Profumi di Pantelleria Teil III – Den vorerst letzten Tag auf der Insel …

… verbringen wir heute – zumindest in Gedanken und eingehüllt in Duft. Nein, besser, in Düfte, denn drei Düfte sind es, die noch einer Rezension harren, danach sind wir fertig mit unserer Betrachtung der Marke Profumi di Pantelleria. Die Rezension war Euch schon für das Wochenende versprochen – Asche über mein Haupt, aber sie passt ohnehin besser zu den etwas niedrigeren Temperaturen, die heute herrschen. Warum? Das werdet Ihr gleich erfahren 😉 Vorhang auf also für Joyann, Maestrale und Tanit.

Joyann

„Joyann erzählt die Geschichte eines Mädchens, das schon in der Antike mit ihrem fröhlichen Lachen bezauberte. Weiß wie die Unschuld, rein wie die Liebe, beschwingt wie ein taufrischer Frühlingsmorgen. Dieser Duft fängt die Lebensfreude und Reinheit des Mädchens Joyann mit hellen, leichten Tönen ein.

Die blumige Botschaft weißer Blüten von Jasmin, weißer Rose und Narzisse wird dezent untermalt vom Duft des feinen Zedernholzes, auf dem die fruchtige Frische sizilianischer Zitronen prickelt. Ambra und weißer Moschus runden das Dufterlebnis stilvoll ab und verleihen der mädchenhaften Joyann eine erste Ahnung von fraulich-sinnlicher Eleganz.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Narzisse, Rose, Glyzinie, Zitrone; Herznote: Jasmin, Patchouli, Vetiver, Zedernholz; Basisnote: Weißer Moschus, Ambra.

Joyann ist ein blütenreiner Sommernachtstraum, ein moderner Floraler für uns Frauen. Strahlend helle Blumenpracht, sanft fruchtig und zitrisch angehaucht. Cremig dank Jasmin, seidig über die Haut fließend wie ein zartes Sommerkleidchen, sauber anmutend und in lupenreinem erfrischendem Weiß. Die Basis untermalt, Moschus spendet noch mehr Weichheit als ohnehin schon vorhanden, Ambra würzt hintergründig und sorgt für eine leise Sonnenwärme. Und überhaupt – irgendwo dazwischen, darin ist eine kokette Süße, eine pudrige und blumige.

Joyann ist ein ausgesprochen hübsches und anmutiges, vor allem aber auch junges Bouquet. Mich persönlich erinnert er von seiner Handschrift her an die helleren Blütendüfte von Juliette has a Gun, vor allem aber an Romantina. Romantina besitze ich selbst und weiß, dass der Duft aufdringlich wirken kann, weil er trotz seiner eigentlich lichten Zutaten ein ziemliches „Brett“ ist – Joyann ist so etwas wie die etwas zurückhaltendere Schwester. Das nur als Anhaltspunkt, wem Joyann wohl gefallen könnte. Prinzipiell ist es ein reiner Damenduft, der alterstechnisch nicht beschränkt ist und auch jungen Frauen gut zu Gesicht stehen dürfte. Er passt das ganze Jahr über in seiner sinnlichen Femininität, sollte aber im Sommer vielleicht nur an den Abenden zum Einsatz kommen.

Weiter geht es mit den beiden letzten Düften, die als sogenannte Gold Line vermarktet werden. Sie unterscheiden sich durch ihre Umverpackung – 24 Karat blattvergoldeter Flakon – und ihre Konzentration, Maestrale und Tanit sind als Extrait de Parfum zu kaufen, die anderen sind Eaux de Parfum.

Maestrale

„Ein Duft, so stark und dynamisch wie der Meister aller Winde: der Mistral, der der Legende nach alle Stärken des Mittelmeers in sich vereint. Maestrale duftet nach Gewürzen und der großen Weite der Natur, genussvoll veredelt mit Wacholder und Safran. Eine zart-süße Himbeernote sorgt für einen überraschenden Abgang.“

 

Die Ingredienzen: Kopfnote: Veilchen, Leder; Herznote: Grapefruit, Wacholderbeeren, Safran; Basisnote: Cashmeran, Vetiver, Himbeere.

