… wird uns heute umtreiben. Am Donnerstag hatte ich Euch bereits die ersten beiden Düfte der soeben erschienen Kollektion vorgestellt, Muguet & Skin und Galbanum & Rain, von denen mir der letztgenannte wirklich gut gefallen hat. Heute sind nun die letzten vier an der Rezensionsreihe, die da wären: Sweetbriar & Moss, Hemp & Ginger, White Amber & Warm Cotton und Saguaro Blossom & Sand.
CLEAN Reserve Avant Garden Sweetbriar & Moss
„Dry, woody floral. It’s feminine w/ masculine kick. Adds a woody element to select fragrances.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Mandarine, Szechuanpfeffer, Litschi, Rose: Herznote: Jasmin, Weihrauch, Mai-Rose, Safran; Basisnote: Ambra, Vetiver, Eichenmoos, Zedernholz, Kaschmirholz.
Die Duftbeschreibung der Marke ist wirklich ziemlich genau nur das – eine Kurzbeschreibung dessen, wonach das Eau de Parfum duftet. So richtig weiter hilft es nicht, finde ich, deshalb ab auf die Haut mit Sweetbriar & Moss.
Ich kenne das, ich kenne das, ich kenne das … ein kühler Pfeffer mit einem subtilen, fast schon avantgardistischen Moos drunter. Jetzt habe ich es! Es ist die Rose 31 von Le Labo, an die mich Sweetbriar & Moss erinnert. Ich liebe diese Rose, die eigentlich eher ein kühler, absolut moderner, puristischer Gewürzduft mit Hölzern ist. Sweetbriar & Moss ist eine Schwester im Geiste, könnte sogar noch etwas schöner sein als Rose 31, die leider bereits im neuen Zuhause steht und deshalb gerade nicht verfügbar ist zum parallel testen (ich sitze schwitzend im Stuttgarter Altbau und harre meinem Umzug). Pfeffer, durchgängig. Und Kühle, ebenfalls durchgängig. Bisweilen etwas wässrig anmutend, irgendwie gewässert, ähnlich wie in Préparation Parfumée von Putman aber relativ authentisch, aber ruhig, will sagen: nicht aquatisch, aber auch nicht wirklich maritim. Keine frische Dusche und kein Swimmingpool, eher ein stehender See, stehendes Wasser – Putmans Wasser soll ja Treibwasser nachempfunden sein … Die Rosen untermalen fruchtig-frisch diese Assoziation. Hölzer tragen den Duft, seinen kühlen Charakter verstärkend, während er von leisen Rauchschwaden eingehüllt wird – ein Weihrauch, aber einer, der sich vornehm zurückzuhalten vermag.
Sweetbriar & Moss ist natürlich mein bisheriger Liebling – nicht weiter verwunderlich, die Le Labo Rose 31 (die im übrigen eine der wenigen Unisex-Rosen mit einem klitzekleinen Tick mehr ins Maskuline gehend ist) gehört schon seit Jahren zu meinem Sortiment …
CLEAN Reserve Avant Garden Hemp & Ginger
„Invigorating citrus freshness, woody, little kick of spicy ginger, earthy, simple, gender neutral. Provides an exotic twist on select fragrances.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Ingwer; Herznote: Kardamom, Szechuanpfeffer; Basisnote: Adlerholz (Oud), Safran.
Woohaa, Hemp & Ginger knattert ordentlich los! Zuerst hätte ich gesagt – Birkenteer, Herr Tauer! Und es ist wirklich teerig, was mir da entgegenströmt. Woher kommt’s? Ich vermute irgendwo aus dem Zusammenspiel des Trios aus Ingwer, Oud und Safran. Oud ledert, Safran würzt auf die eigen, seltsam-einzigartige Weise. Ein Quentchen Schärfe (Pfeffer und Ingwer), viel Rauch sowie Ingwerherbheit, fruchtig-trockene. Bergamotte erhellt hin und wieder mit zitrischem Strahlen, genau dann, wenn man denkt, man sinkt jetzt komplett ein in dieser Finsternis.
Ziemlich cool würde ich sagen. Mich erinnert er an die oudgetränkten, ledernen „Mullbinden“ von Montales Oud Cuir d’Arabie – vielleicht ist es auch ein Gladiator in Lederharnisch, was weiß ich … In jedem Fall hat Hemp & Ginger diese Leder-Mullbinden-Note, die einmal jemand auf Fragrantica oder der Makeupalley als „sexy as Hell“ bezeichnete. Dem kann ich mich nur anschließen. Dazu kommt ein Quentchen Black Afgano von Nasomatto samt einer Prise Ingwer und Bergamotte. Und der Geist jener Rebellen, jener kantig-kontemporären, die Düfte für Lumbersexuals (und nicht nur die …) machen, den atmet Hemp & Ginger überraschenderweise auch – ich denke da an D.S. & Durga, Slumberhouse und Konsorten. Selbstredend ist Hemp & Ginger unisex – das Mädel oben auf dem Bild war aber zu hübsch, um sie hier nicht zu platzieren 😉
CLEAN Reserve Avant Garden White Amber & Warm Cotton
„Upscale invigorating fresh sparling fragrance that’s soapy clean yet powdery floral. Enhances the clean aspect in select fragrances. Only one spritz when layering with select fragrances. Two spritzes of the other.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Aldehyde, Schwarze Johannisbeere, Grüne Noten; Herznote: Jasmin, Lilie, Pfingstrose; Basisnote: Ambra, Hölzer, Moschus.
