Bijon – Drei auf einen Streich

Das heutige Duftprogramm ist straff, denn die drei Düfte Aura Sublime, Menthe Froide und AEOM des Parfumshauses Bijon stehen auf meiner Rezensionsliste. Bijon sagte mir, das gebe ich ehrlich zu, bis zu dem Moment, als ich die zu testenden Phiölchen in der Hand hielt, nichts. Doch eine kurze Recherche ergab, dass das Label noch recht jung ist, aus Hamburg stammt und von Oliver Babic gegründet wurde.

In Cécile Zarokian fand er die passende Nase, um die bereits seit langer Zeit in ihm keimenden Duftfantasien olfaktorisch wahr werden zu lassen. Drei Düfte umfasst das Portfolio der Hamburger Parfumschmiede. Mit Aura Sublime nahm 2015 alles seinen Anfang. 2017 lancierte Bijon Menthe Froide und AEOM. Chronologisch in der richtigen Reihenfolge möchte ich auch die heutige Duftrezension starten. Langjährige Leser werden sich erinnern, dass ich da manchmal etwas nerdig veranlagt bin. Ich kann halt auch nicht raus aus meiner Haut. 😉

Bijon

Bijon – Aura Sublime

Unser erster Duft für heute stammt also aus dem Jahre 2015. Für das Erstlingswerk wählte Cécile Zarokian für die Duftnoten Bergamotte, Zitrone, Iris, Hedion, Vanille, Ambra, Tonkabohne, Hölzer, Benzoeharz und Moschus. Interessant ist hier der Einsatz von Hedion. Der Duftstoff interagiert nachgewiesenermaßen mit einem humanen Pheromonrezeptor und sorgt z. B. dafür, dass auf entgegengebrachtes Vertrauen mit schneller und leichter mit Vertrauen reagiert wird. Genauso umgekehrt, auf Unfreundlichkeit wird rascher unfreundlich reagiert.

Wie man in den Wald hineinschreit, schallt es mit Hedion also eher und intensiver wieder heraus. Wie sich dieser olfaktorische Verhaltensverstärker in Aura Sublime wirklich macht, da bin ich gespannt. Falls ich nach dem Testen heute, interessante Erfahrungen mit anderen Menschen mache (Kindergarten und Einkaufen stehen heute noch auf meiner To-do-Liste), werde ich das in diesem Artikel selbstverständlich nachtragen. 🙂

Bijon – Aura Sublime – Menthe Froide – AEOM

Das Leuchten, die Wärme, die Kraft und gleichzeitige Zartheit und Anmut. Wie beim Auftritt von Arwen startet der Duft mit einem starken Strahlen und hat am Anfang eine starke Sillage/Projektion. Der Duft zieht sich langsam zurück und bleibt wie ein leichter Schein, eine Aura, um den Träger. Irisbutter und Hedion verstärken den Effekt des Glühens und geben der ganzen Komposition im Herzen Volumen. Während das Glühen weiterhin bestehen bleibt, gesellen sich warmer Ambra, Vanilleabsolue und Hölzer dazu, um die Wärme und Kraft des Trägers zu betonen. Verschiedene Moschusnoten und Tonkabohne sorgen dafür, dass alles weich gebettet und trotz der Vanille und der Ambra sehr „fluffig“ ist und seine Zartheit und Anmut behält. Die überaus talentierte Parfümeurin Cécile Zarokian hat den Duft kreiert.

Olfaktorischer Keksteig

Zitrisch und süß startet Aura Sublime wie ein köstliches Zitronenplätzchen, dessen Gourmandnoten von samtiger Bourbon-Vanille umschmeichelt werden. Die Iris unterstreicht den Dessertcharakter des Dufts durch zarte Butternoten. Köstlich, köstlich! In den heutigen Zeiten, in denen Cookie Dough, also roher Keksteig, in aller Munde ist, kommt Aura Sublime gerade recht. Gänzlich kalorienfrei duftet uns dieser süße Plätzchenteig so köstlich zitronig, so himmlisch vanillig entgegen. Herrlich!

Bijon – Aura Sublime – Menthe Froide – AEOM

Freunde von Gourmanddüften, Vanille und Cookie Dough werden an Aura Sublime ihre Freude haben. Nicht zu süß mit einer erfrischenden Zitrusnote lässt mir Aura Sublime das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es bleibt nicht viel zu sagen, außer yummie, yummie, yummie! 🙂

Menthe Froide – Kalter Minzhauch

Kühl und Minze kann ich mir zwar für sommerlich-heiße Temperaturen deutlich besser vorstellen als für die aktuelle Frostbeulenwetterlage. Ja, ich gebe zu, so schlimm ist es noch nicht, aber nach dem letzten Megasommer, der gefühlt erst vor zwei Wochen geendet hat, sind die 4 Grad draußen schon wieder meckerwürdig. 😉 Das Wetter kann es einem ja nie recht machen: Mal zu kalt, zu warm, zu trocken, zu nass, zu düster, zu hell und keine Sonnenbrille dabei. Ach, es gibt so viele Gründe, über das Wetter zu schimpfen.

Und wenn das alles ist, worüber man sich aufregen kann, hat man es doch eigentlich gut, oder? Nun bibbere ich heute vor meinem Computer, trage dicke Wollsocken und süffle genüsslich an einer dampfenden Tasse Tee (nicht Pfefferminz!) und harre der kalten Minzfrische, die mir gleich um die Nase wehen wird. Diese wird erzeugt durch die Ingredienzien Bergamotte, Zitrone, Mandarine, Petitgrain, Rosa Pfeffer, Aldehyde, Pfefferminze, Grüne Minze, Kümmel, Lavendel, Sandelholz, Vetiver, Ambra, Ambroxan, Weihrauch, Eichenmoos und Moschus.

Bijon – Aura Sublime – Menthe Froide – AEOM

Ich hatte schon immer ein Faible für den Duft von Minze. Schon früher mit Öllampen und Pfefferminzduftöl. Jedoch hatte ich in den Parfümerien nicht besonders viele Düfte zum Thema Minze finden können. Darunter Menthe Fraiche von Heeley und Wanderlust von 2887 und ein paar wenige andere.

Wanderlust [der Duft von 27 87 wurde in Wandervogel umbenannt, Anm. d. Red.] fand ich nur kurzzeitig minzig und der Heeley [gemeint ist Menthe Fraîche, Anm. d. Red.] roch mehr nach Minzblättern. Dies war nicht, was ich wollte. Ich hatte meinen Pfefferminztee im Kopf, der gleichzeitig kühl und warm war. Das Kältegefühl beim Trinken hat mich fasziniert. So habe ich versucht, mich bei dem Duft auf die Kälte zu konzentrieren, jedoch im Hintergrund einen gewissen Grundton von Wärme zu behalten.

Heilige Dreiminzigkeit

Ich persönlich habe ein etwas zwiegespaltenes Verhältnis zur Minze. In Kombination mit Schokolade finde ich sie grausig, in Kaugummis, Sommerdüften, Cocktails und als Tee dagegen sehr lecker. Mmh, gegen einen leckeren Mojito hätte ich jetzt nichts einzuwenden, trotz 4 Grad Außentemperatur. 😉

Gleich beim ersten Sprüher überrascht mich Menthe Froide. Während ich beim Namen intuitiv an japanisches Minzöl denken musste, duftet es mir tatsächlich ganz anders entgegen. Eine feucht-aquatische Wärme und leckere Spearmintnoten vereinen sich zu köstlichem, frisch aufgebrühten Pfefferminztee. Nach und nach übernimmt die Kühle der Minze das Ruder, während im Hintergrund zart-florale und fruchtige Noten schillern. Lavendel und Kümmel setzten herb-würzige Akzente, während sich ganz langsam zarte Weihrauchnoten ins Duftbild schieben. Kapitän ist und bleibt aber die Minze, sie lässt sich in Menthe Froide nicht von ihrem Platz vertreiben.