Maestrale hatte ich früher schon einmal rezensiert, und zwar noch ziemlich am Anfang des Blogs in der Art, in der Ihr es jetzt kennt – 2008, meine Güte, eine lange Zeit … Ich zitiere mich mal aus dem Artikel, der Meeres- und Seedüften gewidmet war:

„Ebenfalls ein echter Italiener, noch weiter aus dem Süden stammend, ist Maestrale von Profumo del Pantelleria. Seinem Namen macht er alle Ehre, ist er doch benannt nach dem italienischen Wort für den kräftigen Nord-West-Wind, den Mistral. Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Lavendel, Rhabarber, weißer Südseerum; Herznote: Nelken, Iris, Kardamom, Koriander; Basisnote: Zedernholz, Vetiver, Ambrette;

Der Duft beginnt mit einer spritzigen Bergamotte, gepaart mit einem Klecks Lavendel, nicht zu dominant, und einer Ahnung Rhabarber. Eine dezente Süße durch den Rum ist bald wahrnehmbar, ist jedoch wunderbar austariert durch einen Touch von den Nelken stammender Schärfe – beides ergänzt durch den Koriander mit seinem warm-würzigen Charakter. Die Iris sorgt für erdige Noten im Hintergrund, während sich alsbald Kardamom und Zeder in den Vordergrund drängen und dort auch den Duft über bleiben.

Maestrale ist meines Erachtens nach ein typischer Italiener: Ein kräftiger, entschlossener, geradliniger Duft, jedoch mit Ecken und Kanten, wunderbar ausbalanciert. Mir gefällt die Assoziation, mit der der Duft verkauft wird, das Bild eines Naturphänomens, des Mistrals, seiner Macht und Stärke, der Ruhe davor und danach und dem angesichts dessen sprachlosen Menschen, der diesem beiwohnt, beeindruckt, andächtig, mit achtungsvollem Respekt.

Maestrale, finde ich, bedarf eigentlich nicht vieler Worte. Trotzdem möchte ich noch hinzufügen, daß ich bei mir auf der Haut eine entfernte Ähnlichkeit zu Clive Christians X for Men wahrnehme – der Kardamom ist relativ dominant.“

Jetzt stutzt nicht nur Ihr, ich auch. Die Ingredienzen sind anders. Ich habe gegoogelt, so, wie in meiner alten Rezension geschrieben, tauchen die Noten von Maestrale öfters auf im Netz, insofern müssen sie wohl früher so publiziert worden sein. Mir stellt sich nun die Frage: Hat man den Duft verändert oder nur irgendwann bei den Ingredienzen irgendwo einen Fehler gemacht? Da alles vom Italienischen übersetzt wird, kommt es manchmal von seitens der Firmen selbst schon zu Übersetzungsfehlern, manchmal ist es auch dem Vertrieb geschuldet oder den Endverkäufern, den Parfümerien und Shops. Ihr glaubt gar nicht, wie viele unterschiedliche Zusammensetzungen hinsichtlich der Duftnoten mitunter zu einem einzelnen Duft kursieren. Witzig wird es dann, wenn Rezensenten und Kunden im Netz dank der gelisteten Zutaten auch exakt das Angegebene erschnuppern – und dann eben ein und derselbe Duft an der einen Stelle als Lederkracher beschrieben wird und an der anderen Stelle als sinnliches Bouquet. Manchmal reicht auch nur die Information, dass etwas drin sein muss, dass der eine oder andere jenes auch in prägnanter Weise wiedererkennt 😉

Ich habe leider den „alten“ Maestrale momentan nicht da, er ist irgendwo in den Untiefen meiner Umzugskartons, was mich zuerst etwas geärgert hat. Ich dachte, es wäre schöner, Euch ein realistisches Bild im direkten Vergleich abzugeben, wenn sich die Düfte nur ein klitzekleines Bisschen unterscheiden sollten … Aber ich brauche ihn gar nicht, so gut habe ich ihn noch im Kopf um sagen zu können, dass es sich hier um zwei ziemlich verschiedene Düfte handelt. Das finde ich extrem schade – schade, weil es heißt, dass der alte Maestrale nicht mehr verfügbar ist. Und schade, weil ich es unglücklich finde und wenig gelungen, den neuen Duft unter diesem Namen zu lancieren. Wer blind nachbestellt, schaut hier in die sprichwörtliche Röhre – denn Maestrale ist nicht Maestrale, mitnichten.

