… vervollständigen unsere Rezensionsreihe der italienischen Marke, die vor nicht allzu langer Zeit unser Sortiment bereichert hat. Drei Blümelein habe ich schon vorgestellt, Dianthus, Lotus und Osmanthus – mein bisheriger Favorit ist die herrliche Nelkeninterpretation Dianthus. Ob dieses olfaktorische Kleinod heute noch von seinem Thron gestoßen wird? Wir werden sehen 😉
Der Gentleman-Faun – Roburis
„Slivers of bark, dried leaves and peels,
berries and winter fruit.
The dance of fauns,
from deep inside the ground,
arises a rough woody scent.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Zimt, Schwarze Johannisbeere, Wacholder, Elemiharz; Herznote: Zedernholz, Myrrhe, Veilchen, Gewürznelke; Basis: Weihrauch, Tonkabohne, Leder, Ambra.
Ein kantiger Holzduft wird versprochen und von tanzenden Faunen ist die Rede – wenn das da oben einer der Faune ist, tanze ich gerne mal ’ne Runde mit ihm 😉 Spaß und Zoten mal beiseite: Ich mag das Bildmaterial von Acqua di Stresa sehr. Es ist modern, stylish und reduziert, wirkt sehr wertig. Da könnte sich so manche Marke mal etwas abschauen, oftmals gibt es gar kein Bildmaterial zu den Düften geschweige denn deren Hintergrund, den Eigentümern und so weiter und so fort – kann eigentlich nicht soo schwer sein, oder?
Zurück zu unserem kernigen Waldschrat Roburis, der eigentlich auf dem Foto noch mehr Lumbersexual hätte sein können, oder? 😉 Die Zutaten des Duftes lesen sich schon mal spannend, Wacholder und Cassis, Hölzer, Leder, ein paar Harze …
Roburis hält sein Versprechen: Erfrischende und authentisch wirkende fruchtige Anklänge, herb-säuerliche Johannisbeeren und Wacholderbeeren, die auf balsamische, würzig-warme Noten von Hölzern treffen. Ein wenig kontrastierende Schärfe von Gewürznelken, die dazu beiträgt, dem Duft Körper zu verleihen, verhalten samtig-pudrige Anleihen und ein Quentchen kantiges Leder, Glattleder, um genau zu sein. Das harmoniert alles ziemlich gut und macht Roburis zu einem sehr schönen, maskulinen Begleiter, den man sich als Frau aber auch gut einmal ausleihen kann vom „Männe“ 😉
Roburis ist einer jener Düfte, den ich als Immergeher bezeichne: Er steht fast jedem Mann, ist annähernd zu jeder Tages- und Jahreszeit als auch zu jedem Anlass tragbar. Darüber hinaus schafft er den Spagat, sowohl gefällig im Sinne von „massentauglich“ zu sein als auch Charakter zu haben, Eigenständigkeit. Das schätze ich sehr an Düften – erst recht, wenn sie wie im Falle der Acqua di Stresa-Kollektion noch über ein derart attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis verfügen mit 50 bzw. 100ml für 58 bzw. 78 Euro.
Verbenis
„Light wakes on the lake,
morning energy,
dewdrops on your bare feet.
The ceremony of spring
between water and sky.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Verbena, Zitronenschale, Orange; Herznote: Geranium, Neroli, Freesie; Basis: Moschus, Sandelholz.
Ja, ich möchte eigentlich auch morgens aufwachen und ein solches Seepanorama vor dem Fenster haben. Gegen George Clooney als Nachbarn hätte ich auch nichts einzuwenden, allerdings wäre er mir mit seinem Hausschweinchen Max vermutlich noch lieber gewesen als mit seiner Amal, die doch ein wenig prätentiös zu sein scheint, wenn man den Klatschblättern Glauben schenken mag … Den Comer See kann ich mir allerdings nicht leisten, allenfalls noch … was weiß ich, die Mecklenburgische Seenplatte 😀 😉 Träumen wir uns dennoch nach Italien, an den See, an irgendeinen der schönen Seen, die sich in Italien finden. Es ist Frühling, ein Frühlingsmorgen, wir laufen barfuss durch das taufeuchte Gras …
Zugegeben, die Zutaten von Verbenis hören sich nicht besonders spektakulär an, es lohnt sich aber, diesen Leisetreter näher anzusehen: Er ist frisch, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Er schillert fruchtig, sacht floral als auch auf eine „dumpfe“ Weise aquatisch-sauber, die ich auf die Kombination von Freesien und Moschus schiebe und die mich an türkisblaues Wasser erinnert. Der See ist also nah, vollkommen egal, welcher … Zitrische Anklänge spenden ebenfalls Erfrischung, Geranium zaubert grün-minzige Töne, die darüber hinaus grasig wirken und den morgendlichen Spaziergang perfekt nachzeichnen. Ein Quentchen Sandelholz stiftet Sonnenwärme, oder vielmehr die Ahnung derselben, denn die Sonne zeigt sich noch genauso verschlafen wie der morgendliche Flaneur im Garten. Das ist in diesem Falle überaus positiv, macht es Verbenis doch zu einem überaus adäquaten Begleiter für warme, ja, auch heiße Tage. Im übrigen einer, der sowohl Männlein als auch Weiblein gut zu Gesicht steht.
Virens
„Suntanned forearms
turn the motorboat steering wheel,
while wind ruffles the hairs.
Beyond splashes, water ski acrobatics wavy lines.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Artemisia, Zimtblätter, Safranblüte; Herznote: Italienische Strohblume (Immortelle); Patschuli, Ambra; Basisnote: Benzoeharz, Labdanum, Oud, Vanille.
Den Morgenspaziergang von Verbenis haben wir schon hinter uns gelassen und sind auf dem See gelandet. Schönes Boot, schöne Umgebung und auch ein schöner Mann – so lässt es sich leben! Diese visuelle Einstimmung geleitet uns aber auf einen Holzweg – zugegebenermaßen einen schönen.
Virens ist kein aquatischer oder maritimer Duft, mitnichten, das habt Ihr aber vielleicht schon beim ersten Blick auf die Ingredienzen geahnt. Es ist ein Oudduft, ein herrlich harzig-holziger. Balsamisch warm zeigt er sich und würzig, von einer feinen Süße und leisen Rauchschwaden umgeben, darüber hinaus offenbart er eine safranschwangere Ledernote, eine überaus prägnante und charakteristische. Dennoch ist es kein heftiger Oudgeselle, Virens zeigt sich als kraftvoller, aber dennoch gezügelter Vertreter seiner Gattung – und erinnert mich an eine facettierte und zahmere Variante von Le Labos Oud 27 sowie Nishanes Afrika-Olifant.
Insgesamt ein gelungener Einstand für Acqua di Stresa, findet Ihr auch? Mein Favorit ist und bleibt aber Dianthus – diese eine Nelke muss ich haben 😉
Frohes Schwitzen und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
Schreibe den ersten Kommentar