Osmanthus und Lotus von Acqua di Stresa …

… sind heute an der Reihe. Gestern hatte ich bereits Dianthus vorgestellt, der mich überaus für sich einzunehmen vermochte – eine wahnsinnig schöne Nelkeninterpretation, die den Spagat zwischen Vintage und Moderne spielend schafft. Ich habe mir das Pröbchen gleich beiseite gelegt für die nicht ganz so heißen Tage, denn ich könnte mir gut vorstellen, dass er es in mein Duftrepertoire schafft 🙂

Zwei weitere Blümchen sind noch übrig geblieben, die einer Rezension harren, genauso wie drei weitere Düfte der Marke Acqua di Stresa – wie schon angekündigt sind heute die Blumen an der Reihe. Vorhang auf also für Osmanthus und Lotus!

Unverhofft kommt oft – Osmanthus

„End summer dusks,
birds at flight,
shortening days
when Osmanthus blooms.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Ylang-Ylang, Pfirsichblüte; Herznote: Osmanthus, Jasmin; Basisnote: Weißer Moschus, Sandelholz, Vanille.

Osmanthus stammt ja eigentlich aus dem asiatischen Raum, wo man zahlreiche verschiedene Arten des Duftblüte genannten Ölbaumgewächses findet. In Parfums findet meist Osmanthus fragrans Anwendung – das war nicht besonders schwer, oder? 😉 Die sogenannte Süße Duftblüte findet in ihren Heimatländern vielseitige Verwendung, unter anderem auch in Tee – Unbedingt probieren, Schwarz- oder Grüntee mit Osmanthusblüten ist genauso wohlschmeckend wie Jasmintee! – oder in Duftwein (leider noch nie gekostet, würde ich das wahnsinnig gerne mal tun!).

Osmanthusdüfte finden sich einige, für die „Neueren“ unter Euch sei bemerkt, dass wir auch schon diverse im Blog rezensiert haben. In unserem Shop haben wir Euch auch eine kleine Auswahl in unserer Kategorie der Duftempfehlungen zum Thema Osmanthus zusammengefasst – seht hier. Mein persönlicher Favorit ist neben Memos Inlé und Lale von YS Uzac der „Oldie“ von Hermès, Osmanthe Yunnan. An diesen Düften kann man sehr gut erkennen, wie Osmanthus in der Regel umgesetzt wird in der Parfumherstellung: Die Blüten duften nach Aprikosen und/oder Pfirsichen, so setzt man in Osmanthusdüften oft auf  zart-florale und gleichermaßen fruchtige Facetten. Darüber hinaus gewinnen Parfumeure den Blüten auch häufig sanfte (Wild)Ledernoten ab, wie man sie in Osmanthe Yunnan finden kann, der darüber hinaus mit einer schönen Teenote brilliert.

Und in welche Kategorie gehört Osmanthus von Acqua di Stresa? Das werde ich umgehend schnuppernd in Erkundung bringen …

… in eine ganz andere, meine Lieben! Das erkenne ich schon auf den „ersten Metern“. Meines Erachtens nach ist Osmanthus ganz klar ein Florientale, ergo ein floraler Orientale, und zwar einer, der wie sein gestriger Vorgänger Dianthus einerseits einen gewissen Retrocharme ausstrahlt, andererseits aber überaus modern erscheint. Mir kommt beim olfaktorischen Entdecken sofort ein anderer Duft in den Sinn, sehr sicher, weil ich ihn eben erst vorgestellt hatte – Rancés Éléonore, die Rezension ist hier nachzulesen.

Gelbes Steinobst satt, köstliche und saftige Pfirsich als auch Aprikosennoten nehme ich war, von zarten, aber üppig blühenden und in einer Vielzahl vertretenen Blümchen umrankt. Weißblüher, cremig und nektarsüß, die allerdings im Angesicht der Basis, der opulenten und prägnanten, in den Hintergrund rücken. Diese zeigt sich vor allen Dingen sandelholzig: Balsamisch, würzig und vielseitig zeigt sich der Sandel von seiner besten Seite, er wärmt und würzt, dass es eine wahre Freude ist. Die ihm innewohnende Süße wird zusätzlich von feinen Vanillenoten untermalt, während der Moschus die Ränder weichzeichnet.

Balsamische Holznoten von einer ausdrucksvollen würzigen Süße, bisweilen schon fast rauchig anmutend, in jedem Falle aber pudrig, in Kombination mit Aprikosen und Pfirsich – dieses „Duo“ (es ist ja weit mehr als das) macht den Duft aus. Bei oben genannter Éléonore finden sich mehr Harze, unsere Madame ist also schwerer, noch etwas raumgreifender. Dennoch, ich bleibe dabei – Osmanthus ist ein Florientale. Das hätte ich bei dem Namen nicht wirklich erwartet (und zugegebenermaßen auch nicht bei den markeneigenen Bildern). Dennoch ein sehr hübscher Vertreter seiner Gattung.

Am Swimmingpool – Lotus

„Floating soft petals,
sunny lazy afternoons
sitting on the border of a pool.
Soaking legs and drinking frozen cocktails
the long hot summer just passed me by.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Zitrone, Teeblätter, Kardamom; Herznote: Bambus, Jasmin, Seerose; Basisnote: Sandelholz, Moschus.

Sommer, Sonne, Swimmingpool – mmmhh, ich ertrage die ersten beiden momentan kaum, weil mir letzteres fehlt und ein Urlaub momentan auch in eher weiter Ferne scheint … Ob Lotus mich erfrischt? Ich bin gespannt. Lotosblüten in Düften sind häufig, allerdings meist vornehmlich als schmückendes Beiwerk vertreten. Das hat seinen Grund: Sie duften in der Regel wässrig, transparent und zurückhaltend, passen deshalb sehr gut in Bouquets oder in Düfte, die sich dem Meer, der See oder zumindest einem solchen verpflichtet sehen, eventuell auch beheimatet in einer Gartenanlage (will sagen: ein grüner und/oder floraler Duft mit wässrigen Anklängen).

Bei Lotus hat man die Farbigkeit als auch das Bildmaterial ziemlich perfekt gewählt – er wirkt türkisfarben, schillert und erinnert an … ja, einen Swimmingpool, der den weitläufigen Garten einer Villa in Frankreich oder auch Italien ziert …

Zitrisch-prickelnd-säuerliche Zitrone in Kombination mit Tee, das funktioniert immer – so auch im Auftakt von Lotus. Dieser Akkord hält sich allerdings erfreulicherweise auch im weiteren Verlauf, bekommt aber noch Gesellschaft: Zarte, florale Wasserblumen kommen hinzu, die verhalten aquatisch wirken und von sanft-herbem Bambus begleitet werden, der pastellig-hellgrüne Akzente setzt. Die Basis ist von einer feinholzigen Sandelwürze, welche subtile Wärme stiftet, ein klitzekleines Quentchen, gerade genug um die Sonne zu symbolisieren, die den Auftakt zum Pooltag bildet, während der watteweiche Moschus einmal mehr malerisch weichzeichnet.

Lotus ist ein floraler Aquatischer, vielmehr noch ein aquatischer Floraler, der bei warmen Temperaturen Erfrischung spendet und ausgleicht.

Nächste Woche geht es weiter mit den drei letzten Düften von Acqua di Stresa – bis dahin ein schönes Wochenende und frohes Schwitzen meine Lieben!

Herzlichst

Eure Ulrike

 

 

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert