… und zwar mit den Düften Maskée, L’Heure Romantique und Floveris. Falls Ihr die Auftaktrezension mit Markenvorstellung von Parfums CIRO verpasst habt, siehe den gestrigen Artikel.
Maskenball der Flora – Maskée
„Feminin und verlockend, ein unwiderstehliches Duftgeheimnis – Maskée
Das Spiel der Masken … ein rauschendes Fest, Lebensfreude und Ausgelassenheit bestimmen die Atmosphäre, die geprägt ist von der Farbenpracht und Ausgefallenheit der Kostüme. Der schweifende Blick fängt Gesichter ein, Gesichter, die gleichermaßen fremd wie vertraut wirken dank des Zaubers ihrer Verkleidung. Er schwelgt in der Pracht des Verborgenen, das Gefallen findet an dem Tanz um die Frage nach Identitäten, ungestillte Neugierde zurücklassend …
Maskée ist eine Verführerin, deren Sinnlichkeit sich aus ihrer Vielseitigkeit schöpft: Exotischfremdartige Nektarsüße von Ylang-Blüten treffen auf kostbare, scharlachrot-samtige Damaszener-Rosen, pudrig-majestätische Iris auf betörenden Jasmin von anziehender Cremigkeit. Heliotrop zaubert Anklänge von Marzipan, während deliziöse Bourbon-Vanille im Zusammenspiel mit Tonkabohne für vanillig-süße Momente sorgt. Die Basis bereiten weicher Moschus und sauberes Zedernholz, den Duftsacht tragend, der sich von Honig kokett umgarnt sieht.“
Kopfnote: Ylang-Ylang, Iris, Damaszener Rose
Herznote: Jasmin, Heliotrop, Tonkabohne
Basisnote: Honig, Bourbon-Vanille, Zedernholz, Weißer Moschus
Parfumeur: Alexander Streeck
Maskée, maskiert – wer denkt da nicht an einen venezianischen Maskenball? Eines jener rauschenden Feste, die vermutlich vor Jahrzehnten, vielleicht gar Jahrhunderten noch rauschender waren als heute? In der Tat kann man heutzutage in Venedig noch Karnevalsbällen beiwohnen, siehe beispielsweise hier in einer Übersicht der Welt. Die Orte sind bisweilen sogar noch die gleichen wie damals – vor allem zu Lebzeiten Casanovas, im 18. Jahrhundert, feierte der venezianische Karneval seine Hochzeiten. Im Kern ist das Geschehen aber gleich geblieben – phantasievolle Kostüme in prächtigen Farben, schillernde Gestalten, Essen und vor allem auch Trinken, ein sinnliches Schwelgen, bei dem auch die Erotik nicht zu kurz kommt. Denn das Flirten mit dem Unbekannten, unabhängig vom Geschlecht, ist reizvoll wie eh und je – bei Nacht sind hier alle Katzen nicht grau, sondern bunt, die Anonymität lockt und verlockt …
Locken und verlocken – das vermag Maskée ebenfalls: der Duft ist ein elegantes, gleichwohl sinnliches Blumenstillleben modernen Charakters, das zu verführen weiß. Pudrige Iris und cremiger, nein: cremigster Jasmin stehen im Fokus, von samtigem Rosenrot eingerahmt. Tonkabohne und Vanille ergänzen sich wie so oft perfekt, facettenreiche Vanillenoten zeichnend, cremig, milchig-süß, subtil würzig und seidig, während Heliotrop leise marzipanig tönt. Ein Tropfen Honig und nektarsüße Ylang-Ylang-Blüten necken zuckersüß, während saubere Zeder und watteweicher Moschus die Basis bilden, gleich einer Recamière, auf der sich die maskierte Schöne räkelt.
Ein Damenduft, ganz klar. Und zwar einer, der Freundinnen von zart-pudrigen, vor allem aber cremigen Blütendüften gefallen wird, das steht fest.
Zärtliches Blumenstelldichein – L’Heure Romantique
„L’Heure Romantique – Ein zeitloser Duft von einzigartiger Blütenpracht, geschaffen für moderne Romantikerinnen.
Augen, die sich begegnen, Blicke, die sich treffen, zwei Menschen, die sich ineinander wiederfinden in Momenten, die ewig zu währen scheinen … L’Heure Romantique zitiert jene magischen Augenblicke des Aufeinandertreffens zweier Liebender, die der Zeit entrückt heute die Erinnerungen des Morgen schaffen …
Ein modernes Bouquet, in dessen Mittelpunkt eine sehnsüchtig strahlende Wildblumenschönheit steht, violett-blau schillernd gleich einem Aquarell. Fruchtigsamtige Damaszener-Rose, seidig-sauberes Maiglöckchen, pudriger Iris und samtiges Alpenveilchen vervollkommnen das Blumenstillleben. Reife Wassermelone und herb-saftige Pink Grapefruit sorgen für dynamische Aufbruchstimmung und verleihen Fruchtfrische. Sachte Orchideenblüten nebst köstlicher Bourbon-Vanille zeichnen weich, von Moschus tatkräftig unterstützt, und verleihen dem Duft mit ihrer subtilen Süße den letzten Schliff.“
Kopfnote: Damaszener Rose, Orchidee, Pink Grapefruit, Wassermelone
Herznote: Maiglöckchen, Vetiver, Iris, Alpenveilchen
Basisnote: Weißer Moschus, Bourbon-Vanille
Parfumeur: Alexander Streeck
Die Überleitung ist nahezu perfekt: Waren wir gerade noch auf dem Maskenball, geht es jetzt um ein romantisches Stelldichein. Ich meine, mich erinnern zu können, dass der Begriff der „romantischen Stunde“ für eine bestimmte Zeit am späten Nachmittag geprägt wurde, wo man sich zu geheimen romantischen Treffen traf – ich finde allerdings tatsächlich keine Entsprechung im Netz, keine Quelle, weiß wer mehr?
Unabhängig davon – bleiben wir bei unseren Liebenden, für die schlägt ohnehin keine Stunde, oder nicht? Wir haben es hier mit einer überaus jungen Liebe zu tun, einer zarten, eben aufkommenden, unschuldigen und (noch?) zaghaften, die (gerade deswegen?) von einer einnehmenden Strahlkraft ist: Im Auftakt finden sich saftige, herrlich authentische Fruchtnoten von säuerlich prickelnder Pink Grapefruit (ja, wirklich diese, keine normale) und reif-zuckriger Wassermelone, die überaus dynamisch wirken. Samtige, kräftig rote Damaszenerrosen gesellen sich hinzu, sachte die Fruchtigkeit untermalend und auf das Herz des Duftes führend, das noch einige hübsche Blümchen in petto hat: pudrige Iris und Alpenveilchen, sanft bläulich schimmernd und bisweilen wässrig transparent anmutend. Vetiver salzt hintergründig, Akzente stiftend, und sorgt für grasige Anklänge, die sich im Hintergrund tummeln, während eine bewährt gute Basis aus sauber-weichem Moschus und cremiger, verhalten süßer Vanille den Duft gekonnt abrunden.
L’Heure Romantique ist selbstredend für die Damenwelt bestimmt und vollkommen „alterslos“, will sagen – für jedes Alter geeignet. Er ist kein reiner Blütenduft, vielmehr eine gekonnte Liebeshochzeit fruchtiger als auch floraler Noten, modern interpretiert und zeitgemäß umgesetzt. Und schafft so einen Spagat, einen gleich mehrfachen: Er wird Freundinnen fruchtiger als auch floraler Düfte gefallen, ist aber auch für diejenigen einen Test wert, die Früchte bisher eher im Obstkorb und Blumen in der Vase und nicht im Flakon sehen wollten 😉
Der Blüten volle Pracht – Floveris
„Kostbare Blüten und glühende Hingabe werden zu einem Symbol der immerwährenden Liebe – Floveris.
Ein unscheinbares Tor, sich den Blicken der Welt entziehend. Es behütet sein Geheimnis gleich einer Kostbarkeit – ein wildes Paradies, das einen vereinnahmt, sobald man die Schwelle der Pforte überschritten hat. Blätter und Gräser, alle erdenklichen Nuancen des Grüns auslotend. Knospende Triebe und ausladend blühende Ranken, deren Fülle und Farben fast unwirklich scheinen, mit ihrem hinreißenden Duft die Luft erfüllend. Ist es ein Traum?
Floveris vereint all jene herrlichen Blüten, die als Symbole der Liebe gelten, und schafft aus ihnen auf traumhafte Weise ein fantasievolles und betörendes Bouquet, dessen lebendiger Strahlkraft man sich nicht zu entziehen vermag. Ein Blumenmeer von Damaszener-Rosen und Pfingstrosen, Veilchen und Mimosen, schillernd wie Samt und Seide. Bergamotte und Mandarine stiften zitrisch-frische Leuchtkraft, von Pfeffer sanft kontrastiert und gebettet auf kostbaren Hölzern und Moschus.“
Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Rosa Pfeffer
Herznote: Damaszener Rose, Mimose, Veilchen, Pfingstrose
Basisnote: Virginia-Zedernholz, Cashmeran, Ambroxan, Weißer Moschus
Parfumeur: Alexandra Carlin
Die Liebe – endlich sind wir bei der Liebe gelandet!