Der neue Maestrale ist eigentlich ein Hübscher, und zwar vornehmlich an die Damenwelt adressiert. Ich nehme Himbeerpuderzucker wahr, vielleicht auch ein Quentchen Himbeerbrause, denn es prickelt sacht in meiner Nase. Allerdings cremt und pudert es vor allen Dingen, milchig-pudrig-cremig sehen sich die köstlichen Himbeeren eingehüllt. Safran mimt den Querschläger, er kontrastiert herb-würzig und sorgt somit für Ambivalenz, schafft einen Gegenpol. Vetiver tönt in ganz ähnlicher Weise, er stiftet hintergründige, salzig-grasige Anklänge, die ebenfalls dazu dienen, den Duft nicht komplett ins Jugendlich-Liebliche abgleiten zu lassen. Und dann ist da noch ein Fitzelchen Wildleder, das sich hin und wieder zeigt, sinnlich-warm lockend …

Was das Meer angeht oder vielmehr den Mistral, jenen Wind, der darüber hinwegfegt, kann ich leider keinen Zusammenhang mehr erkennen. Für mich hat der neue Maestrale überhaupt gar nichts mit Winden oder Weltmeeren zu tun, noch nicht einmal mit Wasser, und zwar in egal welcher Form.

Er ist ein kuschelweicher, sinnlicher und femininer Duft, der auch jüngeren Frauen gut stehen dürfte.

Tanit

„Tanit, benannt nach der phönizischen Göttin der Fruchtbarkeit, empfängt uns mit Früchten – so rot wie die Liebe und süß wie die Lust: Mandarine, Melone, Orange und Erdbeere, abgerundet mit einem kräftigen Cassis-Kick und einem feinen Puderhauch. Der Duft des Ewig-Weiblichen.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Melone, Erdbeere; Herznote: Apfel, Kokosnuss, Florale Noten, Schwarze Johannisbeere; Basisnote: Vanille, Pudrige Noten, Moschus.

Tanit – die Göttin der Fruchtbarkeit? Die Göttin der Früchte! Ein moderner und absolut tragbarer Obstkorb, meine Lieben, und was für ein hübscher! Tanit vereint eine ganze Schar an Früchten, die einem allesamt das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen – dieser Effekt verstärkt sich noch durch ihre geballte und gesammelte Kraft. Und dennoch – Tanit hält die Balance, er wird nie zuviel, er zelebriert auch keine klebrig-süßen Fruchtbonbons, ist nicht pappig, sondern süß-fruchtig-köstlich und puder- als auch puderzuckergeküsst.

Ich nehme sie wirklich fast alle wahr, die obstigen Gesellen, die da gelistet sind: Wassermelone und saftige Mandarinen sowie leuchtend rote Erdbeeren, darüber ein Quentchen geraspelte Kokosnuss. Die herb-frische Säuerlichkeit von schwarzen Johannisbeeren und grünem Apfel und als Basis köstlich-weiche Vanillecreme.

Warum gibt es jetzt ein Karnevalsbild dazu? Weil Tanit, dessen Farbstimmung für mich leuchtend rot, gelb und orange ist,  fröhlich ist und lecker, lebensfroh und ausgelassen, der Duft macht einfach glücklich – und zwar Frauen, die Früchtchen mögen, gerne auch satt, aber dennoch in ausgewogener Weise. Testempfehlung!

Einen schönen Tag Euch meine Lieben und viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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