… sind die letzten beiden Düfte der neuen Collection Origine, die noch der Vorstellung harren. Ein Trio ist es, das Geschichten aus dem Reich der Fauna erzählt, von Krafttieren oder zumindest tierischen Vergleichen, Metaphern.
Esprit Infini
„Mit ihrer Leidenschaft für das Reisen und dem unstillbaren Durst, die Welt zu entdecken, war es nur logisch, dass die Kreateure ein fliegendes Tier wie den Falken auswählten. Spiritualität entspringt dem Geist, das H des Hayari-Logos symbolisiert das Unendliche in vertikaler Ausrichtung, das Bild von „Esprit Infini“ gibt den Aufstieg zum Licht wieder, zur Sonne und ihrer Wärme. Man schwebt über dem Dschungel, hat einen anderen Blickwinkel, aber bleibt noch innerhalb des Ursprungs. Der Falke kann Bote sein, der Geheimnisse übermittelt, zwischen den Universen von Tiger und Wolf. Der Raubvogel übermittelt seine Gefühle und Empfindungen und strahlt eine instinktive Selbstsicherheit aus, durch seine Fernkommunikation vermittelt er zwischen anderen Tierarten. Adler und Falken sind die Boten der Naturgeister, Boten der Schöpfung. Stets siegreich bezieht der Raubvogel seine Kraft aus dem Sonnenschein. Diese magische Kraft spiegelt sich in der königlichen Form des Flakons wider und in seinem durchdringenden Blick, wenn er seine Beute jagt. Dieses Tier fasziniert jeden. Der Falke war der Gott des Schutzes im alten Ägypten und ein Symbol der Sonne bei den Inkas. Das Parfum macht süchtig und berauscht, als wäre man von der Sonne geblendet und zugleich beruhigt vom der schieren Erhabenheit des Tieres.
Von den ersten Noten an wird das Duftbouquet Sie in eine feenhafte Welt voller Glanz entführen. Das ätherische Davanaöl aus Indien verleiht ihm einen ersten Eindruck von feinem, fruchtigem Süßwein in der Kopfnote mit animalischem Harz von Zistrosenzweigen, die in den Bergen am Mittelmeer geerntet wurden. Rosen und spanische Immortellen in der Herznote, die beide für ihre beständige Blüte bekannt und somit der Sonne gewidmet sind, verbinden den Duft mit dem griechischen Gott Apoll und der römischen Göttin Minerva, um die Ewigkeit zu symbolisieren. Die unsichtbare Energie wurde in der Basisnote durch das ätherische Öl des Perubalsams eingefangen. Seine milde balsamische Note harmonisiert und balanciert das Parfum mit warmen und rauchigen Noten aus, ebenso mit seinen animalischen und holzigen Facetten. Spüren Sie die Originalität dieser Handschrift, versuchen Sie dieses Sinnbild in Ihrem sensorischen Gedächtnis darzustellen. Formulieren Sie Fragen an sich selbst, indem sie die wesentlichen Botschaften entschlüsseln. Der weit sehende und geschickte Jäger, der Geist des Falken wird Sie offen sein lassen und zugleich selbstkritisch, Sie erheben sich, indem Sie einen Schritt zurückgehen und werden begreifen, unendlich hellsichtig und lebendig zu sein. Schöpfen Sie aus dieser neuen Lebensenergie und versetzen Sie sich in diese magische Welt. Dieser göttliche Cocktail stellt eine starke Verbindung zwischen Ihnen und dem Geist her und verleiht ein größeres spirituelles Bewusstsein.“
Kopfnote: Davana, Labdanum (Zistrose); Herznote: Rose, Immortelle (Italienische Strohblume), Atlas-Zedernholz; Basisnote: Ambra, Patchouli, Benzoeharz.
Parfumeur: Céline Ripert
Céline Ripert hat unter anderem Düfte kreiert für Blood Concept und Accendis (0.1 und 0.2), darüber hinaus hat sie seit 2015 eine eigene Linie, Nana M.
Mit dem Falken haben sich Hayari Parfums selbstredend ein Tierchen ausgesucht, das mythologisch einiges zu bieten hat. Bei vielen Völkern findet man den Falken in Mythen und Sagen, so beispielsweise bei den Nordmännern – deren Göttin Freya ist in eine Art Falkenmantel gewandet, mit dem sie sich nach Lust und Laune in die Lüfte schwingen kann. Für die Kelten war der Falke das Bindeglied, der Mittler zwischen den beiden Welten, dem Dies- und dem Jenseits. Bei den alten Ägyptern finden sich diverse Gottheiten, deren Gestalt an den Falken erinnert, so zum Beispiel Re, der Sonnengott, und Horus, der Himmels- und Königsgott. Ich habe extra nachgeschaut – Chons, der Gott des Mondes, zählt auch in diese Riege. Insofern hat man Falken sehr oft als Symbol des Pharaos verwendet. In der slawischen Mythologie findet sich als Licht- und Sonnengestalt sowie als Kriegervogel, ein Tier mit scharfen Augen und scharfem Geist.