Floveris entführt in einen Garten Eden, eine Art verwunschenes Paradies. Ein solches habe ich diesen Sommer auch entdeckt, durch Zufall: Ich war in einem kleinen Städtchen in der Nähe unterwegs und rettete einen Vogel, der mir dank Elsternangriff vor die Füße gefallen war. Unfähig, seinen Weg wieder nach oben ins Nest zu finden, wollte ich den kleinen Kerl nicht auf der Straße sitzen lassen, die zwar eine Gasse war, aber dennoch an befahrene Straßen angrenzte. Wir, meine Freundin und ich, waren mehr oder weniger auf der Durchreise, die Suche nach Hilfe für das Kerlchen gestaltete sich schwierig trotz etlicher Telefonate. Dabei landeten wir in dem beschaulichen Fachwerkstädtchen in einem etwas abgelegenen Bereich nahe einer alten Stadtmauer, hinter der sich ein wunderschönes altes Sandsteinhaus fand, direkt am Rand des Städtchens und doch getrennt durch Mauer und Torbogen. Auf der gegenüberliegenden Seite fand sich ein alter, verwitterter Friedhof, ganz offensichtlich ein jüdischer. Die Bewohnerin des Hauses lief quasi in uns „hinein“, zeigte sich ebenfalls besorgt und überlegte mit uns, was nun zu machen sei. Hilfe kam, wie so oft, unverhofft – eine junge Frau, die einen nahen Tierarzt kannte, der sich mit Wildvögeln und deren Aufzucht auskannte, versprach uns, den kleinen Piepmatz dort abzusetzen. Daraufhin kam ich mit der Hausbewohnerin ins Gespräch – ich hatte ihr herrliches Haus schon einmal bewundert bei einem vorherigen Besuch in dem Städtchen, wo ich durch Zufall davor gelandet war und ganz bezirzt war von diesem fast schon magischen Plätzchen. Es wurde noch magischer: Ich machte ihr ein Kompliment für ihren kleinen Garten, woraufhin sie fragte, woher ich diesen kenne, sie hat nämlich zwei … Gesehen hatte ich den neben dem Haus, mehr „Freisitz“ als Garten, aber mehr als hübsch angelegt. Nun – sie gewährte mir dann einen Blick in den „richtigen“ Garten: Vor neugierigen Blicken verborgen hinter einer Hecke und einem Zaun, zwischen alter Stadtmauer und jüdischem Friedhof erstreckte sich der schönste Garten, den ich je gesehen habe. Ein alter, wundervoll bepflanzter, be- und eingewachsener, einsamer Staudengarten mit alten Bäumen, selbstredend mit der obligatorischen dösenden Katze im Sonnenlicht. Was für ein zauberhafter Ort.
Wie ich schon erwähnte – die Texte von Parfums CIRO stammen aus meiner Feder. Die „Begegnung“ mit dem Staudengarten folgte später, dennoch erinnert mich Floveris heute an eben diesen Garten, dieses kleine Fleckchen Erde, an dem die Welt noch heile ist und welches eine solche Friedfertigkeit und Weisheit ausstrahlt, die einen staunend und vor allem schweigend hinterlässt.
Floveris ist ein Blumenstillleben europäischer, vielleicht sogar deutscher Natur – in meiner Phantasie ein solcher Staudengarten, gerne etwas verwildert, vielleicht ist es auch ein französischer Garten oder ein woanders beheimateter. In jedem Fall aber haben wir es hier nicht mit einem „typisch mediterranen“ Garten zu tun, der vor Zitrusfrüchten und opulenten, gar weißblühenden Pflanzen nur so strotzt. Fruchtig-samtige Rosen verschiedenster Couleur, ein paar zarte Zitrussprenkler, zugegeben, die Helligkeit und Frische bescheren. Pfingstrosen von charakteristischer wässriger Süße, ein paar zarte Veilchen, ernst-erdig und schüchtern zugleich sowie Pfeffer, der der Strahlkraft, der hellen, kühlen der Blüten eine gewisse „Dämpfigkeit“ und Dichte verleiht (sowie, nebenbei bemerkt, eine dezente chyprierte Anmutung), ohne jedoch wirklich Wärme auszustrahlen. Im Hintergrund ein paar saubere Hölzer, eher einrahmend als sich in den Vordergrund drängelnd, und Moschus, der weichzeichnend den Duft vervollkommnet.
Diese Liebe ist eine erwachsene, eine gereifte – Floveris ist ein femininer Floraler, der Liebhaberinnen von ausdrucksstarken, aber dennoch nicht überladenen Bouquets erfreuen wird. Und Chypre-Fans aufgepasst, Ihr solltet auch einen Versuch wagen!
Morgen geht es weiter mit den letzten beiden Kandidaten von Parfums CIRO – bis dahin alles Liebe und viele Grüße
Eure Ulrike
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