Bijon – Aura Sublime – Menthe Froide – AEOM

Wer eine erfrischende Brise sucht, dem sei zu Menthe Froide geraten. Langanhaltend und minzig-frisch ist der Duft wie eine kalte Dusche an einem heißen Sommertag. Jetzt im Winter ist Menthe Froide sicherlich nicht richtig aufgehoben. Meines Erachtens ist der Duft von Bijon eher für die Herren der Schöpfung geeignet, kann aber sicherlich auf von minzbegeisterten Damen getragen werden.

AEOM – All eyes on me

Uhnser letzter Kandidat heute von Bijon ist AEOM. Während ich zuerst an eine Anlehnung ans Altgriechische dachte, ist der Name tatsächlich eine Abkürzung für All Eyes On Me. Eine Aussage, die mir persönlich spontan eher Unbehagen bereitet, denn meine Rampensauigkeit hält sich in Grenzen und so bin ich lieber die Beobachtende, als die, die alle Blicke auf sich zieht. Aber Menschen sind unterschiedlich und so werden sich unter Euch Lesern sicherlich viele finden, die charakterlich genau anders liegen und das ist auch gut so. 🙂

AEOM ist einem besonderen Grund gewidmet, im Mittelpunkt zu stehen: dem Erfolg. Nun kann ich mir auch viele andere, vielleicht sogar schlüssigere Gründe vorstellen, weshalb man von allen angestarrt wird, besondere Schönheit zum Beispiel oder ein Pickel auf der Nase, Zahnpasta im Gesicht (so war ich kürzlich einkaufen, auch schön), wilde Klamotten, eine schrille Haarfarbe, eine laute Stimme oder eine unglaublich charismatische Ausstrahlung. Die Liste lässt beliebig erweitern. Erfolg stünde auf meiner Liste nun nicht unbedingt, doch Bijon erklärt die Namenswahl wie folgt:

Der Duft des persönlichen Erfolgs. Grundsätzlich sind viele männliche Düfte, die das Thema „Erfolg“ haben, eher frisch und herb. Ich wollte einen Duft kreieren, der weniger vom strahlenden Gewinner erzählt, sondern von dem Menschen der sein Gewinnen als Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Kraft versteht. Etwas tief Befriedigendes mit einer gewissen Spur von Genugtuung (dies symbolisiert durch den dunkel-animalischen Geruch des Ouds). Zuerst die kribbelnde Motivation, die Lust am Kampf, Lust am Schaffen, alles wirbelt durcheinander, man strotzt vor Kraft und am Ende des Schaffens steht die innere Erkenntnis, dass man alles kann, wenn man nur will.

Bijon – Aura Sublime – Menthe Froide – AEOM

Der Duft des Erfolgs

Mit Cognac, Rum, Davana, Dattel, Bergamotte, Orange, Rose, Geranium, Ylang-Ylang, Weiße Blüten, Zimt, Muskatnuss, Nelke, Guajakholz, Zedernholz, Vetiver, Sandelholz, Patchouli, Immortelle (Italienische Strohblume), Labdanum (Zistrose), Benzoeharz, Tonkabohne, Weihrauch, Vanille, Fruchtige Noten, Tuberose und Adlerholz (Oud) erzeugt Cécile Zarokian den Businessman-Duft von Bijon.

Und so startet AEOM mit den Noten von Cognac, Whiskey und rauchigem Tabak wie ein Banker oder Anwalt, der sich in seinem gläsernen Büro hoch oben über den Lichtern von Manhattan oder Boston eine Zigarre und einen Drink gönnt. Nach und nach tauchen die dezent seifigen Noten von Rose und Geranium auf der olfaktorischen Bühne auf und lenken den bis dahin von einer gewissen Lasterhaftigkeit geprägten Duft ins eine andere Richtung. Harzige Noten und Gewürze bahnen sich ihren Weg und schenken AEOM Fülle und Volumen. Leder, glänzendes Leder von einem Chesterfieldsessel, unterstreicht die Erfolgsgeschichte des Protagontisten aus AEOM.

 

Bijon – Aura Sublime – Menthe Froide – AEOM

Ein ungewöhnlicher Duft, vielfältig und komplex, sehr maskulin und lang anhaftend, der sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein wird. Freunde von gewürzig-harzigen Parfums sollten AEOM aber auf jeden Fall einmal testen. 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine schöne Woche.

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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