Esprit Infini – der unendliche Geist. Der Falke passt. Wir haben es mit einem Immortelle-Duft zu tun, dem ich auf den ersten Metern Oud unterstellt hätte – daneben. Dennoch harzt und raucht es anfänglich parallel zu der strohblumentypischen Note, jener würzig-trockenen. Zimt? Nein, es sind die balsamischen Harze aus der Basis, denen eine leise Schärfe, eine Pfeffrigkeit innewohnt. Rose haucht Samtigkeit ein, florale, und gleichermaßen subtil anmutende Fruchtnoten, die von Davana verstärkt werden.Wohlig fühlt es sich an, warm, spannend. Und so bleibt es auch – Esprit Infini schwelt, er leuchtet und glimmt und lockt – als moderner Orientale, den ich persönlich als für beide Geschlechter tragbar einsortiere. Allerdings: Esprit Infini zeigt im weiteren Verlauf leise Gourmandanklänge, die mich an Gebäck erinnern – dennoch bin ich mir sicher, dass er auch Männern steht, da sich seine Süße in Grenzen hält, erwachsen wirkt und darüber hinaus hervorragend eingebettet wird in Harzrauch und Holz.
Secret Mystique
„Wie ein Echo in einem tiefen Wald, wie ein kostbarer Stein wie der Mondstein, eine neue Kraft mit holzig-waldigen Akzenten irdischen Ursprungs ist das Thema dieser neuen heiligen Verbindung, eine neue geheime und mystische Energie. Inmitten eines Kiefernwaldes, wie ein Zauberer im hohen Norden, ist der Wolf mit dem Mond verbunden. Eine Hommage an Mutter Erde, die uns alle geboren hat, die Urquelle, ohne die nichts auf Erden oder in der Luft jemals existiert hätte. Wie ein Führer inmitten dieser mystischen Geheimnisse steht der Wolf unerschütterlich in der Mitte seines Rudels, dem er treu und loyal gegenüber ist. Immer auf der Suche nach neuen Gebieten. Mehr hündisch als katzenhaft erinnert der Wolf an die Hunde, die die Kreateure von Hayari Paris bis jetzt umgaben. In der griechischen Mythologie wird der Gott des Lichts Apoll ebenso als Wolfsgott betrachtet. Der Wolf hat ein Geheimnis und zugleich fasziniert er uns wegen seiner Loyalität und Treue, so ängstigt er uns doch auch wegen seiner dunklen Seite und Aggressivität. Er ist die Grundlage für die geheimnisvolle Verehrung von Romulus und Remus durch die alten Römer.
Um den Wolf zum Leben zu erwecken, antwortet das Zibet in der Kopfnote aus die kalte und trockene Virginia-Zeder, eine wahre Verbindung des Heiligen mit einem Symbol der Freiheit. Die Mandarine belebt und befreit die anderen holzigen Instinkte der Herznote wie Orangenbaumholz und Guajakholz. Myrrhe wird mit dem Gedanken des Lebens und der Reinigung in Verbindung gebracht und war schon im alten Ägypten für seine Heilwirkung bekannt; es steht für die Versöhnung der Menschen, die Liebe für das Leben auf der Erde und die Vorbereitung auf ein Leben, das vom Tod zum ewigen Leben hin ausgerichtet ist. Die Verwendung von Bernsteinharz in der Basisnote, wie sie in der Lithotherapie üblich ist, unterstützt eine bessere Selbstdarstellung und Durchsetzungsfähigkeit. Bernstein verströmt eine reinigende Gesamtwirkung auf Energien. Die fantastische Prophezeiung unterstützt Sie dabei, ein wichtiges Potenzial zu entwickeln, das Sie zu Ihrem Vorteil verwandelt. Entschlüsseln Sie den Blick des Coyoten und finden Sie in ihm die geheimnisvollen Zeichen; dabei wird er zu Ihrem spirituellen Tier und befreit Ihre starken Instinkte.“
Kopfnote: Myrrhe, Virginia-Zedernholz, Kaschmirholz, Mandarine; Herznote: Safran, Guajakholz, Hölzer; Basisnote: Patchouli, Labdanum (Zistrose), Ambra.
Ein Filmchen gibt es zu Secret Mystique ebenfalls:
Dem Clip kann ich ehrlich gesagt wenig abgewinnen, was sicherlich auch an der Pelzverkleidung der beiden Protagonisten liegt. Egal.
