A new star is born …

Die Rede ist, der Insider wird es schon ahnen – von Andy Tauers neuem Duft Orange Star. Die letzten Jahre erfreute sich Herr Tauer einer stetig wachsenden Fangemeinde und somit auch immer größer werdender Popularität. Sein Stern ging auf mit L’Air du Désert, einem ikonengleichen Orientalen, der, absolut zu recht, nicht nur in diversen Internetforen und -boards für Furore sorgte, sondern auch Luca Turins Aufmerksamkeit erregte, welcher ihn in seinem Nischenduftstandardwerk Perfumes – The Guide mit fünf Sternen bewertete. So wurde Andy Tauer, das österreichische das (natürlich) schweizerische Parfumeurswunderkind, selbst zu einem „Star“ der Szene – hatte sich der Autodidakt mit L’Air du Désert doch bereits ein eigenes Denkmal gesetzt. Danach ging es, der Fan wird es wissen, munter weiter mit diversen bemerkenswerten Düften, die alle ein roter Faden verband: Die typische Tauerhandschrift.

Was bei Guerlain die Guerlinade ist (der Signatureakkord des Hauses, die Basis, die in so gut wie allen Guerlaindüften auftaucht, geheim in der Rezeptur – Jasmin, Iris, Tonkabohne, Bergamotte, Rose und Vanille sind wohl enthalten) könnte man bei Tauer durchaus als Tauerade bezeichnen – danke an Nathan Branch, der diesen zutreffenden Neologismus in die Welt setzte.

Ganz abgesehen davon, daß Andy selbst in einem Interview mit der Perfume Posse einräumte, daß er keine sich stetig wiederholende Basis in seinen Düften habe, kein fixes Arrangement an Ingredienzen, so räumt er doch ein, daß es etwas Verbindendes in seinem Werk gibt:

„The signature thing. A truly interesting question. I do not have a set of compounds that you would find in every fragrance of my line. Well, maybe there is this Orris-root line combined with a woody-ambergris interpretation that you find in most of my fragrances. Not if you look at a formula, but if you look at how the fragrance manifests itself. Yes, this probably is one aspect.“

Es ist also nicht unbedingt die Zutat selbst, ob im Singular oder Plural, die Andy Tauers Düfte so unverwechselbar macht (obgleich ich doch schon eine deutliche Präsenz von Birkenteer in vielen Düften entdecke, die ich in der Form nur bei Tauer erlebt habe). Es ist dieses durchdringende Moment, diese Stringenz in den Düften, ihre Entwicklung, ihr Transzendieren, ihre Manifestation.

tauerorangestarIch will es gleich vorwegnehmen: Auch Orange Star ist, natürlich, ein echter Tauer. Und er trägt die olfaktorischen Initialen eines echten Tauers, wenn man so will. Somit wird er nicht jedem gefallen, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder etliche Nasen in Verzückung versetzen. Er ist nämlich, wie alles von Tauer – sehr eigen, ziemlich besonders und einzigartig.

Wer Tauer kennt wird schon ahnen, daß weder Hesperiden noch Orangenblüten bei ihm so umgesetzt werden, wie man sie eventuell aus den üblichen Verdächtigen, jenen vielen Sommerdüften kennt, die mit derlei Ingredienzen aufwarten.

Als echter Tauer ist auch Orange Star ein Duftchamäleon: Grüne Mandarine und Clementine, die ich ohnehin andauernd verwechsele, geben sich im Auftakt ein mächtiges Stelldichein. Jene legen einen Quickie hin, nämlich einen Schnellreifungsprozeß, entwickeln sie sich doch innerhalb kürzester Zeit zu saftig-reifen Früchten. Zitronengras, zitrisch-prickelnd wohnt diesem bei und bereitet der geneigten Nase eine deftig fruchtige Impression – gleißend stellt sich der Duft dar, allumfassend und ziemlich over the top, im positiven Sinne. Das Tauersche Strahlen, die Präsenz des Duftes, durchdringend. Die Wärme aus der Basis hält langsam Einzug und durch Patchouli tun sich ungeahnte erdige sowie erdende Tiefen auf, die hervorragend mit der von Orangenblüten glänzenden nektarsüßen Seifigkeit korrespondieren. Im weiteren Verlauf gewinnt der Duft an Cremigkeit und Holzigkeit und klingt in einem güldenen, animalisch angehauchten Ambralager aus, bei welchem ich schwören könnte, das sich unter dessen Laken sicher irgendwo noch ein Quentchen Weihrauch versteckt hält…

Die Ingredienzen: Clementine, Mandarine, Zitronengras, Orangenblüte, Veilchen, Vanille, Ambra, Patchouli, Ambreine.