White Amber & Warm Cotton ist wie erwartet der Duft, mit dem ich am allerwenigsten anfangen kann. Ich glaube auch nicht, dass Saguaro Blossom & Sand das noch toppen kann. Hat jemand Desperate Housewives angeschaut, eine Serie, die entgegen dem, was der Name vermuten lässt, wirklich Format und Tiefgang hat und durchaus auch für Männer tauglich ist. White Amber & Warm Cotton wäre zu Beginn etwas für Bree … und im späteren Verlauf für Renee, die Freundin von Lynette. Oder für eine Bree, die gerne wäre wie eine Renee.
Aber gerne auch in einer allgemeinverständlichen Sprache: Der Auftakt von White Amber & Warm Cotton ist reinweiß wie der Werbespot eines Waschmittels. Wusstet Ihr, dass sich viele Waschmittelhersteller schon immer sträuben hinsichtlich der Pulverform, diese in anderen Farben als Weiß anzubieten? Yep. Psychologische Gründe, ganz klar. White Amber & Warm Cotton strahlend hell und sowas von perfekt sauber, dass es oben genannter Bree eine wahre Freude wäre. Frisch geduscht, ordentlich herausgeputzt, sauber – und zwar dank der Aldehyde und der Johannisbeeren. Im Zusammenspiel mit den Blüten wirken diese in der Tat bemerkenswerter Weise wie … Waschpulver, ich habe das Gefühl, wie meine Katze in einem Zuber frisch gewaschener und sonnengetrockneter Wäsche zu sitzen und um die Nase noch rieselig-pudrige Waschpulverspuren zu haben. Das allerdings steigt später um auf Feinspüler, einer, der eventuell einen Namen wie Wüstensand trägt. Feine Anklänge von dem, was man für gewöhnlich dem Durchschnittsbürger an Orientalischem zumuten kann und was dieser mitunter spannend und erotisch findet – sandig-warm, von einer leisen balsamischen Würzigkeit. Und cremig natürlich, vermutlich durch den Jasmin.
Für mich ist White Amber & Warm Cotton überhaupt gar nichts – ich bin nicht der Typ dazu. Dieser sollte weiblich sein und derlei cleane Düfte mögen.
CLEAN Reserve Avant Garden Saguaro Blossom & Sand
„Bright, airy, watery, floral, flirty, feminine, textured petally. Lightens and sparkles select fragrances. Adds an element of dewiness to dryer fragrances.“
Die Ingredienzen:Kopfnote: Zitronenschale, Efeu, Freesie, Verbena; Herznote: Maiglöckchen, Jasmin, Mimose, Mai-Rose; Basisnote: Hölzer, Moschus, Vetiver.
Saguaro Blossom & Sand startet frisch und floral, ein frühlingshafter Garten am Morgen, taubenetzte zarte Blüten, viel Grün, Blattwerk und Gräser, die sanft im Wind wogen. Das Maiglöckchen, das sich alsbald schüchtern in den Vordergrund bewegt, ist ein sauberes, frisches, eines, das absolut nicht pudert, ergo haftet ihm auch kein Vintage-Charakter an. Mich erinnert der Duft hier etwas an Van Cleef & Arpels Muguet Blanc, das ich einmal sehr gerne mochte. Ein Sauberling, aber in allererster Linie ein floraler – oder vielmehr eine sehr saubere Blüte. Saguaro Blossom & Sand ist mehr Sauberling als Blüte, insofern der „echte“ florale Sauberling. Obschon ich eine gewisse Süße entdecken mag zwischen den Blüten, im weiteren Verlauf kommt nämlich noch ein wenig seifige Jasmincremigkeit hinzu, kann ich nicht behaupten, das ich Sand oder warme Noten auf meiner Haut finde. Auf dem Teststreifen sieht es ähnlich aus. Sand, Sand, entdeckt ihn wer?
Der Entdecker sollte im übrigen eine Frau sein – Saguaro Blossom & Sand ist kein Männerduft, hinsichtlich der Damenwelt sehe ich aber wenige Einschränkungen – vielleicht kein Teenagerduft, ansonsten ist alterstechnisch hier alles „drin“, ganzjährig tragbar ist er auch und anlassoffen, welch schönes Wort, oder nicht?
Damit verabschiede ich mich jetzt in den Sonntag, meine Lieben –
einen schönen Tag und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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