Kommen wir zum Wolf – bei Wölfen muss ich immer an die Pianistin Hélène Grimaud denken, die nicht nur herrlich Klavier spielen kann, sondern auch Wölfe liebt. Und selbst welche besitzt, sich für Wölfe einsetzt und so weiter – habt Ihr darüber einmal gelesen? Mein zweiter Gedanke – eine wundervolle Buchempfehlung: Der Philosoph und der Wolf von Mark Rowlands. „Eine wunderbar komische und zugleich tiefsinnige Studie über das Wesen des Wolfs, aber auch des Menschen im Allgemeinen sowie des Autors selbst“, der, wie er selbst schreibt, lediglich „ein unbedeutender Statist [ist], der im Hintergrund herumstolpert“, so der Spiegel. Erschienen ist das Werk vor circa zehn Jahren – es beschreibt das elfjährige Zusammenleben des Philosophieprofessors Rowlands mit einem Wolf, auf den er kommt wie andere auf den Hund. Ich glaube, ich muss es mir in einer ruhigen Minute nochmals zu Gemüte führen 🙂
Hinsichtlich der Mythologie ist der Wolf selbstredend auch ein äußerst vielseitiges Tier: Während er im Christentum eher negativ dargestellt wird (der, der die Lämmer reißt usw.), gilt er vielen anderen Kulturen als Totem, so beispielsweise den Mongolen, ihren Fast-Nachbarn in Usbekistan, früher den Hunnen und den Türken sowie auch vielen Indianerstämmen. Hier nimmt der Wolf wahlweise die Gestellt eines Schöpfers ein, der Urmutter. Hekate, griechische Göttin der Magie, hat meist drei Wölfe im Schlepptau, Odin hatte nicht nur seine zwei Raben Hugin und Munin als „Haustiere“, sondern auch zwei Wölfe, Geri und Freki. Das war es allerdings noch nicht mit Wölfen in der nordischen Mythologie – abgesehen von dem eher unbekannteren Bruder von Geri und Freki, Managarm, gibt es natürlich noch den Fenriswolf, der eine gewichtige Rolle beim Untergang der Welt, Ragnarök genannt, spielt. Darüber hinaus ist mir auch noch die Mutterwölfin eingefallen, die Romulus und Remus, die Gründer Roms, aufgezogen haben soll.
Secret Mystique überrascht. Ich hatte Safran gelesen und Myrrhe, darüber hinaus Harze in der Basis – und hätte ihn deshalb als Orientalen eingestuft. Ist er nicht, zumindest – nicht wirklich. Secret Mystique zeigt sich auf meiner Haut überraschend hell und … frisch? Nein, auch frisch ist er nicht vorrangig, allerdings balanciert die fruchtig-saftige Mandarine hervorragend aus, insofern wohnt ihm eine gewisse Frische inne. Myrrhe ist hier überaus leichtfüßig inszeniert, ich fühle mich umgehend an Mirra e Anice Stellato von Borsari 1870 erinnert, den ich vor Jahren hier rezensiert habe und der mich auch einige Zeit begleitet hat, sprich: Teil meiner Duftgarderobe war. Jene Myrrhe ist es auch, die im Duett mit der Mandarine frisch erscheint, sie ist eine „glitzernde“, eine strahlende, die seidig wirkt. Dagegen kommt erstaunlicherweise der Safran nicht an und auch die Harze nicht, was der Schönheit des Duftes keinen Abbruch tut, ganz im Gegenteil. Secret Mystique zeigt viel Holz, vornehmlich aber saubere, ernsthafte Holzigkeit (die Zeder), aromatisch und von einer feinen Süße begleitet. Die Harze stiften zusammen mit Patschuli Tiefe, spenden somit Körper, und zeichnen subtile Akzente durch eine leise Rauchigkeit – das war es allerdings dann auch schon wieder.
Mir fällt es sehr schwer, Secret Mystique zu kategorisieren. Ich würde ihn als quasi modern-orientalische Variante von Byredos Sunday Cologne, früher Fantastic Man bezeichnen – dort findet sich ebenfalls solch ein frisch-warm-balsamisches Strahlen, für das ich den Duft immer noch sehr liebe. Auf mich wirkt Secret Mystique, den ich als klassischen „Unisex“-Duft einstufen würde, dennoch bisweilen wie eine abstrakt gezeichnete große Blume – dennoch, er ist kein Blütenduft. Es ist jene Komponente, auf die ich den Schreibfinger nicht wirklich legen kann, die dynamisch prickelnd süß-frisch-holzig schillert.
Für mich sind aus der Collection Origine vor allem Âme Fauve und Secret Mystique zwei Düfte, die ich mir in jedem Fall noch näher anschauen werde – sie sind beide sehr ungewöhnlich und innovativ, gleichwohl aber auch absolut alltagstauglich, ein begrüßenswerter, nicht unbedingt einfacher Spagat.
Ist für Euch ein Duft dabei, den Ihr testen wollt? Und – welche Hayari-Düfte stehen bei Euch zu Hause?
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Eure Ulrike
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