… sind noch übrig geblieben von unserer Pour un Homme-Riege, nachdem ich gestern bereits den Klassiker vorgestellt hatte, der aus dem Jahre 1934 stammt. Die beiden Herren sind jüngeren Datums und somit auch nicht von Ernest Daltroff, dem Gründer des Hauses Caron, sondern von Richard Fraysse und seinem Sohn. Wie so oft lag auch Richard Fraysse das Parfum quasi in der Wiege – Vater und Großvater waren ebenfalls Parfumeure, und nicht nur die. André Fraysse, der Vater (1902 bis 1984), ist vor allem für seine Kreationen für Lanvin bekannt – Arpège, Scandal, Eau de Lanvin, Rumeur, Prétexte, allesamt Ende der Zwanziger- bis Ende der Dreißigerjahre entstanden. Claude Fraysse, der Großvater, arbeitete für Weil – und zwar mit seiner Tochter Jacqueline. Für Weil entwarf er unter anderem Zibeline, Chinchilla Royal, Hermine und Une Fleur, davor war er auch für Firmenich tätig und für Yardley London, für die er English Lavender schuf. Richard Fraysse war lange Jahre lang sogenannter In-House-Perfumer, also Hausparfumeur bei Caron – seine Nachfolge hat 2017 nun sein Sohn William angetreten, der Pour un Homme Sport kreierte, den Duft, der den Übergang markiert vom Vater auf den Sohn. Dazu hier ein interessantes Interview bei Fragrantica, das Miguel Matos mit ihm führte.
Pour un Homme de Caron Millésime
„Intensiv und sinnlich. Die Quintessenz von Pour Un Homme wird in dieser Vintage-Edition ausgedrückt, die dem legendären Akkord treu bleibt. Es beginnt ein Wettstreit, welche der Facetten die intensivste ist.
Caron feierte den 80. Geburtstag dieses Juwels und lancierte diese Vintage-Version des legendären Dufts. Carons Hausparfümeur Richard Fraysse verwandelte die Originalrezeptur mit einer einzigartigen Auswahl der blumigsten Lavendelsorten und der edelsten Vanille.
Das außergewöhnliche Ergebnis, das dem Orginalakkord treu bleibt, verkörpert perfekt die Quintessenz von Pour Un Homme und fängt dessen viele Facetten in ihrer größten Intensität ein. Kräftigere Vanille- und Lavendelnoten vereinen sich in einer Fanfare unglaublicher Sinnlichkeit. Die Ambra- und Moschusbasis hält länger an. Ein einzigartiger Duft mit einem durchsetzungsfähigen Charakter.
Der Flakon wurde mit grünem Lack veredelt sowie mit einer Metallplakette, die das Ereignis markiert.“
Pour un Homme de Caron Millésime wurde 2014 geschaffen – 80 Jahre nach dem Original. Und ist in der Tat ein sehr enger Verwandter. Die beiden Düfte haben vermutlich (es kursieren schon wieder unterschiedliche Angaben zu den Ingredienzen) die gleichen Zutaten, zumindest überwiegend – eine starke Ähnlichkeit ist auch nicht von der Hand zu weisen. Diese ist gewollt, das entnimmt man bereits der Beschreibung. Pour un Homme ist, das erwähnte ich gestern bereits, ein Herrenduftklassiker. Allerdings einer, der auch von Luca Turin als einer der besten, auch und gerade für Damen geeigneten deklariert wird. Dem kann ich mich nur anschließen, wie Ihr wisst, wenn Ihr den Artikel gestern gelesen habt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der eine oder die andere Pour un Homme als Damenduft ansehen würde, wird – weil er eine starke pudrige Facette hat. Diese legt Millésime nicht so sehr an den Tag, er verschiebt den Fokus in Richtung des Lavendels, dessen kühl-krautiger Facetten. Ihnen wohnt immer noch eine gewisse Süße inne, die im Gegensatz zum „alten“ Bruder aber subtiler ist, hintergründiger, und sich in einer mitunter fast minzig-frisch anmutenden, aromatischen Grünheit versteckt. Die Basis wärmt dank Ambra ebenfalls, allerdings verhalten, vielmehr zeichnet hier Moschus weich, rundet ab, ähnlich eines Weichzeichner-Filters bei der Bildbearbeitung 😉 … und ja, hier gibt es dann auch Puder, allerdings sehr viel würziger als beim Urahnen.
Insgesamt ist Pour un Homme de Caron Millésime sicherlich immer noch eine Lavendel-Vanille, allerdings ist der Duft zeitgemäßer, moderner – und deutlich maskuliner in seiner Aussage.
