduft sieht. Dem kann ich nicht widersprechen, tendiert er doch in diese Richtung, dennoch sehe ich ihn auch an dem einen oder anderen Mann. Überhaupt – Männer sollten mehr Rosen tragen. Ich glaube, ich mache demnächst mal ein Unisex-/Männer-Rosen-Special, hat jemand Lust drauf?
Für mich ist A Day in My Life nach Emotional Drop mein Liebling Nummer Zwei in der Kollektion von Mark Buxton – und wie sieht es bei Euch aus?
Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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