… sind heute unser Thema: Tomboy Neroli / 65 und Une Tonne de Roses / 8 aus dem Hause des vor nicht allzu langer Zeit bei uns im Sortiment gelandeten Familienunternehmens um Michel Almairac. Für diejenigen von Euch, die die Aufaktartikel verpasst haben, klickt hier: Markenhintergrund sowie Rezension von Woody Perfecto und Cedar Woodpecker, Rezension von Totally White und Milky Musk.
Tomboy Neroli / 65
„Tousled hair, white T-shirt, faded jeans, sneakers … She’s got such style; he looks like an angel. Neroli and amber notes give this fragrance a careless sophistication that boys and girls adopt with the same ease. A novel creation starring orange blossom. A burst of freedom and modernity that spurns all codes.“
Die Ingredienzen: Neroli, Ambra
Unisex, unisex, unisex! Das ist das erste Wörtchen, das mich quasi anschreit, wenn ich die Beschreibung lese. Und doch ist es etwas zu kurz gegriffen, zu profan: Die Duftbeschreibung zielt ab auf jenen Stil, der mitnichten unserer heutigen Generation(en) alleine zuzuschreiben ist – zerzauste Haare und zerrissene Jeans, das kennt man schon von James Dean. Und es gab damals genauso wie heute und selbstredend auch zwischendrin auch immer Frauen, die sich so präsentierten und ganz hinreißend aussahen, siehe beispielsweise Kate Moss zu Zeiten, als sie noch mit Johnny Depp zusammen war, eine Bildstrecke gibt es hier. Die Sneakers – ok, die sind neu, aber früher gab es Turnschuhe, Segelschuhe und so weiter, letztendlich doch alles sehr ähnlich. Aber gut, bleiben wir beim Thema: „Careless sophistication“, ich glaube, hiermit ist das gemeint, was ich in der Tat immer mit James Dean in Verbindung bringe – jene Naturcoolness, dieses Stylish-Sein, das nicht aufgesetzt ist, sondern unangestrengt von selbst „passiert“ und eher nachlässig wirkt als herbeigearbeitet. Nebenbei bemerkt: Ich beneide die wenigen Menschen, denen es zu eigen ist, immer darum 😉 Genauso unbekümmert-unangestrengt naturcool und elegant möchte Tomboy Neroli / 65 erscheinen – und der Weg bis dahin war wohl kein kurzer, denn die Zahl hinter dem Duftnamen steht für die Nummer des finalen Entwurfs. In jedem Fall bin ich gespannt auf eine neue, moderne, innovative Orangenblüteninterpretation, deshalb ab auf die Haut …
Tomboy Neroli / 65 überrascht mich – und steht damit in bester Tradition, wenn man das bereits jetzt so sagen kann: Fast alle Düfte, die mir bisher von Parle Moi de Parfum in die Hände und unter die Nase kamen, hatten dieses Überraschungsmoment, weil sie jeweils so ganz anders dufteten, als ich mir das ausgemalt hatte, als ich das anhand der Ingredienzen erwartet hatte. Tomboy Neroli startet … aquatisch. Wie fruchtig frisch geduscht. Ich schnuppere weiter und während meine Nase so am Handgelenk hängt, kommt auch schon die Orangenblüte ins Spiel. Zart-süße, hellweiß blühende Orangenblüten vor dem Hintergrund jenes Frisch-Geduscht-Moments, der mich an eine, wohlbemerkt keine bestimmte Werbung mit dynamisch-quirrligen jungen, gerne auch hippen Menschen voller Tatendrang und Lebensdurst erinnert. … nein, eigentlich erstrahlen jene Orangenblüten nicht vor dem Frisch-Geduscht-Moment, sondern sind auf seltsame Art und Weise mit ihm verwoben. Während ich noch darüber sinniere, was sich mir hier bisher präsentiert hat, ist unser Jungspund schon in der Halfpipe verschwunden und ich habe flugs das Bild gefunden, das für mich Tomboy Neroli / 65 hinsichtlich seiner Dynamik, seines Schwungs, seiner Farbigkeit perfekt in Szene setzt.