Pour un Homme de Caron Sport
„Pour Un Homme Sport ist die frische und unerwartete Interpretation des legendären Dufts von Caron. Die aromatische Handschrift wurde mit zitrischen, würzigen und holzigen Noten verziert. Diese hoch anspruchsvolle Komposition aus diesen neuartigen Noten ergibt einen frischen, modernen Duft, als Begleiter des neuen Caron-Manns.
Sport ist in unsere DNA
– 1934: „Jugend, Sport und Schönheit“ wird als Slogan auf einer der ersten Werbeanzeigen verwendet.
– 1964: Caron ist Hauptsponsor des „Parfums Caron Surf Cup“ in Frankreich.
– 1968: Caron ist Sponsor der Olympischen Winterspiele in Grenoble.
– 2008: Sébastien Chabal, der berühmteste französische Rugbyspieler, wird das Gesicht von Pour Un Homme.Mehr denn je in der Tradition verwurzelt, aber beständig nach vorne blickend, ist Pour Un Homme Sport das Eau de Toilette für moderne aktive Männer, die in einer Welt der ständigen Bewegung nach Bestärkung suchen. Mit den 37 sorgsam gewählten Rohstoffen aus 10 verschiedenen Ländern setzt der Duft Pour Un Homme Sport die außergewöhnliche Tradition des Hauses Caron fort.“
Pour un Homme de Caron Sport erschien 2015 – und war nicht von vornherein als „Abschied“ des Vaters geplant. William und sein Vater Richard bedachten den heutigen Markeninhaber von Caron, Roman Alés, mit „Blind Samples“, also Proben, die nicht näher gekennzeichnet waren, wie in obigem Interview zu lesen ist. Es wusste also niemand, wer welchen Duft kreiert hatte – und Alés entschied sich für die Variante von William Fraysse.
Dieser hatte, wie in Matos‘ Interview geschrieben steht, als Konzept für den Duft im Sinn, erneut den Lavendel in den Mittelpunkt zu stellen, wie man es vom Signature kennt. Und somit den Träger von Pour un Homme anzusprechen – aber gleichwohl auch eine Brücke zu schlagen, und zwar zu den Menschen, potentiellen Trägern, die Pour un Homme nicht angesprochen hat/te. Na da bin ich mal gespannt …
Schon ein Blick auf die Ingredienzen zeigt, was man aus Matos‘ Interview mitnimmt – William Fraysse mag holzige und grüne Aromen, betont hier speziell auch grüne Mandarine. Hier dürfte Pour un Homme de Caron Sport vermutlich einiges zu bieten haben – die Ingredienzen: Kopfnote: Grapefruit, Mandarine, Zitronengras, Lavendel, Verbena; Herznote: Ingwer, Muskatnuss, Virginia-Zedernholz; Basisnote: Tonkabohne, Benzoeharz, Weißer Moschus, Ambra.
Yep. Pour un Homme de Caron Sport ist anders, ganz anders als seine beiden Vorfahren. Zitrische Frische im Auftakt, saftige Hesperidenfrüchtchen und knackig-grünes Zitronengras im Duett mit Zitronenverbene, hier wirklich ganz deutlich zu vernehmen. Die Kopfnoten verströmen eine solche Frische, dass man schon fast geneigt ist, an aquatische Düfte zu denken – aber Pour un Homme de Caron Sport ist kein aquatischer Duft, mitnichten. Auch fühle ich mich ein wenig an die obligatorischen Teeklassiker mit Zitrussprenklern erinnert, denn irgendwo dazwischen schillern Noten, deren floral anmutende Weichheit an Tee gemahnt – hier ist er zu finden, der Lavendel! Ingwer zeigt sich präsent in seiner ihm eigenen fruchtig-holzigen Art, seine leise Schärfe wird von Muskatnuss angedeutet. Zeder holzt sauber, wie so oft, während die Basis für eine zurückhaltende, aber dennoch wahrnehmbare Weichheit sorgt, von Harzen und Tonka süß-würzig-warm angehaucht.
Spagat gelungen, Monsieur Fraysse! Das Versprechen ist eingelöst – ich denke, dass Pour un Homme de Caron Sport beide „Fraktionen“ ansprechen kann, was die Träger angeht, die Liebhaber des Signature als auch Männer, für die dieser nichts ist. Pour un Homme de Caron Sport ist dynamisch, maskulin, modern und ein Immergeher, aber dennoch mit eigenem Charakter. Und eignet sich für so gut wie jede Tages- und Jahreszeit.
Trotzdem – ich bleibe dem Original treu 🙂
Wie sieht es aus, meine Lieben – steht ein Duft des Pour un Homme-Trios bei jemand von Euch zu Hause? Welcher?
Viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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