Mir persönlich sagt – ohne Tauers Hintergrund zu der Namensgebung zu kennen – die Assoziation eines Sternes mit diesem Duft sehr zu. Ich sehe in ihm jenes Strahlen, jenes Funkeln verwirklicht, welches man mit Sternen verbindet – und dasjenige Moment, welches ich oben als für mich Tauertypisch herausgestellt hatte. Ich bin sehr gespannt, was ihr von dem Duft haltet!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Auf dem Foto seht Ihr das neue Corporate Design von Herrn Tauer – so werden in Zukunft alle Düfte präsentiert werden.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

9 Kommentare

  1. Angelika
    22. April 2010
    Antworten

    Danke für die tolle Beschreibung, ich kann’s gar nicht erwarten, den Duft kennenzulernen! (und, pssst, Andy ist ein Schweizer, auch wenn ich gern so einen Createur in Österreich hätte ;-))

  2. Almut
    22. April 2010
    Antworten

    auch ich bin schon sehr gespannt auf den neuen tauer, bin ich doch ein grßer fan seiner parfumeurskunst. auch wenn ich oftmals lieber an ihnen rieche, als sie zu tragen, denn dazu muss ich stets in stimmung sein. seine düfte sind ja alles andere als charakterlos und wenn man sich damit beduftet ohne wirklich lust darauf gehabt zu haben, kann das ein unangenehmer tag werden 😉

  3. 22. April 2010
    Antworten

    Oh ….. das klingt ja verführerisch …
    ich bin schon ganz gespannt darauf!

  4. Valeria
    22. April 2010
    Antworten

    Auf diesen Duft bin ich schon ewig gespannt, seit ich Andy´s Blog verfolge warte ich voller Ungeduld auf den Tag der Lancierung.
    Wann erwartet ihr ihn denn in eurem Sortiment?

  5. Ulrike
    22. April 2010
    Antworten

    Natürlich kommt Andy aus der Schweiz *kopfschüttelübermichselbst* – danke liebe Angelika!
    Manchmal denkt man an links und fährt dann rechts, gelle? 😉 😉
    Ich bin ja sowas von gespannt auf Eure Meinungen zu dem Duft und wie er so ankommt!
    Er kommt voraussichtlich Anfang Mai ins Sortiment.

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

  6. Petra
    14. Mai 2010
    Antworten

    Hallo Uli,

    ich zitier Dich grad mal:
    „….bei welchem ich schwören könnte, das sich unter dessen Laken sicher irgendwo noch ein Quentchen Weihrauch versteckt hält…“

    Nicht nur ein Quentchen meine Liebe :-)))
    Dieser Duft ist eine Reise vom südländischen Garten – in die Küche – in den Keller…

    Im Garten bekomme ich geradezu einen Orangen-Flash. Wow – da beamt es einen fast weg. Dieses Bad in frisch gepresstem Orangensaft „beruhigt“ sich aber recht schnell und – nun geht es in die Küche – und der Duft wird zu einem warmen-geschmeidigen, süßen Christstollenteig mit viiiieeel Orangat 🙂 (die liebe Ratna hatte diese Assoziation erwähnt und sie stimmt 100%ig) Herrlich, warm, weich, umhüllend, Gewürze, Orangat, der cremige-geschmeidige Teig… und ab diesem Zeitpunkt für mich ein absoluter Winterduft-Kandidat.
    Zuguterletzt trage ich das übrig gebliebene Orangat in den Keller 😉 Und da ist er – der Weihrauch. Der drydown riecht an mir original wie Messe de Minuit von Etro mit einem süßen (leicht seifigen) Orangenhauch.

    Wie ich schon gehört habe, kommt der Weihrauch nicht bei allen raus. Viele haben im drydown das von Dir erwähnte Holz gerochen. Dies rieche ich nicht – bin aber mit dem Weihrauch auch sehr glücklich 🙂

    Wie auch immer – das ist ein waschechter TAUER und ein Duft der definitiv auf der Haut getestet werden muß.

    lg, Petra

  7. Ulrike
    20. Mai 2010
    Antworten

    Witzig – mal wieder die Hautchemie 🙂
    Danke für Deine Duftbeschreibung!
    Und yep, auf jeden Fall testen, das sehe ich genauso liebe Petra.

    Liebe Grüße,

    die Uli.

  8. Constanze
    24. Mai 2010
    Antworten

    Und ich wunderte mich schon, wieso kein Weihrauch aufgeführt ist und dachte, meine Nase spinnt :). Aber gut, andere riechen ihn offenbar auch… Und es ist nicht nur ein Hauch. Toller Duft und auch sehr schöner Artikel.

    LG Constanze

    • Ulrike
      25. Mai 2010
      Antworten

      Dankeschön 😉

      Liebe Grüße zurück – Uli.

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