Die latent vorhandene warme Würzigkeit oder besser würzige Wärme, die vermutlich wie ein paar andere Facetten des Duftes ebenfalls einem Molekül wie Ambroxan geschuldet ist, zeichnet Sonne nach, einen sonnigen Tag, vielleicht in Kalifornien. Das würde passen, denn die Menschen, die jungen und stylishen, die mir zum Duft einfallen mögen, sind sportlich und dementsprechend gut gebaut und vor allem … jung. Der Sport ist schweißtreibend, so hinterlässt jene ambrierte Wärme eine gewisse „dreckige“ Anmutung, was aber alles in allem überaus adrett ist und extrem gut passt.
Fällt mir ein ähnlicher Duft ein? Nein, eigentlich nicht. Wer Erik Kormanns September sowie seine Kooperation mit Dr. Kraft, den verwandten Borobudur mag und diesen in Gedanken mit JOOP! Nightflight kombiniert (ich mag ihn, ja, und immer noch – Jugenderinnerungen!), der kommt vielleicht bei etwas heraus, was Tomboy Neroli / 39 ähnlich sein könnte.
Une Tonne de Roses / 8
„Loves me, loves me not… Rose blooms unrestrainedly in this fragrance. Masses and armfuls of roses, a crazy shower of petals to celebrate the rose in a joyful olfactory fiesta. Roses in hair, roses inhaled, roses distilled by the magic of the still, extracting just a few grams from a ton of petals. The spirit of the rose is captured in those precious drops. Add a teardrop of Patchouli to give her an untamed and elegant twist.“
Die Ingredienzen: Rose, Patschuli
Une Tonne de Roses / 8 kündigt an, einer Gattung zuzugehören, die uns hinlänglich bekannt ist – derjenigen der Patschulirosen. Almairac hat selbst eine davon geschaffen, die mittlerweile ein Klassiker ist – Voleur de Roses für L’Artisan Parfumeur. Weitere gefällig? Mein All-Time-Favorit Lady Vengeance von Juliette has a Gun sowie die beiden Lumière Noire-Düfte von Maison Francis Kurkdjian (ich liebe den Herrenduft), der schöne kühl-gepfefferte Perles de Lalique, L’Inspiratrice von Divine, Tom Fords Noir de Noir, Atkinsons Fashion Decree, Eau d’Italies Paestum Rose, Heeleys Hippie Rose, ferner auch Portrait of a Lady von Frédéric Malle oder Lyric Woman von Amouage. Midnight Poison von Dior gehört natürlich auch in diese Kategorie. Und wenn ich all diese Patschulirosen liste, merke ich einmal mehr, wie viele tolle Düfte es in dieser Kategorie gibt – für mich persönlich sind so gut wie alle der genannten absolute Volltreffer, dabei bin ich dufttechnisch gar kein ausgeprägter Rosenfan.
Gespannt bin ich, wie Parle Moi de Parfum dieses Thema umsetzen, insofern darf der Duft umgehend auf die Haut.
Une Tonne de Roses wird seinem Namen gerecht: Rosen, Rosen und noch mehr Rosen. Auf und von meinem Arm blüht es, dass es eine wahre Freude ist. Purpur und Magenta, Pink, Himbeer, Burgunder und so weiter – Hauptsache Rot, und zwar leuchtend und mit jeder Menge Strahlkraft. Samtig und seidig, einige (beeren?)fruchtige Anklänge verströmend zeigt sich dieses soliflorale Bouquet, von sachten Moospölsterchen getragen, die verhalten erdig und ein bisschen staubig duften. Diese Basis verleiht dem ansonsten sehr modernen, jungen Duft eine chyprierte Facette, die ihm somit einen gewissen Retrohauch beschert. Nichtsdestoweniger – Une Tonne de Roses / 8 atmet dennoch Frische und somit auch Leichtigkeit, der Duft ist eine unkompliziert, aber dennoch charaktervolle Rose für Frauen jeden Alters, jahreszeiten- und anlassunabhängig.
Gretchenfrage: Wie haltet Ihr es denn mit der Königin der Blumen? Rosenfans da draußen? Vielleicht gar – Patschulirosenfans?
Einen schönen Tag Euch und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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